An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen

Habt ihr schon SV geprüft?

Ja, auf einer Kyu Prüfung
1
6%
Ja, auf einer Dan Prüfung
1
6%
Nein, würde/könne aber
9
56%
Nein, würde/könne nicht
5
31%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 16

JSC Mitglied
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An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von JSC Mitglied »

Wie es sich in diesem Thread entwickelt, ist man unterschiedlicher Meinung, wie viele Prüfer schon SV geprüft haben. Ich glaube da lohnt sich eine kleine Umfrage.
freundliche Grüße
JSC Mitglied

Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt."
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Fritz
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Fritz »

Nach neuer PO oder überhaupt? ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von JSC Mitglied »

Hauptsächlich ist die neue PO gemeint. ;)
Wer Erfahrung hat von früher kann sie gerne mitteilen. ;)
freundliche Grüße
JSC Mitglied

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Juiz
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Juiz »

Mich würd in dem Zusammenhang auch noch interessieren, welche Prüfer/Trainer SV ins eigene Training integrieren? Ich selbst war schon in Köln zu den Fortbildungen und integrier auch sehr unregelmäßig mal SV in meine Einheiten, aber bei weitem nicht in dem Umfang, dass sie auch nur ansatzweise gleichberechtigt mit anderen Anwendungsgebieten wäre...
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Hofi
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Hofi »

Hi!
Haben es bei uns im Verein noch nicht geprüft. Finde die PO hier aber auch problematisch, wenn gefordert wird, etwas in der Anwendung abzuprüfen, was dort noch nicht einmal in der Grundform verlangt wird.
Auch finde ich die Wahlmöglichkeit an sich nicht positiv. Entweder es gehört zu Judo (was es in meinen Augen tut), dann gehört es auch in die PO und zwar in Grundform wie in Anwendung. Oder aber man lässt es wie bisher raus.
Bis dann
Hofi
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kastow
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von kastow »

Juiz hat geschrieben:Mich würd in dem Zusammenhang auch noch interessieren, welche Prüfer/Trainer SV ins eigene Training integrieren? Ich selbst war schon in Köln zu den Fortbildungen und integrier auch sehr unregelmäßig mal SV in meine Einheiten, aber bei weitem nicht in dem Umfang, dass sie auch nur ansatzweise gleichberechtigt mit anderen Anwendungsgebieten wäre...
Ich biete in jedem Training zwanzig bis dreißig Minuten SV an. Wenn nicht die passende - sprich interessierte - Klientel trainiert, fällt der Teil auch schon einmal aus. Das heißt aber nicht, dass wir nur die Prüfungsinhalte umsetzen. Ein Themenblock beginnt eigentlich mit der Grundform. Wenn beispielsweise Schlagabwehr das Theman ist, üben wir zunächst also auch die ein oder andere Einheit Pratzenarbeit und lockeres Schlagen aus der Bewegung (quasi Grundform). Danach folgen Einheiten zur Anwendung, lockeres Sparring und Rollenspiele (letztere leider zu selten, da das Interesse der Teilnehmenden daran häufig zu gering ist, um die Aufbauten zu rechtfertigen).
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von ClassicJudo »

kastow hat geschrieben:Danach folgen Einheiten zur Anwendung, lockeres Sparring und Rollenspiele (letztere leider zu selten, da das Interesse der Teilnehmenden daran häufig zu gering ist, um die Aufbauten zu rechtfertigen).
Hallo Kastow,

wie sehen solche Rollenspiele aus, was ist da das Ziel, bzw was soll vermittelt werden? Was meinst Du mit Aufbauten?

Gruß
ClassicJudo
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kastow
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von kastow »

ClassicJudo hat geschrieben:
kastow hat geschrieben:Danach folgen Einheiten zur Anwendung, lockeres Sparring und Rollenspiele (letztere leider zu selten, da das Interesse der Teilnehmenden daran häufig zu gering ist, um die Aufbauten zu rechtfertigen).
Hallo Kastow,

wie sehen solche Rollenspiele aus, was ist da das Ziel, bzw was soll vermittelt werden? Was meinst Du mit Aufbauten?

Gruß
ClassicJudo
Ganz kurz, bevor ich in eine arbeitsreiche Woche abtauchen muss: mit den Rollenspielen simulieren wir SV-Situationen möglichst realistisch, also beispielsweises den sexuellen Übergriff im heimischen Wohnzimmer oder eine Pöbelei in einer Kneipe. Das passiert nicht auf der üblichen freien Mattenfläche, sondern wir bauen mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, entsprechende Örtlichkeiten nach (beispielsweise Couch, Couch-Tisch usw. bzw. Tresen usw. in den obigen Beispielen). Neben der rein "technischen" Lösung können die Aufgaben auch "deeskalierend" gelöst werden ... wenn der Angreifer das zulässt. Das genaue Angriffs-Profil wird vorher geheim ausgelost, so das die Verteidigenden nicht wissen, ob sie mit Deeskalation durchkommen oder sich doch massiv wehren müssen.

@ClassicJudo: Ist eh themendfremd hier. Nutz mal die Suchfunktion, ich glaube, dazu hatten wir schon Beiträge.
Herzliche Grüße,

kastow

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Fritz
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Fritz »

kastow hat geschrieben:Ganz kurz, bevor ich in eine arbeitsreiche Woche abtauchen muss: mit den Rollenspielen simulieren wir SV-Situationen möglichst realistisch, also beispielsweise den sexuellen Übergriff im heimischen Wohnzimmer oder eine Pöbelei in einer Kneipe
Hmm, klingt interessant... Auf welchen Erfahrungs"schatz" greift ihr dabei zurück?
Also habt ihr Opfer oder Täter sexueller Übergriffe befragt bzw. bei der Gestaltung der Rollenspiele mit hinzugezogen,
oder nutzt ihr nur die eigene Phantasie (und Film u. Fernsehen)?

Gerade das Thema "SV gegen sex. Übergriffe" im Zusammenhang mit dem Wort "realistisch" ist ja logischerweise
recht kritisch zu sehen... :eusa_think
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kastow
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von kastow »

Fritz hat geschrieben:Hmm, klingt interessant... Auf welchen Erfahrungs"schatz" greift ihr dabei zurück?
Also habt ihr Opfer oder Täter sexueller Übergriffe befragt bzw. bei der Gestaltung der Rollenspiele mit hinzugezogen,
Ja, und auch weitere professionelle Fachleute und Quellen zugezogen, um über eine breitere Basis zu verfügen
Fritz hat geschrieben:oder nutzt ihr nur die eigene Phantasie (und Film u. Fernsehen)?
Nein

Weiter werde ich in diesem Forum nicht darauf eingehen. Wer bei mir trainiert, bekommt gerne die nötigen Infos und kann sie dann bequem nachprüfen (natürlich keine Namen und Infos zu den Opfern).
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Lileu »

Nun, vier Jahre sind vergangen. Hat sich ertwas an der Prüfungsfront verändert?
Ich persönlich hatte noch keine Prüfung in der SV gezeigt wurde.
tutor!
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von tutor! »

Lileu hat geschrieben:
09.01.2018, 09:57
Nun, vier Jahre sind vergangen. Hat sich ertwas an der Prüfungsfront verändert?
Ich persönlich hatte noch keine Prüfung in der SV gezeigt wurde.
Ich habe SV bei vier Dan-Prüfungen geprüft...

In allen vier Fällen handelte es sich um Prüflinge, die neben Judo auch Ju-Jutsu (oder eine verwandte Disziplin) betreiben. Als Prüfungsfach ersetzt SV ja nur einen kleinen Teil des Stand- bzw. Bodenprogramms. Die SV-Aufgaben sind dabei sogar etwas umfangreicher, als die zu ersetzenden Aufgaben.

Unter dem Strich glaube ich, dass sich viele Menschen etwas mehr Impulse für Judo vorgestellt haben, als tatsächlich eingetreten sind.

Die Darbeitungen selbst fand ich etwas durchwachsen und schwankten von „leider nicht ausreichend“ bis „brauchbar“, hinterließen bei mir aber eine ganze Reihe grundsätzlicher Fragen - aber ein Prüfer bewertet nicht seine persönliche Haltung zu den gestellten Aufgaben in der Prüfungsordnung, sondern die individuellen Leistungen der Prüflinge.
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Lippe »

Ich habe bislang ebenfalls keine Prüfung mit SV im Kyu-Bereich abgenommen. Das liegt aber wohl in erster Linie auch daran, dass ich bislang (zu?) wenig SV ins Training einbaue.

Ich habe eine Prüfung zum 2. Dan abgenommen, bei der auf die SV-Aufgabenstellung ausgewichen wurde. Diese Person betreibt auch viel Jiu-Jitsu.
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Lileu »

Es scheint also, als ob das Thema nicht bei den Judokas angekommen und in die Normalität überführt wurde.

Die Danprüflinge die ich gesehen habe, welche SV zeigten waren auch immer Ju/Jiu Jutsu/Jitsu ka. Haben wir damit die Türe geöffnet, dass Betreiber beider Kampfkünste einfacher Judoprüfungen ablegen können?

War das denn die Intention?
tutor! hat geschrieben:
09.01.2018, 11:01
Unter dem Strich glaube ich, dass sich viele Menschen etwas mehr Impulse für Judo vorgestellt haben, als tatsächlich eingetreten sind.
Weißt Du näheres, was man denn für Impulse haben wollte? Oder welche Ziele mit der Einführung verfolgt wurden?
tutor!
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von tutor! »

Lileu hat geschrieben:
11.01.2018, 08:12
Weißt Du näheres, was man denn für Impulse haben wollte? Oder welche Ziele mit der Einführung verfolgt wurden?
Es ist ja schon eine ganze Weile her, dass Selbstverteidigung in der Prüfungsordnung des DJB wieder aufgetaucht ist. Ich müsste genau nachschauen, wann es jeweils war, aber als Option im Kyu-Prüfungsprogramm wohl schon in den 1990ern und dann später auch im Dan-Prüfungsprogramm. Dort war SV allerdings immer durch Kime-no-Kata und Kodokan-goshinjutsu präsent, wenn auch nicht "prominent" und natürlich auch nicht wirklich anwendungsbezogen.

Wenn ein größeres Gremium einen Beschluss fasst, dann hat sicherlich jeder Einzelne seine persönlichen Gründe für oder gegen diesen Beschluss zu stimmen, sodass Entscheidungsgründe immer schwierig zu benennen sind - jedenfalls nicht pauschal. Das einzige, was man halbwegs verlässlich widergeben kann, sind die vorgetragenen Argumente bei den Diskussionen um die Beschlüsse. Das mag sich wie Haarspalterei anhören, ich finde aber diese Differenzierung wichtig, denn es macht schon einen Unterschied, was "man" sich von irgendeiner Sache versprochen hat, oder warum die jeweiligen individuellen Personen sich für oder gegen etwas entschieden haben.

Es gibt/gab zum Thema Prüfungsordnung stets zwei Argumentationsstränge:

1. Strang: Judo ist vielfältig und ein Prüfungsprogramm soll einerseits einen Grundstock an gemeinsamen Verbindlichkeiten abbilden, gleichzeitig aber auch die die Vielfalt der unterschiedlichen persönlichen Schwerpunkte berücksichtigen. Das führt dazu, dass es Wahlfreiheiten in der Kyu-/Dan-PO gibt.

2. Strang: durch die Gestaltung des Prüfungsprogramms soll eine gewisse Steuerung der Übungsinhalte in den Vereinen erreicht werden.

Der 2. Argumentationsstrang ruft beinahe schon reflexartige Widerstände hervor nach dem Motto: ich lasse mir von keinem Verband vorschreiben, was Judo ist (welche ein Schwachsinn, aber das ist eine andere Debatte). Genau WEIL der Verband dies nicht tut, gibt es ja die differenzierenden Wahlfreiheiten...

Bezogen auf die SV sollten diejenigen, die sich im Rahmen von Judo mit SV befassen - SV ist immer auch als Teil des Judo gesehen worden (wenn auch seit den 1970ern nicht mehr so zentral wie zuvor) - dies auch bei Kyu-Dan-Prüfungen zeigen dürfen. Es ging um Wertschätzung und um Anerkennung unterschiedlicher Wege innerhalb des Judo. Von daher ist es auch konsequent, dass das Fach/Thema "Anwendungsaufgabe" wahlweise Randori-bezogen oder alternativ SV-bezogen geprüft werden kann.

Welche Impluse wollte "man" darüber hinaus setzen? Im Rahmen der Wertschätzung für diejenigen, die SV betreiben, wollte "man" auch eine verstärkter Auseinandersetzung mit SV anstoßen. Die Wirkung ist aber - und meinte ich mit meiner Anmerkung - hinter den Erwartungen, die so mancher Entscheidungsträger hatte, zurück geblieben.
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Fritz
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Fritz »

Lileu hat geschrieben:
11.01.2018, 08:12
Es scheint also, als ob das Thema nicht bei den Judokas angekommen und in die Normalität überführt wurde.
Gelegentlich höre ich von Leuten, daß sie ihre Dan-Prüfung mit SV durchführen wollen.

Ich kann mir gut vorstellen, daß das gerade dieses Thema bei ziemlichen vielen Judoka angekommen ist und sie
deshalb drauf verzichten ... Kritikpunkte an dem aktuellen SV-Ansatz der PO haben wir ja hier im Forum
zu Hauf ausgearbeitet ...
Wurde selbst mal gefragt, ob ich als Prüfer für solche Prüfungen zur Verfügung stehen würde, habe ich abgelehnt, genau aus
dem Grund ... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Lileu
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Lileu »

Kritik am SV-Prüfungsprogramm an sich ist tatsächlich ja schon genügend angebracht worden.

Mich interessiert halt, was man eigentlich erreichen wollte und ob dies erreicht wurde.
Die Zahlen an Prüfungen mit SV Inhalt sind ja augenscheinlich sehr gering. Was mich auch nicht weiter verwundert, da ich nur sehr wenige Vereine kenne, die in ihrem Unterricht auf Themen außerhalb der Nage- und Katame-Waza, welche im Wettkampf erlaubt sind, eingehen.
Wollte man dies ändern?
Wollte man JJ-ka wieder eine Heimat geben?
Wollte man Judo für Erwachsene attraktiver machen?
Wollte man vom "SV-Kuchen" sich eine Scheibe abschneiden?
...

Das Argument der Würdigung dessen, dass sich manche mit dem Thema auseinandersetzen, ist zumindest für mich neu. Danke für den Input Tutor.
Der 2. Argumentationsstrang ruft beinahe schon reflexartige Widerstände hervor nach dem Motto: ich lasse mir von keinem Verband vorschreiben, was Judo ist (welche ein Schwachsinn, aber das ist eine andere Debatte). Genau WEIL der Verband dies nicht tut, gibt es ja die differenzierenden Wahlfreiheiten...
Ich kann diesen Reflex sehr gut verstehen! Schließlich reden wir hier über die Prüfungsinhalte "Die Inhalte des aktuellen Kyu-Ausbildungs- und Prüfungsprogramms". So zumindest ist es auf der DJB-Seite zu vernehmen.
tutor!
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von tutor! »

Lileu hat geschrieben:
11.01.2018, 13:20
Mich interessiert halt was man eigentlich erreichen wollte und ob dies erreicht wurde.
Die Zahlen an Prüfungen mit SV Inhalt sind ja augenscheinlich sehr gering. Was mich auch nicht weiter verwundert, da ich nur sehr wenige Vereine kenne, die in ihrem Unterricht auf Themen ausserhalb der Nage- und Katame-Waza, welche im Wettkampf erlaubt sind, eingehen.
1. Wollte man dies ändern?
2. Wollte man JJ-ka wieder eine Heimat geben?
3. Wollte man Judo für Erwachsene attraktiver machen?
4. Wollte man vom "SV-Kuchen" sich eine Scheibe abschneiden?
...
(Nummerierung von mir)

Wie ich schon schrieb: eine pauschale Benennung von Erwartungen und Zielen ist kaum möglich, da die Beteiligten sicherlich unterschiedliche Beweggründe hatten - genauso wie sie sicherlich auch die Erfolgsaussichten unterschiedlich bewertet haben.

Ich kann aber zu Deinen Punkte eigene Ausführungen machen:

1. Techniken außerhalb der Nage-waza und Katame-waza: Das glaube ich so formuliert eher nicht, zumindest zunächst nicht, wobei es jedem klar sein musste, dass SV auch ein anderes Techniksprektrum bedeutet. Die Herangehensweise ist aber die gewesen, dass gängige Judotechniken und SV-Situation angwendet werden sollten - oder mit anderen Worten: es sollte gelehrt werden, wie mit dem vorhandenen Technikrepertoire SV-Sitationen bewältigt werden können. Hätte man also das Ziel gehabt, einen neuen technisches Schwerpunkt einzuführen, dann wäre die Zugangsweise eine andere gewesen. Allerdings hat man - nach meinem Gedächtnis später - auch Atemi-waza zum Kern vor Prüfungsaufgaben gemacht, sodass man schon davon sprechen kann, dass zumindest im weiteren Prozess die Beschäftigung mit Atemi-waza anreget werden sollte.

2. Es konnte sicherlich niemand ernsthaft erwarten, dass Ju-jutsu-ka sich nunmehr aufgrund der Judo-SV dem Judo zuwenden würden....

3. Dies denke ich schon. Es gibt durchaus jugendliche und Erwachsene Judoka, die nach einigen Jahren Grundausbildung als Kinder/Jugendliche an Selbstverteidigung interessiert sind. Ihnen auch im Judo ein „Zuhause“ zu geben, war sicherlich in vielen Köpfen präsent.

4. Das glaube ich eher weniger. Dafür musste jedem klar gewesen sein, dass SV nicht im Zentrum der Judoangebote der Judovereine stehen würde.

Vielleicht noch eine Anmerkung. Der DJB ist kein Anbieter von Judo für „Endverbraucher“. Er ist Dienstleister für die Landesverbände und die wiederum für die Vereine. Der Kern ist immer der Verein und die Vereinsgruppe. Verbände arbeiten hier unterstützend. Nicht mehr und nicht weniger. DJB/Landesverbände machen den Vereinen Angebote, die diese annehmen oder auch nicht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Letzlich muss man nach Motivation Zielsetzungen der Vereine fragen. DJB/Landesverbände haben das Ziel - ACHTUNG - die Vereinsentwicklung zu unterstützen. Einige Vereine mögen im Falle der SV mitgezogen haben - es gab und gibt ja gut besuchte Lehrgangsangebote für Multiplikatoren zur SV - eine weit größere Anzahl tat dies aber offenkundig nicht.

Bilanzieren kann ich das nicht, nur feststellen, dass aus meiner persönlichen Sicht, die Möglichkeiten der Prüfung von SV nur sehr zurückhaltend wahrgenommen wird.
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Fritz
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von Fritz »

Lileu hat geschrieben:
11.01.2018, 13:20
Mich interessiert halt, was man eigentlich erreichen wollte und ob dies erreicht wurde.
Was man wollte ist doch offensichtlich - irgendwann hat es irgendwem gedämmert, daß die Motivation, langfristig Judo zu betreiben, für die Masse der Beitragsmarken-Empfänger
rein statistisch gesehen eher nicht in Medaillen, Urkunden u. Podestplätze liegen kann u. wird.
Das hatte sich wohl in der Mitglieder-Entwicklung gezeigt. Und wahrscheinlich haben auch die üblichen "Breitensport-"Aktionen wie "Safari, Sportabzeichen" u.ä. auch nicht
so die Nachhaltigkeit, wie es zur Finanzierung des Leistungssportes gut wäre ...
Tja und irgendwann ist man wohl u.a. auch bei uns hier auf Diskussionen gestoßen, aus denen hervorging, daß "früher" (also in der DDR bis kurz nach der Wende) der Selbstverteidigungs-Gesichtspunkt
vom Judo doch eine recht große Rolle spielte und sich darüber doch so einige Langzeit-Motivierte mit Judo identifiziert haben.
Bei näherer Ursachenforschung hat man dann sicherlich rechts schnell den Unterschied zwischen früher und Neuzeit feststellen können - früher war doch tatsächlich SV Bestandteil in
Prüfungen, in der Neuzeit aber auf einmal nicht mehr. Nach weiterem verwunderten Augenreiben, stellte man dann auch wohl fest, daß diese merkwürdigen JJ, Goshin-Jutsu-Verbände in
(unterschiedlichster Schreibweise) komischerweise auch Mitglieder in ihren Vereinen haben und dort wohl hauptsächlich etwas betreiben, was
die Älteren von uns noch unter dem Begriff Judo-SV einordnen, jedenfalls im Grundsatz ...

Wahrscheinlich wurde dann gerechnet und hinundher überlegt, bis man seitens des DJB die geniale Erkenntnis hatte, daß es ja recht folgerichtig sein könnte, SV wieder in das Prüfungswesen
aufzunehmen. Was ja erstmal korrekt ist. Damit würde man also Leuten, die sich hinsichtlich der damaligen auf Wettkampf ausgerichteten PO und dem eigenen Training her so langsam
die Sinnfrage stellen, eine Motivations-Alternative bieten. Soweit immer noch korrekt, allerdings hatte das Wort "Alternative" dann doch merkwürdige Denkprozesse bei
den Verantwortlichen ausgelöst, die dann nicht dazu führten, daß man einfach wie bspw. im DJV eine weiteres Pflicht-Prüfungsfach SV wieder eingeführt hat, sondern
einige der Prüfungsinhalte zugunsten von SV-Aufgabenstellungen ersetzt hat. Wie diese aussehen, kann man nachlesen ...

Ich denke, der Verband hat durchaus geschafft zu dokumentieren, daß Judo auch was mit SV zu tun hat, aber so richtig warm wird kaum
jemand mit den konkreten Prüfungsinhalten ... Damit vermute ich, ist das Ziel, Leute mittels SV zu motivieren, dann eher nicht erreicht worden zumindestens ist aus den Mitgliederzahlen da nichts
ersichtlich ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: An die Kyu Prüfer: Habt ihr schon SV geprüft?

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:
11.01.2018, 14:48
Das hatte sich wohl in der Mitglieder-Entwicklung gezeigt. Und wahrscheinlich haben auch die üblichen "Breitensport-"Aktionen wie "Safari, Sportabzeichen" u.ä. auch nicht so die Nachhaltigkeit, wie es zur Finanzierung des Leistungssportes gut wäre ...
Tja und irgendwann ist man wohl u.a. auch bei uns hier auf Diskussionen gestoßen, aus denen hervorging, daß "früher" (also in der DDR bis kurz nach der Wende) der Selbstverteidigungs-Gesichtspunkt vom Judo doch eine recht große Rolle spielte und sich darüber doch so einige Langzeit-Motivierte mit Judo identifiziert haben.
So schön Du spekulierst: die Zeitschine passt da so gar nicht dazu. In den 1990ern, als SV wieder Eingang in die PO fand, waren die Mitgliederzahlen auf Rekordhöhe und das Forum existierte noch nicht....
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