"Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

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Lippe
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Re: "Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

Beitrag von Lippe »

Verschiedene Situationen, wie ich sie bereits erleben durfte (und wie ich / wir im Verein) sie handhaben:

"Ich muss noch unbedingt die Prüfung zum gelben Gürtel machen. Dann darf ich aufhören, hat meine Mama gesagt."
In den wenigen erlebten Fällen war es wohl tatsächlich die Motivation der Eltern, den Kindern ein Erfolgserlebnis zu verschaffen, in der Hoffnung, dass sie dann doch beim Judo bleiben. Vermutlich wurde auch deswegen dann immer noch der neue Gürtel bestellt. Geklappt hat das in den mir bekannten Fällen bislang noch nie... Da ich das bislang aber auch nur bis zum Gelbgurt (und nicht bei höheren Graduierungen) erlebt habe, konnte man solche Einzelfälle auch noch gut in der dann relativ großen Gruppe "mitschleifen".

Inzwischen klappt es ganz gut, von den Trainern der unterschiedlichen Gruppen die Namen der Prüflinge im Vorfeld zu erfahren. Und damit sagt der Trainer in der Regel, dass die Prüflinge soweit sind. Sind sie es seiner Meinung nach nicht, dann werden sie auch nicht zur Prüfung eingeladen. Auch ich lasse nur diejenigen von mir trainierten Gruppenmitglieder zur Prüfung zu, die ihr Programm sicher beherrschen (naja, beim 8./7. Kyu wird manchmal im Sinne des Gruppenzusammenhalts ein Auge zugedrückt. Beide Augen zudrücken wäre mir dann aber doch zu viel).
In der Vergangenheit - wenn die Namen nicht immer vollständig im Vorfeld weitergegeben wurden und die Listen dann erst am Prüfungstag geschrieben wurden - ging das auch mal schief. Da hatten Eltern mitbekommen, dass Teile der Trainingsgruppe eine Prüfung machen und haben ihr Kind mit reingeschoben, obwohl der Trainer das eigentlich nicht wollte. Oder die Jugendlichen haben sich selbst in die Prüfung geschmuggelt. Tja, die sind dann auch mal durchgefallen.

Ja, es ist immer angenehmer, einem Judoka unter vier Augen vor der Prüfung zu sagen: "Hey, wir haben in zwei Monaten einen weiteren Prüfungstermin. Hänge Dich noch einmal rein und mache dann die Prüfung" als am Ende der Prüfung vor der Gruppe zu sagen "Leider hat es für einen von euch nicht gereicht". Das tut mir im Einzelfall immer leid, andererseits ist damit auch klar, dass eine bestandene Prüfung keine Selbstverständlichkeit ist. Ich rede mir immer ein, dass das die Motivation unserer Judoka etwas steigert, das Programm zumindest einigermaßen sicher zu beherrschen.

Um aber auch noch mal auf die ursprüngliche Frage einzugehen: In meinen Augen macht es keinen Sinn, ein Kind zur Prüfung zu melden, wenn der Trainer sagt, das Kind ist noch nicht so weit. Im Endeffekt wird das Kind meistens durchfallen, was auch nur in den seltensten Fällen einen krassen Motivationsschub auslösen dürfte. Außerdem untergräbt das ja auch (insbesondere, wenn dann ein anderer Prüfer das Kind mit Hängen und Würgen durchwinkt) die Autorität des Trainers.
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Byakko
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Re: "Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

Beitrag von Byakko »

Hallo Lippe.

Danke für Deine Sicht.

Da wir ein kleiner Verein sind, klappt die Kommunikation zwischen den Trainern ziemlich problemlos, so dass ein "Reinschummeln" in die Prüfung nicht möglich ist.

So wie es aussieht, haben wir die Situation ja richtig gehandhabt (soll nicht großkotzig klingen, aber davon bin ich auch fest ausgegangen).
Ich kann nur nicht nachvollziehen, warum manche Eltern das partout nicht so sehen wollen und denken, wir wollen Ihren Kindern "Böses", wenn wir davon abraten, zu früh zur Prüfung zu gehen.

Gruß

Daniel
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Fritz
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Re: "Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

Beitrag von Fritz »

Byakko hat geschrieben:
21.12.2018, 15:40
Ich kann nur nicht nachvollziehen, warum manche Eltern das partout nicht so sehen wollen und denken, wir wollen Ihren Kindern "Böses", wenn wir davon abraten, zu früh zur Prüfung zu gehen.
Weil viele Eltern aus einem völlig unerfindlichem Grund der Meinung sind, daß genau ihr Kind ganz viel toller ist, als die anderen Kinder.
Manchmal wird diese Meinung dann mit der Wirklichkeit konfrontiert und dann ist für sie sehr naheliegend, den Widerspruch durch Ändern der Wirklichkeit auflösen zu wollen ... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Byakko
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Re: "Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

Beitrag von Byakko »

Hallo Fritz!

Dein Kommentar hat mir jetzt echt die Augen geöffnet! ;)
Ist aber auch klar, die Eltern kennen Ihr Kind ja viel besser, wie können wir uns anmaßen, ein "Urteil" zu fällen...

Gruß

Daniel
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Re: "Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

Beitrag von alrightemilia »

Hi,
meiner Meinung nach habt ihr alles richtig gemacht.

Bei uns läuft das so ab, das wir minimal 2 Monate vor der Gürtelprüfung ein explizites Gürtelvorbereitungstraining machen, indem jeder nochmal wirklich das übt, was er nicht kann und auch mit verschiedenen Partnern trainiert.
Wir müssen unseren Trainern dann am Ende jedes Trainings 1x unser Programm zeigen und erst wenn sie sehen, dass es alle wirklich können, melden sie die Prüfung an.

Meiner Meinung nach können die Eltern da auch nicht viel dazu sagen, die kennen sich ja zum größten Teil gar nicht mit Judo aus.
Und das Kind, das sowieso aufhören möchte, braucht die Prüfung eigentlich gar nicht machen.
Ist ja dann "eh verschwendete Zeit" und das Kind gibt sich natürlich auch weniger Mühe, weil, ob es besteht oder nicht, ist eh egal.

Liebe Grüße.
R.Buschkönig81
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Re: "Ausschluss" von einer Kyu Prüfung

Beitrag von R.Buschkönig81 »

Das Ganze ist immer schwierig. Alle Eltern wollen immer und wirklich überall mitreden. Letztendlich gibt es 2 Möglichkeiten, wie man solche Sachen lösen kann. Einerseits kann man den Eltern immer Recht geben und ihre Wünsche erfüllen. Andererseits darf man auch seine eigene (Experten)-Meinung durchsetzen und das handhaben wie man es für richtig hält. Und genau das würde ich machen. Daher habt ihr schon richtig reagiert.
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