Judo unter Pandemiebedingungen

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

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nur_wazaari
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Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von nur_wazaari »

An dieser Stelle würden mich Stimmen zu z.B. folgenden Themen unter Pandemiebedingungen interessieren. Es gibt nun auch Erfahrungen mit Veranstaltungen und Training, mit Ungewissheit und Auswirkungen.

- Training
- Wettkampf im Amateur- und Profibereich (Olympia?)
- Mitgliederschwund
- Verantwortung der Beteiligten und Organisatoren
- Blick in die Zukunft
- Von Verbänden ausgeblendete Aspekte
- Dinge die gut laufen und Judo nach der Pandemie bereichern könnten
...

Meine eigene Haltung hat sich soweit nicht grundlegend geändert. Die angewendeten Konzepte bei Veranstaltungen sind sehr aufwendig, gut durchdacht - und zumindest mit Präsenzcharakter trotzdem nicht wirklich fair, weil eben nicht alle teilnehmen können oder gleichermaßen trainieren können. Über Vernunft oder Unvernunft scheint man schon gar nicht mehr diskutieren zu können. Das gilt durchaus auch für DJB-Veranstaltungenm, nicht nur für den internationalen Bereich. Im Ergebnis bleibt, dass man je nach Einschränkungen versucht zu retten was zu retten ist. Man blendet wohl auch aus, dass alle diese Veranstaltungen und Bemühungen keineswegs einen "Neustart" darstellen können. Nicht umsonst wird gerade in Deutschland und auch sonst in Europa eher an Eigenverantwortung appelliert, anstatt Totalrestriktionen und Verbotskaskaden zu etablieren - wir sind nicht über den Berg. Gar nicht.

Ich werde wieder "einsteigen", allerdings ganz anders als vorher und strikt ohne physischen Kontakt. Denn manchen wir uns nichts vor, jeder Kontakt birgt ein gewisses Risiko zurzeit und noch auf längere Sicht.
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tutor!
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von tutor! »

Es wäre naiv zu glauben, dass sich in den sicherlich mindestens anderthalb Jahren von Beginn der Pandemie bis zu einer wieder vor der Pandemie vergleichbaren Situation nichts nachhaltig verändern würde. Ich gehe also davon aus, dass es bis über den nächsten Sommer hinaus "anders" bleiben wird - und danach auch anders sein wird.

Den Mitgliederrückgang schätze ich für die zwei Jahre 2020/21 auf 30% plus-minus 10%, aber das ist nur eine persönliche Schätzung. Ich mag mich irren, hoffe es sogar.

In dieser Zeit wird die Digitalisierung einiges verändern. Blended-learning Formate, also die Mischung aus Online- und Präsenzveranstaltungen werden genauso zunehmen, wie die Nutzung digitaler Technik in Präsenzveranstaltungen. Dies wäre auch schon früher möglich gewesen, jedoch werden die Potentiale erst jetzt so langsam entdeckt. Die Vorteile werden sicherlich bleiben, auch um der Kosteneffizienz willen.

Ein schrumpfender Verband braucht auch weniger Verwaltungsstrukturen. Diese werden sicherlich angepasst werden müssen, wobei die spannende Frage sein wird, ob es Kürzungen im operativen Bereich (hierunter verstehe ich in diesem Kontext alle Aktivitäten auf der Matte) geben wird, oder im administrativen Bereich.

Der zu erwartende Mitgliederrückgang wird den Druck, den sogenannten Breitensport (ein Begriff, den ich am liebsten verbannen würde) besser in den Blick zu nehmen, als bisher. Daher erwarte ich auch entsprechende Anpassungen im Lehr- und Prüfungswesen. Nicht zu übersehen ist ja zum Beispiel, dass der Katabereich die derzeitigen Voraussetzungen aktiv annimmt, und sich mit innovativen Angeboten an die Basis wendet. Gerade dieser Bereich stellt sich personell erweitert auf und qualifiziert sich für die Etablierung neuer Formate.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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nur_wazaari
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von nur_wazaari »

Danke tutor! für die Antwort. Ich fürchte auch, dass es einen Mitgliederschwund geben wird. Würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und vermuten, dass ein regelrechter Neuaufbau nötig sein wird. Dies birgt sicherlich auch Chancen. Man sollte sich aber evtl. schon jetzt damit befassen...sicher auch mit Kürzungen rechnen.

Für meinen Teil habe ich sowieso schon blended-learning betrieben -> indem ich Wettkämpfe für mich online verfolgt und analysiert habe, um bestimmte Sachen geeigneterweise im Training umzusetzen.

Nun, der Kata-Bereich entwickelt sich in der Tat hervorragend. Ich gebe aber zu, Randori deutlich lieber zu mögen und meine Judozeit darin zu investieren. Und damit sieht es eben schlecht aus momentan. Aber: Es ist ja in der Tat absehbar, dass die längste Strecke noch vor uns liegt und so richtig kann ich nicht verstehen, weshalb man die Zeit seitens der Sportverbände (es ist ja nicht nur beim Judo so) nicht konsequenterweise nutzt, um zu hinterfragen und Lösungen für die Zukunft abzuleiten. Jetzt, wo man die Gelegenheit hätte, auch dem "Zirkus" wie z.B. dem gesamtgesellschaftlich wohl immer irrelvanteren Olympiageschehen mal zu entkommen. Weil z.B.: Wie soll Olympia denn stattfinden? Einfach irgendwie? Da könnte man selbst unter diesen Bedingungen besser investieren. Ansätze gibt es ja im DJB, das sieht man durchaus. Glaube aber auch, dass v.a. auch für Kata die Unterstützung durchaus ausgebaut werden könnte.

Ich bin gespannt, wie das mit Judoleistungssport (im Sinne der Sportorganisation, die Begriffe sind in der Tat nicht besonders sinnvoll) schon in wenigen Monaten aussehen wird. Hier droht ja durchaus ein Einbruch, zumindest in Deutschland. Die Frage ist, wie lange sich auch die eher professionellen Athletinnen und Athleten noch bei der Stange halten lassen. Es fehlen ja z.B. auch die "semi-professionellen" Trainingspartnerinnen und -partner. International sieht das derzeit seltsamerweise kaum so problematisch aus, wenn man sich ansieht, dass trotz der explosiven Situation Veranstaltungen durchgeführt werden, an denen Länder bald aller Kontinente teilnehmen. Man plant ja auch immer noch mit Kontinentalmeisterschaften - absurd. Ich finde es daher sehr richtig, dass der DJB soweit und bis jetzt fast jedes Risiko vermeidet.

Für die insbesondere auf Olympia hin trainierenden Sportlerinnen und Sportler muss das also eine schwierige Zeit sein. Für die Vereine und derer Mitglieder sowieso. Insgesamt ist der Freizeitsport (ist das eine bessere Bezeichnung?) in Deutschland ja schon vor der Krise angeschlagen gewesen. Vielleicht wird sich ja am System auch insgesamt etwas ändern, möglichst zum Positiven.

Mein Wiedereinstieg in und mit der Gruppe geriet natürlich kurz und sowieso als vereinzeltes Training. Dann halt wieder Uchi-komi und diverse andere Aktivitäten im Freien - allein. Zu bemerken ist, dass die innere Haltung dazu führt, überhaupt rauszugehen, letztlich zu diesen Aktivitäten treibt. Nicht wie sonst die terminierte "Pflicht" beim Training zu erscheinen oder ein anderer äußerer Trigger. Das ist zumindest bei mir ein wesentlicher Unterschied zu vorher. Es ist aber kein "ohne geht's nicht", auch kein "weiter so". Eher ein "nicht aufgeben und das Beste draus machen".
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Holger König
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von Holger König »

Es steht die Frage, wie wir es gegenüber der Politik durchsetzen, daß die Hygienekonzepte des Profi-Sports auch auf den Breitensport übertragen werden, also z.B. regelmäßige Tests für alle Sportler. Dabei würden sich Schnelltests anbieten, die entweder als Jedermanns-Test selber ausgeführt werden können oder für die einige Vereinsmitglieder eine Einweisung als Gesundheitshelfer zur Test-Durchführung erhalten.
Mit entsprechenden Testkonzepten gäbe es keinen Vorwand mehr, Sportverbote zu verhängen, vor allem wo der Breitensport bisher nicht als Hotspot aufgefallen ist.
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nur_wazaari
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von nur_wazaari »

Ich glaube, "die" Hygienekonzepte gibt es so gar nicht. Was sollte da als Maßstab dienen? Außerdem ist ja schon fraglich, ob man Judo in Deutschland überhaupt unter "Profisport" einsortieren kann. Das beziehe ich nicht auf Trainings- und Wettkampfleistung, sondern eher auf die Rahmenbedingungen verglichen mit anderen Nationen und Sportarten. Zum Beispiel.

Über irgendwelche theoretischen Testgeschichten wurde ja in anderen Fäden schon einiges gesagt. Halte ich aus vielen Gründen für völlig abwegig und letztlich auch nicht ausreichend. Könnte man allerhöchstens für die Sommermonate andenken. Dafür fehlt es aber allein schon an technischen Voraussetzungen und es gibt Alternativen - Judo(sport) ist ja nicht alternativlos.

Außerdem störe ich mich an dem Wort "Vorwand". Es gilt derzeit schlicht auf Basis von Tatsachen zu entscheiden, die "Verbote" werden ganz und gar nicht unter "Vorwänden" erlassen. Wann geht das endlich in die Köpfe rein? Dass an einigen Stellen Details diskutabel sind, mag sein. Dass nun wieder der große Ärger und z.T. auch die Überraschung ausbricht, ist menschlich verständlich, aber die Situation war vorherzusehen und es bringt nichts weiteren Unmut zu sähen oder kontrafaktisch zu argumentieren. Man könnte ja...Judowerte und so...aber das lasse ich mal an dieser Stelle.

Insgesamt sind die Maßnahmen derzeit vollkommen berechtigt und der Sache, nämlich einer erhofften Eindämmung des Infektionsgeschehens, potentiell dienlich. Wahrscheinlich wird sich die Situation trotzdessen sogar noch sehr verschärfen. Was genau kommen wird, kann aber niemand vorhersehen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie man gerade jetzt überhaupt an Zusammenkünfte denken kann. Mein Gewissen hat sich schon unter großen Sicherheitsmaßnahmen bei meiner kürzlichen Einheit gemeldet. Jetzt aber ist halt erst mal wieder Essig. Fakt. Punkt.

2x Woche Uchi-komi und Co, 3x moderates Krafttraining, jeden Tag Stretching/Beweglichkeitstraining, 2x Laufen und Co, je nach Laune. Das ist mein Programm. Andere üben sich in Kata. Manche kehren Judo den Rücken. Andere hocken einfach herum. Verträumte Konzepte sind für die nächsten Monate passé.
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Fritz
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von Fritz »

nur_wazaari hat geschrieben:
30.10.2020, 13:35
ußerdem störe ich mich an dem Wort "Vorwand". Es gilt derzeit schlicht auf Basis von Tatsachen zu entscheiden, die "Verbote" werden ganz und gar nicht unter "Vorwänden" erlassen.
Tatsachen wären tatsächlich gut.

Und zwar Tatsachen der Art:

- Wieviele der positiv getesteten Menschen sind tatsächlich infektiös - wie waren da die Zyklen-Zahlen bei den PCR-Tests?
- Wie hoch ist die Quote der falsch positiven Tests? Ist diese Quote konstant über alle Labore / Testhersteller, oder gibt es da auch schon Schwankungen?
- Wie sieht die Ansteckungsquote aus, aufgeschlüsselt nach unterschiedlichen Kriterien wie: Alter / Tätigkeiten inkl. Hobbys / Ethnie / Impfstatus / Nutzung ÖPNV / Individualverkehr / Haushaltsgröße ...?

Werden solche Daten überhaupt ermittelt, d.h. gibt es Formulare, wo entsprechende Angaben bei pos. Tests eingetragen und hochgeladen werden können,
so daß eine Massen-Daten-Analyse erfolgen kann? Wie sieht es diesbzgl. von Seiten der EU aus?

(Dieses Video gibt m.E. recht unterhaltsam eine gute Vorstellung davon, was mit Massen-Daten-Analyse so möglich ist: https://www.youtube.com/watch?v=-YpwsdRKt8Q)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von nur_wazaari »

Tatsachen wären tatsächlich gut.
Ja es gibt keine gesicherten Erkenntnisse. Warum nicht? Weil wir in einer wirklich schwierigen Krisensituation leben und eine Priorisierung erfolgt. Über die kann man reden. Schlicht und einfach, es gibt zu wenige Kapazitäten, die Zeitspanne ist für aussagekräftige Erhebungen immer noch zu kurz und man versucht ja trotzdem, sich auch praktisch irgendwie zu helfen. Keiner legt mit Absicht wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Säulen auf Eis.

Zum Video (Whataboutism?): Für eine Analyse braucht man erstmal Daten. Die sind entweder nicht vorhanden oder nicht auswertbar. Kann man diesen einfachen, logischen und kausalen Gedankenschritt nachvollziehen?

Fritz, deine Fragen mögen hinsichtlich einer Datenakquise zwar berechtigt sein - eine Beantwortung dieser führt aber keinen Deut weiter, um die Pandemielage zu bremsen. Die Krankenhausbetten füllen sich, völlig egal was bei einer Evaluation der Labormethoden herauskommt. Reicht das nicht? Und bitte nicht nur die deutsche Situation betrachten.
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Holger König
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von Holger König »

Für mich ist die entscheidung:
Entweder die Gefahr ist groß, dann müssen alle Profi-Sportarten verboten werden. Oder wenn diese nicht verboten werden, weil dort getestet werden darf, dann müssen die Karten auf den Tisch, warum nicht gleiches Recht für alle, vor allem (wenn es im Gegensatz zum Frühjahr) inzwischen Schnelltests gibt. Wenn man solche Schnelltests verweigert, dann ist Verbieten ein Vorwand. Ansonsten muß eine Erklärung her.
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Fritz
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von Fritz »

nur_wazaari hat geschrieben:
30.10.2020, 18:43
Fritz, deine Fragen mögen hinsichtlich einer Datenakquise zwar berechtigt sein - eine Beantwortung dieser führt aber keinen Deut weiter, um die Pandemielage zu bremsen. Die Krankenhausbetten füllen sich, völlig egal was bei einer Evaluation der Labormethoden herauskommt. Reicht das nicht? Und bitte nicht nur die deutsche Situation betrachten.
Also ich schaue auf meine Lohnabrechnung und sehe, daß ein nicht unerheblicher Teil meines Gehaltes in Richtung Staat fließt.
Und wie mir geht es es so einigen Leuten in unserem Land.
Irgendwie habe ich das schon die Erwartungshaltung, daß bei einer Krise dann dieser Staat ernsthaft dafür sorgt, daß diese bewältigt wird.
Selbst etwas Chaos am Anfang mag noch akzeptabel sein, das liegt nun mal in der Natur der Sache.
Aber dann muß irgendwann mal fachlich fundiertes, planvolles Handeln einsetzen. Und tut mir leid - die Sache mit der Datenakquise wäre erstmal die Grundlage dafür, um überhaupt erstmal wirksame Maßnahmen bzw. effektiven Mitteleinsatz
zu erreichen. Und wenn Maßnahmen mit Fakten unterlegt sind, würden sie auch auf mehr Verständnis bei den Betroffenen führen.
Aber wie sieht die Realität aus? Es werden irgendwelche Maßnahmen durch Politiker-Runden ausgewürfelt, wo für jeden Normaldenkenden recht schnell klar wird, daß diese mit hoher Wahrscheinlichkeit die Pandemie-Lage eh nicht bremsen
werden ... Und dann stellt sich die Politik hin, schilt das Volk, es sei böse, weil es nicht artig sei und verkündet die nächsten Gängelungen, selbstredend wieder nur auf Annahmen u. Vermutungen beruhend.
Und es war sowohl Zeit da und es ist auch Geld da. Gut das Geld müsste man vielleicht dann mal bei den sonst üblichen Beratern abzwacken u. besser nutzen ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von nur_wazaari »

Ich gehe mal zurück zum Judo unter Pandemiebedingungen:

https://judoinside.com/news/4148/EJU_co ... 19_threats

Die EJU will durchziehen und schiebt den schwarzen Peter zu zum IOC nach dem Motto "Die sagen Olympia soll ja stattfinden also müssen wir die Leute vorbereiten". Alles nur für die Athlet*innen...ja ne, ist klar.

Wohlwissend, wie die Lage in Europa halt derzeit aussieht (wird ja sogar aufgeführt) und es nicht nur zu Ungerechtigkeiten kommt, sondern auch noch trotz der sehr wohl eindeutigen Faktenlage und klarer Tendenzen unnötige Risiken eingehend. Aber angeblich leben die teilnehmenden Judoka ja in einer professionellen Blase.

Der Zirkus geht weiter, auch wenn die Hütte brennt. Es ist nicht zu glauben.
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Vorhang auf...

Beitrag von nur_wazaari »

https://www.wz.de/sport/deutsche-judoka ... d-54466431
Prag Die Athleten des Deutschen Judobundes reisen trotz der jüngsten Corona-Rekordzahlen in Tschechien Mitte November zur EM nach Prag.

„Zum einen sind die Qualifikations-Punkte für Olympia schon sehr wichtig“, sagte DJB-Sportdirektor Ruben Goebel zu der Entscheidung. „Zum anderen müssen wir uns einfach daran gewöhnen, wie so ein Wettkampf unter Corona-Bedingungen abläuft.“ Die EM findet vom 19. bis 21. November in Prag statt, es ist der bislang wichtigste Judo-Wettkampf seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr.

Tschechien hatte zuletzt mit 15.729 bestätigten Fällen innerhalb von 24 Stunden einen Rekordwert vermeldet. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen lag bei 1594,4 und damit sechseinhalb mal so hoch wie in Deutschland. Bis zum 20. November gilt dort der Notstand mit weitgehenden Ausgangsbeschränkungen.

Der DJB und andere Verbände hatten die Europäischen Judo-Union EJU daher gebeten, die Situation zur EM noch einmal zu überdenken. „Es liegt mittlerweile ein sehr umfangreiches Sicherheitskonzept zur Durchführung der Meisterschaften vor“, sagte Goebel. EJU-Präsident Sergej Solowejtschik verteidigte die Entscheidung für die EM mit Verweis auf die Olympischen Spiele 2021: „Wir sind dazu verpflichtet, die Athleten auf das größte Ereignis in ihrem Leben vorzubereiten.“

Insgesamt fürchtet Goebel durch den Teil-Lockdown in Deutschland Wettbewerbsnachteile für seine Athleten mit Blick auf Olympia in Tokio. „Im internationalen Vergleich haben wir schon das Gefühl, dass die anderen Nationen die Corona-Problematik nicht so ernst nehmen, wie wir das in Deutschland tun“, sagte er. „Da wird viel mehr auch mit ausländischen Athleten trainiert.“ Viele Lehrgänge hätten für die DJB-Athleten abgesagt werden müssen. „Für uns ist es schwierig, die nötige Wettkampfhärte und das nötige Wettkampftempo zu bekommen.“
Wie ja u.a. auch in diesem Thread anklang, gibt es deutlich wichtigere Dinge, Existenzängste, Einschränkungen etc., alles wichtiger als Wettkampf-Judo.

Zum Artikel: Man ist oder fühlt sich offenbar regelrecht zur Teilnahme gezwungen. Man insistiert bei den mächtigen Bossen, die halten die Hand drüber, den Daumen drauf und man springt trotz großer Bedenken und Sorgen nebst ungleicher Teilnahmevoraussetzungen durch den Feuerring. Konzept hin oder her. Dann labert man auch noch ständig von "Judofamily" oder "Gemeinschaft", dreht aufwendige Werbeproduktionen (v.a. international), man soll "Judo sein und bleiben". Das überzeugt mich alles nicht, mangels Konsistenz, Konsequenz, sogar mangels Empathie in der Strategie. Schließlich kündigt man für "Team Germany" auch noch an, die Leute mangels Praxis der Verheizung preis zu geben. Klar, man hat die Athletinnen und Athleten sicherlich gefragt - hoffe ich jedenfalls. Vielleicht haben diese auch darauf gedrängt. Eine andere Wahl hätte man durchaus - wäre mir neu, dass hier jemand maßgeblich von Judoleistungssport (über)lebt. Abgesehen natürlich vom "Staff", deren Verträge m.K.n. aber bisher normal weiterlaufen. Aber auch: Träume gehen flöten. Identifikationen schwinden - "Was tue ich hier eigentlich?". "Das" Olympia wackelt, wenngleich auch die Japaner ihren Kodokan-Cup durchführten, also "testeten". Strukturen im Vereinssport bröckeln.

In der Summe: Ein Zeichen setzt das alles nicht, wirkt derzeit schlicht überflüssig, fühlt sich mithin falsch an. Das gleiche gilt noch vielmehr für die Veranstaltungen im Juniorenbereich.

...Vorhang zu. Heute Uchi-komi.
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Beitrag von nur_wazaari »

https://www.saarbruecker-zeitung.de/pm/ ... d-54654479

Richtig wohl ist Jasmin Grabowski nicht bei der Sache. Dabei, an diesem Mittwoch ins Auto zu steigen – Richtung Prag, Richtung Judo-Europameisterschaft aufzubrechen. Trotz aller Freude, erstmals seit Beginn der Corona-Krise endlich wieder einen Wettkampf bestreiten zu können.

Lange war nach der bereits zweifachen Verschiebung der EM in diesem Jahr nicht klar, ob diese nun in dieser Woche (19. bis 21. November) tatsächlich würde sattfinden können. Die steigenden Corona-Infektionszahlen zuletzt – auch in Tschechien – gaben Anlass zu Zweifeln. „Ich habe daher schon gemischte Gefühle. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich alles so stattfindet, wie geplant – ich bin auf beides eingestellt“, erklärt Grabowski.

Sergej Solowejtschik, Präsident der Europäischen Judo-Union (EJU) verteidigte die Entscheidung für die EM mit Verweis auf die Olympia 2021: „Wir sind dazu verpflichtet, die Athleten auf das größte Ereignis in ihrem Leben vorzubereiten.“ Die EJU-Experten und ein Task-Force-Team seien zusammen mit dem tschechischen Verband in der Lage, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten.

Ein mulmiges Gefühl bleibt dennoch. „Ich muss sagen, ich finde es schon ein bisschen verantwortungslos vom europäischen Verband, eine solche Maßnahme momentan noch durchzuführen“, erklärt die Judoka des 1. JC Zweibrücken. Beim Blick auf die Pandemie-Entwicklung – nicht nur in Deutschland oder Europa – „finde ich, ist der Spitzensport und alles, was dazu gehört, auch der Fußball, der da eine riesige Testkapazität einfach blockiert, nicht mehr der Nabel der Welt. Das Risiko, dem man die Sportler aussetzt, ist momentan unberechenbar und extrem hoch“, äußert sich Grabowski mit klaren Worten. Zudem sieht die Pfälzerin darin auch ein falsches Zeichen für die Gesellschaft. Es sei kein Wunder, wenn die Leute denken: „Wenn ich mich jetzt mit 20 Leuten treffe, ist das nicht so schlimm, die machen ja auch zusammen Sport. Wenn das aber 100, 200 oder 500 Menschen tun, dann entstehen eben solche Fallzahlen“, ist der 29-Jährigen ihre innere Zerissenheit deutlich anzumerken.

Denn trotz der heiklen Situation freue sich die EM-Zweite von 2015 „natürlich auch riesig darauf, endlich wieder kämpfen zu können“. Über zehn Monate ist es her, dass die beiden JCZ-Athletinnen Martyna Trajdos und Jasmin Grabowski zuletzt bei einem Wettkampf auf der Matte standen. Dann der plötzliche Lockdown, Wettkampfpause, die Absage der Olympischen Spiele und eine nur langsame Rückkehr in den normalen Trainingsalltag. Und zum Re-Start nun also gleich eine EM.

„Mein letzter Grand Slam war Düsseldorf im Februar. Da war ich aber krank, sodass der letzte richtige Wettkampf für mich eigentlich im Januar in Tel Aviv stattfand. Das fühlt sich schon ein bisschen so an, wie wenn man nach einer Verletzung zurückkommt“, beschreibt Grabowski ihre Gefühlslage. Dass der Auftakt nun gleich bei einem internationalen Großereignis erfolgt, mache ihr an sich hingegen nichts aus. Sie sei ja nicht mehr die jüngste im deutschen Team, eher mit die älteste. „Ich habe also schon eine gewisse Erfahrung. Routine wäre jetzt zu viel gesagt, aber es ist jetzt nicht die erste große Meisterschaft. Ich weiß, wie ich mich darauf vorzubereiten habe, ich weiß, wie es vom Gefühl her ist. Ja, es ist eine Europameisterschaft, aber es ist auch nur ein Wettkampf.“

An dem sie nicht ganz sorgenfrei teilnimmt. „Ich habe schon auch Angst, trotz der Kontrollmaßnahmen.“ Direkt vor Anreise müssen die Athleten zwei negative Corona-Tests nachweisen, vor Ort wird ein weiterer durchgeführt. Danach dürfen die Sportler das Hotel nicht mehr einfach verlassen. „Es kann aber ja trotzdem immer was passieren“, sorgt sie sich darum, sich „durch einen doofen Zufall beim Wettkampf zu infizieren und das Virus mit nach Hause zu bringen“.

Auf den Start zu verzichten, sei für Grabowski dennoch keine echte Option. Es geht einfach um mehr als nur die EM. „Genau, das ist mein großes, großes Problem. Es geht um Olympia-Punkte. Und die werden verteilt, ob wir da hin fahren oder nicht“, erklärt die Schwergewichtskämpferin, die trotz ihrer Berufung in den vorzeitigen Kader für Tokio noch nicht ganz sicher drin ist in der Quali. „Ich kann nicht einfach sagen, ich lasse jetzt alle Wettkämpfe ausfallen bis zu den Spielen. Diese Möglichkeit habe ich leider nicht.“ Derzeit liegt die JCZ-Judoka im Olympia-Ranking auf Platz 24. Grundsätzlich sind die besten 22 Kämpferinnen der Gewichtsklasse dabei. Allerdings die ersten 22 der bereinigten Liste – heißt, mit nur einer Starterin pro Nation. Daher hat die Deutsche derzeit ganz gute Karten. Sicher dabei ist sie aber keinesfalls. „Das ist das Riesen-Dilemma. Ich finde es auch fahrlässig vom Weltverband zu sagen: Okay, wir verteilen jetzt Punkte. Ich sehe die ganze Situation sehr kritisch momentan.“

Und so steigt Jasmin Grabowski am Mittwoch mit zwiespältigen Gefühlen nicht in den Flieger, sondern ins Auto, um nach Prag aufzubrechen. „Wir versuchen, das Risiko so gut es geht zu vermeiden. Mit dem Flugzeug anzureisen, würde das Risiko potenzieren.“ Daher die – nur zu zweit erlaubte – beschwerliche Fahrt mit dem PKW, die sicher nicht die beste Vorbereitung auf den Wettkampf gewährleistet. „Doch die Situation ist für alle gleich. Es ist ja nicht so, dass es nur für eine Nation so beschissen ist.“

Ob aber tatsächlich alle Teilnehmer mit den gleichen Voraussetzungen anreisen, könne Grabowski nur schwer einschätzen. Unterschiede kann sie dennoch ausmachen: „In vielen Ostblock-Ländern existiert Corona ja nicht, da trainieren viele ganz normal.“ Dann wiederum gebe es Länder, in denen sehr lange keine Trainingsmöglichkeiten vorhanden waren. „Die Briten sind wieder alle aus den Trainingszentren rausgeflogen, die werden gar nicht kämpfen. Bei den Franzosen ist zum Teil nicht klar, ob die ausreisen dürfen. Es sind extrem widrige Umstände“, betont Grabowski. In Deutschland hätten es die meisten Sportler noch ganz gut getroffen. „Aber auch jetzt gerade ist die Zahl der Athleten am Stützpunkt (Grabowski und Trajdos trainieren am Olympiastützpunkt in Köln, Anm. d. Red.) wieder eingeschränkt, es werden wieder deutlich kleinere Trainingsgruppen gemacht.“ Einschränkungen seien also kurz vor der EM auch hier spürbar. „Aber ich denke, wir hatten insgesamt relativ viel Glück. Grabowski und Trajdos konnten recht lange und kontinuierlich durchtrainieren. Auf der anderen Seite hätten viele Nationen schon wieder internationale Trainingslager absolviert, die das deutsche Nationalteam nicht angefahren hat. „Weil wir alle Angst hatten, dass da doch irgendwas passiert. Dadurch kann uns ein bisschen die internationale Konkurrenzfähigkeit fehlen.“ Aber grundsätzlich sei das schwer auszumachen.

Jasmin Grabowski selbst fühlt sich körperlich fit und gut vorbereitet. Die angeschlagene Schulter hält und auch sonst sei „ausnahmsweise“ mal alles gut. „Ich glaube, dass das tatsächlich an dem vielen zuhause sein, dem wenigen Wettkampfstress liegt. In der Coronazeit war ich so entspannt wie nie.“ Doch so langsam merkt sie, dass die Anspannung wiederkommt. „Ich spüre so eine Grundspannung, die ich auch nicht so einfach wieder ablegen kann.“ Diese sei aber auch nötig, um Kopf und Körper auf die Wettkampf-Belastung vorzubereiten. „Es ist nach so langer Zeit eine ganz ungewohnte Stresssituation.“

Doch spätestens am Samstag, wenn die 29-Jährige in der Gewichtsklasse über 78 Kilogramm auf die Matte geht, will sie den Schalter komplett auf Wettkampfmodus umlegen. „Wenn das jetzt auch unter ganz kuriosen und widrigen Umständen stattfindet, fahre ich schon nach Prag, um eine Medaille mitzunehmen“, gibt Grabowski selbstbewusst ihr Ziel aus. Bereits am Freitag kann sich die WM-Dritte Martyna Trajdos in der Klasse bis 63 Kilogramm gute Chancen ausrechnen. Trotz Corona hätten die Athletinnen schließlich monatelang auf den Moment hingearbeitet, wieder auf die Matte zu können. „Zudem wird es vermutlich meine letzte EM sein“, sagt Jasmin Grabowski. Denn im kommenden Jahr denke sie langsam Richtung Karriereende. Nach der Erfüllung des letzten großen sportlichen Wunsches: Nach Rio 2016 noch ein zweites Mal bei den Olympischen Spielen dabei sein zu können. Und das hoffentlich mit einem besseren Gefühl.
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nur_wazaari
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Einsicht ist nicht zu erwarten

Beitrag von nur_wazaari »

https://www.spiegel.de/sport/judo-coron ... 1e63e0fb80

Hat die "Blase" doch den einen oder anderen Kratzer abbekommen. Ich meine das ganz unironisch - die Gefahr ist halt gegeben und hat sich nun erstmals in diesem Ausmaß bestätigt. Immerhin hat es nach derzeitigem Kenntnisstand drei größere Judo-Nationen ausgebootet. Die Titelseiten sprechen vom nächsten Superspreading-Ereignis oder Corona-Hotspot (im Sport).

Nach wie vor - solche Veranstaltungen sind in meinen Augen gerade eine ganz schlechte Idee. Allemal aufgrund von Gesundheitsschutz, aber auch durchaus aus Gründen der Planbarkeit (Finanzen) überhaupt. Sie sind vom pandemischen Gesichtspunkt her einfach auch mit dem besten Konzept der Welt nicht kontrollierbar. Da hilft auch der gute Glaube daran nichts mehr; es ist nun eine gewisse Evidenz eingetreten und besser wird es auch nicht werden.

Wenn man dazu die eine oder andere Reaktion betroffener Athleten und Athletinnen recht nah mitbekommt...die sind mit den Nerven am Ende. Irgendwo müssen sie es ja wollen und haben es auch zu wollen, haben ihren Lebensmittelpunkt im Leistungssport und setzen sich der Gefahr bewusst aus. Die Zwänge sind offenbar stärker als die Bedenken. Bei allen Verantwortlichen.

Irgendwo sollen die Kämpfe doch auch einen gewissen Genuß bieten, Spaß machen, ein Erlebnis sein, Entwicklungen anstoßen und protokollieren. Bei mir meldet sich nur das Gewissen, wenn ich versuche, mir diese derzeit anzuschauen - kein Spaß dabei. Lass ich also. Und es fühlt sich noch falscher an, als zu Beginn der Wiederaufnahme des Wettkampfbetriebes. Auch die Athletinnen und Athleten trainieren definitiv nicht alle mit gutem Gewissen.

Würde mich nicht wundern, wenn der "Laden" Olympia 2021 doch noch in die Binsen geht. Da müsste dann aber schon sehr starker (Infektions)Druck dazu führen. Prioritätensetzung im Sinne der Menschen, Bescheidenheit und Demut sind ja eher nicht als Begründungen zu erwarten.
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Holger König
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von Holger König »

Andererseits muß man sich die Frage stellen, warum nicht große Teile der Industrie und die großen Versandhandels-Standorte zugemacht werden. Dort arbeiten hunderte Menschen zusammen, die auch jeden Tag den Weg zur Arbeit zurücklegen müssen. Da sind gut überwachte Sportveranstaltungen doch ein geringeres Risiko, vor allem, wo in der Wirtschaft regelmäßige Corona-Tests bis heute nicht verpflichtend vorgeschrieben sind, sondern nur von der Wirtschaft erwartet wird.
Und in vielen Bereichen der Wirtschaft arbeiten (im Gegensatz zum Leistungssport) Menschen, die wegen Alter und Erkrankungen zu Risikogruppen gehören.
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von kastow »

Das Ganze aus Sicht einer Athletin: https://www.facebook.com/watch/?v=872847063497174
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von nur_wazaari »

Holger König hat geschrieben:
27.03.2021, 00:36
Andererseist muß man sich die Frage stellen, warum nicht große Teile der Industrie und die großen Versandhandels-Standorte zugemacht werden. Dort arbeiten hunderte Menschen zusammen, die auch jeden Tag den Weg zur Arbeit zurücklegen müssen. Da sind gut überwachte Sportveranstaltungen doch ein geringeres Risiko, vor allem, wo in der Wirtschaft regelmäßige Corona-Tests bis heute nicht verpflichtend vorgeschrieben sind, sondern nur von der Wirtschaft erwartet wird.
Und in vielen Bereichen der Wirtschaft arbeiten (im Gegensatz zum Leistungssport) Menschen, die wegen Alter und Erkrankungen zu Risikogruppen gehören.
Die Frage muss man sich zwar durchaus generell stellen, aber dass Sportveranstaltungen ein geringeres Risiko haben, ist für mich nicht schlüssig. Abgesehen davon, dass es zu nichts führt, die Risikolasten miteinander zu vergleichen. Das "gut überwacht" stimmt einfach nicht. Die Veranstaltungen sind nicht so gut kontrollierbar, wie man es gerne hätte und propagiert. Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen werden ja nicht einfach auf die Matte gebeamt; da liegen Wege und Aufenthalte dazwischen, die absolut niemand kontrolliert. Und ob Leistungssportlerinnen und -sportler und die Leute drum herum nicht doch Risikogruppen sind, darüber wird meines Wissens nach durchaus gestritten. Sicher sind sie in keinem Fall. Frag mal z.B. unseren Weltmeister von 2017.
kastow hat geschrieben:
27.03.2021, 08:00
Das Ganze aus Sicht einer Athletin: https://www.facebook.com/watch/?v=872847063497174
Ja, sie ist völlig fertig und weiß auch nicht, wie es zu der Infektion kam. Das werden die bisher sechs oder sieben infizierten deutschen Männer auch sagen. Und man hat sich das vorher nicht vorstellen können, sich auf die Wirksamkeit der "Blase" verlassen.

Zur Erinnerung, bisher sind es "40-50" Infizierte. Man gibt aber nur spärlich Infos raus, die Wettkampflisten sind aber merklich geschrumpft. Wie will man zu sportlich deutlich wichtigeren EM- und WM geschweige denn dem Olympia-Turnier verfahren, wenn so ein "Superspreader-Ereignis" auftritt?

Wäre man konsequent und hätte ein Einsehen in den Gesundheitsschutz fern irgendwelcher Lippenbekenntnisse dazu, würde man die Turnierserie sofort beenden. Und das hat rein gar nichts mit einem Panikmodus o.ä. zu tun. Auch der DJB postulierte ja den Gesundheitsschutz als wichtigstes Gut. Wäre dem ernsthaft so, würden sie gar nicht erst in die Flieger, die Hotels, die Trainingslager und schließlich die Wettkämpfe einsteigen.
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nur_wazaari
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Ergänzung

Beitrag von nur_wazaari »

Schon bei den letzten Turnieren fiel es auf, nun wieder: Es gibt rund um die Turniere und auf diesen selbst in meinen Augen viel zu viele ernsthaftere Verletzungen! Das war ja im Vorhinein schon befürchtet worden. Vielen fehlt halt der Rhythmus, den man auf diesem Niveau braucht, um da halbwegs frei von Blessuren durch die Wettkämpfe zu kommen. Aber das will natürlich auch niemand hören, es "gehört ja dazu"...wenn man die Corona-Infektionen dazu zählt, ergibt sich ein noch unschöneres Bild.
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von caesar »

https://www.ijf.org/news/show/actual-co ... grand-slam

6 positive Tests in PCR3, noch einmal 6 positive Tests in PCR4.
15 positive PCR1 und PCR2 in den Vortests im Heimatland.
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kastow
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von kastow »

Ich gehe mal zurück auf einige Ausgangsfragen von nur_wazaari.

Was nehme ich positiv mit? Ich haben jetzt seit über einem Jahr mit meiner Erwachsenengruppe fast durchgehend online trainiert und auch Prüfungen abgenommen. Es ist möglich und wenn auch nicht alles trainiert werden kann, laut meinen Teilnehmenden deutlich mehr als nur ein Trainingsersatz. Da wir in den Sommerferien nicht in die Halle dürfen, weiß ich nun, wie ich zukünftig auch in den Sommerferien mit meiner Gruppe trainieren und damit die trainingsfreie Zeit auf drei Wochen verkürzen kann. Auch eventuellen anderen Hallensperrungen sehe ich nun gelassener entgegen.

Einen Mitgliederschwund habe ich in meiner Gruppe bisher nicht zu beklagen. Ich konnte seit März 2020 sogar zwei neue Mitglieder gewinnen. In normalen Zeiten wäre das nicht mal eine Erwähnung wert, jetzt freue ich mich unheimlich darüber. Die Teilnahmezahlen beim Online-Training sind mittlerweile vergleichbar mit denen beim Präsenztraining. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet, da natürlich auch bei mir einige Mitglieder nicht online trainieren möchten. Ich muss aber hinzufügen, dass auch einige befreundete Judoka aus anderen Gruppen und Vereinen bei uns mittrainieren, die ohne die aktuelle Situation wohl nicht dabei wären.

Wie geht es nun weiter? Nun, ich gehe davon aus, dass wir zwischen Sommer- und Weihnachtsferien mit Impf-, Genesungs oder Testnachweis wieder mit Kontakt auf die Matte dürfen. Dazu möchte ich nun die körperlichen Voraussetzungen für die Mitglieder schaffen, die bisher nicht online trainiert haben. Nach der langen Trainingspause sind sie ja körperlich Wiedereinsteigende. Mal schauen, ob mir das gelingen wird.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
Holger König
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Re: Judo unter Pandemiebedingungen

Beitrag von Holger König »

Es dürfte vermutlich bereits im Juni, wenn die Abnahme der Infektionen weiter anhält, zu einer Freigabe des Trainings auch in Hallen kommen. Dabei wäre es gut, wenn Alle, denen ihr Hausarzt keine besonderen Risiken bei den Vektor-Impfstoffen bescheinigt, diese möglichst frühzeitig in Anspruch nehmen. Sobald die Mitglieder der ersten Vereine weitgehend durchgeimpft sind, müßte ein Einklagen des Zugangs zu Trainingsstätten realistisch sein. Und nach einer Impfung besteht auch kein Infektionsrisiko im Sport mehr. ebenso wird es vom Druck der Vereine und Verbände abhängen, ob als Ausgleich für die Zeit des Sportverbots sportanlagen in der nächsten Zeit auch in den Ferien für Vereine frei gegeben werden.

Im Herbst sind Wahlen.

Wer Sportler quält, wird nicht gewählt!
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