In der aktuell gültigen Grundsatzordnung ist folgender Satz vermerkt:
"Behinderten Judoka ist eine Prüfung mit Einschränkungen entsprechend ihrer Behinderung in Bezug auf das Anforderungsprofil der Prüfung (Kyu, Dan) zu gewähren."
Abgesehen davon, dass es hier ein sprachlichen Überarbeitung bedarf (z.B. "Judoka mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen...."), ist dies eine Generalklausel für individuelle Anpassungen aller Art, falls dies aus medizinischen Gründen erforderlich sein sollte. Diese bezieht sich nicht nur auf Kata, sondern auf alle Anforderungen.
Das sollte ja *sowieso* gelten und tut es ja auch. Und aufgrund des fortschreitenden Alters nicht mehr allzu katamenokata-kniebeweglich zu sein, ist ja noch keine Behinderung...
Aber davon abgesehen: Eine Kata zu (halbwegs) vorführbarem Niveau zu bringen, kostet Zeit und Fleiß. Dann "kann" man sie (Anführungszeichen mit Absicht gesetzt) - aber man muss sie auch lebendig halten und für die nächste Prüfung ganz sicher so viel Energie (und Zeit) hineinstecken wie für die erste (Prüfungs-) Vorführung (wahrscheinlich auch mit neuem Partner, das dürfte auch nicht so selten sein). Das ist in Ordnung, man sollte die erworbenen Kenntnisse auch festhalten und ausbauen, nicht nach der Prüfung sofort wieder vergessen, sehe ich auch so. Dennoch denke ich (und höre dies auch bereits so), dass die Aussicht, nach erfolgreicher KnK-Prüfung die in einigen Jahren ganz einfach *nochmal* zeigen zu müssen (oder, wie es hier hieß, zu dürfen, meinetwegen), manchen dazu bringen mag, es mit den weiteren Prüfungen vielleicht auch einfach zu lassen. Schließlich gibt es wichtigeres als Dangrade. Ob man das möchte? Ich glaube, nicht wirklich...
Aber ich bin sicher, dass darüber nachgedacht wird und die bald vorliegenden Begleitmaterialien hier (mehr) Klarheit schaffen werden.
Zuletzt geändert von Kubus42 am 04.07.2023, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
In der aktuell gültigen Grundsatzordnung ist folgender Satz vermerkt:
"Behinderten Judoka ist eine Prüfung mit Einschränkungen entsprechend ihrer Behinderung in Bezug auf das Anforderungsprofil der Prüfung (Kyu, Dan) zu gewähren."
Abgesehen davon, dass es hier ein sprachlichen Überarbeitung bedarf (z.B. "Judoka mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen...."), ist dies eine Generalklausel für individuelle Anpassungen aller Art, falls dies aus medizinischen Gründen erforderlich sein sollte. Diese bezieht sich nicht nur auf Kata, sondern auf alle Anforderungen.
Das sollte ja *sowieso* gelten und tut es ja auch. Und aufgrund des fortschreitenden Alters nicht mehr allzu katamenokata-kniebeweglich zu sein, ist ja noch keine Behinderung...
Aber es ist eine gesundheitliche Einschränkung, die zu berücksichtigen ist. Von daher gehören solche allgemeinen Klauseln in die Grundlagenordnung, nicht in die Anforderungen für die Grade
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Wie versteht ihr die Anforderung "Katame-waza: je eine Variante jeder Katame-waza aus dem Grund- und Erweiterungsprogramm als Lösung von Standardsituationen"?
Ist damit gemeint, dass jeweils eine Technik aus Osae-komi-waza, Kansetsu-waza und Shime-waza als Grundlage dient? Oder wie bei den Würfen grundsätzlich alle Techniken?
Jeweils eine Variation, jeder bekannten Grundtechnik ... aus der Bewegung -> als Lösung einer vielfältig bekannten Ausgangssituation (abgekürzt: Standardsituation).
Also listet man sich alle Techniken des Grundprogramms und des Erweiterungsprogamms auf, 1 bis n. Von 1 bis n demonstrierst Du jetzt eine Alternative als Variation des Themas Kihon-waza.
caesar hat geschrieben: ↑02.11.2023, 18:16
Gibt es zum Bereich Taiso mittlerweile eine Vorgabe oder Empfehlung vom DJB, oder bleibt die Ausarbeitung komplett in Hand der Landesverbände?
Die wird in Kürze folgen. Jenny Frey als Taiso-Referentin hat einen Vorschlag ausgearbeitet, der derzeit in Feinabstimmung ist. Überhaupt wird jetzt - nachdem das Programm und vor allem die Formalia der bisherigen Grundsatzordnung beschlossen sind, die Produktion von Materialien beginnen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
tutor! hat geschrieben: ↑03.11.2023, 12:34
Die wird in Kürze folgen.
Jenny Frey als Taiso-Referentin hat einen Vorschlag ausgearbeitet, der derzeit in Feinabstimmung ist.
Das bedeutet:
Es folgt die Justage!?
Überhaupt wird jetzt - nachdem das Programm und vor allem die Formalia der bisherigen Grundsatzordnung beschlossen sind, die Produktion von Materialien beginnen.
Es wird konkret. Wird es die Materialien auch in analog geben oder tatsächlich nur digital .
Ok, ernsthaft:
WIRD "TAISO" ein BESTANDTEIL der DAN-PO4.0 sein, kommt etwas Neues?
HBt.
Psst.
Ich bin letzte Woche gefragt worden, ob ich das NEUE verstehe. Ich bejahte die Frage und merkte lapidar an: doch ich würde mich in der Ausbildung davon nicht beeinflussen lassen, wenn ich noch unterrichten würde.
Die Basis versteht das (methodisch-didaktische) Konzept (noch) nicht wirklich - möglicherweise erkennt sie die Notwendigkeit nicht. Ablehnend steht sie ihr nicht gegenüber, buntes Neues wird bekanntlich immer wieder gerne angenommen - ein tieferes Verständnis darf man allerdings nicht erwarten.
caesar hat geschrieben: ↑02.11.2023, 18:16
Gibt es zum Bereich Taiso mittlerweile eine Vorgabe oder Empfehlung vom DJB, oder bleibt die Ausarbeitung komplett in Hand der Landesverbände?
Die wird in Kürze folgen. Jenny Frey als Taiso-Referentin hat einen Vorschlag ausgearbeitet, der derzeit in Feinabstimmung ist. Überhaupt wird jetzt - nachdem das Programm und vor allem die Formalia der bisherigen Grundsatzordnung beschlossen sind, die Produktion von Materialien beginnen.
Gut zu wissen. Ich war schon am Überlegen mal beim LV anzufragen, aber wenn das in kompetenten Händen von übergeordnet kommt, dann ist das denke gut.
caesar hat geschrieben: ↑02.11.2023, 18:16
Gibt es zum Bereich Taiso mittlerweile eine Vorgabe oder Empfehlung vom DJB, oder bleibt die Ausarbeitung komplett in Hand der Landesverbände?
Bei allen Vereinen / Trainingsgelegenheiten, die ich kenne spielt Taiso als solches keine Rolle. Es kann aber sein, dass das aus Versehen mal gemacht wird...heißt dann aber anders, z.B. "Gymnastik".
Auch wenn das eigentlich besser in den anderen Faden passen würde. (vielleicht kann man das verschieben)
Also wird das vom DJB proklammierte Marketingpotenzial von den Vereinen nicht ausgenutzt.
Wenn man es sowieso macht, könnte man dem ja einen japanischen Anstrich geben, um die Romantiker abzuholen. Wobei das wahrscheinlich wieder ein Problem ist, wenn es im normalen Trainingsbetrieb stattfindet und nicht als extra Angebot.
Der Verein, den ich kenne, der das mal versucht hat, Krabbeljudo und parallel Eltern-Taiso, bietet das zumindest nicht mehr auf ihrer Website an. Scheint auch da nicht so richtig funktioniert zu haben.
Die Vereine sind frei in der Gestaltung ihrer Angebote, der Verbände sollen Sie als Dienstleiter mit Konzepten und Qualifizierungsmaßnahmen unterstützen. Das ist der Kern unseres Verbandswesens, auch wenn das nicht immer so empfunden wird.
Der DJB hat gemäß seiner Satzung den Auftrag, für ein geregeltes Graduierungswesen zu sorgen. Dieses sollte daher die (mögliche) Breite und Vielfalt der Angebote der Vereine abdecken. Genau dieses wurde jetzt umgesetzt und zwar nach aufwändigen Rückmelde- und Diskussionsrunden mit den Landesverbänden, was letztlich zu einem einstimmigen (oder fast einstimmigen) Beschluss geführt hat. Es wurden jetzt auch nicht nur die Anforderungen für den Kyu- und Danbereich final verabschiedet, sondern auch die Nachfolgeregelungen für die bisherige Grundsatzordnung. Abgesehen davon, dass der Auftrag einer ständigen Evaluation und Fortschreibung nunmehr in die Ordnung aufgenommen wurde, sind die neuen Regelungen so ausgelegt, dass sie im Kern die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte tragen sollen.
Ab dem 1. Kyu setzt eine Differenzierung ein, die schlagwortartig als "Gemeinsamer Kern für alle PLUS individueller Schwerpunkt" zusammengefasst werden kann. Die individuellen Schwerpunkte werden durch den Wahlbereich abgebildet. Dabei wurden vier individuelle Schwerpunkte der eigenen Judopraxis berücksichtigt:
1. Ich kämpfe gerne und trainiere dafür: Wahlbereich Wettkampf
2. Ich genieße die Ausführung von Techniken in kooperativen Situationen als Tori oder Uke: Wahlbereich Kata
3. Ich trainiere, um für mich und andere mehr Sicherheit im Alltag zu gewinnen: Wahlbereich SV
4. Ich trainiere, um meine Gesundheit und Fitness zu verbessern: Wahlbereich Taiso
Wir haben es hier also mit vier grundlegenden Motiven zu tun, Judo zu betreiben. Diese können sich in ihrer Bedeutung im Laufe eines Judolebens wandeln, es können auch stets mehrere dieser Motive gleichzeitig auftreten. Wo aber keines dieser Motive mehr zu finden ist, ist auch keine Judopraxis mehr.
Die Zusammenschau ist nötig, um Taiso in Bezug auf das Graduierungssystem einordnen zu können. Taiso wird als Oberbegriff für Judo als Gesundheits- und Fitnessprogramm betrachtet, ganz in der Tradition des von Kano geprägten "Tai-iku-ho" (Judo als Methode der Leibeserziehung). Das bedeutet jetzt nicht, dass irgendwelche Leibesübungen ohne Judobezug nun plötzlich graduierungsrelevant werden sollen und dabei die anderen drei Bereiche ersetzen sollen. Von daher soll der Anforderungsbereich Taiso ausschließlich durch Bewegungen mit judotechnischem Bezug erfüllt werden können. Außerdem wird ohnehin niemand mittels Taiso eine Graduierung erreichen können, ohne den verbindlichen Kern des Graduierungsprogramms zu beherrschen.
Bei diesen Überlegungen darf sich der DJB auch nicht von Überlegungen leiten lassen, wieviele Kandidatinnen und Kandidaten die jeweiligen Angebote wahrnehmen werden oder nicht. Es geht darum, die Angebote zu machen, deren Annahme letztlich Entscheidung der Vereine und natürlich auch der Einzelnen ist. Judo ist extrem vielfältig und DJB/LVe haben die Aufgabe für alle ein Dach zu bieten.
PS: In den vorgenannten vier Feldern/Schwerpunkten kann man dann noch als Trainer tätig sein, oder bei Wettkampf und Kata auch als Kampfrichter/Katabewerter. Von daher kann der Wahlbereich auch durch eine Lizenz erfüllt werden, wenn Ausbildung und Lizenzierung nach DJB-Ordnungen und Programmen erfolgt sind. Ausbildung und Lizenzierung werden als als Anforderungen für den Wahlbereich anerkannt.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
tutor! hat geschrieben: ↑04.11.2023, 05:35
Bei diesen Überlegungen darf sich der DJB auch nicht von Überlegungen leiten lassen, wieviele Kandidatinnen und Kandidaten die jeweiligen Angebote wahrnehmen werden oder nicht. Es geht darum, die Angebote zu machen, deren Annahme letztlich Entscheidung der Vereine und natürlich auch der Einzelnen ist. Judo ist extrem vielfältig und DJB/LVe haben die Aufgabe für alle ein Dach zu bieten.
Hier stimme ich nicht mit dir überein. Ja, die Bereitstellung von Angeboten ist nötig. Jedoch existiert die Initiative jetzt wie lange und wird wie angenommen? Eventuell trübt mich auch mein Zeitgefühl. Die Materialien sind erst von 2020, ich dachte, das wäre schon älter. Dann würde ich sagen, sollte die Taiso-Initiative einmal evaluiert werden. Wenn diese nicht angenommen wird, muss man das tote Pferd nicht noch weiterreiten oder ihm neue Aufgaben geben.
Taiso
ist ein Bestandteil des Kodokan-Judo, deshalb darf man die physische & psychische Ausbildung und Entwicklung des Judotreibenden auch ruhig explizit verankern - also die Leibeserziehung und die Charakterbildung! Ob man daraus nun ein großes Spektakel oder eine Unterdisziplin /Sparte machen muss' bleibt fraglich. Taiso /Gymnastik bleibt immer ein fester Bestandteil jeder praktischen Judostunde. Wir erwärmen uns, wir fahren die Belastungen herunter /klingen aus (CoolDown); legen unser besonderes Augenmerkt auf die Koordination oder oft auch auf die Kondition, usw.. Ein gesondertes Fass muss man nicht aufmachen /öffnen - in der offiziellen Corona SARS-CoV2 Pandemie war das Angebot durchaus probat, jetzt liegt es brach.
Caesar hat geschrieben:(...)
Wenn diese nicht angenommen wird, muss man das tote Pferd nicht noch weiterreiten oder ihm neue Aufgaben geben.
Grundsätzlich gebe ich Dir in diesem allgemeingültigen Punkt recht, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Unermüdlich wird versucht, das tote Produkt am Markt unterzubringen, mit allen Mitteln und Tricks, notfalls per Gesetz.
tutor! hat geschrieben:(...) der Wahlbereich kann auch durch eine Lizenz erfüllt werden, wenn Ausbildung und Lizenzierung nach DJB-Ordnungen und Programmen erfolgt sind. Ausbildung und Lizenzierung werden als Anforderungen für den Wahlbereich anerkannt.
Quod erat demonstrandum; täglich begegnen uns mannigfaltige Beispiele und wir erleben auch einige in unser eigenen Lebensspanne, begeistern tun sie uns üblicherweise nicht - spätestens in der kritischen Reflektion (erkennen wir auch den immensen Verlust).
Auf der DJB-Seite wurde eine neue Version der Anforderungen für Kyu- und Dan-Grade mit dem Datum 1. Februar 2024 veröffentlicht.
Soweit ich nach einem kurzen Blick sehen konnte, sind vor allem die Anforderungen für den Wahlbereich Taiso konkretisiert worden.
Leider werde ich den Eindruck nicht los, dass durch das Graduierungssystem die Bereiche Kata und Taiso besonders gefördert werden sollen.
Ich begrüße es ja, dass mehr Leute animiert werden sollen, eine neue Graduierung zu erwerben. Das der Teil, eine spezielle Judoaktion genauer zu erklären, jetzt durch etwas ersetzt werden kann, was früher eine Selbstverständlichkeit war, Uke zu machen, sehe ich kritisch. Wie genau der Bereich Taiso bewertet werden soll, wenn es glaube in einigen Landesverbänden niemand gibt, der sich mit Taiso intensiver beschäftigt hat, weiß ich auch nicht.
Vielleicht erledigt sich das alles mit den Begleitmaterialien. Aktuell würde ich jedem raten, Taiso zu machen. Keiner kann beurteilen, was man sich da ausgedacht hat, sicherer Wahlbereich. Außer man macht natürlich mit jemandem zusammen und nimmt direkt die Ukeleistung, auch da bin ich gespannt, wie die Bewertungskriterien dafür sind.
Ich hoffe sehr, dass sich das nicht zu einer Mehrklassengesellschaft auswächst, aber wenn ich mir die Wahlbereiche angucke, scheint das vorprogrammiert.
Im Bereich Kata wird mit der neuen Prüfungsordnung eher weniger, als mehr gefordert. Wer z.B. beim 1. Dan nicht den Schwerpunkt Kata wählt, muß noch nicht einmal eine vollständige Kata zeigen.
Das sehe ich nicht als Problem, das ist in sehr vielen Länder genauso geregelt, dass zum 1. Dan nur die ersten drei Gruppen der Nage-no-kata gezeigt werden müssen.
Ich finde es eher schwierig, dass über die letzten Jahrzehnte die Anforderungen in der Masse immer weiter runtergeschraubt wurden, aber das Niveau der Ausführungen nicht steigt bzw. die Anforderung dort nicht.
Auch wenn ich es begrüße, dass versucht wird, den schwarzen Gürtel zu entmystifizieren und mehr zu sehen, wie es die Japaner tun, so ist das flächendeckend auf jeden Fall nicht angekommen. In Berlin spricht man auch in der offiziellen Kommunikation noch vom Meistergrad. Da kann ich verstehen, dass Unmut aufkommt, wenn ein "Meister" mit einmal nur noch die Grundlagen zeigen muss.
Vielleicht sollte man sich nicht an Japanern orientieren, wenn man kein Japaner ist.