Kodokan Judo in Deutschland

Hier geht es um die Geschichte und um Traditionen des Judo
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tom herold
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kodokan judo

Beitrag von tom herold »

Bitte on Topic bleiben - die Debatte, ob es sinnvoll ist, den Gedan-Seoi-Nage in allen Altersklassen zuzulassen gehört in einen extra dafür angelegten Thread, denke ich.
Zurück zum Thema: ich kann verstehen, daß der "Gast" diese Fragen stellt - aber ich habe genau diese Fragen jetzt schon so oft beantwortet, daß ich eigentlich keine Lust mehr habe, dies schon wieder zu tun.
Um nicht unhöflich zu erscheinen, erläutere ich in aller Kürze noch einmal, was ich für eine verderbliche Entwicklung halte:
Erstens hat sich in Deutschland nie eine wirkliche Tradition des Judo etablieren können. Es gab (anders als in Frankreich oder England) eben keinen japanischen Judolehrer, der eine solche Tradition, verbunden mit einer stringenten Lehrmeinung hier einführte.
Tokyo Hirano beispielsweise wurde von einigen unglaublich selbstverliebten, eiteln Funktionären (vor allem von Heirich Frantzen - ich habe entsprechende Dokumente selbst gesehen; Frank besitzt eben ein sehr umfangreiches Archiv!!) regelrecht daran gehindert, breitenwirksam in Deutschland Judo zu unterrichten.
Dazu kommt, daß so gut wie alle einigermaßen guten deutschen Judoka der zwanziger und dreißiger Jahre (und damals gab es eben nicht so sehr viele davon) im II. WK gefallen sind.
Weiterhin haben die Leute nach dem II. WK ihr Wissen längere Zeit beinahe ausschließlich aus Büchern erworben - und das genügt eben den Ansprüchen einer so komplexen KK wie Kodokan Judo nicht. (Ich mache doch den Leuten von damals keinen Vorwurf! Es ist nur sehr schade, daß sie selbst dann, als sie wieder die Möglichkeit hatten, bspw. in London bei Koizumi qualitativ hohes Judo zu erlernen, von dieser Möglichkeit so gut wie keinen Gebrauch machten.)
Dazu kam dann die immer stärkere Orientierung auf einen Wetkampfsport nach (west-) europäischen Vorstellungen. Dies wiederum führte allmählich, aber unvermeidlich zu einer Marginalisierung des Judo in Deutschland - und da die Grundlagen eben kein tragfähiges Fundament bildeten, kann man sich leicht vorstellen, wie es um die Qualität bestellt war (und noch ist).
Das hört niemand gern, ich weiß. Ich sage es trotzdem.
Zum Wettkampfsport bleibt nur anzumerken, daß Wettkämpfe eben nur das trainieren, was im Wettkampf erforderlich und erlaubt ist. Die Regeln, nicht wahr ...
Was aber nicht trainiert wird, das kann man nicht. Und eben da entsteht ein Teufelskreis: Im Laufe der Zeit werden die (Nur-) Wettkämpfer zu Übungsleitern, Trainern. Dann geben sie genau das weiter, was sie können ... und ihre Schüler lernen in der Regel auch nur das.
Bevor jetzt jemand beleidigt darauf hinweist, daß er selbst oder sein eigener Trainer ja in Japan war und dort alles gelernt hat - auch in Japan muß man seit langem die Traditionalisten und die Wettkämpfer unterscheiden. Der japanische Judoverband bspw. hat mit dem Kodokan nix zu tun ...
So, und was das Wissen in Deutschland betrifft: die Organisationsform DJB ist ein geschlossener Kreislauf, in den kein neues Wissen eindringt - es sei denn, dieses Wissen hat primär mit dem Wettkampf zu tun.
Wie in jedem geschlossenen System gibt es aber "Reibungsverluste", also geht Wissen verloren, und das nicht zu knapp.
Nur mal als Beispiel - der tiefe Seoi-Nage auf beiden Knien ist eine direkte Folge davon, daß (grob vereinfacht gesagt) die meisten europäischen Judoka und hier besonders die Deutschen nicht in der Lage sind, sich korrekt und tief genug zum Seoi-Nage einzudrehen.
Ja, ja, ich weiß - das glauben viele nicht. Es stimmt aber.
Weiterhin darf man den "menschlichen Faktor" nicht vergessen. Es ist nun einmal leider so, daß Judokas, die mit Leib und Seele aktiv sind, eher ungern einen Funktionärsposten bekleiden - das kostet Zeit und raubt demjenigen wertvolle Trainingseinheiten.
Wer wird also für gewöhnlich Funktionär ...? (Ich beziehe mich jetzt lediglich auf die Landesebene - und wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel.)
Beantwortet euch das selbst und seht euch die betreffenden Personen genau an. Wann war der Betreffende das letzte Mal aktiv an einem Randori beteiligt?
Welchen Grad trägt er - und was kann er? Ist er mit bspw. dem 4. Dan geschmückt, muß man automatisch die Frage stellen, ob er mehr kann und weiß als jemand, der den 3. Dan trägt. Wenn das nicht der Fall ist - wieso hat er dann den 4. Dan ...?
Etc. etc. pp.
Wie wir alle wissen, wird zum großen Teil (Ausnahmen bestätigen die regel, sind aber selten!!) vor allem das gelehrt, was in der PO verlangt wird.
Dazu kommen dann - je nach Trainer - diese oder jene auf Erfahrung beruhenden "Wettkampf-Tricks" bzw, "Spezialtechniken".
Ich bin nach wie vor der Meinung, daß man dies nicht als ausrecihend ansehen kann.
Wer sich aber genau auf diesen kleinen, schmalen Bereich des Judo spezialisiert hat, der wird das natürlich anders sehen ...
Ich glaube, es gibt im Judo diesbezüglich keine starren Richtlinien von "richtig" und "falsch".
Es gibt aber unbestritten sehr, sehr unterschiedliche Qualitäten.
Und ich kann mir nicht helfen - ich bevorzuge nun mal das qualitativ hochwertige, traditionelle, ganzheitliche Judo.
Das aber ist meine ganz persönliche, auf meinen persönlichen Erfahrungen beruhende Meinung, und die kann natürlich nicht von jedem geteilt werden.
In diesem Sinne - Jiko no Kansei!
Tom
tom herold
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Beitrag von tom herold »

Eins noch - wer die am zweiten Tag des Lehrgangs gezeigten Abtaucher nicht im Gedächtnis behalten konnte, weil es (mea culpa!) einfach zu viele waren: niemand hindert uns daran, derlei Treffen und Lehrgänge zu wiederholen, oder?
Der nächste Lehrgang bei Frank Thiele Sensei findet am 9./10. Dezember dieses Jahres statt, Ort und Zeit und Referenten wie gehabt.
Georg wird auch wieder mit dabei sein, so daß wir uns wieder mit Feldenkrais-Übungen und gesundheitsförderndem Power-Yoga befassen können ...
Freue mich schon auf euch!
Grüße
Tom
Sal
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Beitrag von Sal »

Nun... (bin kein Gast btw sondern nur zu faul mich immer einzuloggen) ich danke dir Tom für die Erläuterung deiner Ansichten, bin aber etwas überfordert damit zu verstehen bzw. mir vorzustellen, wie das ganzheitliche Judo zu verstehen ist. Daher habe ich mich gefragt, ob es in Berlin eine Judoschule gibt, die die Traditionen bewahrt, die dem DJB - deiner Meinung nach - abhanden gekommen sind. Es wäre mir eine Freude mir selbst ein Urteil bilden zu können bzw. zwischen dem von meinem ehemaligen Sensei und dem dort gelernten zu vergleichen. Es würde mich übrigens interessieren, wenn es nicht zu respektlos ist, welchen Dan du trägst.

Mit Respekt
Sal
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Bibi
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Beitrag von Bibi »

Hallo Sal,

unter http://berlin.judo-inyo-ryu.de/ findest du einen Kontakt zu der Gruppe in Berlin.

Viele Grüße
Bibi
Ko-soto-gake
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Beitrag von Ko-soto-gake »

Will vielleicht jemand von denen, die in Urberach bei dem Lehrgang waren, mal einen Bericht schreiben?
Der Müller
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Beitrag von Der Müller »

Immer mit der Ruhe. Schließlich muss ich auch noch arbeiten. Bericht folgt ganz sicher. Aber leider steht das Vergnügen ja immer hinten an ...
Gruß
Jochen
Ko-soto-gake
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Beitrag von Ko-soto-gake »

Sorry, das sollte nicht fordernd klingen! Nimm dir natürlich die Zeit, die du brauchst. Ich bin nur neugierig ;-).
tom herold
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Beitrag von tom herold »

@Sal: Ich halte es eigentlich nicht für besonders wichtig, aber um deine Frage zu beantworten: ich trage seit acht Jahren den 6. Dan.

@Jochen: laß' dir Zeit. Schade war es aber schon, daß du am zweiten tag nicht teilnehmen konntest - da haben wir nochmal sehr intensiv etwa zehn Varianten diverser Abtaucher (auch wenig bekannter) geübt und uns zudem mal mit einigen enorm simplen, aber wirkamen SV-Sachen befaßt .. na ja, nächstes Mal wird ja sowieso viel wiederholt.
Freundliche Grüße
Tom
Sal
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Beitrag von Sal »

Es ist natürlich für diese Diskussion keineswegs wichtig - jedoch hilft es mir dich eine wenig besser einzuschätzen, was durch die Anonymität des Internets ziemlich schwer ist.

Gibt es zu dieser erst in der Planung befindlichen Gruppe keine Alternative?
tom herold
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Beitrag von tom herold »

@Sal: sieh mal unter http://www.budo-freundeskreis.de nach, dort findest du etliche Links.
Soweit ich informiert bin, trainiert die Berliner Gruppe regelmäßig und ist recht aktiv - befindet sich also nicht "in Planung". Es kann natürlich sein, daß eine weitere Gruppe eröffnet werden soll - nimm doch einfach mal Kontakt zu Ralph Paulat auf und frag ihn.
Falls du in Berlin nichts fndest (aus welchen Gründen auch immer) dann mach dich - Interesse vorausgesetzt - auf nach Schloß Torgelow in Meck-Pomm (ist nicht weit von berlin weg.)
Falls das alles nicht so recht funktionieren sollte, ruf mich einfach an. Meine Nummer schwirrt hier irgendwo im Forum 'rum.
Grüße
Tom
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Maki-Komi
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Beitrag von Maki-Komi »

Schönen guten Tag,

nun, ich möchte hier mitnichten als Kritiker von Einzelmeinungen ins Feld ziehen oder anzweifeln, was einzelne sagen. Egal jedoch auf welches Thema bezogen: Ich halte es grundsätzlich für sehr fragwürdig, wenn irgendetwas als einzig wahre Lehre, insbesondere in Abgrenzung zur Mehrheitsmeinung, propagiert wird. Lasst es mich kurz ausführen, damit ich es korrekt kommunizieren kann:

Auch die oft zitierten japanischen Judolehrer und Schüler Kanos (Hirano und co) haben doch im Endeffekt IHR Judo weitergegeben und nicht das Judo Kanos. Sehen wir von angeblichen Respektlosigkeiten der damaligen deutschen "Funktionäre" gegenüber dem Kodokan einmal ab, was bleibt dann? Die Erkenntnis, dass vielleicht die Bereitschaft etwas eigenes aufzubauen grösser war als die Bereitschaft blind Dinge zu übernehmen. Soll Judo statisch sein und immer nur in eine Richtung vorangetrieben werden? Ist es schlimm wenn die Mehrheit in Europa Judo als (oh Gott!) Wettkampfsport auffasst? Oder ist das nur Teil einer Entwicklung, die stattgefunden hat, weil sie von einer Mehrheit so gewünscht wurde?
Irgendwie mag ich nicht glauben, dass uns mutwillig von trägen, feisten Funktionären ein falscher Weg aufoktroyiert worden sein soll. Aber vielleicht bin ich auch viel zu naiv.

Nochmal: Ich finde es super, wie Tom und seine Schüler (bzw. Frank Thiele und seine Schüler) die Vielfalt des Judo erhalten wollen und betonen, dass es eben nicht nur Wettkampfjudo gibt. Aber wie Tom selbst unten schreibt, müssen nicht alle diese Meinung teilen.

Und deshalb mein persönliches coming-out: Ich stehe auf das moderne, grässlich verzerrte, olympische Wettkampfjudo mit allen seinen Restriktionen. Ich mag es, weil es für mich die schönste Sportart der Welt ist (und ich die besten Freundschaften über diesen Sport geschlossen habe.) Das heisst nicht, dass mich die anderen Aspekte nicht interessieren. Ich nehme sie sehr wohl zur Kenntnis, aber habe (erst recht motiviert durch das mehrmalige durchackern dieses Threads) entschieden, sie nicht ins Zentrum meines Judos zu stellen.

Bitte verurteilt mich! :D

Ganz herzliche Grüsse an alle Judoka,

Jan
"It´s not the fall that hurts - it´s when you hit the ground."
st.gregor

Kodokan Judo

Beitrag von st.gregor »

Hallo Maki-komi,
zunächst hast Du natürlich einmal Recht: Jeder, der Judo bis zu einem
Gewissen Niveau erlernt hat, wird irgendwann beginnen, seinem eigenen
Weg zu folgen, dies entspricht dem Prinzip des Shu-Ha-Ri in den Kampf-
künsten. Das Judo Mifunes ist nicht das Judo Yokoyamas, obwohl beide
Schüler Kanos waren. Dies entspricht genau deiner Forderung nach
einem Judo, das nicht statisch wird, sondern sich fortwährend weiter-
entwickelt. Soweit wären wir uns also einig.
Nicht einverstanden bin ich mit deiner Überlegung, die europäischen
Judo-Funktionäre wären letztlich nur einer Überzeugung der Mehrheit
aller Judoka gefolgt, als sie den Weg weg von der Kampfkunst hin zum
Sport wählten. Die Judoka wurden nie gefragt, sie bekamen in der Früh-
zeit des Judo in Deutschland genau das geboten, was dem erbärmlich
geringen Können der o.g. Funktionäre entsprach und dies war eben
das Wissen (oder besser: Nichtwissen) das für das Sportjudo bis
heute weitgehend prägend geblieben ist. Ich unterstelle diesen
Funktionären keineswegs finstere Motive (das tut glaube ich nicht einmal
Tom), ich glaube das sie durchaus mit großem Idealismus und pers.
Einsatz versucht haben, das Judo voranzubringen. Da ihnen allerdings
jede ernsthafte Grundlage im Kodokan Judo fehlte, ist ihr Produkt
(wenigstens nach Einschätzung der Traditionalisten) gründlich daneben-
geraten. Nach unser Auffassung, die Judo als Kampfkunst sieht, war
es besagten Funktionären eben nicht erlaubt, einfach das wenige, was
sie vom Judo wussten zu nehmen und damit ihr eigenes Ding zu machen,
das mit dem Orginal wenig bis nichts gemeinsam hatte. Für uns ist das
Recht, eine Veränderung in einer traditionellen KK vorzunehmen an
ein profundes Wissen und Verstehen gebunden: Wer noch nicht ein
gewisses Mass an Reife erreicht hat, ist nicht berechtigt, von sich aus
umzugestalten (eine zugegebenerweise sehr uneuropäische Sichtweise).
Wenn Du, wie Du schreibst, mit dem Produkt Sportjudo aber glücklich bist,
wunderbar. Wir waren es nicht und haben einen (rein subjektiv) besseren
Weg gewählt. Ob er vielleicht wirklich besser ist, solltest Du vielleicht
einmal auf der Matte testen: Nach wie vor der einzige Weg mit wahrer
Beweiskraft im Judo.

In diesem Sinne


Stephan
tom herold
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kodokan judo

Beitrag von tom herold »

... dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen - bis auf eines: ich persönlich habe beides kennengelernt, die "moderne Sportart" Judo und die traditionelle, auf Authentizität bedachte KK Kodokan Judo.
Ich persönlich möchte nicht zurück zu den Restriktionen, Unstimmigkeiten und Unsinnigkeiten der erstgenannten Interpretation des Judo, dies aber ist meine persönliche Meinung.
Ich denke, ehe die Debatte wieder in Rechthaberei ausartet, sei noch einmal ganz klar gesagt, daß natürlich jeder mit dem Judo anfangen kann, was er für richtig hält. Wer sollte das auch verbieten?
Nur - wenn, dann gleiches Recht für alle.
Wenn also der DJB bzw. seine Funktionäre und Aktiven für ihre Auffassung werben und diese ihre Auffassung oft und mit großer Selbstverständlichkeit als den "wahren und einzigen Weg" darstellen, dann dürfen wir das mit dem, was wir für richtig halten, eben auch.
Natürlich formulieren viele (nicht alle!) Protagonisten des DJB ihren durch nichts gerechtfertigten Anspruch ein wenig anders - in der Sache aber meinen sie dann doch, daß es in Deutschland ein Judo außerhalb des DJB gar nicht gibt bzw. nicht geben sollte.
Ich erinnere daran, daß auch hier im Forum hier und da Meinungen vertreten wurden wie : "Die (gemeint sind meine Schüler und ich) sind ja nicht mal Mitglied im DJB - was werden die also schon groß wissen und können? Die sind ja von jeder Aus- und Weiterbildung abgeschnitten!"
Ich erspare mir, diese Meinung zu kommentieren, ich möchte diese Debatte nicht schon wieder lostreten.
Ich bin allerdings erstaunt, daß - nach langen Diskussionen, in denen eigentlich geklärt wurde, daß wir nun mal verschiedene Standpunkte haben und uns dennoch vertragen und sogar ergänzen könn(t)en - noch einmal dezidiert und wohl auch wertend auf die Unterschiede zwischen unseren Auffassungen hingewiesen wird.
Das hatten wir doch schon.
Wir haben nicht die Absicht, hier irgendwen zu bekehren. Wir haben jedoch die Absicht, Informationen weiterzugeben, die für jeden Judoka eigentlich unverzichtbar sind.
Was der einzelne dann daraus macht, ist ihm überlassen.
Ich habe verschiedentlich darauf hingewiesen, daß es nicht sinnvoll ist, uns immer wieder mitzuteilen, daß man "unserem" Weg nicht folgen möchte. Eine solche Mitteilung ist schlicht überflüssig - denn wie gesagt, wir gedenken nicht zu missionieren.
;)
Also, wie bereits mehrfach festgestellt: wir haben unsere Auffassung vom Judo, andere wiederum haben eine andere Auffassung.
Wie diese verschiedenen Standpunkte zustande gekommen sind und wie sie sich begründen lassen, ist sicher interessant, wurde aber bereits mehrfach diskutiert, muß also nicht wiederholt werden, denke ich.
Ich hatte in der letzten Zeit den Eindruck, daß wir uns vorsichtig annähern - wir sollten dies nicht dadurch kaputtmachen, daß wir nun wieder Grundsatzdiskussionen führen, denke ich. :)
Leider vergessen wir alle manchmal, daß wir alle Judokas sind - und da sollte es doch möglich sein, bei aller Gegensätzlichkeit de Standpunkte mehr Wert auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu legen.
Das, denke ich, wäre im Sinne Kanos.
Freundliche Grüße
Tom
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remy-otoshi
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Beitrag von remy-otoshi »

Hallo miteinander,

das ist wirklich ein Thread, den man mächtig gründlich lesen muss!

Wenn ich kurz zusammenfasse, dann ist Tom der Meinung, dass in Frankreich und England traditionalistischeres Judo gelehrt wurde als in Deutschland, da es bei uns kaum Lehrer gab, die direkt aus dem Kodokan kamen. Und getreu dem Motto "von nichts kommt nichts" kann das Judo in Deutschland auch nichts taugen.

Wenn ich mir die Vereinsgeschichte eines der ältesten Judovereine in Deutschland, dem JC Wiesbaden, durchlese, kann man erfahren, dass ursprünglich dort Jiu-Jitsu betrieben worden ist und 1926 die Jiu-Jitsuka bei dem großen Städtekampf Wiesbaden-Frankfurt gegen London erstmalig Judo als Kampfsport, nämlich das Gentle-Judo des japanischen Meisters und Professors am Budokwai, Mister Koizumi erlebt haben.
Diese Begegnung war von großer Bedeutung, da die deutschen Kämpfer erstmalig mit dem Begriff "Judo" in Theorie und Praxis vertraut gemacht wurden. Dabei konnte festgestellt werden, daß zwischen dem in Deutschland bis dahin gepflegten Jiu-Jitsu und dem japanischen Judo doch ein bedeutender Unterschied bestand.
und weiter:
1937: Eine kombinierte Mannschaft aus Wiesbaden und Frankfurt kämpften mit großem Erfolg in London. Das war die erste Niederlage der bis dahin ungeschlagenen Judo-Metropole in Europa.
*aus der Wiesbadener Vereinsgeschichte

Also so ganz schlecht kann das deutsche Judo dann wohl nicht gewesen sein?

1933 war Kano selbst an der Universität in Berlin. Und auch andere japanischen Judoka kamen immer wieder nach Deutschland, wie Deutsche immer wieder in Japan im Kodokan waren. Und dabei waren einige Jiu-Jitsu-Meister, die damit durchaus eine relevante Basis hatten.

Und ich hätte als "träger, feister Funktionär";) gerne mal etwas mehr Butter bei die Fische:
Warum, Tom, können Deiner Meinung nach die deutschen Judoka nicht richtig eindrehen? Was meinst Du konkret mit falscher Befreiungstechnik, die wir den Kindern beibringen? Warum sollte ich als Prüfer eine Technik nicht anerkennen, wenn dabei das Wurfprinzip demonstriert wird? Warum haben sich die von Dir propagierten effektiveren Techniken offensichtlich nicht durchgesetzt?

Mit nachdenklichen Grüßen, remy-otoshi
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Ronin
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Re: kodokan judo

Beitrag von Ronin »

tom herold hat geschrieben:Leider vergessen wir alle manchmal, daß wir alle Judokas sind - und da sollte es doch möglich sein, bei aller Gegensätzlichkeit de Standpunkte mehr Wert auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu legen.
Das, denke ich, wäre im Sinne Kanos.
Die Aussage unterschreibe ich auch.

Allerdings lese ich aus verschiedenen Posts hier immer wieder ein Ding, bei dem ich immer wieder einen Hals kriege....da liegt glaube ich auch die wesentlichen Unterschiede der Positionen, die hier vertreten werden - mal abgesehen von den unterschiedlichen Judorichtungen die verfolgt werden und die, wie richtig festgestellt sich grundsätzlich ergänzen.

Der Funtionär an sich muss nicht einmal Judo können. Er muss erst recht nicht besser Judo können als ich. Der Funktionär sagt mir auch nicht, wie ich mein Judo machen soll - auch sonst niemandem.

Es wurde weiter oben geschrieben, dass die Judoka nicht gefragt wurden ob sie das Sport Judo machen wollten oder nicht....doch. Funtionäre werden ja gewählt. Sie werden aber prinzipiell nicht gewählt um uns zu sagen, welche Regeln gelten. Über die Regeln wird demokratisch abgestimmt (ich weiss, dass Grundproblem der Demokartie: woher soll die Masse wissen was klug ist). Aber es sind nicht die Funktionäre die hier gescholten werden müssen.
Vielmehr möchte ich mal auf die Funktion eines Verbandes hinweisen. Es wird hier bei Anfeindungen gegen den DJB immer wieder zwischen den Zeilen eine Meinung vertreten, dass hier ein Meisterprinzip gelten müsse... nun seit Kano Shihan fehlt uns der Grossmeister. Einen legitimen Nachfolger gibt es meines Wissens nach nicht. Der Kodokan lehnt eine Führungsrolle in der Judowelt (die im hier immer wieder zugewiesen wird) auch ab. Das ist (oder war) auf einer der wenigen gepflegten DDK Seiten einmal nachzulesen (die hatten um Anerkennung durch den Kodokan ersucht: Aussage Kodokan war ist ja schön dass ihr uns fragt aber das macht die IJF) .
Ein Sportverband wie der DJB regelt bestimmte vereinsübergreifende Dinge, sorgt für staatlich anerkannte Trainerausbildungen, macht Public Relations fürs Judo und regelt unter anderem auch den Wettkampf. Die Tatsache, dass sich viele Vereine darauf dann gestützt haben, hat nicht der DJB zu vertreten, sondern die vielen Trainer, die sich darauf gestürtzt haben, als Folge davon wurden dann irgendwann einmal die Prüfungsordnungen angepasst......
Der DJB überlässt aber völlig mir als Trainer was ich wie unterrichte. Er gibt mir nur Hilfestellungen, die kann ich annehmen oder lassen. Und prinzipiell lässt DJB wie seine Landesverbände Menschen die sich konstruktiv einbringen wollen immer zu. Z.B. als Selbstverteidigungsreferent oder Katabeauftrager...genug Spielraum seinen eigenen enormen Wissensschatz einzubringen.

Vor diesem Hintergrund tue ich mich enorm schwer mit diesen ewigen Anfeindungen und der wirklich vollkommen schwachsinnigen Forderung die Funktionäre müssen besser kämpfen als ich - die sollen die Buchhaltung sauber halten und sich mit Regularien herumschlagen....für mein Judo bin ich selbst zuständig und da kann ich tun was ich will. Man kann jetzt hier allerhöchstens den Vorwurf an den Mann bringen, dass es keine Stelle gibt wie Grossmeister o.ä.. Auch Bundestrainer erfüllen diese Aufgabe nur ganz am Rande in Teilbereichen. Ein Verband ist ein demokratischer Verwaltunsgaparat um das Judo herum. Wie dann die einzelnen Vereine das ausüben, ist jedem Vollkommen frei gestellt.

Mir ist allerdings bei der Art und Weise wie hier die Postings teilweise gelaufen sind völlig klar das die seinerzeitigen Funktionäre im DJB nicht mit sich reden lassen wollten. Zumal es auch für "Prinzipiendiskussionen" keine Funktion als Gesprächspartner gibt.

Und das ist das, was ich immer noch schade finde, da ich immer noch denke, dass hier eine gegenseitige "Befruchtung" durchaus stattfinden kann und das wahrscheinlich sogar beiden Seiten gut tut
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Beitrag von tron310371 »

Hallo zusammen :)

@st.gregor

ich wäre auch dafür die Entscheidung was das Bessere Judo ist, auf der Matte, in einem Wettkampf zu klären. Man könnte ja sowas als ein Tunier aufziehen !?

@tom

habe heute mal im Training versucht einem Blaugurt, die Fehler die er macht zu erklären und ihm das gezeigt was ich von meinem Trainer gelernt habe. Und was kam als Reaktion ???

Ich wurde nur dumm angepöbelt, angeschrien und als Idiot dargestellt !! Dabei sollte er nur einmal seine Technik zeigen, die er eine halbe Stunde vorher beim Jugendtraining angewandt hat. Zu seiner Verteidigung muß ich aber sagen das sein Partner etwa so um die 90kg wog und er wiegt so um die 70kg. Aber scheinbar aus Angst das ich Recht haben könnte wollte er nicht. Statt dessen hat er sich immer herausgeredet sein Partner solle seine Techniken üben. Aber hat ein Blaugurt nicht die Verpflichtung wenn er mit einem Gelbgurt trainiert ihm die Fehler die er macht gleich zu zeigen und nicht wie ein Dummy nur dumm rumzustehen ???

Also lange Rede, kurzer Sinn, ich wollte ihn auf seine Fehler aufmerksam machen und es ihm zeigen wie man es richtig macht, aber er stellte mich nur als Lügner hin.
Wenn ich eins gelernt habe, durch diesen ignoranten Blaugurt der der Meinung ist das sein Wettkampf-Judo, wobei er die Würfe nur mit Gewalt und Kraft wirft, das bessere ist, bedeutet das für mich nur noch eins ich werde nur noch für mich trainieren und wer mich fragt bekommt eine Antwort. Alle anderen können mich mal, und wenn ich ganz zum Schluß nur noch alleine bin das ist mir egal !!!!

Ich will mit dem Wettkampfmist nichts mehr zu tun haben !!!

p.s. ich werde judo wohl aufgeben und mit aikido anfangen
p.s.s. am liebsten wäre es mir aber man könnte mal so ein jahr im kodokan selber trainieren
____________________________________
Gruß
tron
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Beitrag von Arashi »

tom herold hat geschrieben:Zum Thema Lehrmaterial: Ich habe in den vergangenen 16 Jahren sehr, sehr zeitaufwendig und wie ich hoffe gründlich recherchiert, um erstens die Geschichte des Kodokan Judo aufzuarbeiten und von diversen Mißverständnissen zu reinigen.
Zweitens habe ich dazu ein dickes, dickes Buch geschrieben - etliche Artikel auf unserer HP sind klitzekleine Auszüge aus diversen Kapiteln.
Drittens habe ich dieses Buch in drei Bereiche untergliedert: Geschichte und Theorie des Kodokan Judo / Kodokan Judo, Sport und der Olympische Gedanke / Grundlegende und fortgeschrittene Techniken des Kodokan Judo.
Bedauerlicherweise findet sich kein Verlag, der das Ding herausbringen will - es ist wohl einfach zu umfangreich und wohl auch zu ungewöhnlich, verglichen bspw. mit den dünnen Broschürchen, die laut Weinmann "das gesamte Judowissen" enthalten sollen ... buahahahaha ...
Wie wäre es, wenn du dein Buch als PDF auf deiner Seite zum Download anbieten würdest, an Geld bist du ja anscheindend nicht so interessiert, wenn es um die Verbreitung des Kodokan Judo geht.
Denn es würde mich wirklich interessieren, was so hinter deinen Beiträgen und dem Kodokan Judo steckt.

MfG Arashi
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Beitrag von tron310371 »

@Arashi

Dein Vorschlag finde sehr gut bin auch dafür das Tom das macht !!

@Tom

Der Vorschlag von Arashi find ich super, stell doch dein Buch unter einer Lizenz wie z.B. der GPL ins Internet.
____________________________________
Gruß
tron
st.gregor

Kodokan Judo

Beitrag von st.gregor »

@ ronin
Sicherlich bist Du im Recht, wenn Du schreibst das ein Funktionär nicht
zwingend auch Judo können muss. Niemand würde von einem Fußball-
funktionär erwarten, dass er selber über den Platz rennt (eine Vorstellung
die mir bei sagen wir beispielsweise mal Herrn Calmund auch eher
unangenehm wäre), alledings gibt es im Judo eine Eigenheit, die die
Matten- und die Schreibtischebene sehr unglücklich miteinander ver-
bindet: Die Graduierungen. Wenn Du Dir einmal anschaust, wer im
DJB/DDK so jenseits des 5.Dans weilt, wirst Du feststellen, dass nur ein
verschwindend geringer Teil dieser Personen ihre Graduierungen wegen
ihres Könnens auf der Matte erhalten haben, die allermeisten sind
(Überaschung) Funktionäre, die (große Überaschung) ihre Grade von
anderen Funktionären erhalten haben, deren Berechtigung, solche
Grade zu vergeben ihnen von Funktionären erteilt wurde...
Du erkennst, wohin die Reise geht.
Der Funktionär sagt mir auch nicht, wie ich mein Judo machen soll - auch sonst niemandem.
Das finde ich jetzt mit Verlaub aber doch ein wenig naiv. Funtionäre
sagen Dir, wie die Wettkampfregeln sind, Funktionäre bestimmen,
nach welchen Regeln Prüfungen ablaufen, Funktionäre betimmen,
wer einen höheren Dan erhält, Funktionäre sagen Dir, wieviel Geld
Du zu zahlen hast (sagen Dir aber nicht unbedingt warum)...ad infinitum.
Und all das, lieber ronin, hat keinen Einfluss auf Deine Arbeit auf der
Matte? Schön wärs ja...
Funtionäre werden ja gewählt. Sie werden aber prinzipiell nicht gewählt um uns zu sagen, welche Regeln gelten.
Ähhhh, wofür denn dann?
Über die Regeln wird demokratisch abgestimmt
Genau, von Funktionären nämlich.
Vielmehr möchte ich mal auf die Funktion eines Verbandes hinweisen. Es wird hier bei Anfeindungen gegen den DJB immer wieder zwischen den Zeilen eine Meinung vertreten, dass hier ein Meisterprinzip gelten müsse...
Entschuldige ronin, da verwechselst Du, glaube ich, etwas: Ein Sport-
verband, mit den Aufgaben, die Du beschreibst, kann nur als sport-
politisches Gebilde geführt werden, mit Wahlen, Funktionären, Haushalt
usw. Wenn ich also Judo als Sport betreibe, dann ist so etwas wie der
DJB/DDK wohl die einzig mögliche Struktur, in der ich verschiedene
Interessen kanalisieren kann, zum Wohle aller Sportler. Ein Meister-
prinzip kann es nur in Kampfkünsten geben, die auf der Basis
unabhängiger Dojos bestehen, wir sind also wieder an der Grundsatz-
entscheidung angelangt, was es denn nun sein soll, das Judo:
Sport oder Kampfkunst. Und je nachdem, wie diese Entscheidung
ausfällt, folgt daraus auch, wie die sich daraus ergebende Organisations-
form beschaffen sein muss.
Und prinzipiell lässt DJB wie seine Landesverbände Menschen die sich konstruktiv einbringen wollen immer zu.
Entspricht in keiner Weise meiner Erfahrung mit den DJB/DDK Judokraten.
Versuch mal, etwas einzubringen, wenn Du nicht zum Verband gehörst,
wenn Du nicht der alleinseeligmachenden Sportpolitikorganisation
angehörst. Eine ernüchternde Erfahrung, frag mal Tom.
Ein Verband ist ein demokratischer Verwaltunsgaparat um das Judo herum. Wie dann die einzelnen Vereine das ausüben, ist jedem Vollkommen frei gestellt.
Das ist eine Behauptung, die, mit Verlaub, (s.o.) einfach blauäugig ist.
Nichts für ungut, aber meine Erfahrung legt etwas anderes nahe...


Schönes Wochenende


Stephan
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Beitrag von remy-otoshi »

Hallo st.gregor,

also ich kenne keinen einzigen 6. oder 7. Dan, der seine ganzen Dangrade durch die Bank verliehen bekommen hätte: Dass also Danträger jenseits des 5.Dans (mit Ausnahmen) kein Judo können sollen, weil sie den Dangrad vom Ehrenrat auf Vorschlag Ihres Vereins/LVs erhalten haben, empfinde ich als eine enorme Respektlosigkeit vor dem Können, Wissen und Arbeit der Danträger!

Wo liegt denn eigentlich wirklich das Problem? Die meisten möchten Judo als Sport betreiben - also Organisationsform Verband. Und ein paar andere möchten Judo lieber als Kampfkunst sehen - ok, Meisterprinzip. Kann doch jeder das Seine wählen (genau das hat Tom richtiger- und konsequenterweise auch gemacht). Aber keiner sollte so respektlos sein und behaupten, dass die jeweilig anderen wahlweise Spinner, Nichtskönner oder Wasserköpfe sind!

Konstruktives und produktives Miteinander geht nur in einem Klima der gegenseitigen Akzeptanz: Dafür schaffst Du, mit Verlaub, nicht gerade die Basis.

Wie Ronin auch sagte, konstruktive Mitarbeit ist immer willkommen: Die Betonung liegt da auf konstruktiv und heißt im Sinne des Sports, der Sportler und der Verbände, deren Mitglieder sie sind. Verbandsfremde Meinungen verfolgen meist andere Ziele - sonst würde man sich ja in den Verband eingliedern - daher liegt es in der Natur der Dinge, den "Fremdmeinungen" kritisch gegenüber zu stehen und sich das Recht zu nehmen, diese Meinung gegebenenfalls abzulehnen.
Und deshalb mein persönliches coming-out: Ich stehe auf das moderne, grässlich verzerrte, olympische Wettkampfjudo mit allen seinen Restriktionen. Ich mag es, weil es für mich die schönste Sportart der Welt ist (und ich die besten Freundschaften über diesen Sport geschlossen habe.) Das heisst nicht, dass mich die anderen Aspekte nicht interessieren. Ich nehme sie sehr wohl zur Kenntnis, aber habe (erst recht motiviert durch das mehrmalige durchackern dieses Threads) entschieden, sie nicht ins Zentrum meines Judos zu stellen.
Auch wenn ich manche Personen bzw. Dinge im DJB durchaus kritisch sehe, schließe ich mich maki-komis persönlichem Coming-out und Grundhaltung gerne an.
Gruß, remy-otoshi
http://www.judowirbel.de
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