Selbstzweifel

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

ratsuchender
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Selbstzweifel

Beitrag von ratsuchender »

Liebe Forumsgemeinde,
beim (Mit)Lesen in diesem Forum hatte ich immer viel Spaß, doch heute muss ich mich selber erstmals zu Wort melden. Mein Nutzername verrät schon, dass ich einen Rat suche. Über die Frage, ob ich diesen wirklich suche, bin ich selber noch indifferent.

Vielleicht zunächst zu meiner Person: Ich bin inzwischen Ende 20, nach 15-jähriger Pause vor 1,5 Jahren zum Judo zurückgekehrt. Aufgehört habe ich - ein waschechtes ADHS-Kind - damals vordergründig, weil mein Trainer wechselte. Tatsächlich war ich einfach nur extrem sprunghaft und habe in meiner Kindheit wahrhaft "Sporthopping" betrieben. Dazu kamen diverse Verhaltensauffälligkeiten und Phobien in Bezug auf meinen Körper und mich. Vom Handstand, über Übungen am Barren bis hin zu dem gesamten Programm des Bodenturnens. An nichts von alledem war während des Schulsports für mich zu denken. Von den meisten Aktivitäten war ich durch Attest befreit. Es hatte nichts mit Unlust zu tun oder Bewegungslegasthenie, es war tatsächlich die pure Angst vor diesen Übungen. Wirklich hängen geblieben bin ich schlussendlich bei keiner Sportart, weswegen ich spätestens mit Beginn meiner Pubertät gar keinen Sport mehr in meiner Freizeit betrieben habe, was sich bis ins Erwachsenenalter auch nicht mehr geändert hat. Ich hatte keine ganz unkomplizierte Kindheit.
Jedenfalls hat meine Sportabstinenz gepaart mit einer verfehlten Ernährung aus einem zwar absolut unsportlichen, aber doch sehr schlanken Jungen etwa mit dem Zeitpunkt meiner Volljährigkeit einen zunehmend übergewichtigeren Erwachsenen gemacht. Innerhalb kürzester Zeit nahm ich 30kg zu. Am Ende stand ein BMI von 31,0.

Im Alter von 19 Jahren begann ich Tennis zu spielen. Natürlich war das physisch bedingt nicht wirklich leicht. Doch bin ich dem Sport - jedenfalls unregelmäßig - bis heute treu geblieben.

Auslösend für eine ziemliche Veränderung meines Lebens waren dann zwei Begebenheiten:
Zum einen stand ich im Sommer 2014 - immer noch mit einem BMI von 31,0 - auf dem Tennisplatz und ein Kind, das mir (damals Mitte 20) beim Tennisspielen zusah, identifizierte mich gegenüber meinen Mitspielern mit den Worten "der mit dem dicken Bauch". Das saß. Kindermund tut wohl doch Wahrheit kund ;-)
Zum anderen stellte ich mich zu diesem Zeitpunkt vor den Spiegel und befand: Ich muss etwas an meinem Leben ändern. Im Sommer 2014 betrieb ich soviel Sport wie niemals zuvor in meinem Leben. Ich stand praktisch täglich auf dem Tennisplatz. Stellte meine Ernährung um. Und begann tatsächlich etwas Gewicht zu verlieren.

Am Ende des Sommers, die Tennisplätze wurden für den Winter gesperrt, kehrte ich dann zum Judo zurück. Weshalb es ausgerechnet das Judo geworden ist, kann ich nicht genau sagen. Ich glaube, es war der Reiz etwas (wieder) zu tun, das ich als Kind eigentlich gar nicht so schlecht fand. Vor allem aber etwas, das den gesamten Körper beansprucht. Immerhin hatte ich fest das Ziel vor Augen, mein Leben zu ändern und auf Normalgewicht herunterzukommen. Und ein stückweit auch etwas, das durch die Phobien meiner Kindheit - jedenfalls teilweise - gekennzeichnet ist. Ich wollte mich meinen Ängsten stellen.

Im September 2014 stand ich also erstmals (wieder) auf der Matte. Zunächst zweimal die Woche. Die Ernährungsumstellung und das Sporttreiben trugen auch schnell Früchte. Die ersten 10kg waren innerhalb eines halben Jahres runter. Vom Normalgewicht trennten mich dann noch 7kg, von meinem damaligen Zielgewicht lediglich 12kg. Zeitgleich absolvierte ich eifrig Gürtelprüfungen, fuhr vereinzelt zu Anfängerturnieren (die gibt es für erwachsene Anfänger m. E. in viel zu geringer Zahl) und hatte auch abseits der Matte viel Spaß mit den Sportkameradinnen und -kameraden aus dem Verein.
Umzugsbedingt wechselte ich zum August 2015 den Verein. Nunmehr ging ich vier- bis fünfmal in der Woche zum Training. Der Gewichtsverlust setzte sich - wenn auch verlangsamt - fort. Der Sport - und natürlich auch die positive körperliche Veränderung - machte mich auch glücklicher.
Inzwischen habe ich mein Zielgewicht nicht nur erreicht, sondern um weitere 3kg unterschritten. Mein BMI beträgt heute 23,1. Mit den optischen Resultaten bin ich noch nicht vollständig zufrieden, aber die Herren in diesem Forum werden das Problem mit dem Bauchfett wahrscheinlich kennen. Wenn es erstmal da ist, ist es wirklich hartnäckig ;-)

Weswegen ich das alles schreibe? Ich persönlich bin ein Freund von Kontext und gebe daher gerne denselben preis.

Der Titel dieses Themas lautet "Selbstzweifel". Und genau die plagen mich derzeit. Nicht nur, weil ich derzeit mit den optischen Veränderungen auf der Stelle trete. Auch nicht, weil ich merke, dass ich mit Judoka vergleichbaren Alters, die dem Judo seit ihrer Kindheit ununterbrochen treu geblieben sind, technisch und körperlich nicht mithalten kann. Das sind alles Umstände, die zu akzeptieren ich völlig anstandslos bereit bin. Aber ich habe vor allem das Gefühl, dass ich mit meinem eigenen Judo nicht mehr weiter komme. Techniken gelingen mir einfach nicht. Und damit meine ich nicht, dass es mir nur an Schnelligkeit oder Kraft mangelt. Es mangelt schon an der einfachen technischen Ausführung. Auch nach wiederholter Einweisung gelingt es mir einfach nicht, die Techniken so auszuführen, wie sie gedacht sind - wie ich sie sogar theoretisch verstanden habe und die zugrunde liegenden Technikprinzipien erklären kann. Von einer Anwendung im Randori mag ich dabei noch nicht einmal sprechen. Es sind vielmehr einfache koordinative Fähigkeiten, die mir fehlen. Koordinative Fähigkeiten, die ich in meiner Kindheit niemals erlernt habe. Fähigkeiten, ohne die mir die Technik gänzlich misslingt. Fähigkeiten, von denen ich bezweifle, dass ich sie heute noch erwerben kann.

Menschen halten mich üblicherweise für sehr selbstbewusst. Manche vielleicht für arrogant. Ich habe auch im Beruf keinerlei Schwierigkeiten und vermag mich dort durchzusetzen. Selbstzweifel waren mir in meinem Leben bislang völlig fremd.

Doch nun bin ich an einem Punkt angelangt, gerade mal 1,5 Jahre nachdem ich das Judo wieder für mich entdeckt habe, an dem ich ernsthaft überlege, den Sport wieder an den Nagel zu hängen. Davon hält mich derzeit nur ab, dass ich meine Sportkameradinnen und -kameraden, meinen Trainer sowie meinen Verein wirklich mag. Aber was ist das schon wert, wenn ich mich aus meiner eigenen Sicht nicht weiter entwickle? Wenn ich nicht glücklich bin? Wenn mich Selbstzweifel plagen?

Suche ich tatsächlich einen Rat? Oder doch nur Zuspruch, dass ich mit dem weiter machen soll, was ich tue? Dass ich aufbauen soll, auf das, was ich bisher erreicht habe? Kann ich die 1,5 Jahre jetzt einfach so abtun? Und (wieder) aufhören? Bedauert habe ich schon das letzte Mal.

Es grüßt Euch
Ein Ratsuchender
tutor!
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von tutor! »

Es ist völlig normal, dass:
  • die Lernkurve mit der Zeit flacher verläuft (sich also die Qualität der Technikbeherrschung nach Anfangserfolgen nur noch langsam entwickelt)
  • viele Übenden die Fortschritte deshalb gar nicht mehr selbst wahrnehmen, sondern nur noch die Defizite.
Es gibt im Wesentlichen vier Arten, damit umzugehen:
  • Aufhören, weil der "Kick" des schnellen Erfolgs fehlt,
  • Immer weiter und immer neue Techniken "lernen" zu wollen (quantitiver Zuwachs),
  • sich damit abfinden und Spaß haben, an dem, was man kann und tut,
  • die Herausforderung eines langen, langsamen und ewig fortdauernden Prozesses annehmen und diesen Weg als Ziel begreifen.
Es ist ein Frage das Selbstbildes und des Selbstverständnisse, was der Einzelne macht. Aber nur einer dieser Wege ist wirklich Judo...
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Jupp
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Jupp »

Ich bin 68 Jahre alt und mache schon sehr lange Judo. Obwohl ich seit etwa 15 Jahren körperlich schwächer werde und kaum mehr an Übungskämpfen teilnehme, habe ich dennoch das Gefühl, dass mein Judo besser wird. Nicht in dem Sinne, dass ich jetzt plötzlich als "alter Meister" alle mit "geheimen" Tricks werfen kann. Es ist mehr, dass ich das Gefühl habe, dass ich die Techniken ohne Kraft, leicht und selbstverständlich ausführen kann, die Würfe sich für mich schön anfühlen (und vielleicht auch schön aussehen).

Ich leite eine Gruppe älterer Judoka, denen ich die Freude am Judo und am Judoüben zu vermitteln versuche. Das Wichtigste dabei ist wohl, dass fast alle gerne zum Training kommen und sich darauf freuen, miteinander zu üben.

Genauso geht es doch auch Dir! ("ich meine Sportkameradinnen und -kameraden, meinen Trainer sowie meinen Verein wirklich mag!")

Eigentlich ist genau das, was Du beschreibst, das Wichtigste am Judo: gemeinsam mit Freunden etwas tun und sich dabei gegenseitig unterstützen.

Warum also damit aufhören, sich langsam zu entwickeln, wenn die äußeren Umstände so positiv sind?

Jupp
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Ronin
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Ronin »

Zunächst meinen Respekt vor dieser doch sehr schonungslosen Selbstanalyse.
ratsuchender hat geschrieben: Aber ich habe vor allem das Gefühl, dass ich mit meinem eigenen Judo nicht mehr weiter komme. Techniken gelingen mir einfach nicht. Und damit meine ich nicht, dass es mir nur an Schnelligkeit oder Kraft mangelt. Es mangelt schon an der einfachen technischen Ausführung. Auch nach wiederholter Einweisung gelingt es mir einfach nicht, die Techniken so auszuführen, wie sie gedacht sind - wie ich sie sogar theoretisch verstanden habe und die zugrunde liegenden Technikprinzipien erklären kann. Von einer Anwendung im Randori mag ich dabei noch nicht einmal sprechen.
Es ist im judo nicht so, dass du einfach andere Techniken dazu lernst, sie werden auch immer schieriger, komplizierter und Bauen vor allem Aufeinander auf.
Das führt nicht selten dazu, dass Üblinge plötzlich irghendwo hängen und Techniken partout nicht hinbekommen. Ich habe immer wieder beobachten können, dass die Ursache dann auch schon daran liegt, dass grundlegende Sachen noch nicht vollkommen verstanden waren und dann klapt es mit den darauf aufbauenden Stoff auch noch nicht. Oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten...
Es ist übrigens ein himmelweiter Unterschied, ob du es im kopf verstanden hast (oder glaubst verstanden zu haben) und ob es dein Körper auch verstanden hat. Diese Diskrepenz wirdmit zunehmendem Alter irgendiwe grösser.

Nicht entmutigen lassen, man kann alles lernen, die Frage ist nur wieviel du investieren willst.
Viel Erfolg dabei
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Fritz
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Fritz »

Erstmal danke, für den ausführlichen Bericht :-)
ratsuchender hat geschrieben: Aber ich habe vor allem das Gefühl, dass ich mit meinem eigenen Judo nicht mehr weiter komme. Techniken gelingen mir einfach nicht. Und damit meine ich nicht, dass es mir nur an Schnelligkeit oder Kraft mangelt.
Das ist ein Phänomen, welches im Kampfsport/Kampfkunstbereich oft beklagt wird. Kommt in Schüben, da gelingen einem plötzlich irgendwelche Dinge nicht
mehr... Und andersrum, irgendwann kann/versteht man dann plötzlich Dinge, die vorher nicht oder nur schlecht gingen...
Mein Tatschlag: Setzt Dich nicht unter Druck, denk da nicht drüber nach... Einfach weitermachen, weiter am Umfeld erfreuen und irgendwann sind solche "Schübe" nicht mehr bedrohlich (bzw. Du
erfährst die o.g. positive Seite der Geschichte) - es sind alles Zeichen, daß sich in Dir etwas durchs Training verändert/umorganisiert auf neurologischer, neuromuskulärer Ebene ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Peter el Gaucho
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Peter el Gaucho »

Hallo Ratsuchender,

ich finde es ganz toll von dir, wie du deinen Lebens-Sport-Weg und auch deine koordinativen Schwierigkeiten im Umgang mit Judotechniken konkret und im Detail schilderst. Für mich ist der springende Punkt das Thema "mit ADHS Judo betreiben". Da hier an diesem Punkt sehr konkret anzusetzen ist, möchte ich keine allgemeinen Ratschläge erteilen wie "habe Geduld", "mache weiter", "andere haben gleiche Schwierigkeiten" u.s.w. Das hören die ADHS´ler das ganze Leben lang.

Nur falls du es möchtest, kann ich dir dazu einen konkreten Fall schildern und aufzeigen, wie die Lösung ist, zumindest in diesem einen Fall. Da es hier gleich sehr ins Persönliche und ins Konkrete geht, ist das nichts mehr für ein Diskussionsforum, welches öffentlich ist und auch aus guten Gründen öffentlich sein soll.

Wenn du das möchtest, dann schicke mir bitte eine PN und ich melde mich dann bei dir und wir sprechen privat per eMail.

Ich weiß es ist schwer, aber es gibt einen Weg.
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von CasimirC »

Fritz hat geschrieben:...da gelingen einem plötzlich irgendwelche Dinge nicht
mehr... Und andersrum, irgendwann kann/versteht man dann plötzlich Dinge, die vorher nicht oder nur schlecht gingen...
Ich klinke mich in dieses Zitat von Fritz mit zwei Anekdoten ein:

Anekdote 1:
Vor zwei Jahren durfte ich mit Bundestrainer Tsafack trainieren, da der an unserm Stützpunkt war. Er ließ uns ca. eine halbe Stunde eine einzige Kombination in der Rückwärtsbewegung üben - und sie gelang mir nicht. Ich unterhielt mich mit meinem Uke, änderte Schritte und Timing, aber es half nichts. Ich war frustriert, und ich habe mich sogar insgeheim geschämt! Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, ging die Kombination und mein Uke flog wunderbar auf den Boden - just in dem Moment, als Tsafack selber vorbeiging. Er freute sich und zeigte direkt zweimal *Daumen hoch*, aber ich war so perplex, dass mir rausrutschte "Ich habe keine Ahnung, wieso das plötzlich geklappt hat!". Er kam dann zu mir und meinte: "Das spielt keine Rolle. Du hast das jetzt über 20 Minuten probiert, und es ging nicht. Du hast überlegt, warum es nicht ging - aber geholfen hat es nicht. Du hast weitergemacht, und plötzlich hat es geklappt. Das zählt: Denk nicht so viel darüber nach, versuch lieber weiter!" Ab dem Moment klappte die Kombination immer häufiger; nicht immer so krachend wie beim ersten erfolgreichen Versuch, aber immer flüssiger. Ich war stolz :)

Anekdote 2:
Vorbereitung zu meiner ersten Dan-Prüfung. Dieser sch*** Tsuri-komi-goshi, mein Uke und ich haben ihn GEHASST! Alle Würfe liefen recht zufriedenstellen (sogar Ura-nage, vor dem ich den meisten Respekt hatte), aber es gelang uns beiden nicht, den Wurf ansprechend durchzuziehen. Es war auf einem Kata-Lehrgang, als wir plötzlich bei einem erfahreneren Pärchen sahen, wie diese den Wurf trainierten....und beim Nachmachen viel es uns wie Schuppen von den Augen. Ab da klappte der Wurf - und die Wochen an Frustration über den Tsuri-komi-goshi waren verflogen.

Langer Rede, kurzer Sinn: Es gehört (nicht nur zum Judo) dazu, dass man lernt, seine eigenen Schwächen zu erkennen und zu akzeptieren. Wenn man dies kann, kann man auch gezielt an diesen versuchen zu arbeiten, sie notfalls zu überlisten oder zum eigenen Vorteil umzugestalten. Das dauert seine Zeit, aber das Gefühl, wenn man das schließlich geschafft hat, ist wundervoll!

Lass dich nicht entmutigen. Wie tutor! schon sagte, im Grunde ist der Weg das Ziel.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
ratsuchender
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von ratsuchender »

Liebe Forumsgemeinde,
lieber tutor!, lieber Jupp, lieber Ronin, lieber Fritz, lieber Peter el Gaucho, lieber CasimirC,

vielen Dank für Eure vielen Antworten. Von dem umfangreichen Feedback war ich wirklich begeistert. Besonders gefreut habe ich mich über die unzähligen Tipps und Hinweise aus Eurer eigenen Praxis.

Tatsächlich habe ich mir vieles von dem, was Ihr geschrieben habt, zu Herzen genommen. Besonders musste ich mir selber noch einmal vor Augen führen, dass der Weg das Ziel ist. Gerade in meinem Alter und mit meiner Vergangenheit wäre jede andere Erwartung wohl auch bloße Illusion. Ob und inwiefern ich nun mit alledem umgehe, habe ich noch nicht abschließend für mich entschieden. Vielleicht muss ich auch erstmal einfach wieder einen Gang herunterschalten.

Gerne halte ich Euch auf dem Laufenden, wie es weitergeht und wohin mich meine Reise noch führt.

Viele Grüße
der Ratsuchende
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von JudoSakura »

Lieber Ratsuchender,

konntest du in der Zwischenzeit etwas an deinem Training verändern, um mit den Schwierigkeiten besser umgehen zu können. Hast du deinen Trainer vielleicht auch drauf angesprochen, damit er seine Tätigkeit dir gegenüber vielleicht mehr individueller anpasst?
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Peter el Gaucho
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Peter el Gaucho »

Lieber Ratsuchender,

es ist jetzt ein Jahr her, dass du deine Ratsuche gemacht hast. Das Thema war wirklich sehr wichtig, nicht nur für dich persönlich, sondern auch für viele andere Judoka und Trainer.

Aufgrund dieser Wichtigkeit möchte ich heute gerne nochmals nachfragen, welche Erfahrungen du mit Hilfe der Tipps aus diesem Diskussionsforum oder auch anderer Tipps von Anderen gemacht hast. Bist du in deinem Judoprojekt weiter voran gekommen?
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ratsuchender
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von ratsuchender »

Lieber Peter el Gaucho,
im vergangenen Jahr war ich von den vielen, ausgesprochen positiven Rückmeldungen sehr angenehm überrascht.

Tatsächlich hat sich seit meiner Anfrage - heute vor genau einem Jahr - viel verändert.

Zwar bin ich noch heute regelmäßig von Unzufriedenheit mit mir und meinem Judo geplagt und natürlich zerfressen mich Rückschläge/Niederlagen (nicht nur im Wettkampf, sondern jeder Art) auch heute noch. Mit voranschreitender Zeit habe ich jedoch gelernt, mit diesen Rückschlägen besser (oder überhaupt?) umzugehen. Darüber hinaus habe ich gelernt, die Dinge in längerfristigen Zeitabschnitten zu betrachten. Meine (Judo-)Entwicklung im vergangenen Jahr war enorm. Das habe ich selber niemals richtig wahrgenommen, habe diese Rückmeldung jedoch von Dritten erhalten.

Mit dem Judo aufzuhören, ist für mich inzwischen keine Option mehr. Ich könnte auch gar nicht. Seit Juli 2016 habe ich in erheblichem Maße Verantwortung in der administrativen Arbeit meines Vereins übernommen. Darüber hinaus in der Ligaaktivität meines Vereins. Dass darunter im gleichen Maße leider auch mein eigenes Training etwas leiden musste, ärgert mich natürlich. Dabei liegt es jedoch nun an mir, dass ich dafür sorge, dass ich während meines eigenen Trainings frei bleibe von organisatorischen Tätigkeiten oder Anfragen, die bei über 900 Mitgliedern natürlich permanent an mich herangetragen werden, wenn ich mich im Dojo aufhalte.
Letztes Jahr habe ich dann auch zum ersten Mal eigenständig eine größere Maßnahme ausgerichtet, die trotz kleinerer Schwierigkeiten im Großen und Ganzen erfolgreich verlaufen ist.

Meine Trainer (es sind tatsächlich mehr als einer, da die unterschiedlichen Einheiten durch unterschiedliche Trainer betreut werden) habe ich niemals persönlich auf meine Schwierigkeiten angesprochen. Ich weiß aber, dass sie im Bilde darüber sind. Und ich habe den Eindruck, dass mir im Rahmen des Trainings auch ausreichend individuelle Betreuung zukommt. Da ich - obwohl eigentlich völlig unqualifiziert - am Wettkampftraining teilnehme, muss ich aber wohl respektieren, dass der Schwerpunkt der Betreuung ein anderer ist. Das ist für mich völlig in Ordnung, weil mir der sportliche Erfolg meiner Sportpartner sehr am Herzen liegt.

Trotz eines kürzlich erfolgten, sehr herben Rückschlags in meinem Judo-Dasein bin ich alles in allem mit der langfristigen Entwicklung zufrieden. Und da ich diese langfristige Entwicklung verstärkt ins Auge fasse, lassen mich auch kurzfristige Misserfolge zurzeit nicht an meiner prinzipiellen Entscheidung für Judo zweifeln. Der Weg ist das Ziel.

Ich danke allen, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und immer noch zur Seite stehen. Allen voran natürlich meinen Trainern und Sportpartnern aus meinem Verein, deren Unterstützung ich mir - egal, wie ungünstig es mal laufen mag - stets sicher sein kann.

Viele Grüße
der Ratsuchende
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Fritz
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Fritz »

Na das liest sich doch recht positiv.
ratsuchender hat geschrieben:
19.04.2017, 14:21
Meine (Judo-)Entwicklung im vergangenen Jahr war enorm. Das habe ich selber niemals richtig wahrgenommen, habe diese Rückmeldung jedoch von Dritten erhalten.
Das ist, denke ich, auch eine sehr wichtige Erfahrung/Erkenntnis ...
ratsuchender hat geschrieben:
19.04.2017, 14:21
Trotz eines kürzlich erfolgten, sehr herben Rückschlags in meinem Judo-Dasein bin ich alles in allem mit der langfristigen Entwicklung zufrieden.
Was ist passiert und wie bist Du damit klargekommen?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von ratsuchender »

Fritz hat geschrieben:
19.04.2017, 14:29
Was ist passiert und wie bist Du damit klargekommen?
Aufgrund der von mir preisgegebenen Informationen zu mir dürften ein paar Forumsmitglieder mich inzwischen identifiziert haben. Da ich aber schon sehr persönliche Angaben über mich gemacht habe, möchte ich den Kreis nicht unnötig erweitern. Ich halte meine Antwort daher bewusst allgemein, bitte das aber nicht als Despektierlichkeit zu verstehen, sondern als Schutz meiner Privatsphäre:

Da ich damals - im September 2014 - natürlich recht unsportlich war und keinerlei Judo-Kenntnisse mehr vorzuweisen hatte, waren (kurzfristige) Wettkampferfolge für mich natürlich keine Option. Insofern konzentrierte ich mich, wie vermutlich viele Anfänger, auf das Absolvieren von Gürtelprüfungen. Irgendein Ziel muss der Mensch ja haben. Und so legte ich recht viele davon in einem ziemlich kurzen Zeitraum ab. Gürtelprüfungen hatten und haben für mich den Vorteil, dass ich mich - anders als im Wettkampf - nicht mit anderen messen muss, die im Regelfall schon seit jüngster Kindheit Judo betreiben, sondern für mich selber ein klar vorgegebenes Programm erarbeiten und präsentieren kann. Nun habe ich kürzlich zum ersten Mal eine solche Gürtelprüfung nicht bestanden. Es ist mitnichten so gewesen, dass es zu meiner völligen Überraschung passiert wäre. Ich war nicht in dem für mich sonst üblichen Maße vorbereitet (selbst in der vorletzten Gürtelprüfung habe ich substantiell mehr Vorbereitung betrieben). Außerdem wollte ich zu viel zu schnell (Stichwort: Rückbesinnung auf die langfristige Perspektive). Dennoch hat es mich in dem Moment sehr getroffen, weil auf den ersten (zugegebenermaßen sehr oberflächlichen Blick) alles gut gelaufen war. An jenem Tag wollte ich tatsächlich erstmals seit einem Jahr wieder ernsthaft das Handtuch werfen. Das hat im Endeffekt aber nur wenige Stunden angedauert. Meine Freunde aus dem Verein haben mich hier auf- und recht schnell auch wieder eingefangen. Nun habe ich für die Wiederholung dieser Prüfung eine realistische Perspektive und vor allem auch einen konkreten Vorbereitungsplan, den ich nun akribisch umsetzen werde.
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Fritz
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von Fritz »

Hmm, das kann natürlich passieren, klingt fast, als ob da jemand die "Notbremse" gezogen hat, wenn es scheinbar recht gut gelaufen ist ...
ratsuchender hat geschrieben:
19.04.2017, 14:49
Irgendein Ziel muss der Mensch ja haben. Und so legte ich recht viele davon in einem ziemlich kurzen Zeitraum ab. Gürtelprüfungen hatten und haben für mich den Vorteil, dass ich mich - anders als im Wettkampf - nicht mit anderen messen muss, die im Regelfall schon seit jüngster Kindheit Judo betreiben, sondern für mich selber ein klar vorgegebenes Programm erarbeiten und präsentieren kann.
Wie läuft es eigentlich so im Randori mit Leuten ähnlicher Graduierung?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von ratsuchender »

Fritz hat geschrieben:
19.04.2017, 17:00
Hmm, das kann natürlich passieren, klingt fast, als ob da jemand die "Notbremse" gezogen hat, wenn es scheinbar recht gut gelaufen ist ...
Der Schein war aber ganz offensichtlich falsch, wie eine eingehende Analyse im Nachgang ergeben hat. Das, was ich mit meinem Partner vorbereitet hatte, entsprach schlicht nicht den Anforderungen. So richtig war mir das aber nicht bewusst. Meinem Partner auch nicht. Den Fehler wiederhole ich aber nicht noch einmal. Insofern überraschte es dann auch nicht, dass die vermeintlich einwandfreie Ausführung dessen, was ich geübt hatte, nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Auch die beste Planausführung hilft nicht, wenn bereits der Plan fehlerhaft ist.
Fritz hat geschrieben:
19.04.2017, 17:00
Wie läuft es eigentlich so im Randori mit Leuten ähnlicher Graduierung?
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares: Es kommt darauf an. Bei den Jungs aus meiner Wettkampfgruppe läuft es für mich nicht gut. Das überrascht mich aber auch nicht. Gleichzeitig gibt es in der ebenfalls in unserem Verein vorhandenen Breitensportgruppe aber auch Dan-Träger (+/- eine Gewichtsklasse um meine eigene), die ich im Randori problemlos dominieren kann.

So ähnlich ist es dann auch in Wettkämpfen; treffe ich auf jemanden, der wettkampforientiert trainiert und Judo - was die Regel ist - schon länger betreibt als ich, dann habe ich es schwer. Treffe ich auf einen Breitensportler, der auch mal an einem Wettkampf teilnimmt, dann läuft es deutlich besser, auch wenn derjenige schon viel länger Judo betreibt als ich. Das war im vergangenen und in diesem Jahr sowohl in der Bezirks- und Landesliga so, als auch auf den Bezirkseinzelturnieren.

Generell halte ich die Graduierung für keinen geeigneten Maßstab zur Bestimmung der Randori- oder Wettkampfleistungsfähigkeit. Sie sagt vielleicht etwas über die abstrakt-theoretisch vorhandenen technischen Fertigkeiten des Graduierten aus, aber die wettkämpferischen Fertigkeiten lassen sich m. E. besser (oder sogar nur?) über die individuelle Medaillenausbeute ablesen. Insofern bilde ich mir auch selbst auf die Farbe meines Gürtels nicht besonders viel ein. Dann schon eher auf die Medaillen, die an einem Haken an meiner Wand hängen. Und in meinem Verein sehe das wohl nicht nur ich so, sondern so ziemlich jeder in meiner Wettkampfgruppe. Entsprechend wurde auch mein Misserfolg in der Gürtelprüfung zwar bedauernd, aber nicht mehr als nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Hätte ich bestanden, wäre das wohl nicht anders gewesen. Es ist eben eine Gürtelprüfung und kein Turnier. Einem Erfolg oder Misserfolg in Letzterem wird - jedenfalls bei uns - signifikant mehr Bedeutung zugemessen.
HBt.
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nicht mehr wichtig

Beitrag von HBt. »

(...)
Edit:
Kein weiterer Klärungsbedarf / und Hilfebedarf. Post gelöscht.
Zuletzt geändert von HBt. am 20.04.2017, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
HBt.
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Der BodyMassIndex

Beitrag von HBt. »

Mein aktueller Index liegt bei aufgerundeten 27,
ich bin total grenzwertig, Mist :D ;)

Stelle ich mir vor, ich würde wieder gezielt das "Eisen biegen", könnte ich auf normalgewichtig == gesund oder aber auf adipös == sehr ungesund innerhalb der Skala rutschen.
tutor!
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Re: Selbstzweifel

Beitrag von tutor! »

ratsuchender hat geschrieben:
20.04.2017, 00:31
(...)Entsprechend wurde auch mein Misserfolg in der Gürtelprüfung zwar bedauernd, aber nicht mehr als nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Hätte ich bestanden, wäre das wohl nicht anders gewesen. Es ist eben eine Gürtelprüfung und kein Turnier. Einem Erfolg oder Misserfolg in Letzterem wird - jedenfalls bei uns - signifikant mehr Bedeutung zugemessen.
Und vorher schon:
Gürtelprüfungen hatten und haben für mich den Vorteil, dass ich mich - anders als im Wettkampf - nicht mit anderen messen muss, die im Regelfall schon seit jüngster Kindheit Judo betreiben, sondern für mich selber ein klar vorgegebenes Programm erarbeiten und präsentieren kann.
Diese doch zunächst sehr individuelle und persönliche "Ratsuche" bekommt mit diesen Aussagen eine doch sehr allgemeine Note, auf die ich kurz eingehen möchte.

Der Wettkampf - egal in welcher Form - beinhaltet immer ein deutlich größeres Risiko des Misserfolgs als eine Gürtelprüfung, gerade weil bei letzterer jeder bestehen kann, im Wettkampf aber immer mindestens einer verliert. Der Wettkampf lehrt uns also in viel größerem Umfang den Umgang mit eigenen Schwächen, Fehlern, Unzulänglichkeiten oder einfach nur zu akzeptieren, dass uns andere voraus sind. Die Gürtelprüfung lehrt uns umgekehrt, dass wir auch eine Chance haben, eine anerkennenswerte Leistung zu erbringen, wenn wir uns gut vorbereiten, zielgerichtet trainieren usw. selbst wenn wir im Vergleich zu anderen im direkten Vergleich hintendran sind.

Eine funktionierende Gruppe wird immer das Scheitern eines Mitglieds auffangen - eine Wettkampfgruppe, deren Mitglieder selbst regelmäßig mit eigenen Niederlagen zu kämpfen hat, wird dies insbesondere tun. Wegstecken, weitermachen, nächster Versuch... Was für einen selbst eine große Enttäuschung ist, und was oft mit Verlustängsten behaftet ist (werden ich jetzt als Niete angesehen?) entpuppt sich in einer gut funktionierenden Gruppe als halb so wild. Auch das ist eine wichtige Erfahrung - vor allem vor dem Hintergrund eines typischen "sportschwachen Kindes", als das Du Dich selbst beschrieben hast. Dass gute und erfolgreiche Wettkämpfer das Besehen einer Gürtelprüfung nicht sonderlich wahrnehmen, steht dabei auf einem anderen Blatt. Würden 95% aller TN bei Wettkämpfen Erster werden, würde das wahrscheinlich auch niemanden - außer den Betroffenen - besonders interessieren.

Interessant ist aber auch Deine Selbstwahrnehmung. Auf der einen Seite beschreibst Du ja selbst, dass Deine Vorbereitung nicht so akkurat und akribisch war, wie bei vorangegangenen Prüfungen. Auf der anderen Seite empfandest Du Deine Prüfungsleistung als gut, zumindest im Sinne dessen, was Du Dir unter den Anforderungen vorgestellt hast.

Anforderungen können auf zwei Arten nicht erfüllt sein: Man kann schlicht etwas anderes machen, als durch die PO gefordert ("inhaltlicher Fehler") oder man kann zwar das vordergründig Richtige tun, jedoch mit zu geringer Qualität. Letztere kann ein individuelles Problem sein, aber auch ein Problem der Lehrer in der Vorbereitung.

Fragen, die Du vielleicht nicht öffentlich aber dennoch Dir - vielleicht auch in vereinssteuernder Funktionen - beantworten musst, wären:
- Ging es in der Vergangenheit anderen aus Deinem Verein ähnlich wie Dir, also grenzwertige Prüfungsleistungen, die zum Scheitern oder nur knappen Bestehen geführt haben?
- Welchen Stellenwert hat die Qualität der Prüfungsvorbereitung in Deinem Verein?

Vielleicht ergibt sich ja aus den Antworten der beiden Fragen ein Handlungsbedarf - und vielleicht sogar auch Lösungsansätze.
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ratsuchender
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Re: Ein Trigger: Dominieren

Beitrag von ratsuchender »

HBt. hat geschrieben:
20.04.2017, 08:11
beim Randori geht es nicht um Dominanz ;)
Das ist mir grundsätzlich bewusst. Trotzdem stellt man im Randori schnell fest, ob der Partner vergleichbar gut, besser oder schlechter ist.
HBt. hat geschrieben:
20.04.2017, 08:11
(...)
Entsprechend wurde auch mein Misserfolg in der Gürtelprüfung zwar bedauernd, aber nicht mehr als nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Hätte ich bestanden, wäre das wohl nicht anders gewesen. Es ist eben eine Gürtelprüfung und kein Turnier. Einem Erfolg oder Misserfolg in Letzterem wird - jedenfalls bei uns - signifikant mehr Bedeutung zugemessen.
Das ist verkehrt :?
Vielleicht war das ja auch nur Höflichkeit mir gegenüber. Sollen sich die anderen besser darüber lustig machen? Das wäre bei uns wohl die alternative Reaktion gewesen. Mein Misserfolg war jedenfalls kurz Thema, dann wurde festgestellt, dass der Gürtel ohnehin nur die Jacke zuhalte und es ging eben weiter. Den größten Aufriss habe ich selber daraus gemacht. Von anderen kam nicht viel - außer Überraschung, dass ausgerechnet ich durch eine Gürtelprüfung gefallen bin.
HBt. hat geschrieben:
20.04.2017, 08:11
Grundgütiger ...

@Ratsuchender,
möglicherweise bist Du nicht im richtigen Verein gelandet - kämpft ihr in der Bundesliga?
Also ich empfinde meinen Verein als genau richtig. Nach meinem Umzug im August 2015 habe ich mir diverse Vereine in meiner Umgebung angeschaut und mich sehr bewusst für diesen Verein entschieden. Diese Entscheidung bereue ich nicht. Auch wenn sich das vielleicht in meinen bisherigen Beiträgen nicht so angehört haben mag, weil ich oft die mich belastenden Umstände betont habe, muss ich offen zugeben, dass mich die Jungs aus meiner Gruppe auch immer auffangen, wenn es eben nicht gut läuft.

Und ja, unsere erste Männer-Mannschaft kämpft auch in der Bundesliga.
HBt. hat geschrieben:
20.04.2017, 08:11
Lieber Ratsuchender,
bist Du den Ursachen mit professioneller Hilfe auf den Grund gegangen? Wofür steht der Indikator BMI > 30? Mein BMI lagt einmal bei 21 heute bei mindestens 25. Ich trainiere heute ganz anders, fasse Eisen nicht mehr an, meine Oberarme sehen aus wie Streichhölzer - und trotzdem habe ich Kraft, unbändige Kraft ...
Welche Ursachen meinst du jetzt?

Der Indikator BMI >30 bezog sich in meinem Fall eindeutig darauf, dass ich eben fettleibig war. Viele Jungs in meiner Gruppe sind laut BMI "übergewichtig". Aber keiner von ihnen ist fettleibig.
tutor! hat geschrieben:
20.04.2017, 09:38
ratsuchender hat geschrieben:
20.04.2017, 00:31
(...)Entsprechend wurde auch mein Misserfolg in der Gürtelprüfung zwar bedauernd, aber nicht mehr als nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Hätte ich bestanden, wäre das wohl nicht anders gewesen. Es ist eben eine Gürtelprüfung und kein Turnier. Einem Erfolg oder Misserfolg in Letzterem wird - jedenfalls bei uns - signifikant mehr Bedeutung zugemessen.
Und vorher schon:
Gürtelprüfungen hatten und haben für mich den Vorteil, dass ich mich - anders als im Wettkampf - nicht mit anderen messen muss, die im Regelfall schon seit jüngster Kindheit Judo betreiben, sondern für mich selber ein klar vorgegebenes Programm erarbeiten und präsentieren kann.
Diese doch zunächst sehr individuelle und persönliche "Ratsuche" bekommt mit diesen Aussagen eine doch sehr allgemeine Note, auf die ich kurz eingehen möchte.
Ich schildere tatsächlich meine eigene Wahrnehmung. Es ist die subjektive Wahrnehmung eines Erwachsenen, der seit 2,5 Jahren Judo betreibt. Dass ich meine Erfolgserlebnisse nur bedingt aus Wettkampferfolgen ziehen kann und stattdessen auf andere Bereiche (erst Gewichtsreduktion, später dann Gürtelprüfungen) ausweiche, überrascht vielleicht diejenigen, die Judo seit jüngster Kindheit betreiben, aber für mich hat eben das anfangs gut funktioniert. Bis sich eben - bedingt durch das Umfeld - auch mein Fokus seit etwa einem Jahr auf Wettkämpfe verschoben hat.
tutor! hat geschrieben:
20.04.2017, 09:38
Eine funktionierende Gruppe wird immer das Scheitern eines Mitglieds auffangen - eine Wettkampfgruppe, deren Mitglieder selbst regelmäßig mit eigenen Niederlagen zu kämpfen hat, wird dies insbesondere tun. Wegstecken, weitermachen, nächster Versuch...
Genau das tut meine Gruppe tatsächlich.
tutor! hat geschrieben:
20.04.2017, 09:38
Interessant ist aber auch Deine Selbstwahrnehmung. Auf der einen Seite beschreibst Du ja selbst, dass Deine Vorbereitung nicht so akkurat und akribisch war, wie bei vorangegangenen Prüfungen. Auf der anderen Seite empfandest Du Deine Prüfungsleistung als gut, zumindest im Sinne dessen, was Du Dir unter den Anforderungen vorgestellt hast.

Anforderungen können auf zwei Arten nicht erfüllt sein: Man kann schlicht etwas anderes machen, als durch die PO gefordert ("inhaltlicher Fehler") oder man kann zwar das vordergründig Richtige tun, jedoch mit zu geringer Qualität. Letztere kann ein individuelles Problem sein, aber auch ein Problem der Lehrer in der Vorbereitung.
Es war hier wohl der "inhaltliche Fehler".

In der Vorbereitung nahm ich irrig an, dass ich diese, wie bei den Gürtelprüfungen zuvor, wohl alleine mit meinem Partner durchführen könne. Ggfs. unter geringer Zuhilfenahme von Dritten, aber im Wesentlichen eigenständig. Das hat aber nicht funktioniert.

Für den nächsten Anlauf habe ich jetzt die Unterstützung durch einen unserer Trainer erbeten und zugesagt bekommen, der die Vorbereitung jetzt engmaschig betreuen wird.

Denn die Gürtelprüfungsvorbereitung ist bei uns kein generelles Problem. Ich habe mich nur selber zu sehr von den etablierten Prozessen abgekoppelt. Das ist mein individuelles Versagen gewesen.
HBt.
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Viel Erfolg Ratsuchender

Beitrag von HBt. »

(...)
In der Vorbereitung nahm ich irrig an, dass ich diese, wie bei den Gürtelprüfungen zuvor, wohl alleine mit meinem Partner durchführen könne. Ggfs. unter geringer Zuhilfenahme von Dritten, aber im Wesentlichen eigenständig. Das hat aber nicht funktioniert.
Für den nächsten Anlauf habe ich jetzt die Unterstützung durch einen unserer Trainer erbeten und zugesagt bekommen, der die Vorbereitung jetzt engmaschig betreuen wird.
Denn die Gürtelprüfungsvorbereitung ist bei uns kein generelles Problem. Ich habe mich nur selber zu sehr von den etablierten Prozessen abgekoppelt.
Danke für die Erklärungen, jetzt ist es verständlich.
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