neue Kyu-Prüfung ab 2022

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
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tutor!
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Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022

Beitrag von tutor! »

Die vier Wahlfächer sind eine der wesentlichen Neuerung des Graduierungssystems, allerdings wird das Konzept bei der alleinigen Betrachtung des Kyu-Bereichs nicht sichtbar. Aus dem, was bisher veröffentlicht ist, wird aber erkennbar, dass die vier Grundmotive von Judotreibenden berücksichtigt werden sollen:
  • ich möchte mich mit anderen im sportlichen Zweikampf messen (Wettkampf),
  • ich möchte mich mit anderen an den Techniken erfreuen (Kata),
  • ich möchte mich auf Gefahren im Alltag vorbereiten (Selbstverteidigung),
  • ich möchte meine Fitness und Gesundheit entwickeln (Taiso).
Die eigenen Schwerpunkte zu diesen vier Grundbedürfnissen unterliegen naturgemäß einem Wandel in verschiedenen Lebensphasen und/oder Lebensumständen. Dies setzt nicht erst mit Blaugurt ein, wenn man sich auf den Braungurt vorbereitet, sondern schon viel früher. Das Graduierungssystem erlaubt vom ersten Tag an eine entsprechende Schwerpunktsetzung für die Vereine. Nur als spezialisiertes Wahlfach beginnt es erst mit dem Erwerb des 1. Kyu. Wenn es der Trainer für sinnvoll erachtet, kann er vieles auch schon deutlich früher einführen.

Nach dem Kyu-Bereich muss es:
  • eine Progression in den Dan-Bereich für jeden Wahlbereich hinein geben,
  • ein Wechsel zwischen den Schwerpunkten von Grad zu Grad möglich sein.
Die Vorgaben im Wahlbereich sind so formuliert, dass den Trainern in den Vereinen möglichst viele Spielräume bleiben. Sie sollen gute Angebote machen und diejenigen, die entsprechend engagiert und mit gutem Erfolg daran teilnehmen, sollen im Wahlfach dies auch positiv angerechnet bekommen. Die Vorgaben müssen dabei so ausgestaltet sein und bleiben, dass nichts aufgezwungen wird. Die Kompetenz der Trainer muss durch entsprechende Ausbildungen sichergestellt werden - nicht durch Beschränkungen ihrer Kreativität und Handlungsspielräume durch Prüfungsvorgaben.

Damit soll das Konzept so viel wie möglich ermöglichen - in dem Sinn, dass egal welchen Schwerpunkt man setzt, dies dann auch zu einer Graduierung führen kann.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Fritz
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Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022

Beitrag von Fritz »

HBt. hat geschrieben:
06.12.2022, 11:54
Ob das heutige Zeugs der JJ-Szene minderwertig ist (wie Du schreibst),
Da hast Du mich falsch verstanden.
Was ich gesagt hab, ist: Wenn wir als Judo-Leute SV anbieten,
sollte das, was wir anbieten, nicht schlechter sein, als das JJ-Zeug ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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2022 ff

Beitrag von HBt. »

tutor! hat geschrieben: (...)
Die Kompetenz der Trainer muss durch entsprechende Ausbildungen sichergestellt werden - nicht durch Beschränkungen ihrer Kreativität und Handlungsspielräume durch Prüfungsvorgaben.
Hoffentlich sind die Landesverbände gut darauf vorbereitet und entsprechend aufgestellt.
Holger König
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Re: Dankeschön AWUAT und SM (Waffen)

Beitrag von Holger König »

HBt. hat geschrieben:
06.12.2022, 12:26
Fritz hat geschrieben:A rmbefreiungen,
W ürgeabwehren,
U mklammerungsabwehren, Abwehr von
A nrepeleien und Belästigungen (hier hinein fielen auch Schläge und Tritte)
T ransportgriffe
S tock u.
M esserabwehr
Ich muss zu blöd gewesen sein :eusa_doh, sorry. Mensch, das ist ja deutsches JuJutsu. Naja, dann nehmen wir doch einfach das AWUAT plus SM System der ehemaligen DDR. Damit ist das Thema vom Tisch. Ich hätte damit kein Problem.

Kann jemand die alten Unterlagen und Dokumente dazu online-stellen?
Versuch am besten, das Buch "Judo-Selbstverteidigung" von Horst Wolf antiquarisch zuerwerben (möglicherweise hat es auch ein Vereinskamerad). Das war damals das Standard-Lehrbuch. Danach hatte ich Anfang der 90er Jahre einige SV-Grundlagen gelernt und nutze es heute noch gerne.
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Ich habe Tomaten auf den Augen

Beitrag von HBt. »

Sollte jetzt eines der Schwerpunktmotive /und Differenzierung des 1.Kyu bis xyz.Dan die Judobezogene Selbstverteidigung sein, dann benötigen Interessenten ein umfangreiches Begleitmaterial zu ihrem Motiv im DJB-Judo, im Modell.
Ich finde dazu noch nichts' unter den Hintergrundtexten, Begleitmaterialien, etc.pp. Ein entsprechendes Referat muss her https://www.judobund.de/djb-info/djb-an ... eferenten/. Das Ressort SV fehlt - oder sollte es unterbelichtet bleiben?.
tutor!
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Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022

Beitrag von tutor! »

Es gibt schon einen ausführlichen Text zur Judo SV:

https://www.judobund.de/fileadmin/_horu ... ipt_SV.pdf

Dieser muss und wird natürlich etwas aktualisiert werden, wenn die Aufgaben für das Dan-Programm fertig sind.
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Das Mario Staller Paper (von 2011) ...

Beitrag von HBt. »

kannte ich gar nicht, vielen Dank dafür. Es ist sehr interessant und aufschlussreich.

SV im DJB
Stiefmütterlich behandeln darf man dieses komplexe Feld sicherlich nicht, vor allem, da es bereits verankert ist und zum neuen (oder auch alten) Selbstverständis des Judoka (offensichtlich) gehört. Für mich persönlich' scheint SV ein ganz eigener Kompetenzbereich zu sein, deshalb fragte ich nach dem (vakanten) Ressortleiter innerhalb des DJB. Irgendwie habe ich auch Bauchschmerzen mit einem Wahlpflichtfach und der SV. Warum? Weil die Enrsthaftigkeit und damit verbunden' eben der Aufwand enorm zu sein scheint.

Sollte meine Orientierung, bzw. Affinität, mehr im modernen SV-Bereich liegen, muss das die Prüfungs-u. Graduierungsmöglichkeit (innhalb des DJB-Judo) besonders berücksichtigen.


Welche Wertigkeit werden die Puzzelstücke haben? Nehmen wir eine Torte und teilen sie -> und genau dieses wird die Herausforderung sein, denn ums Quantitative gehts hoffentlich nicht mehr vordergründig (quasi ums Abarbeiten!), sondern um Progression & Qualität - Freude und lebenslanges Lernen.


Gruß,
HBt.
HBt.
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Frischer Wind (aus alten Schläuchen)

Beitrag von HBt. »

Wenn wir alles positiv hinter dem Fachdidaktischstehenden einmal kurz ausklammern, dann bleiben einzig die (teils profanen) Inhalte der Tortenstücke übrig - und sie müssen gefüllt werden. Den Begriff Inhalte möchte ich ganz bewusst jetzt nicht definieren, sondern für Spekulationen & Ideen offen lassen.


Das neue (alte) Konzept der APO (und das Selbstverständnis) bringt frischen Wind, doch es ist ein alter Wind, davon abgesehen, werden wir die Früchte dieses Konzeptes frühestens in fünf bis zehn Jahren erkennen können. Aufgeben ist keine Option, deshalb besser spät als nie.



#
Gewichtungen
tutor! hat geschrieben:(...) wird aber erkennbar, dass die vier Grundmotive von Judotreibenden berücksichtigt werden sollen:

ich möchte mich mit anderen im sportlichen Zweikampf messen (Wettkampf),
ich möchte mich mit anderen an den Techniken erfreuen (Kata),
ich möchte mich auf Gefahren im Alltag vorbereiten (Selbstverteidigung),
ich möchte meine Fitness und Gesundheit entwickeln (Taiso).

Die eigenen Schwerpunkte zu diesen vier Grundbedürfnissen unterliegen naturgemäß einem Wandel in verschiedenen Lebensphasen und/oder Lebensumständen. Dies setzt nicht erst mit Blaugurt ein, wenn man sich auf den Braungurt vorbereitet, sondern schon viel früher. Das Graduierungssystem erlaubt vom ersten Tag an eine entsprechende Schwerpunktsetzung für die Vereine. Nur als spezialisiertes Wahlfach beginnt es erst mit dem Erwerb des 1. Kyu.
  • Randori, Shiai
  • Kata
  • SV
  • Taiso
1. bis n-ter Dan, also die ablesbare Progressionsbelohnung, muss irgendwie sinnvoll (entsprechend der individuellen Motive) gewichtet werden. Wie wichten wir? Wo und wie können und müssen sich Prüf- u. Lehrende weiterbilden?


Vom Himmel fällt die Expertiese nicht.

#
Wenn es der Trainer für sinnvoll erachtet, kann er vieles auch schon deutlich früher einführen.
Ja natürlich, doch am Ende des Tages muss auch das Klassenziel erreicht worden sein. Andernfalls macht das Klassenmodell keinen Sinn, außer wir ...
und schon sind wir beim Individual ... ups ... bei den klassischen, didaktischen Modellen angelangt ... Wird für die Schüler der individuelle Rote Faden (die Orientierung innerhalb des Klassenverbundes) sichtbar? Nicht ohne die Hilfe des ÜL/TR.

Mein Gott, es wird spannend - mit der entsprechenden Klientel, jeder muss am selben Ende des Strangs ziehen.


Gruß,
HBt.
HBt.
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Re: Das Mario Staller Paper (von 2011) ...

Beitrag von HBt. »

HBt. hat geschrieben:
08.12.2022, 10:36
kannte ich gar nicht, vielen Dank dafür. Es ist sehr interessant und aufschlussreich.
(...)
sondern um Progression & Qualität - Freude und lebenslanges Lernen.
Googled man den Professor Staller, stellt man fest: ein Hans-Dampf in allen Gassen, mit der Leidenschaft zum Sammeln von Titeln. Vielleicht sollte man die Judo-SV doch ein weiteres Mal "neudenken", mehr mit einem Judobezug :eusa_think.

#
Holger König hat geschrieben:Versuch am besten, das Buch "Judo-Selbstverteidigung" von Horst Wolf antiquarisch zuerwerben (möglicherweise hat es auch ein Vereinskamerad). Das war damals das Standard-Lehrbuch. Danach hatte ich Anfang der 90er Jahre einige SV-Grundlagen gelernt und nutze es heute noch gerne.
Ich hatte dieses Buch in den 1990er Jahren, ein Schüler hatte es mir geschenkt. Dummerweise hat es sich verdünnisiert (die schöne Ausgabe mit den sw Fotografien), wahrscheinlich wegen meiner ewigen Aversion gegen das Judo-SV-Dogma. Doch jetzt konnte ich eine Erstausgabe ordern, bin gespannt. Danke für die Erinnerung, grundsätzlich gefallen mir die alten Horst Wolf Bücher sehr gut.

Wie steht es mit dem Bernd Linn Buch zum Thema Dr.Dr.Dr. Stallers-Judo-SV-Konzept? Ist es noch irgendwo erhältlich?
Zuletzt geändert von HBt. am 08.12.2022, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
HBt.
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Re: Ich habe Tomaten auf den Augen

Beitrag von HBt. »

HBt. hat geschrieben:
07.12.2022, 13:59
Sollte jetzt eines der Schwerpunktmotive /und Differenzierung des 1.Kyu bis xyz.Dan die Judobezogene Selbstverteidigung sein, dann benötigen Interessenten ein umfangreiches Begleitmaterial zu ihrem Motiv im DJB-Judo, im Modell.
Ich finde dazu noch nichts' unter den Hintergrundtexten, Begleitmaterialien, etc.pp. Ein entsprechendes Referat muss her https://www.judobund.de/djb-info/djb-an ... eferenten/. Das Ressort SV fehlt - oder sollte es unterbelichtet bleiben?.
Wie können wir über Judo-SV reden oder sie fordern, wenn nur ein einziger Landesverband (innerhalb der DJB-Landschaft) über ein Ressort SV verfügt, bzw. einen Referenten (m/w/d) benannt hat? Ich bin alle Heimseiten der angeschlossenen LVs durchgegangen. Nur mein Verband besetzt dieses Ressort von Zeit zu Zeit, der NJV.

Seltsam.

#
Beim TAISO müssen irgendwie alle nachlegen!
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nur_wazaari
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DQR - kein leichtes Thema

Beitrag von nur_wazaari »

Erlernen - Begreifen - Demonstrieren - Anwenden - Verinnerlichen?

Ich habe die Muße gefunden, mir die Materialien zur neuen Kyu-PO anzuschauen. Da ich regelmäßig Programme und Systeme im Hochschulkontext begutachte und die Unterlagen zur Kyu-PO auch den Referenzrahmen für lebenslanges Lernen anführen, hat mich das näher interessiert.

Die veröffentlichten Unterlagen bestehen augenscheinlich im Wesentlichen aus vier Teilen. Kernstück ist für mich "Kompetenzorientierung als fachdidaktisches Grundlagenmodell für Kyu- und Dan-Graduierungen im Deutschen Judo-Bund e.V..", was ja einer Art Selbstbericht für das vorgelegte Programm gleichkommt. Die anderen Materialien dienen als Arbeitshilfen.

Beim Erwerb von Graduierungen geht es auch um Qualitätssicherung. Welche Techniken und Kompetenzen wann genau im Curriculum stehen, wird immer wieder diskutiert werden. Ob mit der neuen PO hier wirklich eine Modernisierung stattgefunden hat - dafür müsste man ja erstmal festlegen, was denn modern in diesem Kontext eigentlich ist, wo die Zukunft hingeht, vielleicht auch was man sonst so macht. Hier gibt man sich offen teilweise ratlos.

Große und offenbar noch nicht abgeschlossene Grundlage soll ein judospezifisches Kompetenzmodell sein. Hier stellt sich natürlich die Frage, weshalb man mit der Verabschiedung einer neuen Ordnung nicht wartet, bis ein solches - wissenschaftlich fundiert - vorliegt.

"Moderne Ausbildungskonzeptionen – seien sie allgemeinbildend oder berufsbildend – zielen seit einigen Jahrzehnten ganz allgemein auf die Entwicklung von Handlungskompetenz, verstanden als Handlungsfähigkeit in typischen Situationen eines Fachbereichs oder Sachgebiets, ab."

Beispielgebend ist das für mich einer der vielen Sätze im Konzeptleitfaden, der viele überflüssige Informationen enthält (fett markiert) und damit auch die Adressierung nicht berücksichtigt. Dadurch geht einiges an Sinnschärfe verloren. Hat man den Satz und andere Definitionen irgendwo herauskopiert?

"Eine kompetenzorientierte Modellierung im Sinne einer dem jeweiligen Sachgebiet angemessenen Analyse von Handlungssituationen, Rollen und den zu einer erfolgreichen Bewältigung erforderlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Eigenschaften und Motivation bildet daher das Fundament systematischer Ausbildungsüberlegungen…" Es folgt laut Modell eine Skizze.

Die kompetenzorientierte Modellierung liegt noch nicht vor. Was sind denn die jeweiligen Sachgebiete? Das wird eingangs nicht ganz klar. "Ausbildungsüberlegungen" impliziert, dass man durchaus eigene Gedanken einfließen lassen sollte.

"Hierzu stellen wir in einem ersten Schritt die Frage, in welche Etappen die Biografie eines Judoka, also die Entwicklung vom Anfänger zum umfassenden Experten, gegliedert werden kann. Danach analysieren wir, wie bei aller Vielfalt unterschiedlicher Personen und individueller Zielsetzungen das alltägliche Judo in diesen Etappen aussieht und welche Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben werden müssen, um sich jetzt und in Zukunft mit Freude am Judo beteiligen zu können."

Grundlage ist dann eine Schrittfolge in Etappen. Ich kann nur für mich sprechen, dass auf meinen "Judo" weg, also meinen "Do" diese Schritte nicht passen, was ich aber als anekdotische Evidenz verbuche. Eine Analyse braucht Kriterien. Bezieht man nun aber sinngemäß "bei aller Vielfalt unterschiedlicher Personen und individueller Zielsetzungen" mit ein, dann wird es sehr schwer, das "alltägliche Judo", zumal in "Etappen" herauszuarbeiten. Man versucht also ein Schema zu ersehen, wo an gleicher Stelle festgestellt wird, dass es eigentlich kaum eines geben kann.

"Bei aller Vielfalt von weit über 100.000 Menschen im organisierten Judo in Deutschland kann man sich sicherlich gut auf die vier folgenden Phasen verständigen:"

Kann man sich gut verständigen (sicherlich?) oder hat man sich verständigt? Ist das ein Prozess gewesen? Wer war dabei?

Bemerken würde ich noch ein paar Punkte (nur meine Meinung):

"Abgeschlossene" Phasen kann es so kaum geben, sie können jederzeit wieder aufbrechen, der Logik folgend kann man also auch eine Stufe zurückfallen kann, zum Beispiel aufgrund von längeren Pausen. Dann mischen sich die aufgezählten Kompetenzen und der oder die Judoka findet sich diesem Schema folgend in einer Art Kompetenzbrei wieder.

"In der dritten Phase trägt man einen schwarzen Gürtel und ist so weit, dass man im eigenen Verein/Dojo andere anleiten kann."

Ich finde diese und viele weitere Formulierungen sprachlich zu flapsig und auch unpräzise. Ich kenne auch viele Blau- und Braungurte, die wirklich gut anleiten können. Abgesehen davon, dass die gewählte Formulierung nicht nach Zielgruppen differenziert, womit man sich ja sonst größere Mühe gibt.

Schließlich, die Diskussion um Expertise und derer Kriterien hatten wir ja schon oft, auch hier im Forum. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, dass man Expertise zugunsten einer deutlichen Herausstellung des (lebenslangen) "Reifeprozesses" mehr in den Hintergrund gestellt hätte, wenn man schon den DQR hernimmt.

"Die vorgenannten Entwicklungsphasen beruhen in erster Linie auf Beobachtungen und – auch das muss zugestanden werden – teilweise auf Wunschdenken. Sie sind deskriptiv (=beschreibend) und wollen als angestrebter Zustand zugleich normativ sein."

Warum nimmt man die Phasen denn dann überhaupt mit auf? Wer außerdem wünscht sich denn diese Phasen? Aus welcher Perspektive? Hier beginnen für mich die ersten wirklich großen Fragen nach der verwendeten Grundlage der Ausarbeitung.

"Sie folgen jedoch (noch) keinem Strukturraster. Dieses wird jedoch zwingend benötigt, um Graduierungsrichtlinien schlüssig zu entwickeln."

Ich verstehe das so, dass man einen Status quo, der zugleich im Wesentlichen nur auf Beobachtungen (deskriptiv) basiert, dabei aber auch normativ (Wunschdenken) darstellt nun in eine Struktur gebracht werden soll.

"Die bindende Klammer der vorstehenden Betrachtung ist die Partizipation, also das „sich beteiligen und sich einbringen“ können und wollen."

Ja, was denn sonst? Es kann niemand gezwungen werden.

Einem Anfänger muss ich so schnell wie möglich alles Nötige beibringen, damit er bei den Fortgeschrittenen mitmachen kann.

Wenn man das umsetzen könnte, ein gemeinsames Konzept hätte, mit dem man - sagen wir in 3-4 Monaten - mit nahezu allen Zielgruppen evidenzbasiert gemessenen Erfolg haben könnte, dann könnte man sehr gut darauf aufbauen.

Es folgt:

"Dieser Satz ist so einfach und scheinbar so banal, dass man unmöglich widersprechen kann."

Huch? Erstens würde ich das so nicht unterschreiben und zweitens verändert man den Satz dann doch und fügt bliebige, unabgeschlossene Aufzählungen ein:

"Alle am Judo beteiligten Menschen agieren in unterschiedlichen Rollen, z.B. als Teilnehmende, Anleitende, Bewertende, Organisierende, Betreuende, Beobachtende usw. in Handlungsfeldern des Judo, wie Training, Lehrgänge, Seminare, Wettkämpfe u.v.a.m…."

Weiter geht es:

"Ziel aller Ausbildungsbemühungen im DJB ist demzufolge die Entwicklung einer umfassend verstandenen Handlungskompetenz aller Lernenden. Diese neu formulierte, aber in der Praxis durchaus gelebte, oberste Leitlinie bedarf eines Strukturrasters für eine schlüssige und durchgehende Umsetzung in die alltägliche Praxis."

Hier gibt man endlich Butter bei die Fische und formuliert eine Zielstellung. Allerdings ist diese sehr generisch, aus folgenden Gründen: Woraus die Handlungkompetenz besteht, wird sicher noch erläutert. Dass diese in der Praxis so gelebt wird, ist eine bloße Behauptung, aber sei es drum. Dass dies nun aber ohne weitere Begründung die oberste Leitlinie darstellen soll und dafür dann auch noch ein Strukturraster erstellt werden soll, für das wie oben zugegeben wurde eigentlich jede Datengrundlage fehlt, wirft Fragen auf.

"…Insbesondere wurde bislang noch kein dezidiertes Kompetenzmodell für die Ausbildung von Judoka erarbeitet. Dies stellt eine große Herausforderung für die Zukunft dar, auch weil sich Kodokan-Judo aufgrund der inhärenten Philosophie und der Sozialverpflichtung nach dem Prinzip Jita-kyoei deutlich von anderen Sportarten unterscheidet."

Eine Lesart: Ein Modell scheint ja immerhin mehr oder weniger in Auftrag gegeben worden zu sein. Die Hauptschwierigkeit soll hierbei in der speziellen, einzigartigen Ausprägung von "Kodokan-Judo" liegen. Eine zweite Lesart: Das gewünschte Modell zu erstellen ist praktisch unmöglich.

Also greift man auf den „Deutschen Qualitätsrahmen für das lebenslange Lernen" (DQR) zurück, der aber schon im Hochschulkontext in der Umsetzung nicht selten als voraussetzungsvoll wahrgenommen wird.

"Er wird hier als eine Art kleinster gemeinsamer Nenner für Kompetenzmodelle aufgefasst, auf dessen Hintergrund spätere Ausdifferenzierungen erfolgen können. Da dem DQR ein praktisch identisches Verständnis von Handlungskompetenz wie oben formuliert zugrunde liegt, sind für die Erarbeitung eines spezifischen Modells keine Inkompatibilitäten zu erwarten."

Ich weiß aus meiner Erfahrung mit Begutachtungen und Akkreditierungen, dass die Grundlage des Rahmens zwar oft Kriterium ist, aber selbst von den eigentlich adressierten Anwendern oft kaum richtig implementiert wird. "Lebenslanges Lernen" wird hier oft als Phrase benutzt, aber eine strukturelle, systematische Implementierung in entsprechende Programme ist auch aus rein praktischen Gründen oft nicht einfach. Ziele des DQR sind (zitiert): Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität und er gliedert sich dabei in Niveaustufen, was in das vorliegende Arbeitspapier übernommen wurde. Zufällig (oder auch nicht) sind das, abgeleitet aus dem EQR (der europäischen Entsprechung des DQR) , zufällig genau acht Niveaustufen, ebenso wie es acht Kyugrade gibt.

Wichtige Punkte, um den DQR zu verstehen sind außerdem folgende: "Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig." Die Logik des DQR kann man außerdem anders interpretieren, als die des Prüfungssystems im DJB - der Zugang zu den Niveaus des DQR verläuft nicht linear, das Prüfungsprogramm ebenso wie die postulierten vier Niveaustufen eines "Judolebens" sind aber laut Programmvorstellung sehr linear aufgebaut, Stichwort: "Phasen". An diesem Anknüpfungspunkt stellt sich mir die - zunächst unbeantwortete - Frage nach der tatsächlichen Kompatibilität.

Die Attraktivität des DQR als vorläufige Arbeitsgrundlage wird also vor allem damit begründet, dass man sich in den Termini wiederfindet. Ich kann aber aus meiner Erfahrung der Arbeit mit dem Rahmen sagen, dass diese Termini alles andere als unumstritten sind. Allein schon deshalb, weil der DQR interdisziplinär gilt und verschiedene Disziplinien die Termini unterschiedlich auffassen.

Dementsprechend kann man sehr wohl Inkompatibilitäten erwarten.

"Der Kompetenzbegriff ist nicht unproblematisch, da er einerseits Teil der Alltagssprache ist, andererseits als Fachterminus im wissenschaftlichen Diskurs verschiedener Fachrichtungen, so auch der Didaktik, mit leicht unterschiedlichen Bedeutungen belegt ist"

Man erkennt das Problem immerhin. Und formuliert, was man will, was das Ziel sein soll, wobei es hier nun auf Klarheit ankäme:

"Die Mitglieder der Vereine sollen im Verlauf aller Ausbildungen im DJB – somit einschließlich der sportpraktischen Ausbildung in den Vereinen – Kompetenzen erwerben, die ihnen die Teilnahme am Judo in Training, Wettkampf und Organisation usw. handlungstragend und verantwortungsbewusst gestaltend in unterschiedlichen Rollen ermöglichen, und sie so zu einem aktiven Teil der Judogemeinschaft werden lassen."

Die Klarheit in der Zielstellung sehe ich hier durchaus gegeben.

"Kompetenzen, definiert als „Fähigkeiten und Bereitschaft“ bestimmte Handlungen ausführen zu können, sind naturgemäß Handlungsdispositionen, die nicht unmittelbar beobachtet werden können…"

Nicht auf den Inhalt bezogen, aber sich auf diesen auswirkend: Die Angewohnheit des Skriptes, Fremdwörter am Ende mit weiteren Fremdwörtern zu erklären oder zu belegen oder sogar "frei im Raum" stehen zu lassen, erinnert mich an die vielen schlechten Hausarbeiten, die ich in der Vergangenheit schrieb. Hier wäre es meiner Ansicht nach für die Zukunft hilfreich, eine klarere und adressatengerechte Sprache zu verwenden.

"Kompetenz -> Performanz -> Indikatoren…"

Kontext stünde für mich nicht nur im Zusammenhang mit Kompetenz, sondern über allen diesen Arbeitsschritten, wovor man ja Furcht hegt, aufgrund der hohen Individualisierung der tatsächlich Übenden.

"Um das qualitative Niveau von Kompetenzen messbar und somit vergleichbar zu machen, werden Skalierungen benötigt. Diese werden üblicher Weise als Kompetenzstufen oder Kompetenzniveaus bezeichnet."

Im Anschluss verwendet man schließlich das Kompetenzmodell des DQR, was besser ist, als gar keins zu verwenden. Prüft man aber in der Praxis nun diese Felder ab bzw. versucht man diese auf konkrete Handlungen zu übertragen, ergeben sich aus meiner Sicht oft Schwierigkeiten: Überschneidung/fehlende Zuordnung der konkreten Situation auf ein Feld, sachliche Gründe für das völlige Fehlen eines Feldes, Übergewichte bei gleichzeitiger Vernachlässigung von Feldern…das sind aber zugegebnermaßen dann schon praktische Überlegungen. Aber wozu der Aufriss, wenn sich das dann nicht irgendwie in die Praxis umsetzen ließe?

"Weiter oben wurden bereits vier Phasen der Entwicklung von Judoka beschrieben. Es liegt nahe, diese auch in vier Kompetenzniveaus zu übertragen."

Hier passiert dann tatsächlich die Übernahme der Niveau-Phasen (warum verwendet man im Skript nicht einheitliche Termini?) in vier Kompetenzphasen, wobei man ja niemanden überfordern will und von den acht Phasen des DQR vier wegzulassen gedenkt.

"Der DQR bezieht sich deutlich erkennbar auf die Tätigkeitsfelder Beruf und Wissenschaft, was auch der Zweck seiner Erarbeitung war (siehe oben). Unmittelbare Anwendung kann er daher nur bei solchen Ausbildungen im DJB finden, die mit einer beruflichen Qualifikation abschließen – also zum Beispiel bei den Trainerausbildungen, der Ausbildung von Kampfgerichten oder zur Bewältigung von Verwaltungs- und Managementaufgaben, auch wenn diese Tätigkeiten überwiegend nicht beruflich ausgeübt werden."

Einerseits scheinen diese Informationen redundant zu sein, andererseits sogar widersprüchlich, da hier einerseits eine Vergleichbarkeit von Ausbildungen im DJB mit beruflichen Ausbildungen gleichgesetzt wird, andererseits diese dann wieder negiert wird. Warum streicht man solche Passagen nicht einfach?

"Kompetenzen sollen zu den jeweiligen Handlungssituationen (im Skript genannt) für unterschiedliche Rollen in diesen Handlungsfeldern ausgewiesen werden. Schwerpunktmäßig sind Graduierungen jedoch auf das Handlungsfeld „Trainings- und Übungsbetrieb“ in der Rolle der Teilnehmenden zu beziehen, jedoch werden bei Graduierungsentscheidungen seit jeher auch weitere Handlungsfelder und Rollen berücksichtigt, sei es bei der Anrechnung von Lizenzen zur Verkürzung von Vorbereitungszeiten oder bei Graduierungen ohne technische Prüfung aufgrund von Wettkampferfolgen oder besonderen Verdiensten um die Entwicklung des Judo. Letzteres ist auch Ausdruck des als Sozialverpflichtung verstandenen Grundsatzes Jita-kyoei."

Ahnt man, dass die Inkompatibilität des DQR vor allem hier bestehen könnte: Im Grundsatz des Jita-kyoei, das sich nicht um den DQR schert?

Im Anschluss kündigt man wiederholt Indikatoren an, wieder ohne diese zu nennen und beklagt bisher fehlende Gütekriterien für Graduierungen, also letztlich eine fehlende Messbarkeit der tatsächlichen Kompetenz, was ja auch hier im Forum immer mal wieder diskutiert wurde.

"An die Stelle von Prüfungsinhalten treten nunmehr Indikatoren, an denen sich beobachten lässt, inwieweit Ausbildungsziele erreicht wurden – oder auch nicht. Damit wird im Bereich der Graduierungen der Schritt von einer klassischen „Inputorientierung“ zu einer „Outputorientierung“ vollzogen."

Weiter:

"Für jeden Kompetenzbereich (im Skript aufgezählt) werden im Folgenden vier Kompetenzniveaus definiert, die mit den vier Abschnitten der Judobiografien korrespondieren."

Hiernach wird es dann inhaltlich präziser, wobei ich dazu nichts weiter schreiben will, mit Ausnahme der unten aufgeführten Anmerkungen und Fragen. Demnach überspringe ich den Part mit Niveaustufen und Co.

"Praktische Fragen zur Feststellung des erreichten Niveaus personaler Kompetenzen"

"Das erreichte Niveau der personalen Kompetenzen lässt sich im Wesentlichen nur durch eine qualifizierte Langzeitbeobachtung durch geschulte Beobachter feststellen. Das Vorhandensein einer Kampfrichter- oder Trainerlizenz kann ein hilfreicher Indikator sein. Eine kompetenzorientierte Umsetzung von Graduierungen im Bereich der personalen
Kompetenzen erfordert jedoch ergänzende und über das Verfahren punktueller Prüfungen hinausgehende Instrumente.
"

"Idealer Weise ergibt sich somit von Abschnitt zu Abschnitt eine Steigerung der Kompetenzstufe."

Es wird sich zeigen, ob das Ideal sich in die Realität umsetzen lassen wird und ob dies, wie impliziert wird, auch messbar ist.

"Das vorstehend entfaltete Kompetenzmodell stellt zweifellos eine Utopie dar, die unmöglich flächendeckend in eine dem theoretischen Ideal entsprechende Praxis umgesetzt werden kann. Dem stehen allein schon die Vielzahl der zumeist ehrenamtlich tätigen Akteure – mehrere Tausend Trainerinnen und Trainer in den über 2.000 Vereinen im DJB – entgegen. Es kann und soll jedoch als Leitlinie und Kompass für die Entwicklung der konkreten Graduierungspraxis dienen, die sich dem Ideal mit fortschreitender Kompetenz aller Akteure schrittweise annähern kann."

Das gehört für mich in die Einleitung eines solchen Skriptes.

Noch ein paar weitere Anmerkungen:

- Ukemi behandelt man meiner Meinung nach viel zu stiefmütterlich. Auch das "neue" Programm sieht hier keine höhere Wertigkeit vor. Für mich ist - eine umfassende, wirksame - Ukemi einer der am langwierigsten zu erlernenden und vor allem zu konservierenden Kompetenzen im Judo.
- Mir ist nicht ganz klar, ob man sich wirklich genau mit Motivationsgründen der Adressaten auseinandergesetzt hat. Wann und unter welchen Bedingungen fühlen sich die Adressaten auch kompetent?
- Die Einordnung der konkreten Inhalte wird nicht weiter erklärt, wirkt hier und da beliebig. Am Ende will man ja alles ausbilden, was man auch bisher ausgebildet hat, nur in einer neuen (?) Anordnung. Gibt es eine echte, auch sinnvolle Erweiterung?
- Mir fehlt an vielen Stellen der rote Faden, die inhaltliche Verknüpfung. Man könnte dem entgegenhalten, dass man sich in praktischer Hinsicht einfach an die illustrierten Programme halten soll, also so wie bisher.

Noch ein paar kritische Anregungen zum DQR selbst, nur solche die ich selbst gut nachvollziehen kann:

- insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen
- ist es möglich und sinnvoll, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt?
- der DQR ist ein Transparenzinstrument für Qualifikationen - individuelle Bildungswege werden nicht abgebildet
- für Validierungsprozesse und Standards ist das vorteilhaft
- der DQR ist aber selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft

Ich muss an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich bisher bewusst darauf verzichte habe, eine Kyu-Prüfer-Lizenz zu erwerben, auch weil das organisatorisch für mich aktuell keinen Sinn ergibt.
.
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Fritz
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Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022

Beitrag von Fritz »

@nur_wazaari:
Interessante Fragen u. Anmerkungen, auch wenn ich fürchte, überhaupt nur einen Teil der Problematik verstehen zu können.

Die für mich spannende Frage, welche sich im Zusammenhang mit der neuen Prüfungs- bzw. Graduierungsordnung stellt, ist folgende:

Kann mit diesem System das (bisher verbliebene) Judo-Wissen in der Breite erhalten und gemehrt werden, oder wird es weiter ausgedünnt?

Als Beispiel: Kann jemand, welcher das System bis zum Schwarzgurt durchläuft und dann als Lehrer/Trainer/Übungsleiter auf der Matte steht,
Judo auch in den Teilen vermitteln, um die er selbst einen Bogen machen konnte?
Sagen wir mal, er hat das System in der Wettkampfschiene durchlaufen -

Kann er einem bspw. einem Braungurt-Kandidaten in seiner Gruppe, welcher bspw. als Wahlpflichtfach SV oder Kata nehmen würde, entsprechend unterstützen?

Ist wenigstens angedacht, zumindest in der Trainer-C-Ausbildung, die jeweils "defizitären" Aspekte dann zumindest für die angehenden Übungsleiter so
zu vermitteln, daß diese als Trainer genügend Material in der Hand haben?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Schonungslos

Beitrag von HBt. »

Danke 'nur_wazaaari',
Du hast die Machart der Veröffentlichung (des PDFs) sowie der Revolution und deren fundamentalen Schwächen für jedermann verständlich dargestellt. Mehr kann man sachlich kaum noch dazu beisteuern.

#
Ich bin überzeugt, das Gutes hinter der Absicht steht (der DJB-Experten) -> und wir alle werden auch versuchen das Beste aus den Rahmenvorgaben herauszuholen, ohne jemals DQR verstehen zu müssen oder zu können.


Weitere Diskussionen sind müßig,

HBt.


Nachtrag:
Der Vergleich mit einer der üblichen Hausarbeiten ist vollkommen zutreffend - und das lässt mich traurig zurück, mit wenig Hoffnung.
HBt.
3. Dan Träger
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Befürchtungen

Beitrag von HBt. »

Fritz hat geschrieben:
16.12.2022, 11:23
(...)
Kann mit diesem System das (bisher verbliebene) Judo-Wissen in der Breite erhalten und gemehrt werden, oder wird es weiter ausgedünnt?
Es muss nicht zwangsläufig erudieren. Gefühlsmäßig wird es das vielleicht, doch mit der APO oder wie Du sagst dem System, hängt das nicht zusammen. Es besteht keine Kausalität. Die Ausarbeitung illustriert eine ....... ich habe nicht den Mut es auszusprechen, Entschuldigung bitte. Interessant wäre eher die Frage, was Du Dir wünschen würdest, was soll erhalten bleiben?

Als Beispiel: Kann jemand, welcher das System bis zum Schwarzgurt durchläuft und dann als Lehrer/Trainer/Übungsleiter auf der Matte steht,
Judo auch in den Teilen vermitteln, um die er selbst einen Bogen machen konnte?
Aber selbstverständlich! Der Schüler ist (ja) grundsätzlich sein eigener Lehrer, d.h. der zukünftige Lehrende wird besonders in diesen Gebieten, als Pädagoge, viel sorgfältiger ... sein als der Inhaltsvertraute ...
Sagen wir mal, er hat das System in der Wettkampfschiene durchlaufen -
Kann er einem bspw. einem Braungurt-Kandidaten in seiner Gruppe, welcher bspw. als Wahlpflichtfach SV oder Kata nehmen würde, entsprechend unterstützen?
Wenn er das möchte, natürlich. Weshalb sollte derlei ausgeschlossen sein?
Ist wenigstens angedacht, zumindest in der Trainer-C-Ausbildung, die jeweils "defizitären" Aspekte dann zumindest für die angehenden Übungsleiter so
zu vermitteln, daß diese als Trainer genügend Material in der Hand haben?
Niemals, jenes ist nicht das Ziel einer derartigen Qualifizierung.

#
Ein Einwurf zum SV-Geschrei:
Selbstverteidigung ist etwas, das jemand im Einklang mit der sogenannten Notwehr tut.
Nicht mehr und nicht weniger.
Judo soll uns (lt. Kano, Jigoro), ganz nebenbei, auch helfen können' uns selbst zu verteidigen.

Wir sind kein Trainingscamp für Soldaten oder Krieger - wir sind alle Schüler, also Lehrnende - darum geht es. Das Ressort "SV" fehlt im DJB, trotzdem taucht es gerne immer wieder auf. Verständlich, aber auch merkwürdig.
HBt.
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Alles zum DQR ...

Beitrag von HBt. »

findet der Interessierte hier: https://www.dqr.de/dqr/de/home/home_node.html.

4 * 2 = 8
  • Umfassende Breite & Qualität in der Tiefe
  • Tradition & Moderne
  • Verständlichkeit & Wissenschaftlichkeit
  • Flexibilität & Standards
zusätzlich noch einmal:
https://www.judobund.de/fileadmin/_horu ... -06-01.pdf
https://www.bachelor.sport.fau.de/files ... l_2013.pdf

Die Kompetenzen lauten:

Das
Können (Teil 1)
Können (Teil 2)
Wissen
Die
Selbstständigkeit
Sozialkompetenz.

Wir lamentieren über einen Rahmen und ein Modell, sowie den vier Niveaustufen der einzelnen Kompetenzbereiche. Die (freie) Handlungskompetenz habe ich nicht vergessen, denn diese ist das Ziel und steht über allem - oder?

#
Was befähigt den jeweils Einzelnen aus der "Arbeitsgruppe A. Kleegräfe, R. Lippmann, W. Dax-Romswinkel, E. Goertz, S. Keidel, F. Nitzel, J. Schröder" zu einem derartig innovativen, zukunftsweisenden Weg ... wer ist hier als universitärer Forscher im Bildungswesen (aktiv) unterwegs? Vermutlich kein einziger aus der Expertenrunde, doch sie haben sich der Aufgabe gewidmet, die Herausforderung angenommen -> und alleine deshalb' bin ich gespannt wie dieses Thema weiter bearbeit, auch umformuliert, angenommen wird.

Salopp formuliert: mir sind die Schwurbelblasen ganz gleich, weil sie nichts an meiner persönlichen, praktischen Arbeit (an meinem Händchen) ändern - oder vielleicht doch ;).

Gruß,
HBt.

"(...) in praktischer Hinsicht einfach an die illustrierten Programme halten soll, also so wie bisher." [Zitat 'nur_wazaari']
Tja,
was sollen sie auch anderes tun?!
HBt.
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Wodurch will der DJB ...

Beitrag von HBt. »

die Kompetenz der Multiplikatoren sicherstellen?

Ganz ehrlich, oftmals ist der Bock der Gärtner - und der Referent hat das System oder Modell, die wechselseitigen Abhängigkeiten & Zwänge, gar nicht verstanden. Von Schulungen, die nur der Pflege der Eitelkeiten dienen, habe ich seit geraumer Zeit die Nase voll.

Qualifizieren sich die Referenten der LVs selbst?

:irre

[Die Begriffe Referent und Multiplikator sind (direkt, auch gerne) austauschbar, also auch synonym zu verstehen.]
HBt.
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Fritz hat ...

Beitrag von HBt. »

fünf Bauchschmerzen geäußert, nach seiner Teilnahme an einer offiziellen Schulung.

Werden diese von einem der Arbeitsgruppenmitgliedern hier im Forum beantwortet, gehört? Wahrscheinlich nicht, aber das ist schade - und doch auch verständlich.
M. Olinero
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Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022

Beitrag von M. Olinero »

Fritz hat geschrieben:
16.12.2022, 11:23
Als Beispiel: Kann jemand, welcher das System bis zum Schwarzgurt durchläuft und dann als Lehrer/Trainer/Übungsleiter auf der Matte steht,
Judo auch in den Teilen vermitteln, um die er selbst einen Bogen machen konnte?
Sagen wir mal, er hat das System in der Wettkampfschiene durchlaufen -

Kann er einem bspw. einem Braungurt-Kandidaten in seiner Gruppe, welcher bspw. als Wahlpflichtfach SV oder Kata nehmen würde, entsprechend unterstützen?
Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich "nein", denn wie soll man auch etwas vermitteln, womit man sich selbst nicht auskennt, da man bisher "einen Bogen darum gemacht hat"? Das ist in meinen Augen allerdings auch nicht schlimm, da darauf das neue Graduierungssystem nicht abzielt, meiner Meinung nach glücklicherweise nicht. Zudem glaube ich, dass man auch nicht davon sprechen kann, das (Kyu-)Graduierungssystem in einer spezifischen "Schiene" zu durchlaufen, denn bis inklusive zum 2. Kyu verläuft es doch recht eingleisig, erst zum 1. Kyu gibt es erst- und (im Kyubereich) einmalig einen "Wahlbereich". Allerdings findet sich in den Erläuterungen zu den Anforderungen an Kyu-Grade der folgende Hinweis:
neues Graduierungssystem, Erweiterung der Grundausbildung vom 3. bis 1. Kyu hat geschrieben: Da in der ersten Phase lediglich ein relativ begrenzter Grundstock an Techniken erlernt
wurde, differenzieren sich zwar zunehmend die individuellen Ziele und Schwerpunkte, und
damit einhergehend die Übungs- und Trainingsformen, jedoch verbleiben die neu zu
erwerbenden Fertigkeiten für alle Judotreibenden im selben inhaltlichen Rahmen des
„Erweiterungsprogramms“.
Auf spezifische Aufgabenstellungen zu den Differenzierungen („Neigungs-/Wahlfächer“) wird
bei Lernzielkontrollen zum 3. und 2. Kyu aufgrund der gewünschten Durchlässigkeit und des
erst langsamen Einsetzens neigungsspezifischer Übungsinhalte zunächst verzichtet. Sie
werden erst zum 1. Kyu – also mit Abschluss des Kyu-Bereichs – eingeführt. Dies soll jedoch
keineswegs so verstanden werden, dass entsprechende Inhalte nicht schon früher
angebahnt, eingeführt oder sogar bereits intensiv geübt werden können.
Mit anderen Worten: Wir leben in einem freien Land, wenn es dir als Trainer wichtig ist, dass z.B. deine wettkampfaffinen Judo-Schüler bis zum 1. Dan in den Bereichen "Kata" und "SV" Kompetenzen in einem Maße erworben haben, die sie in den entsprechenden Bereichen zur Lehre befähigen, kannst du sie doch dahingehend unterweisen, ohne dass du darauf warten müsstest, dass sie bereits den 2. Kyu erlangt haben, um damit zu beginnen.
Fritz hat geschrieben:
16.12.2022, 11:23
Die für mich spannende Frage, welche sich im Zusammenhang mit der neuen Prüfungs- bzw. Graduierungsordnung stellt, ist folgende:

Kann mit diesem System das (bisher verbliebene) Judo-Wissen in der Breite erhalten und gemehrt werden, oder wird es weiter ausgedünnt?
Die für mich spannende Frage ist, ob es gelingt, die Qualität der Judoka in Deutschland hinsichtlich der Fähigkeit, innerhalb des technisch-taktischen Kontext eines Judo-Kampfes adäquat zu agieren und vielfältige, in diesem Kontext auftretende Situationen technisch zu lösen, zu steigern. Dass die Judo-Schüler eine möglichst große Vielzahl an Lösungen (Techniken) kennen, ist nach meinem Dafürhalten nicht vorrangiges Ziel im Kyu-Bereich.
HBt.
3. Dan Träger
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Die alten Mottos ...

Beitrag von HBt. »

Judo
  • lernen
  • anwenden
  • meistern
.
waren so herzlich und einfach verständlich. Mir persönlich fehlt 'Jupp'.

"(...) ist nach meinem Dafürhalten nicht vorrangiges Ziel im Kyu-Bereich" [Zitat Mr. Olinero]. Ziel und Motto stimmen überein, im Schüler-Bereich also lernen & anwenden. Alles weitere sind Differenzierungen oder sogenannte Aspekte.

Wie lautet nun das heutige und vorrangige Ziel?
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Fritz
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Re: neue Kyu-Prüfung ab 2022

Beitrag von Fritz »

Habe mir heute mal die Mühe gemacht, ein paar Technik-Videos zur neuen Graduierungs-Ordnung, welche der DJB veröffentlicht hat,
zu sichten:
Mal von der jeweils dargebotenen Technik-Darstellung abgesehen:

Jedes dieser Videos beginnt ca 10 Sek. lang mit einem hektischen Geflacker, womit per Schrift fürs wohl
DJB-Judo geworben werden sollt, unterlegt mit einem nervigen Klangteppich. Wer sich das ausgedacht hat, gehört
damit mal 1h lang gequält, möchte nicht wissen, wie sich (Stichwort "Reizüberflutung") so was auf AD(H)S-Kinder oder
Leute mit Empfindlichkeit für stroboskopische Lichteffekte auswirkt :(

Und warum ist man nicht in der Lage als Deutscher Judobund, über die Video-Schnipsel "Technik-Dienstag" zu schreiben?
Warum muß da unbedingt ein englisches "Tuesday" unterbracht werden?
Warum nicht wenigstens 火曜日 (kayobi) von wegen Japanisch als Judo-Fachsprache?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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