Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
tom herold
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Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von tom herold »

Abgetrennter Faden von hier: http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =25&t=5129
---tutor!---


Siehste, Califax, es gibt da leider nur ein klitzekleines Problemchen ...
Selbst wenn man nun versuchen würde, in den Landesverbänden wenigstens einiges von dem umzusetzen, was du anregst - wer soll's denn machen?

Um etwas zu unterrichten, sollte man selbst ziemlich viel Ahnung davon haben, oder?
Atemi-Waza, deren funktionale Anwendung, ihre Verbindung zu den Waffentechniken ... das schüttelt man nicht so aus dem Ärmel.
Zunächst müßten also "Multiplikatoren" (scheußliches Wort) geschult werden.
Von wem?
Woher hat derjenige sein Wissen und Können?

Sodann gibt es den nicht zu unterschätzenden Widerstand derer, die sich durch Veränderungen (selbst wenn es sich um Rückbesinnungen handelt) in ihrem Selbstverständnis bedroht fühlen.

"Das haben wir schon immer so gemacht! Da könnte ja jeder kommen! Wo kämen wir denn da hin?!"

Ich glaube, deine Anregungen sind chancenlos.
Die ganzen albernen Veränderungen, die Kanôs Kampfkunst derzeit wieder mal erleiden muß, sollen das Jûdô "unverwechselbar" machen, hörte ich aus berufenem Munde.

Um Gottes Willen - Atemi könnten ja dazu führen, daß man Jûdô mit Boxen "verwechselt" ...

Nur mal als Beispiel: kaum ein Jûdôka übt heute noch die Kata "Seiryoku zen'yo Kokumin Tai Iku".
Die hat als einzige einen Solo-Part, der sehr gute und sehr effektive Atemi-Waza enthält.
Nur ... wer KANN die noch?
Dort, wo diese Kata geübt wird, sehe ich nur wirkungsloses Gehampel. Es werden keinen Schlagprinzipien mehr trainiert, sondern man spult den Ablauf der Kata runter.
Zentrumsarbeit? Vektoren/Vektorenverschiebung? Korrekte Ellbogenhaltung? Gewicht hinter den Schlag bringen, ohne das eigene Gleichgewicht zu verlieren?
All das und noch viel mehr lernt man EIGENTLICH durch das Üben dieser Kata.
Eigentlich.
Und - kann jemand von denen, welche diese Kata heute üben, das alles vorweisen?
Pustekuchen.
Und dann sollen die mit dem, was sie da vortanzen, mal wirklich jemanden hauen - der lacht sie aus.
Jeder Box-Anfänger kann nach fünf Trainingseinheiten härter und präziser hinlangen als die Schwarzgurte, die ich in den vergangenen Jahren die SZKT habe üben sehen.

Du siehst das Problem ...?

FG
Tom
califax
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Re: DJB- Maßnahmen zur Basisstärkung?

Beitrag von califax »

Kumamoto hat geschrieben:Danke für die schnelle Aufklärung, dann dürfte Dich ja folgendes Ebay- Angebot schon aus nostalgischen Gründen interessieren:
http://cgi.ebay.de/Zweikampfausbildung- ... 2a0a88844d
Ohja. Aber wenn ich das Geld dafür hätte, würde ich es eher in ein Seminar (Böser Tom oder Kihon Happo) stecken. ;)
Kumamoto hat geschrieben: Zum Thema Atemi habe ich folgendes bei Amazon.de gefunden:
http://www.amazon.de/Budo-International ... 116&sr=8-2
Tja, wer kennt sich hinreichend mit Judo-Atemi aus, um zu beurteilen, ob das auch hält, was es verspricht?
"To possess a high grade means nothing. Ever since martial arts were born, the grade of someone is what he can do in battle."
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tom herold
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Re: DJB- Maßnahmen zur Basisstärkung?

Beitrag von tom herold »

Tja, wer kennt sich hinreichend mit Judo-Atemi aus, um zu beurteilen, ob das auch hält, was es verspricht?
Ich.

Das bei Amazon angebotene Ding kannst du vergessen.
califax
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Re: DJB- Maßnahmen zur Basisstärkung?

Beitrag von califax »

tom herold hat geschrieben: Du siehst das Problem ...?
Tja, ich sehe es schon. So deutlich, daß ich beim BBT mit all seinen Nachteilen überglücklich bin.
Aber auf der Verbandsebene sieht man vermutlich noch nicht einmal, daß die Vernachlässigung von Atemi und Kata überhaupt etwas mit der stetig nachlassenden Attraktivität von Judo zu tun haben könnte.

Nuja, was man nicht selbst macht...
Heute Abend ist wieder Fallschule und Gymnastik auf Asphalt. :)
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califax
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Re: DJB- Maßnahmen zur Basisstärkung?

Beitrag von califax »

tom herold hat geschrieben: Nur mal als Beispiel: kaum ein Jûdôka übt heute noch die Kata "Seiryoku zen'yo Kokumin Tai Iku".
Die hat als einzige einen Solo-Part, der sehr gute und sehr effektive Atemi-Waza enthält.
Nur ... wer KANN die noch?
Dazu noch was: Ich bin auch schon auf diese Kata gestoßen, als ich nach Ideen fürs Außentraining gesucht habe. (Da man sowieso dick eingepackt ist, kann man sich auch gleich gegenseitig als Standboxsack mißbrauchen, ohne einen auf harten Hund machen zu müssen.)

Aber egal, ob ich mir Judokata oder BBT-Kata anschaue: Wenn man die Kuden nicht hat, weiß man ums Verrecken nicht, was da eigentlich das Wichtige daran ist. Was man da eigentlich üben soll.
Das ist wie mit der Dehngymnastik. Wenn man nicht weiß, wo es ziehen soll, dehnt man garantiert den falschen Muskel.
Wahrscheinlich ging es denen, die ich gesehen habe, genauso. Mich haben die Luftschlägereien nämlich auch nicht überzeugt. Fürs erste üben wir den Tsuki aus dem BBT. Der vom Judo sollte konzeptionell nicht weit davon weg sein.
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tom herold
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Re: DJB- Maßnahmen zur Basisstärkung?

Beitrag von tom herold »

Aber egal, ob ich mir Judokata oder BBT-Kata anschaue: Wenn man die Kuden nicht hat, weiß man ums Verrecken nicht, was da eigentlich das Wichtige daran ist. Was man da eigentlich üben soll.
Eben.

Ich hab inzwischen mehrere höhergraduierte Jûdôka getroffen, welche die SZKT unterrichten.
Oder die so tun.
Die nicht glauben, daß man überprüfen kann, ob sie diese Kata wirklich verstanden haben.
KEINER von denen war in der Lage, einen Gegner umzuhauen.
Nicht mal einen (einigermaßen stabilen) Trainingspartner, der sich als Standboxsack zur Verfügung stellte.

Was also ÜBEN diese Leute da? Und was LEHREN sie?

"Ich hab das aber auf mehreren Lehrgängen IM KODOKAN in Tokyo bei Meister XYZ so beibebracht bekommen!"

Tja ...
Umso peinlicher, daß man dann trotzdem nicht in der Lage ist, jemanden mit dem, was diese Kata vermitteln soll, einfach mal umzuhauen. WAS also hat Meister XYZ dann unterrichtet?
Hat er wirklich gezeigt, was zu beachten ist - oder hat er den "blöden Iteki" das Kuden (wie eigentlich fast immer) einfach mal vorenthalten?

"Aber DUUUUU kannst das, ja?"

Ja.

Nur möchte man das am liebsten nicht hören.

Wer auf unseren Lehrgängen schon mal von mir ein Ding mit dem ersten Atemi aus der ersten Gruppe der SZKT verpaßt bekommen hat, der weiß wovon ich rede.
Auf dem vergangenen Tokio-Hirano-Gedenk-Lehrgang hab ich ganz kurz die Anwendung zweier Tritte aus dem dritten Satz dieser Kata gezeigt.
Keiner der anwesenden Jûdôka (teilweise höhergraduiert) kannte das.
Und nach dem ersten Treffer, der bei ihnen einschlug, hatten die allermeisten auch sofort die Nase voll, dabei hatte ich mich extra zurückgehalten ... (da ich sehr krank war, konnte ich auch gar nicht voll durchziehen).
Es hat trotzdem gereicht.
Die Jungs und Mädels dort haben das dann mit leuchtenden Augen ausprobiert. Sie wollten das können.

Aber viele WOLLEN sowas nicht wissen ...
Schade.
Und diejenigen, die es wissen wollen, sind früher oder später gezwungen, sich anderen KK zuzuwenden.
So siehts aus.
Und daran ändert sich auch nix, wenn man das Kuschel-Trainingsmodell "Sundsvall" flächendeckend einführt oder die nächste Lizenz erfindet.

FG
Tom
katana
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von katana »

Was also ÜBEN diese Leute da? Und was LEHREN sie?
Leeren...,Tom, ...nicht Lehren.
Sie leeren die Atemi Waza des Judo. :dontknow
tom herold
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von tom herold »

@Katana:

Ich warte ja nun darauf, daß irgendjemand hier im Forum behauptet, er habe die SZKT verstanden und könne ihre Prinzipien anwenden und weitergeben.
Denjenigen werde ich besuchen und das dann überprüfen.

Himmel, wie kann man so unehrlich sein, etwas zu "unterrichten", das man selbst nicht kann??

"Aber ... aber ...aber ... Meister XYZ im Kôdôkan in Tokyo, bei dem ich vom Mattenrand aus regelmäßig zugeschaut habe, DER kann das!"

Ja und? Das erwarte ich auch!

Ist doch putzig, wie die übergroße Mehrheit der (Sport)Jûdô-Schwarzgurte hierzulande alles versucht, um die irrige Auffassung, es gebe im Jûdô keine Tritt- und Schlagtechniken, eindrucksvoll zu bestätigen ...

Den meisten ist das nicht einmal peinlich.
Kumamoto
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Kumamoto »

Atemi-Techniken werden ja oft nicht dem Judo, sondern dem verwandten Jiu Jitsu bzw. Ju Jutsu zugeordnet. Wo seht ihr denn den Unterschied zwischen einer JJ-Atemi und einer Judo-Atemi? GLF Ich frage, weil ich mich mit Atemi-Techniken noch nicht so sehr auseinandergesetzt habe, aber wissbegierig bin.
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Jobi »

Kumamoto hat geschrieben:Atemi-Techniken werden ja oft nicht dem Judo sondern dem verwandten Jiu Jitsu bzw. Ju Jutsu zugeordnet. Wo seht ihr denn den Unterschied zwischen einer JJ-Atemi und einer Judo-Atemi? GLF Ich frage, weil ich mich mit Atemi-Techniken noch nicht so sehr auseinandergesetzt habe, aber wissbegierig bin.
Jetzt könnte man erst mal fragen, auf welche Ryu-Ha des Jiu Jitsu/ Ju Jutsu/ Ju Jitsu Du Dich beziehst. Da ich aber davon ausgehe, daß Du mit Jiu Jitsu das meinst, was man in Deutschland allgemein darunter versteht und mit Ju Jutsu das des DJJV meinst, könnte ich Dir evt. etwas helfen, da ich beides (zumindest Verbandszugehörigkeit und Prüfungen) betreibe. Der DJJV holt seine "Ju Jutsu-Atemi" in der Grundschule oft aus dem Shotokan-Karate, ergänzt sie dann im "fortgeschrittenem Bereich" meist mit Zugaben aus anderen KK wie Muay-Thai, WT, Boxen oder FMA. Natürlich je nach Fähigkeiten des Trainers.
Das, was wir machen, also Jiu Jitsu, ist eigentlich Kodokan-Judo, aber ohne Wettkampfbezug. Unsere Atemi im Kihon (!!!) haben ab Hüfte aufwärts durchaus Ähnlichkeiten mit denen des Karate, allerdings stehen wir anders (als Judoka kurzer hoher Stand, parallele Füße usw.), außerdem drehen wir die Faust nur so weit, daß sie beim Auftreffen senkrecht steht. Fußstöße und Tritte üben wir nur bis Hüfthöhe. Einen hohen Stellenwert haben die Kyusho-Punkte, die wir bei der Anwendung der Atemi mit lernen. Eine genauere Erklärung ist schriftlich schlecht möglich, dazu muß man einfach sagen, daß das einem gezeigt werden muß.
tom herold
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von tom herold »

Erstens:
Es gibt kein "Jiu Jitsu".
Es ist nicht möglich, die Schriftzeichen anders als mit "Dschuu Dschutts" wiederzugeben, evtl. noch "Dschüü Dschütts".
"Yihu Yitßu" jedenfalls ist NICHT möglich. Das nämlich würde übersetzt soviel wie "Wahrheit des langersehnten Regens" bedeuten.
(Bitte jetzt kein ausufernde Debatte zur Phonetik!)


Zweitens:

Jûjutsu (auch als Yawara, Kogusoku, Koshi no Mawari, Taijutsu usw. bezeichnet) war EINE NAHKAMPFMETHODE der Koryu Bugei, also der "alten" KK Japans.
EINE!
Und NICHT "die Selbstverteidigung der Samurai", wie man es immer wieder so wunderbar falsch in allen möglichen Büchern deutscher Zunge vorfindet (wozu sollten BERUFSKRIEGER eine "extra Selbstverteidigung" benötigen???)
Es gab nicht DAS Jûjutsu.
Es gab die Nahkampfmethoden der jeweiligen konkreten Ryû (Schule).
Das Jûjutsu der Sekiguchi Ryû muß demzufolge als "Sekiguchi Ryû Jûjutsu" bezeichnet werden, so wie das Kenjutsu (Schwert) der Sekiguchi Ryû als "Sekiguchi Ryû Kenjutsu" bezeichnet werden muß.

Kenjutsu als "eigenständie Kampfkunst" gab es genauso wenig wie es Jûjutsu als eigenständige KK gab.
Es war IMMER Bestandteil einer kompletten Schule (Ryû).

In der Tokugawa-Epoche degenerierten einige wenige Schulen, so daß sie am Ende (angeblich) nur noch aus dem Jûjutsu-Teil bestanden.
Dennoch war es nicht DAS Jûjutsu, sondern das der jeweiligen Schule.
Und da gab es riesige Unterschiede.

(Es wird bspw. behauptet, daß die Tenshin Shinyo Ryû keine Waffentechniken mehr enthalte - ich konnte mich neulich vom Gegenteil überzeugen.)

Drittens:

Jûdô ist eine Sythese aus mehreren Koryû.
Den Hauptbestandteil bilden Tenshin Shinyo Ryû und Kitô Ryu, aber es flossen die Lehrinhalte von wesentlich mehr Schulen ins Jûdô ein.
Vor längerer Zeit hab ich das mal zu systematisieren versucht und kam auf etwa 14 Ryû und deren namentlich bekannte Lehrer, die im Kôdôkan unterrichteten (sage mir jetzt keiner, das hätte aber keinen Einfluß aufs Jûdô gehabt!)

Daher als Fazit:

Die Atemi-Waza des Jûdô, deren Existenz unstrittig ist, entstammen den Koryû Bugei und haben mit dem erst 1920 nach Japan gekommen Karate NICHTS zu tun.
Wer sich aus dem Karate (Shôtôkan) bedienen muß, kennt und kann die Atemi des Jûdô NICHT.

Was in Deutschland ab 1906 als "Jiu Jitsu" daherkam, war die kümmerliche Fehl- und Eigeninterpretation des Herrn Erich Rahn, beruhend auf Katsukuma Higashis Buch "The Kodokan Jiu Jitsu", in welchem (wie auch Tutor hervorhob) überhaupt kein Jûdô vorkommt.
Zu Rahn auf Anfrage mehr, es sprengt sonst hier den Rahmen.

Die grundlegenden Atemi des Jûdô sind festgelegt in der Kata "Seiryoku Zenyo Kokumin Tai Iku".
Und so, wie die heute verballhornt wird, lernt man NICHT effektiv zu schlagen ...

FG
Tom
Zuletzt geändert von tom herold am 20.10.2010, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.
Kumamoto
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Kumamoto »

Das, was wir machen, also Jiu Jitsu, ist eigentlich Kodokan-Judo, aber ohne Wettkampfbezug.
Also wäre jeder Jiu Jitsu-ka ab einer gewissen Stufe eigentlich dazu befähigt, die Judo-Atemi (Kodokan-Judo) zu unterrichten? Habe ich das so richtig verstanden? Ich denke, Einzelheiten, z.B. Handhaltung kann man ggf. verändern bzw. ergänzen. Das dürfte nicht das Problem sein.
Um die Judo-Atemi wieder ins "DJB-Judo" einzugliedern, wäre es also grundsätzlich nur nötig, eine Kooperation mit dem deutschen Jiu Jitsu-Verband (der soweit ich verstanden habe NICHT der DJJV ist) einzugehen.
Ist so eine Kooperation überhaupt möglich oder hat man sich, ähnlich wie DJB und DDK, so zerstritten, dass ein Dialog nicht möglich ist?
tom herold
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von tom herold »

Also wäre jeder Jiu Jitsu-ka ab einer gewissen Stufe eigentlich dazu befähigt, die Judo- Atemi (Kodokan- Judo) zu unterrichten?
NEIN.
Das, was wir machen, also Jiu Jitsu, ist eigentlich Kodokan-Judo, aber ohne Wettkampfbezug.
NEIN.
Falls doch - auf welchen Lehrer bezieht sich euer "Jiu Jitsu"? Und kommt jetzt bitte nicht mit Rahn und dessen Schülern ...
Und wenn es "eigentlich" Jûdô ist, wieso nennt ihr es dann so falsch "Jiu Jitsu"?

Ich persönlich kenne die Szene in Deutschland recht gut.
Ich hab dort Leute gefunden, die sich ihre mageren Schlagkenntnisse aus dem Boxen oder vom Karate holten. (Wirklich effektiv schlagen konnten trotzdem die allerwenigsten).
Aber daß jemand behauptet, in seinem "Jiu Jitsu" würden die "Atemi des Kôdôkan Jûdô" trainiert, ist mir neu.
Und ich glaube es ehrlich gesagt auch nicht.

Aber das läßt sich ja überprüfen ...

@Kumamoto:
Ich denke, Einzelheiten, z.B. Handhaltung kann man ggf. verändern bzw. ergänzen. Das dürfte nicht das Problem sein.
GENAU DAS ist aber das Problem.
Damit du verstehst, was du da machen mußt und warum du es tun mußt, wenn du effektiv sein willst, brauchst du jemanden, der es selber KANN.
Der dir die wichtigen Details erklären kann und der dir handfest zeigen kann, warum man es so und nicht anders machen muß.
Dazu muß er ERFAHRUNG haben. Und die darf sich nicht darauf beschränken, im Training jahrelang so zu tun "als ob" oder im Randori mit superdicken Handschützern ein wenig so zu tun, als ob man beinahe schon sowas Ähnliches wie Vollkontakt machen wollen würde, wenn man nicht soviel Angst hätte, daß es wehtun könnte ...
Um die Judo-Atemi wieder ins "DJB-Judo" einzugliedern, wäre es also grundsätzlich nur nötig, eine Kooperation mit dem deutschen Jiu Jitsu- Verband (der soweit ich verstanden habe NICHT der DJJV ist) einzugehen.
NEIN.
Meine langjährige Erfahrung hat mir gezeigt, daß die Jungs dort NICHT schlagen können und schon gar nicht wissen, was die Atemi-Waza des Jûdô sind.
Klingt hart, aber ich stehe zu dem, was ich sage.

Trotzdem darf natürlich jeder machen, was er will.

Himmel ... wenn der Bäcker dem Schuster erklärt, wie man ein Dach deckt - das ist der beste Schutz vor Hochwasser ...
:rofl

Aber was geht's mich eigentlich an, ob ihr Atemi lernt oder nicht?
Was reg' ich mich auf ...
Ist doch gar nicht meine Buddelkiste.

"Jiu Jitsu" ... Herr im Himmel ...
:BangHead
Kumamoto
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Kumamoto »

Tom, würdest Du einem, der sich erstmalig mit Atemi im Judo beschäftigt folgende Quelle als seriös zur theoretischen Beschäftigung mit dem Thema empfehlen? Also praktisch nur um sich ein Bild davon machen zu können...
http://www.tsuru.de/gaeste/koizumi.pdf
tom herold
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von tom herold »

Nimm dir das englische Original, da haste mehr davon.
;)

Falls du Lust hast, komm zum nächsten Lehrgang. Mein Lehrer Frank Thiele war (wie schon sein Vater) mit Gunji Koizumi befreundet. Laß dir mal von Frank erklären, wie Koizumi ihn die Atemi hat üben lassen ...

Es gibt in allen japanischen, traditionellen KK auf allen Stufen des Lernens etwas, das sich "Kuden" nennt.
Bedeutet soviel wie "Einweihung" und besteht aus kleinen Details und Links, ohne die du die entsprechenden Techniken nie und nimmer ihren grundlegenden Prinzipien gemäß umsetzen kannst.
Ich weiß, die meisten glauben nicht, daß es sowas auch im Jûdô gibt ...
Aber wenn dir bspw. bei den Atemi nie jemand erklärt, was Zentrumsarbeit ist, wie man Vektoren verschiebt beim Schlagen ... dann wird es immer nur ein simples "Draufhauen" ohne nennenswerte Wirkung bleiben.
Dafür aber muß man keine Atemi lernen, das kann man auch so.


Im folgenden Video wird die "Seiryoku zenyo Kokumin Tai Iku no Kata" unter der Aufsicht eines 8. Dan dermaßen ... lächerlich und erbärmlich vorgeführt, daß man nur noch den Kopf schütteln kann.
Was glauben die beiden, was sie da tun ...?
Kommen die sich bei diesem albernen Rumgehampel nicht selbst lächerlich vor?

http://video.google.es/videoplay?docid= ... 3375&hl=es#

Wozu, glauben diese Leute, ist diese Kata wohl da?
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Fritz »

Tom Herold hat geschrieben:Die Atemi-Waza des Jûdô, deren Existenz unstrittig ist, entstammen den Koryû Bugei und haben mit dem erst 1920 nach Japan gekommen Karate NICHTS zu tun.
Wer sich aus dem Karate (Shôtôkan) bedienen muß, kennt und kann die Atemi des Jûdô NICHT.
Wenn ich an das Interview mit Moshe Feldenkrais erinnern kann, welches sich in "Feldenkrais im Überblick" von R.Russell (ISBN 3-9806448-0-4) befindet, ist
es wohl eher so, daß die Atemi des heutigen "Karate" sehr von den Atemi des Judo beeinflußt worden sind.
Sinngemäß sagt M.Feldenkrais folgendes: Nach dem 2.Weltkrieg wurde Judo ja bekanntlich verboten, also übten die verbliebenen Judoka das, was sie
unauffällig für sich allein üben konnten, also die Atemi und wandten sich dem Karate zu - Zitat:

Jemand, der gewohnt ist, drei- bis viermal in der Woche zu üben, und der sein Leben lang oder 10, 15, 20 Jahre Judo betrieben hat
und das plötzlich nicht mehr darf, muß irgend etwas machen. Also fingen sie mit Karate an. Sie sagten: "Gut, wir werden kein Judo machen und weder
das Judogi noch die Judo Matte benutzen, statt dessen üben wir Atemi (Schlagen), Atemi-waza, nur den Teil, wo geschlagen wird, und das wird uns im
Nahkampf mit den Amerikanern helfen." Und sie begannen, aus den Atemi eine Kunst zu machen und allmählich fing ganz Japan - alle Judoleute zusammen - wieder
mit dem Training an, diesmal in dieser neuen Sache, die nicht verboten war. Alle übten das jetzt anstelle von Judo, und so kam es, daß viele, viele Leute sich
dafür engagierten. Das Können einiger Judoleute gelangte in die Karatetechnik, und sie machten daraus eine spektakuläre Kampfkunst, bei der sie wieder
richtig kämpfen konnten - nach demselben Prinzip wie im Judo -, nur durften sie sich diesmal nicht offen dazu bekennen


Schon interessant, daß Judo von den Amis als gefährlich genug eingestuft wurde, um verboten zu werden...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Kumamoto
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Kumamoto »

Tom Herold schrieb:
Die grundlegenden Atemi des Jûdô sind festgelegt in der Kata "Seiryoku Zenyo Kokumin Tai Iku".
Hier ein Suchergebnis dazu bei youtube:

Tom schrieb weiter:
Und so, wie die heute verballhornt wird, lernt man NICHT effektiv zu schlagen ...
Ich muss sagen, dass mich die o.g. Kata- Vorführung auch nicht vom Hocker reisst...
Ist das denn überhaupt die Kata, die Du meinst, Tom? Denke, die Ausführung genügt Deinen hohen Anforderungen nicht.
califax
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von califax »

Die schon wieder...
Immerhin kann man aus dem Gehüpfe rekonstruieren, daß die Judo-Atemi Tsuki und Hikite kennen, beide aber nicht so eng miteinander verknüpfen, wie man es aus dem Karateklischee kennt, sondern als getrennte Bewegungen sehen.

Aber wie man sie richtig macht...
Wir nehmen jetzt erstmal Anfängerzeug aus dem BBT und schauen dann später, wie man von da zum Judokram kommt. Kann mir nicht vorstellen, daß es da in der Bein- und Hüftarbeit gravierende Unterschiede gibt.
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Kumamoto »

Gibt es denn ein Atemi-Video MIT Partner, eins wo man sich ungefähr vorstellen kann, was Atemi bewirken soll/will?
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Fritz
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Re: Wer kann die Judo-Atemi unterrichten?

Beitrag von Fritz »

Gibt es denn ein Atemi-Video MIT Partner, eins wo man sich ungefähr vorstellen kann, was Atemi bewirken soll/will?
Es gibt zur Zeit kein brauchbares Video über Seiryoko-Zenyo-Kokumin-Taiiku.
Ansonsten sollen die Atemi genau das bewirken, was Schläge und Tritte bewirken sollen: Der andere soll umfallen, Schmerzen haben
und / oder mechanisch kaputt gehen.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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