- „neue“ technische Konzepte der Gegentechniken, die wir vor allem auch im Aikido wieder finden,
- alternative, ergänzende Verteidigungen gegen Angriffe, die es auch in ähnlicher Form in den anderen SV-Kata gibt (auffällig: Verbindungen nicht nur zu Kime-no-Kata, sondern auch Kime-shiki und Joshi Goshinho),
- aus der Kime-no-Kata bekannte Angriffe werden zur „anderen“ Seite geübt, was beidseitiges Üben erzwingt
einige neue Angriffsformen kommen hinzu.
Die 3.-5. Gruppe ist hier zu sehen:
3. Gruppe: Abwehr gegen Messerangriffe
In der Kodokan Goshin Jutsu erfolgen drei Abwehrtechniken gegen einen Angriff mit dem Messer:
- wenn das Messer gezogen wird, bevor der eigentliche Angriff erfolgt (Tsukkake)
- gerader Messerstich zum Körper (Chuko-zuki)
- schräger Messerstich zum Kopf (Naname-zuki)
Ein gerader Messerstich zum Körper kommt hingegen auch in der Kime-no-Kata (3x) und in der Kime-shiki vor. Das Grundprinzip der Verteidigung ist in allen Kata dasselbe:
- mit einer Körperdrehung ausweichen
- Ukes Arm weiterführen
- Abhebeln
Kodoka Goshin Jutsu: Waki-gatame mit beiden Händen an Ukes Handgelenk/Unterarm
Kime-no-Kata: Hara-gatame mit gleichzeitigem Abwürgen
Kime-shiki: Hara-gatame mit zweiter Hand als Block vor Ukes Körper, damit dieser nicht aus dem Hara-gatame nach vorne entweichen kann
Sowohl in der Kodokan Goshin Jutsu als auch in der Kime-shiki wird das Messer mit der Klinge nach „unten“ – also an der „Kleinfingerseite“ – geführt. Es gibt aber noch mehr Parallelen. Tori weicht jeweils aus, führt Ukes angreifende Hand weiter und versetzt ihn einen Fauststoß zum Kinn. Bis dahin entsprechen die Aktionen weitgehend der jeweiligen Verteidigung gegen die jeweiligen Faustschläge in den beiden Kata.
Jedoch muss nun, da es sich jetzt um einen Waffenangriff handelt, ein anderer Abschluss gefunden werden. In der Kime-shiki erfolgt daher ein Kata-ha-jime, bei dem die „Waffenhand“ festgelegt wird. In der Kodokan Goshin Jutsu wirft Tori Uke mit einem Kote-gaeshi, legt ihn am Boden fest und entwaffnet ihn. (BTW: in den alten Kata wird grundsätzlich nicht entwaffnet, sondern gehebelt und gewürgt...)
Die entsprechenden Aktionen in der Kime-no-Kata unterscheiden sich etwas. Das Messer wird mit der Klinge nach „oben“ geführt wie ein Kurzschwert (das es in diesem Fall auch eigentlich auch in einer Art "Doppelrolle" repräsentiert).
Verteidigung gegen Stockangriffe
In keiner der anderen SV-Kata werden Angriffe mit einem Stock abgewehrt, so dass die Kodokan Goshin Jutsu hier ein Alleinstellungsmerkmal im Rahmen der Kodokan Kata steht. Der Aufbau der Angriffe folgt bis auf die Reihenfolge dem Muster der 3. Gruppe:
- Gegenangriff noch während Ukes Angriffsvorbereitung: während des Ausholens
- Verteidigung gegen einen Schlag mit dem Stock
- Verteidigung gegen einen Stich mit dem Stock
Die Einführung neuer Situationen ist in der letzten Gruppe am offensichtlichsten. Hier gilt wie bei den anderen Waffenangriffen, dass die Kodokan Goshin Jutsu keine Patentrezepte gegen „geübte“ Angreifer hat. Wer sich mit einer Distanzwaffe ohne äußere „Not“ in die Reichweite eines Unbewaffneten begibt, muss schlicht als „Laie“ bezeichnet werden.
Die drei Pistolenabwehren basieren letztlich darauf, dass der Angreifer Tori selbst nach einer Geldbörse (o.ä.) durchsucht und dabei von Tori mit einer Entwaffnung überrascht wird. Wichtig für die Verteidigung ist es, dass Tori aus der Schussrichtung der Waffe geht und die Pistole am Lauf (bzw. Schlitten) greift um sie zu kontrollieren.
Durch den verlängerten Hebel kann er Uke entwaffnen und bei der letzten Technik sogar werfen.
Zusammenfassung
Die Abwehr bewaffneter Angriffe ist immer ein Problem – erst recht wenn der Angreifer die grundsätzlichen Verteidigungsmöglichkeiten kennt und sich darauf einstellt. Keine Kata kann des Anspruch erheben, Patentrezepte zu liefern. Die Abwehr von Waffen bedarf eines separaten intensiven Trainings, jedoch finden wir in den Kata wichtige Grundlagen.
Die Kodokan Goshin Jutsu ergänzt und bereichert die Waffenabwehr der Kata des Kodokan Judo um zwei weitere Waffen und führt als neue Idee die Entwaffnung des Angreifers ein – freilich um nun im Bedarfsfall die Waffe gegen diesen verwenden zu können.