Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

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mops
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Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von mops »

Hallöchen zusammen,
in der FAZ stand heute ein kurzer Artikel über den neuen Judo-Cheftrainer und seine Tätigkeit bei der Stasi.
Was haltet ihr davon?
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Lippe
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Lippe »

Unkommentiert stelle ich hier mal Links zur Verfügung: Der Link vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) kam dazu, weil ein Beitrag des RBB als Referenz im FAZ Artikel angegeben ist.

Keine Ahnung, warum der Link der FAZ hier im Forum nicht richtig angezeigt wird...
tutor!
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von tutor! »

Ein schwieriges, ein sehr schwieriges Thema, vor allem, wenn man wie ich Detlev Ultsch kennt und auch schätzt. Ich kann auch zu ihm selbst nichts schreiben, möchte mich jedoch zu damaligen Umständen aus Sicht eines westlichen Judoka äußern.

Wann immer wir auf Turnieren Judoka aus der DDR sahen: sie waren stets in Begleitung und stets unter Aufsicht von Stasi-Offizieren. Diese waren für uns meist leicht zu erkennen. Mehr als drei Worte mit den Gegnern zu wechseln war selten möglich - im Westen schon gar nicht, in einem Ostblockland schon eher. Mit den Judoka aller anderen Nationen wurde immer reichlich Tauschhandel betrieben: Devisen, Kaviar usw. Einmal bin ich dennoch mit einem Konkurrenten ins Gespräch gekommen und wollte ihn zu einem Bier einladen - das haben wir erst 20 Jahre später miteinander trinken können.

Nach den Wettkampfreisen wurden die Ost-Sportler befragt und es wurden Berichte über deren Verhalten geschrieben. Diese finden sich sicher noch in den Archiven und wenn ich z.B. lese:

Bei seinen bisherigen Auslandsaufenthalten verhielt er sich beispielhaft und klassenbewusst. Er ist in der Lage, politisch richtig zu reagieren und zu entscheiden.“ (http://www.rbb-online.de/_/fernsehen/ma ... 18667.html)

weiß ich, dass sich hier ein Sportler so weit an die "Regeln" gehalten hat, dass er weiter Leistungssport treiben konnte. Ein fehlender Nachweis von "Republiktreue" konnte das Aus für einen Sportler bedeuten.

Sicher ist es richtig, darauf aufmerksam zu machen, wenn die Prüfung einer Stasi-Vergangenheit nicht gründlich erfolgt ist, jedoch wird in diesem Artikel Detlev eigentlich nur als Beispiel für schwache Prüfung benannt. Dieser Artikel darf jetzt nicht dahingehend missverstanden werden, dass jemand Detlev gegenüber konkrete Beschuldigungen vorgebracht hätte.

Dem DJB aber vorzuwerfen, aus Medaillen-Geilheit nicht hingeschaut zu haben ist eine Frechheit!
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Fritz
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Fritz »

Er war beim Wachregiment, andere waren das auch, na und?

Solange die Partei, welche solche Dinge wie die Stasi und dessen Wachregiment eingebrockt hat,
weiterhin "Einheitspartei" spielen darf und gewählt werden kann, halte ich
es für eine Frechheit, Leuten, die "damals" _legal_ und wahrscheinlich im guten Glauben etwas Gutes zu tun,
bei offiziellen staatlichen Stellen gearbeitet haben, dies heute noch vorzuhalten.

Wenn er als Hauptmann gegen Gesetze verstoßen u. persönlich jemandem absichtlich geschadet haben sollte,
ja dann gehört das juristisch geklärt,
aber die Tätigkeit dort allein als Grund zum Hetzen zu nehmen, ist unverschämt.

Jetzt gibt es auch Sportsoldaten, die haben auch teilweise höhere Dienstränge,
daraus irgendetwas Negatives zu schlußfolgern, ist einfach nur dumm.

Das schreibt die wikipedia dazu
http://de.wikipedia.org/wiki/Wachregiment_Feliks_Dzierzynski hat geschrieben:Im Wachregiment wurde die Wehrpflicht als WED (Wehrersatzdienst) abgeleistet. Die Dienstzeit für Wehrpflichtige betrug drei Jahre. Einberufen wurde im Gegensatz zur NVA bereits im April und September/Oktober, also einen Monat früher.

Zum Wehrdienst im Wachregiment wurden ausschließlich Rekruten aus als politisch besonders zuverlässig geltenden Familien eingezogen, wobei ein ausdrücklicher Wunsch des Wehrpflichtigen nur in einigen Fällen eine gewisse Rolle spielte. Grundsätzlich wurden eventuelle Rekruten bereits durch die entsprechenden MfS-Kreis- und Bezirksdienststellen ausgewählt und anschließend der Einberufungsbehörde (Wehrkreiskommando) als eventuelle Anwärter für das Wachregiment Berlin genannt. Mit den Rekruten fand in der Mehrheit aller Fälle kein Vorgespräch statt, sondern sie wurden zur entsprechenden MfS-Kreis-oder Bezirksbehörde bestellt, wo die Betroffenen auf ihre politische Zuverlässigkeit hin geprüft wurden und ihnen ein dreijähriger Wehrdienst vorgeschlagen wurde. Diese Auswahl für „Dreijährige“ nahm ihren Anfang immer in den Wehrkreiskommandos der Bezirke, die die führende Übersicht über alle einzuziehenden Jahrgänge innerhalb der DDR hatten. Gegen die elitäre Vorauswahl durch die Stasi konnte sich kein Wehrkreis-bzw. Wehrbezirkskommando verwehren. Die Stasi inspizierte grundsätzlich alle Wehrpflichtigen, die sich zu einem dreijährigen Wehrdienst bereit erklärt hatten und selektierten aus diesem Bestand ihre Rekruten heraus. Im Wachregiment wurden keine Reservisten eingesetzt, dass heißt, dass Soldaten, die im WR ihren Dienst abgeleistet hatten, in der Regel nicht wieder in das WR eingezogen wurden.
(Hervorhebungen von mir)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Lileu »

Fritz hat geschrieben: ...
Solange die Partei, welche solche Dinge wie die Stasi und dessen Wachregiment eingebrockt hat,
weiterhin "Einheitspartei" spielen darf und gewählt werden kann, halte ich
es für eine Frechheit, Leuten, die "damals" _legal_ und wahrscheinlich im guten Glauben etwas Gutes zu tun,
bei offiziellen staatlichen Stellen gearbeitet haben, dies heute noch vorzuhalten.
Ich kenne weder den Bundestrainer persönlich noch kenne ich seine Geschichte.
Das unsere Medienberichterstattung aus einer Mücke einen Elefanten machen kann ist mir bewusst und man darf nicht unterschätzen, welchen Schaden das öffentliche Ansehen der angeprangerten Person dadurch nehmen kann.
Aber das die Tätigkeiten in einer Amtsposition aufgrund von Legalität, guten Glaube, etc. frei von Verantwortung machen soll, das sehe ich nicht so. Vor 60 Jahren gab es hier schon ähnliche Diskussionen zu.
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Fritz
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Fritz »

Aber das die Tätigkeiten in einer Amtsposition aufgrund von Legalität, guten Glaube, etc. frei von Verantwortung machen soll, das sehe ich nicht so.
Natürlich hat jeder eine Verantwortung - allerdings nur für die Handlungen, die er selbst tut bzw. tun läßt!
Wenn er als Hauptmann jemanden absichtlich geschädigt hätte - wie gesagt - daß müßte juristisch beurteilt werden.

Aber vor dem Hintergrund, daß den Leuten bzw. der Partei, welche letztendlich die Verantwortung dafür hatte, daß es so etwas
wie dieses Wachregiment gab, zugestanden wird, daß sie sich "geändert" haben soll und jetzt zum Grundgesetz bekennt, und deshalb diese
Partei jetzt immer noch in der Politik mitmischen darf, solange ist ein absolute Verlogenheit und Niederträchtigkeit,
bei Menschen, die von den verlogenen Verheißungen dieser Partei u. deren Staats-System getäuscht und
letztendlich benutzt wurden, noch jetzt - 20 Jahre danach - nach Berufsverboten zu schreien. Denn das ist es, worauf es hinaus läuft.

(Und gleichzeitig liest man _heute_ dies: http://www.bild.de/BILD/news/politik/20 ... eiten.html)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von tutor! »

Der entscheidende Punkt - und der ist nur aus der Perspektive der damaligen Situation zu beurteilen - ist der, ab wann von einem Mitarbeiter eines staatlichen Organs erwartet werden kann und muss, dass er unrechtmäßiges Handeln des Staates erkennen und sich der Erfüllung des dienstlichen Auftrags entziehen kann. In diesen Konflikt gerät natürlich kein Professor, der ein gut bezahlter Diener des Staates ist, der aber die "Freiheit der Lehre und Forschung" gesetzlich garantiert hat - so jemand hat dann gut reden.

Damit mich jetzt aber niemand falsch versteht: ich persönlich sehe schon jeden einzelnen in einer persönlichen Verpflichtung. In meinem Amtseid musste ich übrigens in etwa sagen ".... dass ich Recht und Gesetz beachten werden (!) und Gerechtigkeit gegenüber jedermann walten lassen werde". Es gibt auch die berühmte Untersuchung von Milgram zu Autorität und Gehorsam, die jedem zu denken geben sollte, der in diesem Feld Bewertungen vornehmen möchte.

Es gab im damaligen Ostblock - und so war es auch in der DDR - drei Träger des Leistungssports und damit drei Leistungszentren:
- Universität (--> DHFK Leipzig)
- Armee (--> Frankfurt/Oder)
- Polizei, zumeist Geheimpolizei (--> Dynamo Hoppegarten Berlin)
(Bitte korrigieren, falls sich ein Fehler eingeschlichen hat - ich bin aus dem Westen!)

Wer Leistungssport machen wollte, war demnach:
- an der Uni proforma eingeschrieben,
- Armeeoffizier,
- Polizeioffizier
Einen vierten Weg gab es nicht. Nach meiner Erinnerung war zur Zeit von Detlev Ultsch Dynamo Hoppegarten der stärkste Club und z.B. auch Europacupsieger. Die Sportler waren Vollprofis und hatten keinen (oder so gut wie keinen) Dienst bei Ihrer Einrichtung.

Dasselbe Konzept wurde und wird auch im Westen praktiziert. Es gibt schon sehr lange die Sportfördergruppe der Bundeswehr für Wehrpflichtige, aber auch für Zeitsoldaten (auch Soldatinnen!). Daneben engagiert sich seit einiger Zeit auch die Bundespolizei. Die Sportler sind sehr weitgehend vom Dienst freigestellt und können praktisch Fulltime-Sport machen.

Was passiert eigentlich mit diesem Artikel - was wollen die Initiatoren?
--> darauf aufmerksam machen, dass man sorgfältig prüfen soll, wer ein Land international repräsentiert? --> volle Zustimmung!
--> darauf aufmerksam machen, dass dies nicht immer umfassend erfolgt ist? --> wenn es stimmt, auch volle Zustimmung!
--> Detlev Ultsch allein die Zugehörigkeit zu seinem damaligen Club vorwerfen? --> Hier ist die Grenze zur persönlichen Diffamierung deutlich überschritten!

Je mehr ich darüber schreibe, desto mehr überkommt mich eine unbändige Wut: Hier wird bislang nichts anderes gemacht, als dass einem Sportkameraden vorgeworfen wird, dass es in der DDR nur diese drei Träger des Leistungssports gab und dass für jemanden, der nicht studiert hat, die Frage schlicht lautete: Frankfurt/Oder oder Berlin.

Sollte Detlev jedoch auch etwas anderes gemacht haben als Sport, sollte dies aufgeklärt werden - aber so lange gilt bitte für ihn uneingeschränkt die Unschuldsvermutung und das allgemeine Menschenrecht der Menschenwürde und des Schutzes der Privatsphäre. Gerade jene, die das damalige System der DDR besonders verurteilen, werden das sicherlich in besonderer Weise verstehen und unterstützen.
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kanou65m
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von kanou65m »

und wie soll jetzt der DJB mit diesem Thema umgehen?
Wird die Öffentlichkeit irgendeine Stellungnahme erwarten können oder wird das Thema ignoriert?
Keine leichte Entscheidung.
tutor!
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von tutor! »

kanou65m hat geschrieben:und wie soll jetzt der DJB mit diesem Thema umgehen?
Wird die Öffentlichkeit irgendeine Stellungnahme erwarten können oder wird das Thema ignoriert?
Keine leichte Entscheidung.
So wie ich Peter Frese seit über 30 Jahren kenne, wird er:
  • alle verfügbaren Unterlagen einsehen und ergebnisoffen prüfen
  • mit allen Beteiligten - auch mit DOSP-Präsident M. Vesper - sprechen
  • angemessen reagieren, sobald alle Fakten offen liegen
  • bis dahin aber alles intern lassen, um die Beteiligten zu schützen
Eines wird er mit Sicherheit nicht tun: den Kopf in den Sand stecken und ignorieren.
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MrK
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von MrK »

Den einzigen gesicherten Vorwurf, den ich aus den Artikel herausnehmen kann, ist daß die Überprüfung noch nicht stattfand. Da Judo nun mal olympisch ist, gibt es ein gewisses Interesse der Medien und die berichten nicht nur positiv.
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Hofi
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Hofi »

Hi!
Nach dem bisher bekannten kann ich nur sagen: Na und. Es gab damals nur sehr wenige Möglichkeiten in der DDR Leistungssport zu machen, Ultsch daraus allein einen Vorwurf zu machen, ist Unsinn. Sofern die Überprüfung bisher nicht oder nur oberflächlich gemacht wurde, sollte das natürlich nachgeholt werden.
Was mich aber an Diskussionen dieser Art immer stört, ist die moralische Keule, die gerne gerade von denen geschwungen wird, die es als ganz normal empfanden, das Leute mit einer ziemlich braunen Karriere in der Bundesrepublik zu Amt und Würden kamen.
Insofern würde ich das Thema nach Abschluss der Überprüfung (sofern sie denn ohne negativen Befund ausgeht, was ich jetzt einfach mal vermuten würde) ohne große Erklärung für beendet erklären. Mehr als ein: Wir haben die Unterlagen überprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass kein Handlungsbedarf besteht, möchte ich davon gar nicht hören. Wenn überhaupt. Mit jedem Wort, jedem Detail mehr gibt man hier nur Angriffsfläche für eine Diskussion, die nur Schaden bereiten kann aber keinerlei Nutzen bringen wird.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Gast

Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Gast »

Na ja, dass ist so eine Sache mit den Überprüfungen durch verantwortliche Stellen bei Gauck.
Wer war der Verantwortliche? Es sieht so aus, als "schiebe man hin und her".

Richtig ist schon, jeden der als Angehöriger des MfS, hier Felx D., nicht nur aktenmäßig zu überprüfen. Personalakten wurden oft "bereinigt" -
Sollte man Detlef U. nichts vorzuwerfen haben, kann man sich die Diskussion ersparen. Evlt. begangene Straftaten sind sowieso verjährt und schwerwiegende dürften längst bekanntgeworden sein.

Mit "moralischen Fingerzeig" kommen wir nicht weiter -

Da gibt es andere Personen, denen man hätte auf die Finger klopfen müssen -

Daher sollte man Detlef U. in Ruhe weiter arbeiten lassen.

PS: Eine kleine Provokation: "Blauäugig" darf man nicht sein, wenn man sich mit dem MfS auseinandersetzt. Das "MfS" ist und war keine "Spielweise". Es war weisungsbefugt auf allen Ebenen und Lebensabschnitten.
Holger König
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Holger König »

Hier sollte man erstmal klären, bei welcher Einheit er war. Die NVA (Sportvereinigung ASK), die Volkspolizei und das Ministerium für Staatssicherheit (beide Sportvereinigung Dynamo) hatten in diesen Verbänden hauptamtliche Trainer im Offiziersrang (die nur bei offiziellen Anlaß Uniform, im "Dienst" wie jeder Trainer nur Sportkleidung trugen). Auch freigestellte Sportler hatten Offiziersränge (so z.B. die Boxer Henry Maske und Axel Schulz und ihr Trainer Manfred Wolke waren Offiziere der NVA im Klub ASK "Vorwärts", Frankfurt Oder). Das Leistungszentrum des DDR-Judo-Sports war Dynamo Hoppegarten (VP oder Stasi?), so daß also alle Dynamo-Judoka und ihre Trainer einen Offiziersrang trugen.
Heute hat die Bundeswehr ihre Sport-Kompanien. Welche Dienstgrade die Sportler und Trainer tragen, läßt sich sicher feststellen.
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Shinbashi
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Shinbashi »

Es ist so wie andere hier schon schrieben: Die Sportler die nicht an der DHFK Leipzig waren, hatten Ränge bei Militär oder Polizei ohne wirklich Dienst zu tun.
Es waren Sportsoldaten. Jens Weißflog war auch Offizier - na und?
Die hatten mal zu Repräsentationszwecken die Uniform an - das war`s.

Viel schlimmer finde ich die Ratten, die jetzt aus dem Loch kriechen und mit Dreck werfen!
Ich kann gar nicht soviel essen wie ich kotzen muß!
Im Westen gab es genug MfS-Zuträger und DDR-Sympathisanten.
Also erstmal vor der eigenen Türe kehren.

Shinbashi
Gruß
Shinbashi

Wären Hunde Katzen, könnten sie auf Bäume klettern
Holger König
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@Shinbashi

Beitrag von Holger König »

Nicht nur Stasi-Zuträger, sondern es gab und gibt auch heute noch Wessis, die für BND, MAD und Verfassungsschutz ihre Nächsten bespitzeln oder die für ausländische Geheimdienste (sowohl "Freund-Dienste" aus NATO-Staaten und Israel, als auch sonstige Staaten) arbeiten.
Der Fehler war, daß die Bürgerbewegungen von 1990 nicht im Westen auch die Geheimdienste auflösten.
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Re: Detlef Ultsch - Stasi Offizier

Beitrag von Holger König »

Die Leistungssportler, Trainer und Funktionäre in der Sportvereinigung Dynamo (z.B. Hoppegarten (Judo) oder Berlin und Dresden (Fußball), Berlin und Weißwasser (Eishockey)) waren anteilig beim MdI (Volkspolizei) bzw. MfS (möglicherweise auch bei der Zollverwaltung) angestellt. Die "Berufswahl" erfolgte entweder, wenn Jugendliche bei den Dynamo-Breitensport-"Vereinen" (BSG-Status) für den Leistungssport ausgewählt wurden bzw. von anderen BSG an die Leistungszentren delegiert wurden. Außer einer militärischen Grundausbildung hatten die Sportler nichts mit den "bewaffneten Organen" zu tun.
An der DHFK gab es keine "Pro-Forma-Studenten". Jeder Leistungssportler absolvierte (ggf. unter kräftiger Überschreitung von Regelstudienzeiten) tatsächlich ein Studium, z.B. um als Diplom-Sportlehrer (Gab es auch Studiengänge in Sportmedizin o.ä.?) entweder hauptamtlicher Trainer oder Sportlehrer an einer Schule zu werden.
Interessanter wäre es, zu erfahren, ob und wenn ja wo echte Stasileute z.B. Funktionäre waren (ich meine dabei nicht Club-Präsidenten wie Mielke, der als Grüß-August der Präsi von BFC Dynamo war), sondern getarnt wirkende Offiziere (sog. OiBE).
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