Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

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sasi

Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von sasi »

Guten Abend!

Mein Sohn ist 7,5 Jahre alt und wollte gerne mit Judo anfangen. Wir haben uns 2 Judoschulen angeschaut.
IHM hat es gefallen. Das ist sicher das Wichtigste.
Mir sind aber in beiden Schulen ein paar Dinge aufgefallen, die ich, als völliger Judo-Neuling, gerne mal vorab erklärt haben möchte.

1. Die Judolehrer in beiden Schulen hatten einen - meines Erachtens - recht harschen Umgangston drauf. Das kam bei mir schon so'n bisschen Army-mässig rüber, eben mit viel Gebrüll und "Straf-Turnen"...

2. Kann es sein, dass eine grosse Zahl von Kindern zum Judo geschickt werden (vielleicht sogar von Kinderärzten!?), die ein überschäumendes Temperament haben? Sozusagen zum Auspowern? Mir schien die eine Gruppe mit 13 Kindern von 5 - 8 Jahren aber auch sehr gross - und dadurch war's halt sehr unruhig.

Ist das immer so?????
Normal?????

Bitte nicht missverstehen oder als Zickerei empfinden! Wollte das eben nur mal wissen! Danke für Eure Antworten!

Sasi
tutor!
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von tutor! »

Du sprichst zwei Dinge an, die man verbreitet findet, die aber nicht zusammen gehören.

Judo hat den Ruf "Disziplin" zu vermitteln. Da liegt es irgendwie nahe, dass Kinder, denen es an Disziplin fehlt, dorthin geschickt werden. Der arme Übungsleiter hat es dann auszubaden - oder aber es gelingt ihm geschickt mit der Situation umzugehen und tatsächlich den Kindern zu helfen.

Ob ein militärischer Umgangston aus pädagogischer Sicht immer das Wahre ist, will ich jetzt mal nicht diskutieren. Einige Übungsleiter, die von den Kindern ohnehin für ihr Können und ihre Kampfkunst angehimmelt werden, glauben, dass sie sich darüber hinaus auch noch durch einen derartigen Tonfall Respekt verschaffen müssen......

Anderen gelingt das aber auch anders.
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Gast

Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Gast »

Aha, mit anderen Worten: Das ist nicht überall so und vielleicht besser noch eine 3. Möglichkeit checken?
tutor!
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von tutor! »

Gast hat geschrieben:Aha, mit anderen Worten: Das ist nicht überall so und vielleicht besser noch eine 3. Möglichkeit checken?
Nun ja - eine Ferndiagnose ist schwer möglich, aber wenn ein ÜL bei 13 Kindern in dem Alter einen militärischen Ton braucht und auch damit nicht wirklich Ruhe reinbekommt, dann schadet es sicher doch nicht, sich noch ein wenig umzuschauen....
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Ronin
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Ronin »

... ich bin mir nicht sicher wie ich hier genau anfangen soll.

Aber erstens: Judo ist nicht Kinderturnen und deswegen werden Kinder nicht behandelt wie im Kinderturnen.
Oder anders gesagt, na klar herrscht Disziplin und zwar nicht wenig (und das ist auch gut so, sie lernen teilweise gefährliche Sachen, da bist du doch auch froh, dass da keiner Quatsch macht). Und dann ist es auch so, dass ein Trainer seine Schützlinge grundsätzlich "anschieben" muss. Das klingt von aussen nicht unbedingt nett, aber die Kinder empfinden das oft als ganz anders.
Meine Erfahrung ist, dass viele Zuschauer, das als was ganz furchtbares empfinden, die Kinder dagegen es als total super empfinden (endlich mal einer der sagt, wo es langgeht).

Eine Ferndiagnose ist sicherlich sehr schwer, aber ich behaupte jetzt einfach mal, dass du irgendwann vielleicht einen Verein findest in dem der Umgangston nicht so streng ist, wie du es hier beschreibst, da schickt du dein Kind dann hin und nach einem halben Jahr macht es kein Judo mehr...
Kinder wollen diese Disziplin (sie sind tatsächlich unglücklich wenn sie sie nicht bekommen), das einzige, was ganz wichtig ist ist, es darf nicht "fies" sein. Das ertragen sie nicht. Ansonsten sind sie sehr viel leichter zu beglücken als die meisten Eltern immer meinen.
Sasi

Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Sasi »

Nun, Kind ist ja nicht gleich Kind. In meinem Fall habe ich zum Glück ein Exemplar erwischt, was auch ohne Gebrüll hört! :D
Gerade dann, wenn es "fremde" Autoritätspersonen sind, die etwas sagen...!

Und wenn dann eben jemand schon mit Gebrüll ("Aufstellung!!!!!!!!" statt "Hallo") die Halle betritt, sträuben sich meine Nackenhaare! :(
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Ronin
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Ronin »

Funktioniert aber bei mir genauso.
Erst mal Versammlung (dann wissen alle, wohin sie zu gehen haben und daß sie ruhig sein sollen)
und dann kommt die Begrüßung

Es macht wenig Sinn, sich als Trainer gleich zu Beginn die Stimme zu verderben und gegen eine laute Kinderschar anzulärmen.
Zugegeben kommt es auch drauf an, wie die entsprechenden Kommandos "gebrüllt" werden.

Und Rituale helfen dem Trainer ungemein die Disziplin in der Gruppe aufrecht zu halten - und geben den Kindern auch die notwendige Sicherheit, das Richtige zu tun.
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Hofi »

Gebrüll ist immer im Ohr des Hörenden. Ich bin meistens schon vor den Kindern in der Halle und rede da auch schon meist mit den einen oder anderen Eltern, auch einzelnen Kindern. Aber die erste "Ansprache" an alle ist auch ein durchaus deutlich vernehmbares "An der Linie aufstellen".
Dann kommt die ordnungsgemäße Begrüßung und dann in ruhiger Tonlage, da ja jetzt Ruhe herrscht, die Infos, die alle betreffen wie Termine, Wettkampfergebnisse von Trainingsteilnehmern etc.
Liegestütz, wenn mal wieder einer Unsinn baut sind auch eher normal.
Und als Wehrdienstverweigerer glaube ich nicht, dass ich das Training jetzt übertrieben armymäßig halte.

Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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micha
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von micha »

Hallo Sasi, schreib doch mal in welchem Ort du wohnst. Es muß ja schon ein recht großer Ort sein, denn Judo-Schulen sind ja nicht so häufig. Vielleicht können wir dir dann ein paar Empfehlungen geben.
Schöne Grüße Micha
Aysha-4209

Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Aysha-4209 »

Hallo Sasi!
Wenn ich diesen etwas rauhen Ton nicht aus meiner eigenen Trainingszeit kennen würde, wäre ich beim Trainingsstart meiner Tochter auch irritiert gewesen. Aber das gehört dazu, ebenso wie Strafliegestütze usw. Es ist eine Form der Disziplin, die nur mit bestimmten Mitteln erreicht werden kann. Den Kindern tut es jedoch nicht schlecht. Sie lernen, Respekt zu zeigen und entwickeln sich dadurch weiter. Bei einer Horde Kleiner ist es bei bestimmten Geräuschpegeln unumgänglich, auch mal lauter zu reden, um sich Gehör zu verschaffen. Also, keine Sorge.

Lieben Gruß.

Ayhsa.

http://www.aysha.eu
Judomaus
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Beitrag von Judomaus »

Hallo!
Nun meintest du ja, wenn ich das richtig verstanden habe, dass du eine Gruppe von 15 Leuten sehr viel findest. Ich würde sagen, dass das eher normal ist. Auch das mit dem lauteren Umgangston kommt sehr häufig vor. Denn was wäre, wenn jemand überhaupt nicht aufpasst und Quatsch macht und dann ein anderes Kind so wirft, dass es sich verletzt!?
Deswegen muss der Umgangston deutlich, aber, wie schon gesagt, nicht fies sein. Denn dann verliert man schnell die Lust.
Straf-Liegestütze kommen auch eigentlich in jedem Verein vor, den ich kenne.
Hoffe, ich konnte dir helfen, Liebe Grüße, Judomaus!!!
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von derLichtschalter »

Wir haben sowohl im Kindertraining als auch im "Erwachsenentraining" (in Anführungszeichen deshalb, weil wir im Alter von 14 bis 40 sind) unsere pubertären Kandidaten, die alle zwei Trainingseinheiten ihre 20 Strafliegestützen machen müssen, wobei oft noch 10 draufkommen, wenn sie sich beschweren, oder wobei ein anderer ebenfalls 20 machen muss, weil er die entsprechenden auslacht. Unser Trainer im Erwachsenentraining ist ein sehr ruhiger Mensch, unter anderem bedingt durch gesundheitliche Probleme mit dem Hals, was lautes Reden und Schreien für ihn unangenehm macht, und hat uns trotzdem im Griff - ich wage zu behaupten, die Strafliegestützen tragen dazu erheblich bei. Ich denke, sowas ist ganz normal und da kommt ein Kind auch damit zurecht. Das wird dem Trainer auch nicht übel genommen. Genausowenig wie der Trainer dem Kind das Schwätzen sehr lange übel nimmt bzw. nehmen sollte. Wenn die Liegestützen (ordentlich) gemacht sind, dann sollte die Sache gegessen sein.
Aktiver

Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von Aktiver »

Vielleicht wohnt Sasi ja in Hildesheim ... :dontknow
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JudoDan
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von JudoDan »

Lass deinen Sohn doch einfach ein paar Mal beim Training mitmachen. Das dürfte eigentlich kein Problem sein, da die meisten Vereine ein mehrmaliges "Schnuppertrainig" völlig umsonst anbieten. Denke, dein Kind sollte die Erfahrung des Sports und des Umgangs direkt machen, um einschätzen zu können, ob das was für ihn ist. Zuschauen alleine ist da wenig aussagekräftig.
Gruß
theodor
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von theodor »

Also,
kurz zu dem Thema "Problemkinder":
In unserem Umfeld kenne ich ein paar von denen, welchen man ADHS andichtet. Wenn man aber die Eltern mit den Kindern erlebt, dann ist es durch die Bank weg so, dass diesen Kindern keine Grenzen gesetzt werden. D.h. Kind macht was Verbotenes, Eltern sagen "Lass das sein", Kind macht weiter und es passiert rein gar nichts. Diese Kinder drehen mit der Zeit irgendwie total ab, weil sie einfach nirgendwo wissen, wie weit sie gehen können und das macht sie auch unsicher.

Gerade diese Kinder wissen es zu schätzen, wenn jemand ganz klar die Grenze zieht und eben dann eine Konsequenz eintritt, die beim Training halt Liegestütz heist.

Vom Trainer her gesehen sollte dieser nicht zuviel Karate-Kid gesehen haben (Keine Gnade !! usw.), aber sich ganz sicher durchsetzen. Denn gerade bei den Kids wechselt man ja Spielphasen und Übungsphasen ab und dann MUSS es einfach so sein, dass beim Spiel viel Quatsch und Gaudi gemacht wird, dafür in der Übungsphase Konzentration und Disziplin herrscht. Wie auch schon geschrieben wurde wegen der Verletzungsgefahr.

Leider sind heute doch die Kids eher "verweichlicht", werden bis vor die Schultüre gefahren und dort wieder abgeholt, weil sie sonst ja 1.200m laufen müssten........ Und wenn dann der Trainer mal Liegestützen machen lässt, sind manche Eltern total entsetzt und wenn er gar einen ständigen Störenfried mal für den Rest des Trainings raussetzt auf die Bank, dann ist das ein Skandal für die Eltern, anstatt sie sich mal Gedanken machen, warum der Trainer das tut.
Gruß
Theodor
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derLichtschalter
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Re: Ich hätte da mal ein paar (dumme) Anfänger-Fragen...

Beitrag von derLichtschalter »

theodor hat geschrieben:... und wenn er gar einen ständigen Störenfried mal für den Rest des Trainings raussetzt auf die Bank, dann ist das ein Skandal für die Eltern, anstatt sie sich mal Gedanken machen, warum der Trainer das tut.
Dazu habe ich ein kleines Anekdötchen, das vielleicht ein wenig mit dem Thema zu tun hat. Als vor zwei Jahren ein Bekannter und ich das Training für eine Trainingseinheit übernommen hatten, weil unser Trainer selbst auf der Bank saß und was mit Vereinsanmeldungen und Judopässen klären musste. Da dachte sich ein zehnjähriger Junge anscheinend: "Weil der Meister nicht auf der Matte ist, kann ich ja machen, was ich will!" Nach drei oder vier Ermahnungen hat mein Bekannter den auf die Bank gesetzt. Die Mutter, die den dann später abgeholt hat, war total entsetzt und ist beleidigt mit ihm abgezogen. In der nächsten Woche kam sie doch ernsthaft mit einer Forderung, den für die Bestrafung Verantwortlichen aus dem Verein zu werfen. Wurde natürlich nicht gemacht und als sie darauf hingewiesen wurde, dass sie ihr Kind vielleicht ein wenig besser erziehen könnte, hieß es tatsächlich: "Das sollen Sie doch machen!" Was übrigens wieder eine Frage nach der Erzieheraufgabe des Judo aufwirft...
Ein paar Monate später wurde das Kind nicht vom Training abgeholt. Die Mutter ging nicht ans Telefon, von Großeltern und anderen Verwandten wusste niemand - auch der Junge nicht - die Adresse oder Telefonnummer. Um 10 Uhr ging mein Trainer mit dem Kind zur Polizei. Die versuchte ebenfalls die Mutter oder Verwandte ausfindig zu machen - kein Erfolg. Da die Polizisten das Kind auch nicht dabehalten wollten bzw. konnten, rieten sie dem Trainer, den Jungen mit nach Hause zu nehmen. Um 3 Uhr morgens, als der Kleine auf der Couch eingeschlafen war, rief die Mutter heulend an: "Wo ist denn mein Kleiner?!"
Nur so als kleine Anekdote, was das Verhältnis "Eltern <-> Kind <-> Trainer" angeht.
Ich sehe das sehr häufig, dass Eltern ihre Kinder beim Judo anmelden, weil sie selbst nicht mit ihnen zurechtkommen. Und das kann ich stellenweise sogar verstehen und nachvollziehen, immerhin werden viele Kinder durch das Judo ruhiger. Die aktive sportliche Betätigung und höchstwahrscheinlich auch die geforderte Disziplin bzw. die bei Nichtbefolgen der Regeln eintretenden Disziplinarmaßnahmen können möglicherweise dazu führen, dass Kinder nicht mehr so viel "hyperaktiv" rumhampeln (angedichtete Diagnose ADHS, wie theodor sagte) und auch etwas Disziplin lernen. Meines Erachtens kann das aber nur ein erster Schritt sein. Wenn die Eltern das zu Hause nicht weiterführen, bringt das Judo-Training in der Hinsicht wohl nicht allzu viel...
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