Neue Dan-PO?

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
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Helge Bartelt

Zweikampfsport

Beitrag von Helge Bartelt »

Gerne tutor!,

als Sport definiere ich hier (speziell) alle Bedürfnisse, Handlungen und Trainigsmittel (Methoden,...) die notwendig sind, um den Athleten in die Lage zu versetzen, mit Ippon erfolgreich den Gegner im reglementierten Wettbewerb Shiai zu besiegen. Reduziert: Den Teil, den wir bspw. beim Olympischen Zweikampf im Fernsehen sehen oder bspw. in der Liga tun.

Verständlich?

Den allumfassenden Begriff Sport oder Begrifflichkeit Sport haben wir hier im Forum schon mindestens einen Faden gewidmet, dies müssen wir nicht mehr diskutieren, nur wie definiert der DJB oder besser die Verfasser der offiziellen Materialien zum 'deutschen Judo' den verwendeten Begriff Sportart Judo?

Mit Sicherheit kann man über den Sportgedanken (und den Sport als Tätigkeit) von der Zweikampfsportart Judo (oder Aikido, siehe Tomiki Aikido) zur Kampfkunst Judo gehen, dieses will ich nicht in Abrede stellen, doch kann diese Schwelle deutlich formuliert sein: z.B. ab dem 1. Dan oder dem 3. Dan...
Zuletzt geändert von Helge Bartelt am 29.12.2009, 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
Lin Chung
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Solange wir vom Judo nur als Zweikampfsportart sprechen, werden wir immer mit diesen Fragen konfrontiert werden.
Grundsätzlich:
Die Kata ist nicht für den Sport gedacht, da dort viel mehr enthalten ist.

Hier nochmal aus dem Kata-Faden:
Kata
  • 1. Kata is structured training, as opposed to unstructured training that is called randori. Randori is largely a waste of learning time because it is unstructured.
    2. Kata must not be fixed, permanent or stereotyped; that destroys skill.
    3. Kata is to stimulate original thought and action. It should produce sequences of movement that have not been done before and may well not be done again.
    4. Kata is for training spontaneous creativity; the hardest job amongst the coach's responsibilities.
Die Kata enthält nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere Form, welche man sich als Leistungssportler nicht erschließen kann, denn ihm geht es nur ums Gewinnen gegen Andere.
Die Kata (Formen) lehren sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Das ist nicht nur im Judo so, dass ist auch in den anderen KKsten so.

Okay, man kann den Ablauf prüfen, mehr nicht. Aber jeder Mensch ist anders gebaut, reagiert anders usw.
Von daher ist jede Kata, die man läuft, eine persönliche Kata.
2. Kata must not be fixed, permanent or stereotyped; that destroys skill.
...und eine Bewertung eigentlich nicht sinnvoll.
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト

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Helge Bartelt

Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Helge Bartelt »

Danke Reaktivator,
sehr deutliche Worte. Jetzt verstehe ich auch Dein Nein. Zustimmung ;) .

Ich möchte Norberts Post nicht als Vollzitat bringen, nur so viel: STIMMT. Konsequenterweise folgt aus diesen Überlegungen,
die Kodokan Kata haben in der Sportart Judo nichts zu suchen, können ergo auch nicht Bestandteil einer Dan-PO sein. So jetzt steht es also fest und ich wiederhole meine Frage: Warum ist das Prüfungsfach Kata enthalten, schwerpunktmäßig sogar (siehe 5. Dan)?

Gibt es einen Ersatz oder ist nach den Kyu-Stufen eigentlich Sense?

Hallo Norbert,
Solange wir vom Judo nur als Zweikampfsportart sprechen, werden wir immer mit diesen Fragen konfrontiert werden.
Du hast recht, dieser Sachverhalt muß sich schnellstmöglich ändern.
tutor!
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Re: Zweikampfsport

Beitrag von tutor! »

Helge Bartelt hat geschrieben:Den allumfassenden Begriff Sport oder Begrifflichkeit Sport haben wir hier im Forum schon mindestens einen Faden gewidmet, dies müssen wir nicht mehr diskutieren, nur wie definiert der DJB oder besser die Verfasser der offiziellen Materialien zum 'deutschen Judo' den verwendeten Begriff Sportart Judo?
Ralf Pöhler hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es sinnvoll ist, ein "Judo-Verständnis" im Rahmen eines Selbstbildes des DJB zu erarbeiten. Es stimmt, dass dies (m.W.) nicht ausformuliert vorliegt, aber es lässt sich aus der APO und aus den Ausbildungsrichtlinien bzw. der Ausbildungsstruktur für ÜL/Trainer ableiten.

Auf jeden Fall kann man sagen, dass die Prüfungsfächer als wesentliche Teile des "Judoverständnisses" gelten können, also
  • alle Kodokan-Kata knapp erläutern und (in Grobform) als Tori ausführen können
  • Standtechnik demonstrieren (komplette Gokyo und einige shinmeisho-no-waza)
  • Bodentechnik demonstrieren (Halten, Hebeln, Würgen)
  • Anwendung von Stand- und Bodentechnik in Randori, Wettkampf und Selbstverteidigung demonstrieren und erläutern
  • Kenntnisse über Wirkungsweise von Techniken, Judo-Prinzipien und Geschichte des Judo
  • Fähigkeit und Bereitschaft, Judo weiterzugeben
Ansonsten kann/muss man festhalten:
  • Teilnahme und Erfolge im Wettkampf sind keine Voraussetzung für eine Graduierung
  • Randori ist kein Prüfungsfach bei Dan-Prüfungen (es wird aber erwartet, regelmäßig Randori gemacht wird)
  • Die Prüfungsanforderungen sind nach entsprechendem Training im Prinzip von jedermann erfüllbar
Das ist jetzt nur eine Ableitung des Judoverständnisses aus der Dan-PO. Das heißt jetzt nicht, dass ich mit allem uneingeschränkt einverstanden wäre.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von judoka50 »

Konsequenterweise folgt aus diesen Überlegungen, die Kodokan Kata haben in der Sportart Judo
Du hast Deine Prüfungen doch auch nach eben dieser PO für Sportjudoka abgelegt.
Du legst Wert darauf, dass Du Sportjudoka bist und identifizierst Dich demnach also auch damit!
Ging es bei den Prüfungen nur um den schwarzen Gürtel, weil der chic ist.....
Wenn Du den Sportjudoka das nötige Verständnis absprichst und gleichzeit mit ihnen auf einem Weg wandelst ???
Oder ist es für Dich der einfachere Weg über die Sportschiene nichtssagende Prüfungen abzulegen.


Die Frage nach dem Wechsel schliesse ich aus deinem mehr als deutlichen "Lagerwechsel" in Deinen Äußerungen, insbesondere aber aus der Frage nach dem Austrittsformular.....
Viele Grüße
U d o
Helge Bartelt

Basisdemokratie

Beitrag von Helge Bartelt »

Du hast Deine Prüfungen doch auch nach eben dieser PO für Sportjudoka abgelegt. Dich demnach also auch damit identifiziert (..)
Ja Udo,
ich war sehr linientreu... und damit zurück zum Thema bitte (andernfalls muß ich Dich leider als Diskussionspartner ignorieren, Du wärest der Zweite), nimm Dir ein Beispiel an "tutor!".
tutor! hat geschrieben:Ralf Pöhler hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es sinnvoll ist ein "Judo-Verständnis" im Rahmen eines Selbstbildes des DJB zu erarbeiten. Es stimmt, dass dies (m.W.) nicht ausformuliert vorliegt, aber es lässt sich aus der APO und aus den Ausbildungsrichtlinien bzw. der Ausbildungsstruktur für ÜL/Trainer ableiten.
Hervorhebung von mir.

Schwierig es ist, mit dem Selbstbildnis, aber hilfreich - nur decken müßte es sich noch mit dem Bild der Mitglieder. Topdown-Prinzip ist grundsätzlich nicht richtig.
Das ist jetzt nur eine Ableitung des Judoverständnisses aus der Dan-PO. Das heißt jetzt nicht, dass ich mit allem uneingeschränkt einverstanden wäre.
Zum Beispiel?
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von judoka50 »

Betrachtet man einmal die Aufstellung von Tutor, so drängen sich die Gedanken auf, dass ein Sportjudoka neben seinem normalen Trainingsbetrieb für die wesentlichen Teile des Judoverständnisses einiges lernen muss.....
Dabei dürften ihm dann die durch sein Sportjudo durch Wettkämpfe, Randori und ausdauerndes Training in Fleisch und Blut gewanderten Fähigkeiten eine große Hilfe sein.
Es fällt ihnen vieles leichter, sei es in Bewegung, Dynamik und Technikverständnis als denjenigen, die sich überwiegend mit Geschichte aus Büchern und Überlieferungen sei es mündlicher, schriftlicher oder bildlicher Form begnügen müssen.
Zumindest kann man dies immer wieder auf Dan-Prüfungen bei allen Formen der geforderten Demonstrationen erkennen.
Na ja - das Minus können dann die Theoretiker halt in der neuen PO durch "von Geschichtswissen geprägten Erläuterungen" wieder ausgleichen.

Ich sehe in den durch die PO'n sei es für den Kyu oder den Dan Bereich ganz einfach den Vorteil, dass es nun überwiegend "einheitlich" sein wird.
In den vergangenen Jahrzehnten war man oft schon aufgeschmissen, wenn ein Dan-Prüfer aus einem anderen Kreis in NRW kam. Es gab selten eine einheitliche Meinung an einem Prüfertisch - 3 Prüfer - drei verschiedene Vorstellungen bzw. Erwartungen in die Prüflinge. Es sind allein im Bereich Kata viele durchgefallen, wenn sie den Mut hatten die Prüfung in einem anderen Kreis abzulegen, in welchem eine andere Sicht der Kata interpretiert (durch wen auch immer) wurde.

Dies dürfte nun so langsam aber sicher, nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Schulungen für die Kata-Meisterschaften der Vergangenheit angehören.
Viele Grüße
U d o
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Es sind allein im Bereich Kata viele durchgefallen, wenn sie den Mut hatten die Prüfung in einem anderen Kreis abzulegen, in welchem eine andere Sicht der Kata interpretiert (durch wen auch immer) wurde.
ich wiederhole gerne:
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Kata in der Dan-Prüfungsordnung

Beitrag von Reaktivator »

Übrigens:
Zum Thema "Kata in der Dan-Prüfungsordnung" ist vielleicht ein Blick nach Japan ganz interessant:

Die erste "offizielle", landesweit geltende Dan-Prüfungsordnung wurde unter der Aufsicht von Jigorō Kanō geschaffen und trat am 1.7.1923 in Kraft. Sie bestand aus den "Prüfungsregeln des Kōdōkan“ (講道館試験規則, Kōdōkan Shiken Kisoku) sowie den "Dan-Kyū-Regeln des Kōdōkan“ (講道館段級規則, Kōdōkan Dan-Kyū Kisoku).

Danach war die "technische Fertigkeit in Kata" schon damals ein wichtiges Kriterium für alle Dan-Graduierungen - und hat sich (trotz kleiner nachkriegsbedingter Unterbrechung) bis heute in mehr oder weniger unveränderter Form gehalten.

Und - nur am Rande - auch ein anderes wichtiges Kriterium, fand sich schon unter Kanō:
Falls es dem Aspiranten an Charakter mangelt, wird er nicht graduiert, selbst wenn alle anderen Voraussetzungen erfüllt sind.
(Übersetzt durch "Reaktivator")

Merke: Wer charakterlich so wenig gefestigt ist, daß er hier oder anderer Stelle Leute wie "Reaktivator" beschimpft, könnte nie einen Dan im authentischen Kōdōkan-Jūdō nach Jigorō Kanō erhalten. :P
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Sie bestand aus den "Prüfungsregeln des Kōdōkan“ (講道館試験規則, Kōdōkan Shiken Kisoku) sowie den "Dan-Kyū-Regeln des Kōdōkan“ (講道館段級規則, Kōdōkan Dan-Kyū Kisoku).
...sehr interessant zu wissen. :D
Kannst du auch den Inhalt in etwa wiedergeben? Danke.
Grüße
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von judoka50 »

Hier im Forum geschieht momentan genau das, was man den Referenten des DJB unterstellt.
Jeder will seine "Sichtweise in Richtung Kata" als die Richtige an den Mann/Frau bringen.
Warum ist das so?
Es gibt eine Gruppe Judoka im Sportjudo (woher wir ja vermutlich "fast" alle kommen, bzw. noch sind) die einfach ihren Dan machen wollen und dies in möglichst kurzer Zeit mit möglichst wenig Aufwand. Diese werden sich hier bestimmt nicht an Diskussionen beteiligen.
Sie lernen ihre Kata von ihrem Trainer, ÜL oder Kata Referenten einfach mal so durch Nachmachen. Vielen talentierten Kämpfern fällt dieses technische Umsetzen auch relativ leicht und sie suchen eher ihre Bestätigung in Erfolgen.
Die andere Gruppe setzt sich zusammen aus einerseits der vorbenannten Gruppe, die aus welchen Gründen auch immer ihre Bestätigung in Erfolgen nicht mehr finden und neue Gedanken des Judo aufgreifen wollen; oder andererseits aus Judoka, die nie gekämpft haben und von Anfang an Judo einfach "interessant" fanden. Beiden ist eines gemeinsam, sie beschäftigen sich mit zunehmender Reife mit den Hintergründen des Judo um Verständnis für ihre Sportart zu finden, bis hin zu dem Versuch die Gedanken des Begründers zu interpretieren. Glücklicherweise wird dies keinem von uns gelingen. Vielleicht wollte Kano dies auch gar nicht, bzw. wollte, dass man Judo lernt, indem man versucht seine "Überlieferungen" zu verstehen.
Und genau dies spiegelt sich, wie ich anfangs erwähnt habe, hier wieder, indem jeder der Gruppe der am Judo interessierten versucht sein "Verständnis" anderen aufzuschwatzen.
Jeder der seine Kata nicht nachgemacht, sondern erlernt hat, hat durch das Studium derselben eine eigene Sichtweise entwickelt. Auch hier gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Ich nehme mir "historisches" Material und erarbeite es mit Rückfragen bei verschiedenen "Meistern"; oder aber ich schließe mich zunächst der Lehrmethode eines "Meisters" an, versuche ihn und "seine" Kata zu verstehen. Erst wenn ich das geschafft habe, entdecke ich, dass es noch Darstellung mit anderen Ausdrucksformen gibt und versuche auch diese zu verstehen.

Machen wir das hier im Forum???
Nein - wir machen genau den Fehler, den wir vielen Referenten ankreiden, wir versuchen "unsere" Kata, bzw. unser schwer erarbeitetes Wissen aus Überlieferungen, sei es mündlicher, bildlicher oder schriftlicher Form, als die richtige Version anderen zu vermitteln oder teils einzureden. Genau dies führte bei den Referenten auf Lehrgängen, wie auch bei den Prüfern jahrelang sogar zu Debatten am Prüfertisch.
Wir kreiden es ihnen an - aber was machen wir hier???

Betrachtet man einmal "ohne Vorurteile und mit offenen Augen und offenem Verstand" die Vorführung der Kata eines Vertreters jeder Guppe, so wird man jede als für den Vorführenden perfekt bewerten können. Der Techniker aus dem Sportjudo, da er sie aufgrund seiner Sportlichkeit und Perfektion in der Bewegung einfach dynamisch und fehlerfrei wiedergegeben, oder böse gemeint halt nachgemacht hat. Oder aber der Judoka, der die Kata, egal nach welcher von mir vorher erwähnten Möglichkeit studiert und auf seine "Persönlichkeit angepasst" hat. Auch diese Kata wird perfekt, fehlerfrei und schön anzusehen sein.
Welche ist aber nun die richtige Kata, oder die Kano, wäre er am Prüfertisch sehen wollte??

Ich meine alle haben ihre Berechtigung.

Die des Technikers aus dem Sportjudo, da er die Version seines Lehrers fehlerfrei weiter vorführen kann (Das Vermitteln lernt er mit dem Alter - (hoffentlich)) und dadurch dessen Version nicht in Vergessenheit gerät.
Die des am Judo von Anfang an interessierten Judoka, da er die Hintergründe durch sein Studium verstanden hat und nun die erarbeite Version seines Idols weiter vermitteln kann, oder die Version die er aus den Überlieferungen und Interpretationen verschiedener Meister
studiert und erlernt hat. All diese Versionen, insbesondere jedoch die beiden letztgenannten haben ihren Sinn für das weitere Bestehen unser Vorstellung von Judo - verleitet allerdings viele auch zu endlosen, sich wiederholenden Kundgebungen "Ihrer" Versionen.
Viele Grüße
U d o
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Re: Kata in der Dan-Prüfungsordnung

Beitrag von tutor! »

Reaktivator hat geschrieben:Danach war die "technische Fertigkeit in Kata" schon damals ein wichtiges Kriterium für alle Dan-Graduierungen - und hat sich (trotz kleiner nachkriegsbedingter Unterbrechung) bis heute in mehr oder weniger unveränderter Form gehalten.
Wenn Du es zu Hand hast, schau doch mal bitte nach, ob sich etwas zu Kata bei den Kyu-Graden findet. Genauso, wie ich es spannend fände zu erfahren, welchen Wurftechniken - falls überhaupt welche benannt wurden - bei der ersten Kyu-Graduierung zu finden sind.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Reaktivator »

Lin Chung hat geschrieben:
Sie bestand aus den "Prüfungsregeln des Kōdōkan“ (講道館試験規則, Kōdōkan Shiken Kisoku) sowie den "Dan-Kyū-Regeln des Kōdōkan“ (講道館段級規則, Kōdōkan Dan-Kyū Kisoku).
...sehr interessant zu wissen. :D
Kannst du auch den Inhalt in etwa wiedergeben? Danke.
Die "Regeln" sind im Grunde viel unspektakulärer als man vielleicht erhofft oder erwartet. Vor allem sind sie von den Inhalten her gar nicht so detailliert festgelegt wie beispielsweise in Deutschland. (Weshalb sowohl in dem wissenschaftlichen "Bulletin" des Kodokan als auch in der Monatszeitschrift "Judo", als auch in Veröffentlichungen externer Autoren bereits mehrfach die deutschen Prüfungsordnungen ausführlich vorgestellt und als Vergleich herangezogen wurden...)

Die meisten Regularien beziehen sich auf formale Dinge, wie z.B. die Zulassungsvoraussetzungen, Prüfungsberechtigungen, etc.
Die eigentlichen Inhalte sind z.T. eher allgemein (bzw. "offen") formuliert wie z.B. "(gegenüber dem vorherigen Grad) deutlich verbesserte Spezialtechnik" oder "(gegenüber dem vorherigen Grad) deutlich verbesserte Ukemi" (letzteres übrigens unter dem Stichwort "Nage-waza"!).
tutor! hat geschrieben:
Reaktivator hat geschrieben:Danach war die "technische Fertigkeit in Kata" schon damals ein wichtiges Kriterium für alle Dan-Graduierungen - und hat sich (trotz kleiner nachkriegsbedingter Unterbrechung) bis heute in mehr oder weniger unveränderter Form gehalten.
Wenn Du es zu Hand hast, schau doch mal bitte nach, ob sich etwas zu Kata bei den Kyu-Graden findet. Genauso, wie ich es spannend fände zu erfahren, welchen Wurftechniken - falls überhaupt welche benannt wurden - bei der ersten Kyu-Graduierung zu finden sind.
Da ich im Moment noch arbeiten muß und im Büro sitze, habe ich keine entsprechenden Unterlagen zur Hand, kann aber aus dem Gedächtnis heraus zumindest schon einmal folgende Angaben machen:

1) Die konkreten Festlegungen, welche Kata für welche Graduierung(en) etc., kamen erst später.

2) Am Kodokan selbst taucht "Kata" als Prüfungsfach erstmalig für den 1. Kyu auf: "Nage-no-kata" für Männer (und Jungen) und "Ju-no-kata" für Frauen (und Mädchen).

3) Da es bislang in Japan keine landesweit einheitliche Prüfungsordnung für Kyu-Grade gibt (Das ändert sich wahrscheinlich ab 2012, wenn Judo landesweit Schulsport ist...), ist es je nach Präfektur etc. unterschiedlich - in vielen (den meisten?) Präfekturen gibt es heutzutage zumindest eine obligatorische Prüfung zum 1. Kyu (manchmal auch schon vorher zum 2. Kyu), die man absolviert haben muß, bevor man zur ersten Dan-Prüfung zugelassen wird.
a) Danach taucht mancherorts erst für den 1. Kyu, mancherorts aber auch schon für den 2. Kyu das Prüfungsfach "Kata" auf.
b) Obwohl es wohlgemerkt regional unterschiedlich ist (s.o.), wird für die Kyu-Grade meines Wissens nirgendwo eine komplette Kata verlangt.
c) Die Tendenz ist vielmehr: für den 1. Kyu nur die erste Gruppe (Jungen: Nage-no-kata / Mädchen: Ju-no-kata); ggf. auch schon für den 2. Kyu jeweils die erste Gruppe und für den 1. Kyu dann die beiden ersten Gruppen. (Steht im Einklang damit, daß nach der landesweit einheitlichen Dan-PO des Kodokan für den 1. Dan ja bei Jungen/Männern die ersten 3 Gruppen der Nage-no-kata gezeigt werden.)

4) Weil es einfach zu merken ist, kann ich die Frage nach den "Wurftechniken bei der ersten Kyu-Graduierung" aus dem Kopf beantworten (jedenfalls für die aktuelle Kyu-PO des Kodokan für Kinder und Jugendliche):
5. Kyu: Tsurikomi-goshi und Sasae-tsurikomi-ashi

Hoffe, das hilft?
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von tutor! »

Oh ja, sehr interessant! Danke!!! Tsurikomi-goshi und Sasae-tsurikomi-ashi find ich als Anfangstechniken für Kinder und Jugendliche sehr interessant.
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Betrachtet man einmal "ohne Vorurteile und mit offenen Augen und offenem Verstand" die Vorführung der Kata eines Vertreters jeder Guppe, so wird man jede als für den Vorführenden perfekt bewerten können. Der Techniker aus dem Sportjudo, da er sie aufgrund seiner Sportlichkeit und Perfektion in der Bewegung einfach dynamisch und fehlerfrei wiedergegeben, oder böse gemeint halt nachgemacht hat.

Oder aber der Judoka, der die Kata, egal nach welcher von mir vorher erwähnten Möglichkeit studiert und auf seine "Persönlichkeit angepasst" hat. Auch diese Kata wird perfekt, fehlerfrei und schön anzusehen sein.
Welche ist aber nun die richtige Kata, oder die Kano, wäre er am Prüfertisch sehen wollte??
Hallo Udo
was einen wundert ist doch, warum finden einige Judoka gerade das als langweilig, was man Kata nennt und will gerade das aus dem Judo verschwinden sehen?
Etwas kopieren, ist wirklich langweilig.
Sich mit etwas auseinandersetzen eben nicht.

Ich glaube, du selbst würdest es nicht hinnehmen, wenn die Kata verschwinden, denn genau dann können wir uns für den Namen "Judo" was anderes einfallen lassen.
Grüße
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von kastow »

tutor! hat geschrieben:Oh ja, sehr interessant! Danke!!! Tsurikomi-goshi und Sasae-tsurikomi-ashi find ich als Anfangstechniken für Kinder und Jugendliche sehr interessant.
Sie sind beide aus dem normalen Revers-Ärmel-Griff möglich. Wirklich eine interessante Alternative zu Ô-soto-otoshi und Uki-/Ô-goshi als Einsteigertechniken unserer PO.
Lin Chung hat geschrieben:was einen wundert ist doch, warum finden einige Judoka gerade dass als langweilig, was man Kata nennt und will gerade das aus dem Judo verschwinden sehen?
Wer außer Helge (siehe folgendes Zitat) fordert denn so etwas?
Helge Bartelt hat geschrieben:Die Kodokan Kata (und natürlich die Go no sen-no-Kata) passen überhaupt nicht ins Bild, wie sollten sie auch, sie sind nur schmückendes Beiwerk - für den ernsthaften Sportler (leistungsorientiert, zukünftiger Olympionike) stellen sie keinen tatsächlichen Trainingsanreiz dar. Also hören wir doch mit dem ganzen, abgedrehten Esoterikquark auf, lassen ihn weg, streichen!
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Hallo Carsten
Jobi

Wir machen ja folgende Dinge: Kihon, dh. Ukemi, Tai-sabaki, Te-sabaki, Nage-waza (ganz klassisch aus der Kumikata), Atemi (auch als Tai Ikku);
Goshin jutsu: Anwendung der Techniken mit vorheriger Absprache in Technikabfolgen, Drills;
Randori: Bodenrandori (als "Aufgaberandori") Stand Wurfrandori, Atemisparring;
Kata: mehr als Übungsform denn als "Vorführform", d.h. meist ohne Zeremonien und den Kram;

Ich geh komischerweise mit SV mittlerweile sehr, sehr viel "entspannter" um, als das sich die meisten hier vorstellen, das heißt: ich übe auch Techniken ganz bewußt, die einfach "nur" Spaß machen und super ausschaun`, aber von der Effizienz als straßentaugliche SV wahrscheinlich nicht taugen würden. Weil mir das nämlich mittlerweile ziemlich egal iss. Wichtig und entscheidend ist für mich in erster Linie, daß die Techniken die Wirkprinzipien beachten, also kein konstruierter Mist (auch schon der Angriff!!!) sind. Wenn ich nur straßentaugliche SV üben müßte, wär mir das vieeeel zu langweilig.

Genau so isses mit den Kata, nur für Wettkämpfe oder Prüfung, iss doch nur Stress, hat man keine "Zeit", sich mit der Technik richtig auseinander zu setzen, also langweilig.
Judozwerg

Also meine Trainerin hat mit 60 Jahren ihren 1 Dan gemacht. Ich war ihr Uke und jetzt will sie ihren 2 Dan machen und ich werde wieder ihr Uke sein.
Ich war auch schon Uke bei einem 50 jährigen.
Und mit ein paar anderen Leuten habe ich angefangen die Kata zu laufen, die wollten dann aber alle nicht mehr weiter machen, weil sie die Kata langweilig fanden.
Der Müller

Also zum Verhältnis von Uke und Tori muss ich was sagen, Speedy und Nikylein dürfen mich gerne berichtigen.

Ich denke, dass damit gemeint war, dass ein ständiges Angriff und Abwehr/Konterverhalten die Kata durchzieht. Uke greift an und wird gekontert. Uke lernt aber mit jedem Angriff dazu und modifiziert diese Angriffe. Stabilerer Stand, andere Schlagrichtung, anderer Druck auf Tori, je nach vorheriger Situation. Dieses Zusammenspiel oder Verhältnis ist während eine Kata recht deutlich zu erkennen, wenn nicht, wirkt die Kata wie ein runtergeleiertes Gedicht, ohne Betonung und Modulation.
Fazit: langweilig.
War jetzt auf die Schnelle.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lippe »

Lin Chung hat geschrieben:War jetzt auf die Schnelle.
Entschuldigung, mir ist so auf die Schnelle nicht klar geworden, was Du mit den Zitaten ausdrücken möchtest?
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von kastow »

In den Zitaten lesen wir nur, dass es langweilige Kata-Trainings gibt. Aber auch in diesen Beispielen fordert niemand die Abschaffung der Kata. Die Frage nach der Art, wie Kata-Training besser gestaltet werden könnte, haben wir ja schon in einigen anderen Fäden erörtert.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: Neue Dan-PO?

Beitrag von Lin Chung »

Okay Carsten
gebe mich geschlagen...auf jeden Fall langweilig.
Meistens erinnert man sich hinterher nur noch eben daran und ich habe schon mal gehört,
dass jemand (nicht jetzt Helge oder sonstwer) sagte: "der ganze Kram ist überflüssig".
...und das von einem Dan-Träger, der selbst mal Prüfer war.
Ist jetzt lange her.
Grüße
Norbert Bosse
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