@Kastow:
Du bringst da ein paar Dinge durcheinander ...
Klar, das klassische Ringen leidet (zumindest hierzulande) darunter, daß es am Nachwuchs fehlt.
Nur ... die Dinge, von denen ich sprach, haben mit dem Ringen, wie es die meisten kennen ("böhmisch-katholisch" und Freistil) nur noch wenig gemein.
Die Grappling-Turniere haben regen Zulauf - ich sehe das schließlich, wenn ich dort bin!
Und das Schöne daran ist, daß all die Grappler, (seien sie nun Sambokämpfer, BBJ-Leute oder was auch immer) NICHT Mitglied in einer bestimmten Organisation sein MÜSSEN, um an diesen Turnieren teilnehmen zu können.
Daher findet
formal sicher kein nennenswerter Zuwachs an Mitgliedern statt ... aber de facto hat Grappling einen enormen Zulauf.
Da das alles noch in der Anfangs- und Organisationsphase steckt, klemmt hier und da schon mal die Säge, aber ich denke, das sich das bald einpegeln wird.
Übrigens ist mir da ein Phänomen aufgefallen, von dem ich noch nicht weiß, wie ich es werten soll: alles, was "grappelt", ist älter als 16 Jahre.
Mir persönlich ist kein Gym bekannt, wo Kinder unter 16 Grappling trainieren.
Scheint auch (bisher) nicht nötig zu sein ...
Die "Grappler" rekrutieren sich bisher aus (erwachsenen) Ringern, Sambo-Kämpfern, Jungs vom Luta-Livre und BJJ ... und eben ein paar wenigen Jûdôka.
Interessant vielleicht auch, daß die MMA-Jungs großer und bekannter Teams diese Grappling-Turniere als Möglichkeit nutzen, ganz entspannt ihre Ringkampf-Fähigkeiten zu testen und zu verbessern.
Davon wiederum proftiert die Grappling-Liga ...
Und wenn ich sehe, wie unglaublich innovativ dort bspw. im Boden gekämpft wird, und was man da gerade im "no gi" für exzellente Techniken zu sehen bekommt ... und daß es nicht einen einzigen Kampf gibt, der durch "Festhaltegriff" entschieden wird, sondern daß alle Kämpfe, die im Boden entschieden werden, durch Hebel oder Würge beendet werden ... dann finde ich das einfach großartig. Dynamische Kämpfe, technisch sehr sauber, sehr innovativ ...
Tut mir leid, aber dagegen wirken Sportjudo-Wettkämpfe einfach altbacken und langweilig und regelüberladen.
Nein, mir geht es NICHT darum, Sportjudo-Wettkämpfe zu "bashen".
Aber es gibt eben auch eine sehr, sehr interessante "Grappling"-Welt außerhalb des klassischen Ringkampfs und außerhalb der Sportjudo-Wettkämpfe.
Im Grappling agieren die Kampfrichter sehr entspannt, sehr zurückhaltend, die Regeln sind extrem simpel, jeder kann sie sofort verstehen ... und die freundschaftliche Atmosphäre der Grappling-Turniere habe ich bei Sportjudo-Wettkämpfen nie erlebt.
Ja, man kämpft, daß die Fetzen fliegen, aber man kennt und schätzt sich und ich habe dort immer eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Es ist übrigens auch kein Problem, daß sich dort Teams mal eben von anderen Teams Kämpfer "ausleihen".
Besonders erfreulich finde ich, daß nun festzustehen scheint, daß es demnächst auch regelmäßig Turniere und "open mats" nach (stark vereinfachten) Sambo-Regeln geben wird und daß dann auch Tritte und Schläge ganz selbstverständlich und im Vollkontakt zugelassen sind.
(Zwei von meinen Jungs haben letztens übrigens ein solches Sambo-Turnier gewonnen ...)