Ehrenkodex für Trainer

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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bushi7
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Ehrenkodex für Trainer

Beitrag von bushi7 »

Der unerfreuliche Beitrag von @goofy im Bereich "Spiele - Das U-Boot-Spiel" hat mir doch etwas Kopfschmerzen bereitet. :angry4

Nicht zuletzt deshalb möchte ich Trainer und angehenden Trainern diesen Link ans Herz legen. Er soll allen Verantwortlichen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Menschen ein Leitfaden sein.

http://www.der-uebungsleiter.de/web/ehrenkodex.php

Wenn der Grundtenor verstanden wird, dann erübrigen sich viele Regelungen und Ordnungen.

Hier ein Teil der Präambel:

Der Ehrenkodex für Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport basiert auf dem Prinzip der Verantwortung für das Wohl der Sportlerinnen und Sportler. Er ist ein selbstauferlegter Kanon von Pflichten und stellt ein in Worte gefaßtes, traditionell gewachsenes, sittlich angestrebtes und gewissensbestimmtes Standesethos dar. Er ist die immer neu zu prüfende moralische Grundlage für ein eigenbestimmtes berufliches Selbstverständnis im Rahmen unseres freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens unter strenger Beachtung der Würde des Menschen und der Bürgerrechte. Er ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung einer Berufskultur, die sich der menschlichen Leistung und der Prämisse von Humanität verpflichtet fühlt.

Der Ehrenkodex hat normen- und wertbegründete Orientierungen für die Gesinnung und das Handeln im Bereich des Trainings und Wettkampfes zum Inhalt. Diese Orientierungen sind im Grundsatz an einem "humanen Leistungssport" sowie am Wohl von Kindern und Jugendlichen, an der "mündigen Athletin" und am "mündigen Athleten" ausgerichtet. Die damit verbundenen Verpflichtungen sind von der Überzeugung getragen, daß Leistung und Humanität, Sieg und Moral, Erfolg und persönliches Glück nicht nur miteinander zu vereinbaren sind, sondern sich auch gegenseitig bedingen. Dies bedeutet:

Die durch Training zu erreichenden Leistungssteigerungen dürfen nur durch humane Maßnahmen verwirklicht werden.

Die Erfolge im Wettkampf sind unter Befolgung der jeweils geltenden Regeln und unter Beachtung des Fairneß-Gebots anzustreben. Dabei gilt:

Die Würde des Menschen hat in Training und Wettkampf immer Vorrang!


Mal ehrlich, wer kannte das bereits???
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

Abundzu laufen einem derartige Pamphl.. ähm...
Aufsätze schon über den Weg...

Besonders schön finde ich das hier
Sie berücksichtigen bei Minderjährigen immer auch die Interessen der Erziehungsberechtigten.
Und das Wort "human" wird mir auch etwas arg überstrapazipiert...
Also ich find es ganz schön inhuman, wenn Leute gewürgt werden
und absolut erniedrigend, wenn im Randori oder Wettkampf jemand
gezwungen wird aufzugeben... ;-)

Sind wie immer ein Haufen Selbstverständlichkeiten und Allgemeinsätze
aufgeschrieben, wahrscheinlich von hauptamtlichen Funktionären
oder ähnlichem...

Ich sag mal so: Wer schon einen plakativen Kodex braucht,
um vernünftig als Trainer zu arbeiten, der ist irgendwie sowieso
arm dran...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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bushi7
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Beitrag von bushi7 »

Fritz hat geschrieben:Ich sag mal so: Wer schon einen plakativen Kodex braucht,
um vernünftig als Trainer zu arbeiten, der ist irgendwie sowieso
arm dran...
Ja Fritz, da hast Du wohl insgesamt recht. Aber wie Du ja selbst an dem Dissens in so grundsätzlichen Fragen (U-Boot-Spiel) erkennen kannst, brauchen es einige Trainer wirklich.

Nach den Vorkommnissen im Eiskunstlauf haben sich tatsächlich Funktionäre ihre Gedanken gemacht. Humanität ist halt einfach im Miteinander der wesentlichste Bereich. Nicht umsonst haben die Väter des Grundgesetztes diesen Paragraphen an erster Stelle gesetzt.

Leider sind aber nicht nur die Trainer arm dran, die einen Kodex brauchen, ärmer sind die dran, die einen solchen Trainer haben, oder unter diesem trainieren müssen.

:sad3
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

Leider sind aber nicht nur die Trainer arm dran, die einen Kodex brauchen, ärmer sind die dran, die einen solchen Trainer haben, oder unter diesem trainieren müssen.
Müssen?
Niemand "muß"...! :-(

Das ist nämlich die zweite Seite der "Mündigkeit", welche
in Deinem ersten Beitrag aus dem "Kodex" zitiert wird...
(ok, ok Kinder sind per Gesetz und Reife unmündig, aber dafür
haben sie ja ihre Eltern...)

Ich würde auch das U-Boot-Spiel (o.ä.)
nicht überbewerten, finde es zwar irgendwie idiotisch, auf ner Matte Wasser zu verschütten (geht vielleicht
bei ner Plastematte), aber es kommt a) niemand zu körperlich
zu Schaden und b) naja, wenn es, wie in dem einen Beitrag
angedeutet, dazu dient, daß ne Gruppe nen "Besserwisser"
"verarscht", warum nicht... hat irgendwas mit "Sozialisation"
zu tun ;-)
Aber nicht falsch verstehen: Wenn ein Trainer oder Übungsleiter
sagt: Spielt mit dem und dem dieses Spiel, weil...
dann ist das auch in meinen Augen aus den von Dir angeführten
Gründen verwerflich. Wenn die Gruppe von sich aus
diese Spiel sozusagen als "Taufe" oder wie auch immer, durchführt,
dann kann man es ruhig als Jux werten und "nicht mitkriegen" solange
es nicht eskaliert...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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bushi7
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Beitrag von bushi7 »


Müssen?
Niemand "muß"...! :-(
Mit "muß" habe ich natürlich bewusst die Alternative ausgeschlossen, mit dem Judo aufzuhören. Glücklich kann noch sein, wer einen zweiten Judoverein in der Nähe hat. Im Normalfall kann man entweder aussteigen, oder muss die Situation so akzeptieren.

Ein solches Spiel z.B. als Taufe durchzuführen, ist natürlich grundsätzlich etwas anderes, wenn es an geeigneter Stelle dann gemacht wird, also ausserhalb vom Dojo. (Vielleicht wurde im Kader ja auch ein neues Mitglied getauft) Ich selbst würde mich als Trainer für so etwas aber nicht hergeben.

Als Erziehung von Besserwissern lasse ich es nicht durchgehen. Ich sehe hier durchaus eine subtilere Form der Gewaltanwendung. Ich sehe eine Handlung als solche auch dann an, wenn diese geeignet ist, eine andere Person lächerlich zu machen bzw. diese in der Würde herabzusetzen oder zu verletzen. Sie ist halt psychischer Natur und genau das ist im Kindertraining einfach perfide. Es findet auf einem Niveau statt, dem Kinder einfach nichts entgegensetzen können. Es ist für mich eindeutig ein Missbrauch von Macht.

Wobei die Handlung als solche allein und wie schon gesagt objektiv nicht verletzend ist, sondern das Umfeld und der subjektive beabsichtigte Zweck hier der Maßstab sein müssen.

Als Trainer kann und darf ich solche Dinge auf keinen Fall initiiren, denn genau das ist der springende Punkt. Wenn Kinder untereinander in bestimmten Grenzen sich erziehen, dann hat das einen ganz anderen Charakter. Genau in diesem Punkt gehe ich mit Dir absolut konform.

:winken
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Christian
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Beitrag von Christian »

Hi,
Mal ehrlich, wer kannte das bereits???
Eigentlich sollte jeder diese Regeln kennen (und nicht nur im Sport).
Die aufgeführten Punkte im Kodex beschreiben doch grob gesagt einfach nur den (eigentlich normalen) Umgang mit Menschen im alltäglichen Leben. Es sollte Selbstverständlich sein, das die Würde des Menschen (im Training und Wettkampf) immer Vorrang hat. Also sollte man seine Mitmenschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.

Und jeder normal denkende Mensch, der ein bischen nachdenkt sollte alleine auf solche Regeln kommen.
Wenn jemand beschließt einen Trainerjob zu übernehmen sollte der/die Trainer/in von sich aus darauf achten, dass er/sie die grundlegenden Regeln des Zusammenlebens nicht nur kennt sondern sie auch vor- und weiterlebt.
schöne Grüße
Christian
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bushi7
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Beitrag von bushi7 »

Da gebe ich Dir vollkommen recht Christian, er sollte so etwas nicht nur kennen, der muss es. Leider sind Anspruch und Wirklichkeit manchmal etwas weiter von einander entfernt. Ich habe es auch bislang nicht für notwendig empfunden, so etwas in ein Judoforum einzustellen.

Judo ist doch gerade der Sport, der solche Werte bereits in seinen Grundpfeilern verinnerlicht. Einer meiner ersten Trainer hat öfters gesagt, dass Judo eigentlich nicht auf der Matte stattfindet, sondern im Leben. Das Training auf der Matte kann man mit Exerzitien gleichsetzen. Ich möchte oder kann nicht ganz so weit gehen, sehe in dem Judosport aber durchaus ein Erziehungssystem, verbunden mit dem Anspruch Werte zu vermitteln.

Das funktioniert aber doch nur, wenn Trainer eine Werteordnung verinnerlicht haben. Wo bitte sollen aber angehende Trainer so etwas lernen? Die Schule ist dafür nicht zuständig und verweist auf den Erziehungsanspruch des Elternhauses. Wie es oft in einem solchen, mit zwei berufstätigen Eltern aussieht, kenne ich leider zu genüge. Werden nicht zuletzt deshalb auch bestimmte Kinder zu uns geschickt, um Defizite auszugleichen?

Ein solcher Kodex erscheint Dir, mir und vielen anderen selbstverständlich. Nur schau Dich einfach mal in der Realität um, wie
weit eben Anspruch und Wirklichkeit manchmal voneinander entfernt liegen.
Zuletzt geändert von bushi7 am 18.04.2004, 09:32, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Ein Ehrenkodex für Trainer ist wirklich wichtig. Natürlich geht man davon aus das jeder mit jedem ordentlich umgehen kann. Zudem kommt für den Trainer nicht nur die Aufgabe dazu Judo zu vermitteln, sondern auch das wichtige Miteinander richtig zu ünterrichten.
Es kann nicht Sinn eines Trainings sein, einen Wurf oder andere Judotechnik zu erlernen und dabei mehrere Partner zu verschleißen. Den im Training so wie auch auf dem Wettkampf sollte das Miteinander wichtiger sein als das Gegeneinander. Rücksichtnahme auf seinen Partner
und auf andere Mitübende ist erste Pflicht.
Den das wichtigste für einen Judoka ist sein Partner, mit dem er üben kann.



MM
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micha
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Beitrag von micha »

Hi, ich möchte mich in dieses brisante Thema einfach und völlig unkompliziert einmischen.
Im Grundgesetz steht, glaube ich, festgeschrieben:
DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR:
Im Dojo gelten, so wie ich es gelernt habe,noch ein paar Sonderregeln. Diese sollten von allen eingahalten weden.Dieses Spiel sollte man mit Freunden auf der Wiese beim grillen spielen und nicht durch so eine Schweinerei das Dojo entehren.
Zum Thema Humanität:
Ich bin noch ÜL im Gesundheitssport. Hier gehe ich mit Menschen im weit fortgeschrittenen Alter um, die meist schon einen Herzinfarkt hinter sich haben. Hier würde man ohne einen Ehrencodex,den man als Trainer selbstverständlich hat, evtl. Menschenleben riskieren.
Fazit: Ein ÜL ohne Achtung für seine ihn anvertrauten Sportler
macht eine Gratwanderung, diese evtl. zu verheizen nur um eine eigenen Ziele zu erreichen.
Somit schließe ich mich der Meinung von Gast MM an
Schöne Grüße Micha
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bushi7
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Beitrag von bushi7 »

micha hat geschrieben:Hi, ich möchte mich in dieses brisante Thema einfach und völlig unkompliziert einmischen.
Im Grundgesetz steht, glaube ich, festgeschrieben:
DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR:

Im Dojo gelten, so wie ich es gelernt habe,noch ein paar Sonderregeln. Diese sollten von allen eingahalten weden.Dieses Spiel sollte man mit Freunden auf der Wiese beim grillen spielen und nicht durch so eine Schweinerei das Dojo entehren.
Genau, im Artikel 1 gleich an erster Stelle:

Artikel 1
[Menschenwürde; Grundrechtsbindung der staatlichen Gewalt]
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Das grundlegende Problem dabei ist, dass das GG den Umgang zwischen Staat und seinen Bürgern regelt, aber nicht den Umgang zwischen den Bürgern untereinander. Ich kann wegen der Missachtung des GG zwar den Staat verklagen, nicht aber meinen Mitbürger, jedenfalls nicht auf Grundlage des GG.

Ergibt sich nicht auch aus diesem Artikel die originäre Zuständigkeit des Staates im Bildungswesen? Die ÜL-Ausbildung ist ja auch eine staatliche Ausbildung, die man ja ansonsten getrost den sportlichen Fachorganen überlassen könnte.

Was die Durchführung des Spiels angeht, so wird neben dem Dojo auch die Würde eines Menschen entehrt. Wenn ein Mensch in einem Dojo herabgesetzt wird, dann wirft das halt auch kein gutes Licht auf das Dojo.
Zuletzt geändert von bushi7 am 18.04.2004, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Christian
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Beitrag von Christian »

bushi7 hat geschrieben:Das grundlegende Problem dabei ist, dass das GG den Umgang zwischen Staat und seinen Bürgern regelt, aber nicht den Umgang zwischen den Bürgern untereinander. Ich kann wegen der Missachtung des GG zwar den Staat verklagen, nicht aber meinen Mitbürger, jedenfalls nicht auf Grundlage des GG.
Das Problem wäre doch auch, wenn man eine Strafe verhängen könnte, das diese Strafe wenig bringen wird.
Man kann einen Menschen nicht durch Strafen überzeugen und somit seine Einstellung ändern.
Man muss mit diesen Menschen arbeiten und Überzeugungsarbeit leisten.

bushi7 hat geschrieben:Ein solcher Kodex erscheint Dir, mir und vielen anderen selbstverständlich. Nur schau Dich einfach mal in der Realität um, wie
weit eben Anspruch und Wirklichkeit manchmal voneinander entfernt liegen.
Das ist ein Problem, aber wie soll man dieses Problem in den Griff bekommen? Spontan fällt mir keine gute Lösung ein. Man kann nur an die Eltern / Lehrer / Trainer etc. appellieren, ihren Erziehungsauftrag ernst zu nehmen (was garantiert nicht immer einfach ist) um so der Jugend zu zeigen, dass wir miteinander und nicht gegeneinander leben müssen.
schöne Grüße
Christian
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bushi7
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Beitrag von bushi7 »

Hi Christian,

der Strafanspruch besteht, nur er ergibt sich halt aus anderen untergeordneten Gesetzen, wie z.B. das Strafrecht. Hier greifen dann bei Verstössen eben die Strafgesetze wie Körperverletzung, Beleidigung etc.

Viele Leute haben ein Problem damit, das Normen nicht überall schriftlich festgelegt sind. Daher auch eben dieser Kodex. Den kann ich einem Trainer, der sich eben in seinen Methoden vergreift, um die Ohren knallen, will natürlich heißen "konfrontieren".

Strafen bringen durchaus etwas. Nehmen wir ein simples Beispiel, Handy am Steuer ist verboten. Lange Zeit wurde nur davon abgeraten, keinen hats gekümmert. Dann gabs als Antwort für die Ignoranz mancher 35 € Verwarnungsgeld. Das hat schon mehr Leute davon abgehalten. Seit es einen Punkt in Flensburg gibt und darüber hinaus ein Bußgeld verhängt wird, telefonieren noch weniger. Überzeugt sind bestimmt auch alle davon, dass telefonieren ablenkt. Aber ohne Strafe passiert einfach nichts.

Weder Du noch ich können eine Gesellschaft verändern, das kann sich jeder aus dem Kopf schlagen. Wir Trainer aber können in einem kleinen Wirkungskreis etwas dazu beitragen, dass es ein Stück weit besser wird.

Ein gewisser Umdenkungsprozess findet ja allmählich statt. Große Konzerne wie DC z.B. schauen plötzlich nicht nur auf Noten, sondern ganz wichtig ist jetzt "soziale Kompetenz". Die wird eben nicht in der Theorie vermittelt, sondern in der Praxis.

Das ist und muss auch besondere Aufgabe von Vereinen und Jugendorganisationen sein und diese können diesen Auftrag nur mit Hilfe ihrer Trainer oder Jugendleiter umsetzen - sofern dieser Personenkreis diese besondere Aufgabe auch versteht und auch annimmt - und genau da habe ich manchmal meine Zweifel! Deshalb habe ich auch diesen Ehrenkodex hier zum Thema hier gemacht und bin bereit dafür auch die Lanze zu brechen.

:angry9 :riding
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Beitrag von Fritz »

@Bushi7
Die ÜL-Ausbildung ist ja auch eine staatliche Ausbildung, die man ja ansonsten getrost den sportlichen Fachorganen überlassen könnte.
????
Wo siehst Du da ne staatliche Ausbildung? Der DSB ist doch keine
staatliche Institution...

---
Ich sehe hier durchaus eine subtilere Form der Gewaltanwendung.
hier klingt durch, daß Du gegen Gewalt bist ;-)
Aber ohne Strafe passiert einfach nichts.
Ergo: wir brauchen gewaltfreie Strafen ;-)

---

Mein Kodex ist übrigens etwas kürzer:

Behandle andere so, wie Du auch bereit bist, behandelt zu werden!
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Beitrag von bushi7 »

Fritz hat geschrieben:@Bushi7
Die ÜL-Ausbildung ist ja auch eine staatliche Ausbildung, die man ja ansonsten getrost den sportlichen Fachorganen überlassen könnte.
????
Wo siehst Du da ne staatliche Ausbildung? Der DSB ist doch keine
staatliche Institution...
Natürlich ist der DSB eine unabhängige aber staatlich anerkannte Organisation. Deshalb hat er ja auch Anspruch auf Staatsgelder.

Der Staat hat die Möglichkeit, diese Aufgabe an staatlich anerkannte Organisationen abzugeben. Die Ausbildung zum Übungsleiter endet mit einer staatlich anerkannten Prüfung. Aufgrund dieser Prüfung wird der Übungsleiter, und nur der staatlich anerkannte Übungsleiter finanziell bezuschusst. Bildet irgendein anderer Fachverband unserer zahlreichen anderer Kampfsportarten einen Trainer aus, gibt es nichts. Dessen Verbandslizenz hat rechtlich keine Bedeutung.

In unserer Landesverfassung ist das in einem Artikel auch festgeschrieben:

Artikel 3c

(1) Der Staat und die Gemeinden fördern das kulturelle Leben und den Sport unter Wahrung der Autonomie der Träger.
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Beitrag von bushi7 »

Fritz hat geschrieben:@Bushi7
Ich sehe hier durchaus eine subtilere Form der Gewaltanwendung.
hier klingt durch, daß Du gegen Gewalt bist ;-)
Aber ohne Strafe passiert einfach nichts.
Ergo: wir brauchen gewaltfreie Strafen ;-)
Ja genau, so sehe ich das!

:eusa_clap
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Beitrag von Fritz »

Erklär mir das bitte genauer....

Wie soll das gehen? Um bei Deinem Handy-beim-Autofahren-Beispiel zu
bleiben, die Strafe funktioniert ja doch nur weil,
zumindest die Drohung der (Staats)Gewalt dahinter steht, diese
Strafe auch entsprechend durchzusetzen...
Und ne Drohung mit Gewalt, ist auch irgendwie Gewalt...

Ne "Gewaltfreie Strafe" setzt doch ne Einsicht beim "Sträfling" voraus,
doch diese 'Einsicht' wird doch in den meisten Fällen erst
durch die Strafe bzw. Strafdrohung(!) vermittelt...
Dann müßte die Einsicht (auch ohne Strafdrohung) schon vorherda sein:
Hoppla, da hab ich aber jetzt Mist gebaut,
wie kann ichs wieder gut machen...?
Mal ehrlich, daß ist schon recht selten...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Beitrag von bushi7 »

Fritz hat geschrieben:Erklär mir das bitte genauer....

Ne "Gewaltfreie Strafe" setzt doch ne Einsicht beim "Sträfling" voraus,
doch diese 'Einsicht' wird doch in den meisten Fällen erst
durch die Strafe bzw. Strafdrohung(!) vermittelt...
Dann müßte die Einsicht (auch ohne Strafdrohung) schon vorherda sein:
Der Fakt ist, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und er ist bequem! Nach dem Motto:

gedacht ist noch nicht gesagt,
gesagt ist noch nicht gehört,
gehört ist noch nicht verstanden,
verstanden ist noch nicht einverstanden,
einverstanden ist noch nicht angewendet,
und angewendet ist noch nicht beibehalten


Das können wir Trainer doch jederzeit im Training beobachten.

Erst die Androhung einer Strafe setzt die Hemmschwelle gegen eine Anordnung zu verstossen höher.

Wir können dann ohne Strafe auskommen, wenn der Grad der persönlichen Einsicht höher ist, als die oben beschriebene Bequemlichkeit.

Rechnen wir dann die negativen Faktoren mit ein (z.B. kriminelle Energie, Faulheit, Geiz, Aufsässigkeit, Faulheit, persönliche Faktoren), dann benötigen wir dagegen Regularien in Form von Strafandrohung. Selbstverständlich gibt es immer Menschen, bei denen die negativen Faktoren so stark verankert sind, dass selbst die schwerste aller Strafen sie nicht von Verstössen gegen Ordnungen, Normen, Gesetze, Regelungen davon abhält.

Deine wesentliche Frage ist, ob Strafe bereits Gewalt ist.

Ich persönlich finde hier folgende Definition für Gewalt gut:

Manifestiert sich Aggressivitaet derart, dass Menschen zielgerichtet physisch oder psychisch geschädigt werden, wird von Gewalt gesprochen. Gewalt ist immer an Macht geknüpft, denn nur Macht ermögIicht dauerhafte, zielgerichtete Aggressionen

Damit kann Strafe auch frei von Gewalt sein.

Ich hoffe, das Du verstehst, wie ich das meine. Je ernsthafter das Thema, desto schwerer wird es auch solche Komplexe zu "Papier" zu bringen.

:|
Sportgruss Joachim (bushi7)
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Beitrag von Tori »

Ein Trainer hat eine große Verantwortung. Er muß ausbilden und gleichzeitig Ordnung halten. Das ist nicht so einfach. Deshalb gibt es regeln an die sich jeder Halten muß. Der ÜL ist angehalten die Einhaltung dieser Regeln zu überwachen. Sollte jemand Quertreiben, so muß man in in die Schränken weisen. Darf ich das als ÜL nicht, höre ich auf und jemand anderer soll sich mit der Gruppe herumärgern.
Um Regeln durchzusetzen habe ich eine ganze Anzahl von Strafen. Man beginnt mit den kleineren und steigert das langsam bis zum möglich Ausschluß aus dem Training.
Hier eine mögliche Auflistung: (Nicht vollständig)
- 5 bis 10 Liegestützte
- 5 Runden in der Halle laufen
- 5 Minuten auf die Strafbank sitzen
- bis zum Ende der Trainingsstunde auf der Bank sitzen
- 1 Tag Trainingsverbot
- 1 Woche Trainingsverbot
- Ausschluß aus dem Training

Bis zum Ausschluß kam es bei mir noch nicht, aber Trainingsverbote habe ich schon erteilt.
MM
2. Dan Judo
1. Dan Jiu Jitsu
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