Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

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Fettzi
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Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Fettzi »

Hallo Liebe Forengemeinde,
ich habe lange mit mir gerungen, ob und in welcher Form ich diesen Beitrag veröffentliche. Ich möchte ihn auch nicht als persönliche Kritik an irgendjemandem verstanden wissen, sondern eher als Auseinandersetzung mit der derzeitigen Situation, und wie diese verbessert werden kann. Wie der Faden-Name schon sagt, möchte ich mich einmal mit dem derzeitigen Ablauf der Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen auseinandersetzen.

Dazu erstmal einige Informationen: Der derzeitige Lehr- und Prüfungsreferent ist seit 2010 im Amt.
In dieser Zeit hat sich im Bereich Dan-Prüfungen sehr viel geändert. Die Anzahl der Prüfungen im Jahre beläuft sich nun auf 2. Eine im Sommer (Juni) und eine im Winter (Dezember). Eine besondere Prüfung für Kaderathleten findet nicht mehr statt.
Außerdem wurde auf der Homepage des JVS auch sehr viel veröffentlicht.
Zum einen wurde erstmalig die Danprüfungskommission des Verbandes namentlich genannt (http://www.sachsenjudo.de/Ausbildung/Pr ... S_2013.pdf). Zum anderen erfolgte eine Spezifizierung des, vom DJB vorgegeben, Prüfungsprogramms.
(http://www.sachsenjudo.de/Ausbildung/Pr ... %20JVS.pdf).

Und bereits dort treten die ersten Probleme auf.
Dass unser Prüfungsprogramm mehr fordert, als der DJB, ist satzungskonform und sollte für jeden engagierten Judoka kein Problem darstellen.
Jedoch die Go-kyo-no-kaisetsu als Vorkenntnis für den 1. Dan abzuprüfen, obwohl ich diese erst mit bestandener Prüfung „vollständig erlernt“ habe, ist mit dem roten Faden des DJB-Programms nur bedingt vereinbar. Viel interessanter ist es, dass im 2. Dan die Vorkenntnisse auf den Kyu-Stufen der DJB-Ausbildungsordnung beruhen.
Desweiteren möchte ich noch einige Informationen über die Theorieprüfung geben.
Auch hier fordert der JVS mehr, als der DJB. Wie oben bereits erwähnt ist das zulässig, und im Sinne der Qualitätssicherung auch eindeutig zu begrüßen.
Der angegebene Literaturkanon (sofern überhaupt lieferbar) kostet (Quelle Amazon.de) ca. 232€.
Addieren wir jetzt noch den Literaturkanon, welcher für den praktischen Teil empfohlen wird,
(sachsenjudo.de --> Lehrwesen --> Arbeitsmaterial für Danprüflinge), erhalten wir nocheinmal 75€.
Sprich, kaufen wir sämtliche empfohlene Literatur, um uns für die Prüfung vorzubreiten, zahlen wir insgesamt ca. 307€, sofern diese Bücher überhaupt noch erhältlich sind.

Einige werden sich jetzt sicherlich fragen, wieso ich speziell auf den 1. Dan eingehe. Nun, gerade diese Prüfung ist in unserem Landesverband die häufigste, und auch die, welche von der Prüfungskommission an häufigsten öffentlich kritisiert wird.

http://www.sachsenjudo.de/Aktuelles/New ... uefung.pdf
Dan-Prüfungen im Dezember 2012
Die letzten Danprüfungen des Jahres 2012 fanden am 05.12.2012 und am 08.12.2012 am OSP Leipzig und in Crimmitschau statt.

Wir haben zur Förderung des Leistungssportgedankens auf Antrag Ihrer Trainer für zwei Sportfreunde aus Leipzig, die eine Einladung des DJB zum Trainingsaufenthalt in Japan erhalten haben, eine außerordentliche Danprüfung durchgeführt. Beide Sportler haben mit guten /sehr guten Ergebnissen in Theorie und Praxis die Prüfung bestanden und konnten somit als Träger des 1. Dangrades die Reise nach Japan antreten. Unser Glückwunsch gilt David Haefner und Daniel Herbst zu den gezeigten Leistungen und wir wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg in ihrer leistungssportlichen Entwicklung.

Zur offiziellen Danprüfung am 08.12.2012 in Crimmitschau traten von den ursprünglich gemeldeten 20 Anwärtern nur 15 zur Prüfung an. Besonders bedauerlich war, dass ein Sportler ohne Danmarke im Judopass anreiste und somit nicht zur Prüfung zugelassen wurde.

Die Theorieprüfung wurde von allen Teilnehmern im vorgeschriebenen Zeitlimit bestanden, so dass wir pünktlich die Praxisprüfung beginnen konnten.

Schon im ersten Prüfungspunkt „Vorkenntnisse“ zeigten sich bei einigen Teilnehmern eklatante Schwächen, die sich in den Fächern Renraku- und Kaeshi-waza verstärkten, womit für 4 Teilnehmer leider schon an dieser Stelle die Prüfung beendet war. Die Leistungen im Prüfungsfach Nage-no-kata entsprachen auch nicht durchgängig den Anforderungen, so dass auch hier zwei Sportfreunde nicht bestehen konnten.

Es ist unverständlich, wie solche Leistungen zu einer Prüfung angeboten werden können, zumal jederzeit alle Mitglieder der Danprüfungskommission zu Konsultationen bereit sind, Lehrhilfen im Netz stehen, Arbeitsmaterial zur Danprüfung erstellt wurde und DVD`s als Referenz zur Verfügung stehen. Es ist den künftigen Anwärtern dringend zu empfehlen, diese Angebote wahrzunehmen und das erstellte „Arbeitsmaterial für Danprüflinge“ durchzuarbeiten und die in der Präambel zusammengestellten Thesen für sich selbst ehrlich zu beantworten und sich erst danach zu einer „Meisterprüfung“ anzumelden.

Von den 15 Teilnehmern konnten 9 neue Danträger die Urkunden und Dokumente aus den Händen Ihrer Prüfungskommission in Empfang nehmen.
[Quelle Sachsenjudo.de]
Dan-Prüfung mit langem Schatten
Die erste Danprüfung des Jahres 2012 fand am 03.06.2012 in Breitenbrunn statt. Von den ursprünglich gemeldeten 16 Anwärtern traten letztlich nur 12 zur Prüfung an.
Diese Prüfung wurde erstmalig komplett nach der neuen Prüfungsordnung durchgeführt, so dass die Anwärter für den 1.-3. Dan sich einer Theorieprüfung stellen mussten. Diese wurde von allen Teilnehmern im vorgeschriebenen Zeitlimit bestanden, so dass wir pünktlich die Praxisprüfung beginnen konnten.
Schon im ersten Prüfungspunkt „Vorkenntnisse“ zeigten sich bei einigen Teilnehmern enorme Schwächen, die sich in den Fächern Renraku- und Kaeshi-waza verstärkten, so dass für 3 Teilnehmer leider schon an dieser Stelle die Prüfung beendet war. Die Leistung im Prüfungsfach Nage no Kata entsprach durchgängig nicht den Erwartungen und konnte nur mit Noten von 3 bis 4 bewertet werden. Auch hier konnte ein Teilnehmer nicht bestehen. Es ist vollkommen unverständlich, wie solche Leistungen zu einer Prüfung angeboten werden können, zumal jederzeit alle Mitglieder der Danprüfungskommission zu Konsultationen bereit sind, Lehrhilfen im Netz stehen und Videomaterial als Referenz angeboten wird. Es ist den künftigen Anwärtern dringend zu empfehlen, diese Angebote wahrzunehmen.
Letztlich konnten von den 12 Teilnehmern 8 neue Danträger die Urkunden und Dokumente aus den Händen Ihrer Prüfungskommission in Empfang nehmen.
[Quelle: sachsenjudo.de]

Wer nun bis zu dieser Stelle gelesen hat, interessiert sich womöglich auch für die Teilnehmerzahlen der letzten Dan-Prüfungen: Im Dezember 2011 konnten wir noch einen Teilnahmerekord verzeichnen. Seitdem sank die Teilnehmerzahl rapide. Schlussendlich nahmen diesen Monat genau 5 Teilnehmer daran teil. Im Zuge dieser Prüfungen hat sich eine relativ stabile Durchfallquote von ca. 33% ergeben. (Quelle: Berichte über Danprüfungen, weiter oben im Text).

Das sind nun die Fakten. Die Frage die ich mir stelle, und vermutlich auch einige andere im Landesverband:
Wieso haben wir kaum noch Teilnehmer an Dan-Prüfungen.
Ist eine Durchfallquote von 33% normal?
Ist die Durchfallquote einzig im mangelnden Niveau der Prüflinge begründet?
Ist vom DJB gewollt, die Dan-Prüfungsordnung so stark zu verschärfen, bzw. dem roten Faden nicht zu Folgen?
Sind die Prüfungskosten von 307€ Literatur, 30€ Danmarke, 30€ Prüfungsgebühr sowie 40€ Konsultationsgebühr (pro Partner, also in Summe 80€) sprich ein finanzieller Gesamtaufwand von ca. 447€ (ohne digitale Medien) gerechtfertigt?

So der Beitrag ist zwar lang genug, aber ich möchte an dieser Stelle noch einmal zum Abschluss auf einen Abschnitt im Dan-Begleitskript des DJB hinweisen:
Der damalige Bundestrainer Kokichi Nagaoka erklärte 1957 dazu, „dass in Deutschland zu viel verlangt werde. In Japan gäbe es selbst 4. und 5. Dane, die nicht die ganzen Go-kyo beherrschten. Man habe in Japan weniger Techniken, dafür aber gute. Er selbst habe zwölf Jahre lang nur Uchi-mata (Schenkelwurf) studiert. Heute beherrsche er Uchi-mata aus allen Situationen. Die anderen Techniken und die Go-kyo habe er erst studiert, als er zum Bundestrainer ausgewählt worden sei.“
Ich bin auf eure Antworten gespannt.
JSC Mitglied
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von JSC Mitglied »

Ich glaube aber auch, dass bewusst hoch gegriffen wurde denn:
Arbeitsmaterial für Danprüflinge.pdf hat geschrieben:Bewusstsein eines „Meisters des Judosports“
Wenn man regelmäßig einen Prüfer konsultiert, der einen sagt, ob man auf dem richtigen Weg ist und schon zur Prüfung gehen kann oder nicht.
Aber wenn man dies nicht nutzt und auch nicht zu anderen Lehrgängen fährt ist man schlecht beraten.
Fettzi hat geschrieben:Wieso haben wir kaum noch Teilnehmer an Dan-Prüfungen.
Allein bei uns im Verein gibt es 3 Braungurte, die sich auf die Danprüfung vorbereiten und wir sind ein sehr kleiner Verein mit überwiegend Anfängern.
Fettzi hat geschrieben: So der Beitrag ist zwar lang genug, aber ich möchte an dieser Stelle noch einmal zum Abschluss auf einen Abschnitt im Dan-Begleitscript des DJB hinweisen:
Der damalige Bundestrainer Kokichi Nagaoka erklärte 1957 dazu, „dass in Deutschland zu viel verlangt werde. In Japan gäbe es selbst 4. und 5. Dane, die nicht die ganzen Go-kyo beherrschten. Man habe in Japan weniger Techniken, dafür aber gute. Er selbst habe zwölf Jahre lang nur Uchi-mata (Schenkelwurf) studiert. Heute beherrsche er Uchi-mata aus allen Situationen. Die anderen Techniken und die Go-kyo habe er erst studiert, als er zum Bundestrainer ausgewählt worden sei.“
Eigentlich ist es ja allgemein bekannt, dass Dan soviel wie Stufe bedeutet und nicht Meister. Hierzu verweise ich allerdings mal auf andere Themen.
freundliche Grüße
JSC Mitglied

Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt."
- Neben Einstein auch David Hilbert und Leonhard Euler zugeschrieben
Jupp
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Jupp »

Fetzi schreibt: "Jedoch die Go-kyo-no-kaisetsu als Vorkenntnis für den 1. Dan abzuprüfen, obwohl ich diese erst mit bestandener Prüfung „vollständig erlernt“ habe, ist mit dem roten Faden des DJB-Programms nur bedingt vereinbar. Viel interessanter ist es, dass im 2. Dan die Vorkenntnisse auf den Kyu-Stufen der DJB-Ausbildungsordnung beruhen."
So ganz sehe ich das Problem nicht.

1. Wenn sich ein Braunwurt auf den 1. Dan vorbereitet, dann hat er im Verlauf seiner Kyu-Prüfungen bis auf sieben Würfe sich mit allen anderen Go-kyo Würfen beschäftigt - so jedenfalls stelle ich mir die Ausbildung für eine Kyu-Prüfung vor. Dass es eine Auswahl bei bestimmten Techniken gibt (z.B. zwischen Hiza-guruma und SasaeTKA beim 5. Kyu oder zwischen Kata-ashi-dori und Kuchiki-taoshi beim 2. Kyu usw.) bedeutet doch wohl, dass während des Trainings beide Techniken gelehrt wurden und der Prüfling sich dann eine für die Prüfung ausgesucht hat. So jedenfalls verstehe ich eine Prüfungsvorbereitung.
2. Wenn sich dieser Braungurt dann für den 1. Dan vorbereitet, lernt er die anderen 7 Würfe, so dass er bei der Danprüfung alle 40 Gokyo-Wurftechniken können sollte - auch wenn er von der Gokyo an sich gar nichts weiß.
3.Ein Problem könnte dann sein, dass der Prüfling nicht weiß, an welcher Stelle und Stufe die gelernten Techniken einzuordnen sind. Aber das ist dann doch durch die Prüfungskommission machbar (d.h. die können doch kurz sagen, was sie sehen wollen) - oder etwa nicht? Müssen die Prüflinge in Sachsen nicht nur die Techniken ordentlich (d.h. richtig und aus der Bewegung) vorführen können sondern auch noch genau wissen, an welcher Stelle sie in der Gokyo einsortiert sind?
Das wäre dann - nach meiner Aufassung - mehr als man in die Vorkenntnisse der DJB-Dan-PO von Seiten der LV Sachsen hineininterpretieren dürfte.

Die meisten Bücher In der von Dir angegebenen Literaturliste der "vorgeschlagenen Literatur" sind eher ein "kann" als ein "muss". Es findet sich auch das offizielle DJB-Lehrbuch zur Vorbereitung auf die Danprüfungen (Judo meistern, Bd. 1 Nage-waza). Die meisten der von Dir angesprochenen Themen werden dort hinreichend behandelt. Die Kosten dafür belaufen sich nur auf 10% der von Dir angegebenen Summe.

Wenn Du bei Deinem Trainer Dich hinreichend praktisch auf die Danprüfung vorbereitest und dann noch die offiziellen DJB-Medien nutzt (DJB-Lehrbuch und DJB-Begleitmaterialien) sollte auch die Prüfung zum 1. Dan im JV Sachsen kein unüberwindbares Hindernis darstellen, auch wenn mehr verlangt werden sollte, als in der DJB-Fassung vorgesehen.

Jupp

P.S. Was ist eine "Konsultationsgebühr" von 40.- €? Ist das der Preis, wenn ihr einen Danprüfer einladet, bei Euch vorbeizuschauen? Oder sind es die Kosten, die entstehen, wenn ihr beim Training eines der Danprüfer vorbeischaut (40.- € pro Partner)?
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Fettzi
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Fettzi »

@Jupp
Es geht mir nicht darum, was ich tun/lassen/wir auch immer würde... Nur wenn sich Dan-Prüfer die Frage stellen, was Gründe sein könnten, wollte ich eifnach einmal ein paar Dinge nennen, die meines Erachtens eine Rolle spielen könnten.
Zum Thema Go-kyo-no-kaisetsu:
Ja, die Prüflinge müssen die Technik sowohl "ordentlich vorführen" alsa uch die Technik einordnen können.

Zum Thema Konsultation:
Ca. 4 Wochen vor der eigentlichen Prüfung findet ein landesweites gemeinsames Training unter Aufsicht der Prüfungskommission statt. Der Besuch mindestens einer Konsultation vor einer Dan-Prüfung ist Pflicht. Allerdings ist es möglich, diese bei wichtigen Gründen "off-the-record" bei einigen Kommissionsmitgliedern im Heimatverein zu machen.
Inwieweit dann aber eine Kommunikation der Mitglieder untereinander stattfindet, kann ich nicht bewerten.

Ich tue mich einfach schwer, die massiv rückläufigen Teilnehmerzahlen, sowie die gestiegene Durchfallquote allein an der mangelnden Qualität der Prüflinge festzumachen.
tutor!
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von tutor! »

In meinem Landesverband liegt die Durchfallquote im langjährigen Mittel bei knapp 8%, unterliegt aber durchaus Schwankungen (so gewaltig groß sind die Zahlen ja auch nicht - da sind Schwankungen ganz natürlich).

Mir macht aber eine andere Beobachtung viel mehr Gedanken. Nur rund 25% der Prüflinge zum ersten Dan machen danach noch den zweiten Dan. Für 3/4 ist es also die letzte Prüfung und damit auch für viele das letzte Mal, dass sich die Prüflinge mit der Breite des Judo befassen. Wer einmal den 2. Dan gemacht hat, macht mit ca. 50% Wahrscheinlichkeit eine weiteren Dan-Prüfung. Das setzt sich dann so fort. Von den Prüflingen, die den 1. Dan machen, machen dann ca. 3% noch den 5. Dan.

Will man die Qualität in der Breite verbessern, muss man die Leute dazu motivieren, mehr und besser zu trainieren. Die Anforderungen hochzuschrauben funktioniert dabei in der Regel nicht. Für mich ist die Frage daher nicht (in erster Linie) "wie hoch mache ich die Hürde zum e1. Dan?", sondern "wie schaffe ich es, möglichst viele Leute zu einer erneuten Prüfung zu animieren?" Denn jede Prüfungsvorbereitung ist wieder ein neuer Anlass, sich mit der Breite der Judothemen auseinander zu setzen.

Die konkreten Maßnahmen in Sachsen kann ich nicht beurteilen, muss aber Schmunzeln, wenn ich lese, dass die Anforderungen in Kata bei einigen Prüflingen nicht ausreichend waren. Sachsen ist ja nun nicht gerade bekannt dafür, dass es dort renommierte Kata-Lehrer geben würde.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Freeman »

tutor! hat geschrieben:... Sachsen ist ja nun nicht gerade bekannt dafür, dass es dort renommierte Kata-Lehrer geben würde.
Was stützt deine Behauptung? Mir fallen da spontan schon qualifizierte Leute ein, die z.B. gleich nach dem Zusammenschluss das gesamtdeutsche Judo "reformiert" haben und maßgeblich daran beteiligt waren.
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Fjala »

Ich glaube nicht, dass die sächsischen Anforderungen wesentlich dazu beitragen, dass es im Moment weniger Prüflinge gibt. Es gab schon früher schwach besuchte Prüfungen. Die Gokyo war schon immer Bestandteil einer sächsischen Danprüfung (ob das jetzt richtig ist oder nicht sei dahingestellt) und hat vorher auch niemanden abgehalten. Und die 40 Würfe mit Namen und in ihrer Reihenfolge zu lernen, ist jetzt nicht so schwer. Das mit der richtigen Ausführung und den verschiedenen Wurfprinzipien schon eher ;-).
Die Kosten sollten es eigentlich auch nicht sein, die die Leute von der Prüfung abhalten.
Konsultation: Die ist eine Art Lehrgang, an der man teilnehmen muss. 40,- € Teilnahmegebühr für jeden ist zwar etwas happig, aber dafür, dass man da so eine Art Privatbetreuung hat und den Prüfern Löcher in den Bauch fragen kann, zu verschmerzen. Außerdem kann jeder Prüfling sooft, wie er will, vor seiner Prüfung zu jedem Prüfer gehen und seinen Wissens- und Könnensstand überprüfen lassen und daran mit ihm arbeiten. Das ist bestimmt nicht überall so und äußerst hilfreich. Kosten? Die eigene Fahrt und ein Dankeschön.
Literatur: Bei allen Kandidaten, die in meinem Umfeld in letzter Zeit Prüfung gemacht haben, reichten das Dan-Script und Infos aus dem Internet völlig aus, um die Theorieprüfung zu bestehen. D.h., da muss man sich nichts kaufen außer dem Papier und Toner zum Drucken. (Ich denke allerdings, dass viele Bücher aus der Literaturliste eh im Regal stehen und gelesen werden sollten)
Ich sage mal 150,- bis 200,- € für alles insgesamt ist machbar. Da ist ja auch der Spaß mit inbegriffen. Solche Summen gibt man doch auch schnell mal für was anderes aus.

Für viele wird der Zeitaufwand, den so eine Prüfungsvorbereitung mit sich bringt, und auch fehlende Partner ein Grund sein, nicht anzutreten. Das war aber auch schon vorher so.
Was bleibt also?
Ich denke, es kommen langsam die geburtenschwachen Jahrgänge zum Tragen und vielleicht auch die Tatsache, dass einige, die sonst noch gewartet hätten, schnell noch 2011 ihre Prüfung nach alter PO abgelegt haben. Vermutlich wird sich das alles mit der Zeit wieder einpegeln.
Viele Grüße
Fjala
tutor!
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von tutor! »

Freeman hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:... Sachsen ist ja nun nicht gerade bekannt dafür, dass es dort renommierte Kata-Lehrer geben würde.
Was stützt deine Behauptung? Mir fallen da spontan schon qualifizierte Leute ein, die z.B. gleich nach dem Zusammenschluss das gesamtdeutsche Judo "reformiert" haben und maßgeblich daran beteiligt waren.
Natürlich gab und gibt es qualifizierte Leute in Sachsen, die großen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Judo (vor und nach der Wiedervereinigung) gehabt haben. Eine ganze Reihe von ihnen kenne ich recht gut - auch von gemeinsamer Arbeitsgruppenarbeit. Nur sprach ich ja nicht vom Judo allgemein, sondern von Kata - und unter die Rubrik "renommierte Kata-Lehrer" fallen sie eher weniger. Sie hatten/haben schlicht andere Schwerpunkte.

Allerdings gibt es schon durchaus qualifizierte Leute für Kata in Sachsen. Aber die haben weniger bis gar nichts mit dem sächsischen Verband zu tun.
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von CasimirC »

Zum Ausgangsposting zurück: Ich bin der Meinung, das man solche Sachverhalte nicht angemessen einschätzen kann, wenn man nicht selber vor Ort ist. Von daher ist es an dieser Stelle (in diesem Faden/ Forum) nicht möglich, darüber zu diskutieren, warum die Zahl der Nichtbesteher vergleichsweise hoch ist. Es bleibt jedoch festzustellen, dass höhere Anforderungen nicht unbedingt höhere Durchfallerzahlen als Konsequenz haben müssen; auf den ersten Blick liegt der Zusammenhang zwar nahe, ist aber so nicht direkt belegbar.

Prüfungen allgemein sollten nicht wie ein juristischer Prozess vermittelt und wahrgenommen werden, bei dem sich der Prüfling angesichts der Prüfungsvorgaben zu "rechtfertigen", zu beweisen hat, sondern vielmehr als beispielhafte Form der Rückmeldung, ob der Prüfling schon einen bestimmten Kenntnisstand erreicht hat und diesen auch konkret umsetzen, sprich: nutzen kann. Meiner Erfahrung nach mangelt es in der Regel genau an diesem Fakt, dass Prüfungsleistungen "schlechter als zu erwarten" ausfallen: Der Prüfling fühlt sich von den Prüfern unter Druck gesetzt und scheitert letztenendes mitunter auch an diesem Druck, statt die Veranstaltung als Möglichkeit der konstruktiven Rückmeldung durch Fachleute zu verstehen. Aber ich schweife ab...

Zur Geldfrage möchte ich anmerken, dass hier in meinen Augen nicht praktisch gedacht wird.
  • Natürlich ist es Quatsch, sich "nur zur Prüfung" den Literaturkanon zu besorgen, sondern diese Literatur soll vielmehr Grundlage zur Prüfungsvorbereitung und der weiteren Arbeit mit dem Judo sein. Falls es doch Judoka gibt, die von den Büchern noch nie etwas gehört haben, hat Jupp hat durchaus preisgünstige Alternativen aufgezeigt. Im Übrigen leben wir im 21. Jahrhundert, die Möglichkeiten des Internets sollten hinreichend bekannt sein. Auch hier ist es möglich, auf unterschiedliche Art und Weise an gute(!) Informationen zu gelangen, zur Not durch Anmeldung in einem Fachforum ;) und virtuelle Konsultation anwesender Personen oder schlichtes Lesen. Aber eigenständige Literaturrecherche ist zeitaufwändig, da ist es vielleicht für den einen oder anderen praktischer, auf die gedruckten Werke zurückzugreifen.
  • Zur Konsultationsgebühr möchte ich anmerken, dass es sicherlich auch in Sachsen möglich ist, sich gerade zur Prüfungsvorbereitung Betreuer zu suchen (in Nachbarsvereinen z.B.), die einen bei der Prüfungsvorbereitung unentgeltlich unterstützen. Selbstverständlich kann das eine mindestens einmalige Konsultation eines Prüfers/ Prüfungsbeauftragten nicht ersetzen, da bei diesen Konsultationen eben die prüfungsrelevanten Richtlinien abgesprochen werden sollten (kann das nicht auch in Rahmen ohnehin 'verpflichtender' Vorbereitungsseminare an einem Stützpunkt erfolgen? So ist es in unserem LV...), aber als Hilfestellung beim Erarbeiten der Prüfungsinhalte sind solche "privaten Trainingseinheiten" meines Erachtens das Praktischste.
Mit anderen Worten: Nehmt doch solch gedruckte Worte und Zahlen nicht immer für die einzig mögliche und vorausgesetzte Bedingung, sondern schaut eigenständig, was ihr euch auch auf anderen Wegen erarbeiten könnt, die womöglich praktischer und ergiebiger(!) sind, ohne zu sehr von den Vorschlägen des Verbands abzuweichen!
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Judo-Team »

Hallo,

ich bin leider etwas geschockt, diesen Tread zu lesen...

Es ist schade, dass "Fettzi" nicht das Gespräch an der betreffenden Stelle sucht...
In Sachsen stehen alle Dan-Prüfer zusätzlich zu den zentralen, kostenpflichtigen Vorbereitungslehrgängen für kostenlose Konsultationstermine zur Verfügung.
Also schau unter http://www.sachsenjudo.de, denn dort sind alle Dan-Prüfer gelistet (auch in deiner Region). Dann einfach in der Geschäftsstelle anrufen und nach Prüfer bzw. Kontaktdaten fragen...

Also nur Mut!!!

Übrigens betrug bei der letzten Danprüfung die Durchfallquote 0%!!! Alle 17 Teilnehmer haben bestanden...
Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst!

(Jigoro Kano)
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Fettzi »

Hallo,
ich möchte euch gern nocheinmal darüber informieren, wie die Sache nun ihren Lauf genommen hat. Ich persönlich habe mit 2 hochrangigen Vertretern offiziell, und noch mit einigen anderen Vertretern inoffiziell darüber gesprochen. Allesamt waren diese Personen Dan-Prüfer/innen.
Dieser, zugegeben, provokant formulierte Thread hat genau sein Ziel erreicht. Man hat Gespräche geführt, man hat sich nochmal einiges durch den Kopf gehen lassen, und es kam auch zu spürbaren Änderungen! Ich habe mit diesem Thema damit genau das erreicht, was ich wollte. Und auch der Diskurs mit der betreffenden Stelle hat stattgefunden.

Was mir im übrigen nicht gefallen hat:
Ich habe dieses Thema unter einem Pseudonym veröffentlicht! Das ist durchaus absichtlich passiert, und mein Recht darunter nicht meinen Klarnamen zu setzen. Wenn ich erinnern darf, sind in diesem Forum einige (ehemalige) DJB-Funktionäre angemeldet, welche auch nicht unter ihrem Klarnamen schreiben!

Edit ist aufgefallen, das der Satz so keinen wirklichen Sinn ergibt:
ich möchte drauf hinaus, das ich mir Kritik daran verbitten möchte, dies unter einen Pseudonym veröffentlich zu haben!
In diesem Sinne!

Gruß Fettzi
Zuletzt geändert von Fettzi am 13.03.2014, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Fritz
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Re: Dan-Prüfungen im Judoverband Sachsen

Beitrag von Fritz »

Fettzi hat geschrieben:Was mir im übrigen nicht gefallen hat:
Ich habe dieses Thema unter einem Pseudonym veröffentlicht! Das ist durchaus absichtlich passiert, und mein Recht darunter nicht meinen Klarnamen zu setzen. Wenn ich erinnern darf, sind in diesem Forum einige (ehemalige) DJB-Funktionäre angemeldet, welche auch nicht unter ihrem Klarnamen schreiben!
Das verstehe ich nicht...
Wenn es Dir nicht gefällt, daß Du dieses Thema unter einem Pseudonym veröffentlicht hast und damit Dein Recht auf Anonymität gewahrt hast,
ja warum machst Du das dann :eusa_think - nur weil einige DJB-Funktionäre auch nicht unter ihrem Klarnamen schreiben?
:dontknow
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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