Keine Regeländerungen

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Ippon
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Keine Regeländerungen

Beitrag von Ippon »

Das neue vom DJB-Kampfrichterlehrgang:

Es gibt dieses mal keine Änderungen!
Die IJF hat sich an ihren Vorsatz gehalten und keine Regeländerungen mehr vor den olympischen Spielen beschlossen.

So dass, es nur um die Verfeinerung der Auslegung von bestehenden Regeln ging aus denen sich keine Änderungen für Kämpfer ergeben.

Es gab aber auch schon einen Ausblick auf nach Olympia, also das Jahr 2013:
Da ist zur Zeit in der Diskussion:
- Abschaffung des Waza-ari.
- Verkürzung der Kampfzeit und Abschaffung des Hantai, statt dessen ein unbegrenztes Golden-score.

Das sind zur Zeit noch alles Überlegungen, zu denen es absolut noch keine Details gibt.
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kastow
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von kastow »

Was sagen die Gerüchte denn genau: soll Waza-ari dem Yuko zugeschlagen werden oder den Ippon aufweichen?
Herzliche Grüße,

kastow

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Ippon
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Ippon »

Vermutlich wird der Schnitt wohl irgendwo in der Mitte erfolgen.
Also "schwache" Waza-ari werden Yuko "starke" werden Ippon.

Aber da gibt es absolut noch nichts genaues zu, da werden dann noch genaue Kriterien entwickelt, wenn die Änderung wirklich so kommt
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Ronin »

gibt es denn auch Gerüchte über den Sinn?
Ich muss sagen, so ganz schlecht finde ich es nicht.... weniger Wertungen zwingt vielleicht mehr zu Ippon Judo, das würde ich als Fortschritt empfinden.
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Fritz
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fritz »

Ronin hat geschrieben:Ich muss sagen, so ganz schlecht finde ich es nicht.... weniger Wertungen zwingt vielleicht mehr zu Ippon-Judo, das würde ich als Fortschritt empfinden.
Nö, es führt nur dazu, daß Kämpfe eher beendet werden. Wahrscheinlich
mit "Wertungen", die früher höchsten Yuko waren, und noch früher (vor der Koka/Yuko-Zeit) eben halt gar nichts...
Und am Grundproblem, der Taktiererei, um kleine Wertungen über die Zeit zu retten und dem damit verbundenen
Strafenkatalog, wird sich nichts ändern, solange es eine kleinere Wertung gibt, die zum Sieg nach Ablauf der Kampfzeit
führen kann.

So langsam sollten wir uns mal ernsthaft über Alternativen zum IJF-Regelsatz Gedanken machen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
katana
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von katana »

Fritz hat geschrieben:So langsam sollten wir uns mal ernsthaft über Alternativen zum IJF-Regelsatz Gedanken machen..
Ich fürchte, Fritz ... das wird nichts bringen.
Die IJF wird es nicht interessieren und die Qualität der KaRis auf den unteren Ebenen wird ohnehin immer beschämender.
Man kann aber darüber nachdenken, ob man die Turnierteilnahmen für sich auf das absolut Nötigste beschränkt
und mit der gewonnenen Zeit etwas Sinnvolleres macht.

Obwohl ich dieses Jahr weniger Turniere denn je besucht habe, habe ich noch nie so viele Kämpfe gesehen, die ausschließlich durch Bestrafungen entschieden wurden.
Hast du schon mal mitgezählt, wie oft ein Judokampf durchschnittlich mit "Mate" unterbrochen wird ?
Über dieses Kasperletheater, was man in den letzten 20 Jahren aus dem Judo gemacht hat, kann man doch nur noch weinen. :crybaby

Diese ganze Regelidiotie ist eine stümperhafte Flickschusterei eines überholten und unzumutbar gewordenen Wettkampfsystems, daß schon viel zu lang auf der Intensivstation liegt.

Der Ansatz der IJF ist im Grund richtig. Es muß endlich ein vernünftigeres Konstrukt geschaffen werden.
Aber nicht mit endloser Kesselflickerei.

KK
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Fettzi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fettzi »

Hallihallo,
ich habe am Wochenende wieder mal auf der Matte gestanden. Zum einen bei der LVMMu14 vom Land Sachsen und zur BEMu12 in Dresden.
Und eure Schwarzmalerei hinsichtlich das KaRi-Wesens kann ich überhaupt garnicht bestätigen. Natürlich gibt es einige KaRi's, deren Leistung nicht unbedingt die beste ist, aber es hielt sich alles in Grenzen. Es wurde auch nicht jeder Kampf bzw. jeder 2. Kampf durch Strafen entschieden, ganz im Gegenteil. Bei den meisten Kiddies scheinen die Regeln mittlerweile gefruchtet zu haben. Ich habe durchaus schöne Punkte gesehen, Fußwürfe, Hand- und Schulterwürfe, Hüfttechniken... es war alles dabei.
Natürlich hat das Regelwerk Schwachstellen, das möchte ich garnicht abstreiten. Aber dieses Gemeckere, Schwarzgemale etc, wenn man selber garnicht mehr an Wettkämpfen teilnimmt, oder selber Wettkämpfer ist, nervt irgendwann nur. Wie der Trainer, der draußen steht und sich darüber aufregt, dass ich Kawazu-Gake mit Hansoku-make bestrafen muss. Die Regeln stehen nun einmal fest, entweder ihr akzeptiert sie, und macht konstruktive Vorschläge zur Verbesserung, oder ihr lasst es eben, und macht eure eigenen Wettkämpfe mit euren Regeln.

btt: Ich finde es gut, dass die IJF sich an ihren Vorsatz gehalten hat, das schafft Sicherheit für die Kämpfer und bringt endlich ein bisschen Kontinuität rein. Die diskutierten Änderungen für 2013 klingen an sich erstmal nicht schlecht. Ich bin mal gespannt, ob und wenn ja, wie sie umgesetzt werden...
MfG Otsche
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kastow
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von kastow »

Auf dem letzten Kampfrichter-LHG, den ich besucht habe, wurde angegeben, dass laut einer statistischen Erhebung im Golden Score 80% der Kämpfe durch eine Wertung und 20% der Kämpfe durch eine Bestrafung gewonnen würden. Die Anzahl der Kampfrichterentscheide ginge gegen 0. Ähnlich verhielte es sich auch außerhalb des Golden Scores.

Die Abschaffung des Wazari und die Ausweitung des Golden Scores fände ich unter diesen Gesichtspunkten durchaus begrüßenswert, da so die Kämpfenden und nicht Kampfrichterentscheide die Kämpfe entscheiden.

Die genauen Änderungen bleiben natürlich abzuwarten.
Herzliche Grüße,

kastow

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Fritz
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fritz »

otsche hat geschrieben:Die Regeln stehen nun einmal fest, entweder ihr akzeptiert sie, und macht konstruktive Vorschläge zur Verbesserung, oder ihr lasst es eben, und macht eure eigenen Wettkämpfe mit euren Regeln.
Nun ja, das fällt natürlich schwer, viele haben ein Problem damit, immer neue Regeln zu akzeptieren,
insbesonders, wenn diese so gehäuft auftreten wie in den letzten Jahren (soviel zum Thema "feststehen")
und konsequent dabei drauf verzichtet wird, die Meinung der Gemeinschaft der Judobetreibenden (zu denen neben
den KaRis u.a. auch Kämpfer und - man glaubt es kaum - auch Trainer gehören) einzuholen.

Konstruktive Vorschläge zu machen, wird letztlich auch verleidet, da diese dann ja mit hübscher
Regelmäßigkeit als Gemeckere, Schwarzgemale abgetan werden, wo hatte ich das doch
gleich noch mal gelesen... :eusa_think

Die Sache mit den eigenen Regeln... genau das meinte ich mit "Alternativen"...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Hofi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Hofi »

Hi!
Also dass die Zahl der Hantei gegen 0 ginge kann ich gefühltermaßen nicht bestätigen. In der abgelaufenen U14-Einzelmeisterschaftsserie waren da einige dabei. Einer meiner Jungs musste an einem Tag dreimal über die volle Zeit inkl. Verlängerung. Und dass es daran lag, dass die Jungs nicht wollten, war nicht der Fall, sie waren einfach relativ gleichwertig.
Ansonsten finde ich es relativ müßig, über mögliche Änderungen zu diskutieren, die nur Gerüchte sind.
Was anderes wäre es, wenn es hieße, wir, die Regelhüter stellen uns folgendes vor, was sagt die Öffentlichkeit dazu.
Fakt ist, wir müssen, solang wir am organisierten Wettkampfbetrieb teilnehmen, mit den jeweils geltenden Regeln leben.
Wir haben zumindest jetzt mal mit 2011 und 2012 zwei Jahre nach einem einheiltichen Regelsatz kämpfen können, wäre schön gewesen, wenn nur in 2009 die Änderungen gewesen wären, damit man wenigstens nahezu den kompletten olympischen Zyklus nach einem Regelsatz kämpfen könnte.
Wirklich notwendige Änderungen im Jahr nach Olympia, danach Ruhe bis zu den nächsten olympischen Spielen (oder gerne auch darüber hinaus, wenn nichts dringendes ansteht). Dazu noch eine Prise Transparenz bei den Entscheidungen und nicht dieses "Das ist die Regel, die gilt ab gestern und in drei Wochen erklären wir dann wie sie funktioniert.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Fettzi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fettzi »

Hmm, ich glaube du hast mich nicht ganz verstanden...
Anstatt froh zu sein, dass es dieses Jahr keine Änderungen gibt, so wie man es sich vorgenommen hat, sondern diese, offensichtlich auch gut überlegt, nächstes Jahr umzusetzen, zerstörst du die Diskussion, indem du nur deine Meinung zulässt. Das finde ich sehr schade.
Du hast natürlich ein stückweit Recht, dass es an den Köpfen der Basis vorbei entschieden wird. Was die Vorteile einer anderen Vorgehensweise sind, brauche ich, glaube ich, hier nicht aufzuzählen, die liegen auf der Hand.

Man sollte aber auch bedenken, warum es eine Kommission gibt, die über Regeländerung entscheidet, und keine IJF-Vollversammlung mit allen (un-)mittelbaren Mitgliedern. Wie soll sowas organisiert werden? Wer zahlt das? Wie soll dort produktiv über Regelmodifizierungen diskutiert werden?

Desweiteren muss man auch die Leistungssportebene bedenken, ob das den Traditionalisten hier passt, oder nicht.
Meisterschaften auf internationalem Niveau sind nun einmal das Aushängeschild des Judos. Eine bessere Mitgliederwerbung als spektakuläre WM-Kämpfe ist schlichtweg nicht realisierbar. Trotzdem sollte unsere Sportart/Kampfkunst/wie auch immer das bleiben, was sie ist. Und kein Boxen, oder Fußball...
Deswegen ist es wichtig, auch mal Regelentscheidungen zu akzeptieren. Und wie oben schon formuliert. Wenn man nicht selbst KaRi oder aktiver Wettkämpfer ist und sich nie unter den IJF-Regeln einem Wettkampf stellt, sollte man mit Urteilen und Kommentaren vorsichtig sein. Irre ich mich, oder war es nicht Kano der die Schläge und Tritte für den "Wettkampf" (einer der verschiedenen Säulen, nicht die Säule ;) ) entfernt hat? :P

Ob man die Wettkampfregel umsetzt, oder sich o.g. Alternativen sucht, bleibt jedem selbst überlassen. Wer kein Wettkampfjudo betreiben will, sondern sich lieber dem Freefight, MMA, BJJ oder ähnlichen zuwendet, wird von mir nicht festgehalten werden.
Aber mit: ich hab meine Meinung, und die versuch ich anderen aufzudrücken, und wenn nicht, können sie mich mal, kommen wir nicht weiter. Man sollte bitte klar Wettkampf von den anderen Säulen des Judos unterscheiden.

MfG Otsche
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Fritz
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fritz »

otsche hat geschrieben:Hmm, ich glaube du hast mich nicht ganz verstanden...
Anstatt froh zu sein, dass es dieses Jahr keine Änderungen gibt, so wie man es sich vorgenommen hat, sondern diese, offensichtlich auch gut überlegt, nächstes Jahr umzusetzen, zerstörst du die Diskussion, indem du nur deine Meinung zulässt. Das finde ich sehr schade.
Toll, mal ein Jahr keine Änderungen, das hebt die Spannung auf die Zeit nach Olympia...
Nach den Zumutungen der letzten Jahre ist das schon fast Hohn...
Welche Diskussion? Wo gab es in der letzten Zeit mal eine echte Diskussion diesbzgl., bei der das Ergebnis in Form neuer Regel-Umsetzungen
nicht schon vorher feststand?
Man sollte aber auch bedenken, warum es eine Kommission gibt, die über Regeländerung entscheidet, und keine IJF-Vollversammlung mit allen (un-)mittelbaren Mitgliedern. Wie soll sowas organisiert werden? Wer zahlt das? Wie soll dort produktiv über Regelmodifizierungen diskutiert werden?
Wer zahlt denn die Rückenschilder, die sich ständig ändernden Anzüge, die neuen Anzeige-Tafeln usw. usf.?
Hat doch keiner was dagegen, das sich die Kommission über Regeländerungen-Gedanken macht. Dann sollen sie ein paar Testturniere machen, den Änderungswunsch
öffentlich vorstelle und dann die Mitglieder drüber abstimmen lassen.
Mit etwas sorgfältiger Planung, könnte man dann innerhalb eines Jahres von den Landesverbänden an über Nationalverband, Kontinentalverband, usw. ein halbwegs demokratisches Ergebnis erzielen. Gleichzeitig würde es den Umsetzungsdruck herausnehmen, die Leistungssportler hätten mehr Zeit, sich Gedanken zur
Umsetzung zu machen und prinzipiell hätte die Gemeinschaft der Betroffenen ein Mitspracherecht. Wer sagt, daß man eine Vollversammlung braucht, Stimmen könnten
auch per Post oder elektronisch bis zu bestimmten Stichtagen eingesammelt werden, wenn die Abstimmungsergebnisse dann veröffentlicht werden, so daß man
sehen kann: Der Verband hat so, der so abgestimmt, dann ist auch ein gewisse Kontrolle da, da ja jeder die Abstimmung nachvollziehen kann.
Man müßte nur wollen...
Meisterschaften auf internationalem Niveau sind nun einmal das Aushängeschild des Judos. Eine bessere Mitgliederwerbung als spektakuläre WM-Kämpfe ist schlichtweg nicht realisierbar.
Ach nee, nicht schon wieder die Mär' von den attraktiveren Kämpfen...
Keine der Regeländerung der letzten Jahre, hat irgendein nennenswerten Zuwachs an Interesse am Judo gebracht, eher im Gegenteil, wenn man sich so überlegt,
was früher im Fernsehen übertragen wurde und was jetzt...
Und nebenbei, inwieweit jetzt Kämpfe dadurch spektakulärer werden würden, wenn das Ippon-Kriterium noch weiter aufgeweicht werden würde,
erschließt sich mir auch nicht...
Irre ich mich, oder war es nicht Kano der die Schläge und Tritte für den "Wettkampf" (einer der verschiedenen Säulen, nicht die Säule ;) ) entfernt hat? :P
Nun ja, wir haben ja schon Fäden zu dem Thema, es existiert keine Regel, in der Atemi ausdrücklich verboten sind.
Und Tritte z.B. sind nur dann verboten, wenn sie ohne das Ziel, eine Judo-Technik durchzuführen, gemacht werden (mal davon abgesehen, daß Tritte ja auch
Judo-Techniken an sich sind, aber die IJF meint sicherlich Techniken aus dem Katalog am Ende ihrer Regeln ;-) ) heißt das im Umkehrschluß, ein Tritt,
der zum Ausführen einer Wurf- bzw. Grifftechnik benutzt wird, ist immer noch erlaubt, solange er nicht den Gegner beschädigt.
Man sollte bitte klar Wettkampf von den anderen Säulen des Judos unterscheiden.
Siehst Du, das ist das Grundproblem. Wenn man den Wettkampf zu sehr von seinem eigentlich Zweck, nämlich Dienstleister für die anderen Säulen
des Judo (was Du auch immer darunter verstehst) zu sein, entfernt, dann ist die Frage, ob sich Wettkämpfe immer noch Judo schimpfen lassen dürfen,
oder ob es mittlerweile irgendwas ganz anders geworden ist... Wenn man nach Kano geht, sind Wettkämpfe kein Selbstzweck und nicht dafür gedacht,
ein Publikum zu unterhalten, sondern sozusagen eine individuelle Lernerfolgskontrolle... Genauso wie die Kata kein Selbstzweck sind, sondern ein Werkzeug, um
Judo zu lernen... Und in dem Moment, wo Kämpfe über geschicktes taktisches Ausnutzen des Regelwerkes (Wie sieht der andere "passiver" aus, wie tritt
der andere ohne laufende Technik aus der Matte, wie läßt man ihn falsch ans Bein greifen, zulange einseitig fassen, wie schaffe ich eine kleine
Wertung über die Zeit usw. usf.) entschieden werden (können), kann man ihnen getrost einen Nutzen fürs Judo an sich absprechen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:Mit etwas sorgfältiger Planung, könnte man dann innerhalb eines Jahres von den Landesverbänden an über Nationalverband, Kontinentalverband, usw. ein halbwegs demokratisches Ergebnis erzielen.
Eine Basisbefragung in den rund 200 nationalen Verbänden der IJF? Das Ergebnis könnte nur so demokratisch sein, wie die Mehrzahl der Verbände. Und die "aggregierte Kompetenz", die dieses Ergebnis widerspiegeln würde, kann nur so groß sein, wie die Kompetenz an der Basis der Verbände. Na dann gute Nacht...
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Hofi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Hofi »

Hi!
Wettkampf kann ein sehr guter Werbeträger sein, wenn man in der Lage ist, ihn zu nutzen. Das gelingt lokal teilweise sehr gut, überregional in Deutschland fast gar nicht, wie amn an den Übertragungszahlen im Fernsehen sieht.

Eine basisdemokratische Abstimmung über neue Regeln halte ich, wie tutor! für unsinnig. Aber die Vorlaufzeiten für Regeländerungen und ihre Begründungen halte ich deutlich für verbesserungswürdig.
Es kann schlicht nicht sein, dass eine Regelung als sofort wirksam veröffentlicht wird, am Wochenende ein Wettkampf stattfindet, die Schulungen für die Breite Masse der KR (die dann den Ärger abkriegen, wenn sie es "falsch" schiedsen) aber erst drei Wochen später stattfinden.
Bis dann
Hofi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Freeman »

Hallo Gemeinde,

ich finde schon, dass sich das heutige Judo wieder dem Judo annähert, dass ich in den späten 70´ern und 80´ern gelernt habe. Auch wir haben damals schon versucht mit "neuen" Techniken (z.B. Ryo-Ashi-Dori, Kani-Basami) den Gegner zu überraschen. Aber seid ehrlich: Ende der 80´er und später wurde von jedem Kämpfer irgendein Beinfasser praktiziert, was zu einem neuen Abwehrverhalten geführt hat: gebückt wie ein Freistilringer. Auch sollten judofremde Techniken mit Argwohn betrachtet und ggf. verboten werden. Dazu gehört z.B. der Bear Hug. Das ist nun mal eine klassische Ringertechnik und auch sehr gefährlich, wenn der Gegner auf solch eine Technik noch nie gefallen ist.
Und zum Thema Abstimmung: Ich würde gern eine Befragung in meiner Firma zum Thema Urlaub und Gehalt vornehmen und diese meinem Chef zur Umsetzung hinlegen. Manche Dinge sollten "von oben" entschieden werden, um sie in akzeptabler Zeit zum Laufen zu bringen.
Auch frage ich mich, warum Judo so wenig Anerkennung in der Öffentlichkeit findet. Vielleicht liegt es auch daran, dass es beim Wettkampf schon fast "verboten" ist, einen Kampfrichter zu kritisieren. Selbst bei eindeutigen Fehlentscheidungen wird nur der Kampfrichter ermahnt, sich nicht auf eine Diskussion mit dem enttäuschten Betreuer einzulassen. Ist das der Sinn des Ganzen?

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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von caesar »

tutor! hat geschrieben:
Fritz hat geschrieben:Mit etwas sorgfältiger Planung, könnte man dann innerhalb eines Jahres von den Landesverbänden an über Nationalverband, Kontinentalverband, usw. ein halbwegs demokratisches Ergebnis erzielen.
Eine Basisbefragung in den rund 200 nationalen Verbänden der IJF? Das Ergebnis könnte nur so demokratisch sein, wie die Mehrzahl der Verbände. Und die "aggregierte Kompetenz", die dieses Ergebnis wiederspiegeln würde, kann nur so groß sein, wie die Kompetenz an der Basis der Verbände. Na dann gute Nacht...
Aber wird das wirklich schlimmer, als das was die Oberen entscheiden?
Man nehme an Herr Dax-Romswinkel übernimmt das Kata-wesen im DJB und führt dann nicht nur in der Koshiki-no-kata (für die er anderweitig harsche Kritik bekommen hat) sondern in allen Kata das Ki ein. Kann da eine Basisentscheidung schlimmer sein? An solchen Abstimmungen nehmen fast nur die Teil, die sich auch dafür interessieren. Wird es dann besser oder schlimmer?

Oder man nehme an Otsche übernimmt das Kampfrichterwesen und winkt alles von der IJF beschlossene durch -
weil dort ja Kampfrichter und Wettkämpfer das beschließen.
Ach, stimmt ja, ist ja garnicht so. Dort entscheiden eine handvoll Alt-Kampfrichter über die neuen Regeln, die schon seit vielen Jahren nicht mehr selber schiedsen (Snijders steht schon ewig nicht mehr auf der Matte und auch der entscheidet nicht frei, da drückt noch ein Vizer von oben drauf). Kämpfer werden dort garnicht mit einbezogen, andere Kampfrichter auch nicht.
Ich hatte das Glück mit jemanden zu reden, der bei der IJF so eine Art Trainerkommission sein sollte. Aber mitentscheiden hätte der auch nicht gedurft. Der sollte nur alles den Trainer verkaufen, was die IJF-Oberen entscheiden.

Wäre da nicht auch eine Entscheidung der interessierten Basis besser, denn wie gesagt, es werden wahrscheinlich nur die abstimmen, die sich dafür interessieren.

Wenn es darum geht, wer entscheiden soll, dann sollte man die Kämpfer fragen, denn die müssen sich mit den Regeln rumschlagen. Die Kampfrichter sind dann nur die Marionetten, welche die Regeln umsetzen (müssen). Ebenso die "aktuelle Interpretation" der Regeln. Die wenigsten Kampfrichter haben den Arsch in der Hose, die Regeln doch mal zu beugen und den Bodenkampf auch mal laufen zu lassen, oder für einen Kullerwurf nicht gleich Ippon zu geben, nur weil der über den Rücken rollt.
Wenn man die Kämpfer fragt kommt bei den meisten raus:
-mehr Bodenkampf
-weniger Bestrafungen
-mehr Kampfzeit
-Kämpfe durch Ippon entscheiden
-weniger Reglementierung

Wäre solch eine Entscheidung von der Basis der Betreibenden nicht besser, als die der wenigen Oberen?


Falls hier Schärfe rüberkommen sollte, bitte ich diese zu ignorieren.
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Hofi »

Hi!
Was die Anerkennung angeht, kann ich mich leider nur wiederholen. Auf lokaler Ebene (bei entsprechender Tätigkeit durch die Vereine) funktioniert das sehr gut. Der Bruch kommt jedoch bereits oft auf regionaler Ebene, spätestens überregionaler Ebene.
Ich kann nicht sagen, wie auf DJB-Ebene die Pressetätigkeit organisiert ist, aber letztlich müssten in meinen Augen sämtliche Veröffentlichungen z.B. der Bundesligavereine auf der Bundesliga-HP über den DJB auch an die überregionalen Zeitungen weiterlaufen.
Zusätzlich müssen die Vereine versuchen, persönliche Bindungen zu den Zeitungen vor Ort herzustellen, evtl. sich auch mal die Mühe machen, eine Veranstaltung nicht nur als allgemeine Pressemitteilung anzukündigen, sondern die vor Ort zuständigen Redakteure persönlich einladen.
Ich bin mir sicher, dass viele hier sehr gute Arbeit leisten, aber irgendwo bleibts hängen, wenn es regionale Tageszeitungen teilweise nicht einmal schaffen, ein Ergebnis des Bundesliga-Finales verständlich in den Ergebnissen wiederzugeben. Es ist schon einige Zeit her, aber da wurde zunächst eines der Halbfinale mit 7:7 (ohne Unterbewertung) abgedruckt. Den Sieger konnte man hier noch aus der Final-Paarung entnehmen. Dieses ging (damals Hadern - Abensberg) ebenfalls 7:7 aus. Unterbewertung wurde wieder nicht genannt, eine Erklärung, wer Meister wurde, auch nicht. Und das kann nicht an der Pressemitteilung gelegen haben.
Aber das ist zum Ursprung jetzt alles ziemlich viel OT.
Bis dann
Hofi
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von katana »

-mehr Bodenkampf
-weniger Bestrafungen
-mehr Kampfzeit
-Kämpfe durch Ippon entscheiden
-weniger Reglementierung
Ich möchte hierzu noch einen meiner Hauptkritikpunkte anfügen : Wettkampfmodus und Organisation !!!
Ich halte es nach wie vor, für eine bodenlose Unverschämtheit, wenn Kinder zu Qualifikationsturnieren 4-5 Std.
anreisen , weitere 4 Std. auf ihren ersten Kampf warten und nach insgesamt vielleicht 10 Minuten effektiver Kampfzeit
wieder 4-5 Std heimreisen müssen.
Und ... Nein ... das ist keine "Schwarzmalerei", ich erlebe das jährlich mehrmals. :BangHead
Extrembeispiele habe ich hier auch schon des öfteren beklagt.
z.B. 6 Std Anreise, erster Kampf nach 9 Std. in der Halle, 6 Std. Abreise (Sonntag). Viel Spaß am Montag in der Schule... :angry4

Wer dann noch durch Strafe verliert, weil er aus Reflex mal über die Schulter greift,..... :evil:
KK
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Fritz »

Eine Basisbefragung in den rund 200 nationalen Verbänden der IJF? Das Ergebnis könnte nur so demokratisch sein, wie die Mehrzahl der Verbände. Und die "aggregierte Kompetenz", die dieses Ergebnis widerspiegeln würde, kann nur so groß sein, wie die Kompetenz an der Basis der Verbände. Na dann gute Nacht...
Richtig. Und ich würde ganz pragmatisch sagen:
Wer als Verband mit abstimmen möchte, dürfte das nur, wenn er seinerseits entsprechend demokratisch
aufgestellt ist. Und wenn man transparent und öffentlich die Ergebnisse der jeweiligen Abstimmungen
verfügbar macht, dann ist es schon recht schwer für einen Verband, so etwas zu türken...
Da es nicht um Personen geht sondern um Sachfragen, besteht auch keine Notwendigkeit, irgendetwas
ab Vereinsebene zu anonymisieren...

Gäbe natürlich noch einen anderen Weg: Wozu gibt es im Judo Dangrade, warum bildet man nicht
aus den höchstrangigen Dan-Inhabern (sagen wir ab 8.Dan aufwärts) eine Kontroll-Instanz,
die über Regeländerungen das letzte Wort haben darf? Damit könnte man sicherlich auch leben,
schließlich sollten die entsprechenden Personen ja mit zu den kompetentesten im Judosport zählen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Holger König
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Re: Keine Regeländerungen

Beitrag von Holger König »

Wenn man ein solches Dan-Gemium bildet, sollte es aus Dan-Trägern bestehen, die mind. den 5. Dan durch Prüfung oder Wettkampferfolg erworben haben (unabhängig von der späteren Verleihung höherer Grade). Eine Verleihung an Wettkämpfer auf internationalen Niveau gilt als "durch Wettkampferfolg erworben", wenn die Verleihung in zeitlichem Zusammenhang mit einem 1.-3. Platz bei einer EM/WM/Olympiade verliehen wurde.
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