Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Uschi Martha
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Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Beitrag von Uschi Martha »

Hallo zusammen,

ich hätte eine kurze Regelfrage:

Als Wiedereinsteiger kenne ich Judo nur aus der Kinderzeit. Irgendwie hat man sich damals nicht allzu sehr um die Regelkunde gekümmert. Jedenfalls wurden im Randori:

- ringertypische Beinagriffe a la “double leg takedown”
- abgebeugtes Kämpfen
- “Sperren”

geduldet. Dass die Beinangriffe nicht mehr erlaubt sind, konnte ich im Netz nachlesen. Dieser Punkt ist für mich klar.

Ein Verbot des abgebeugten Kämpfens habe ich mittlerweile auch recherchiert. Hier ist mir allerdings nicht ganz klar, was konkret verboten ist. Geht es um das eine dauerhafte, kampfverhindernde Haltung? Ist eine einmaliges Abknicken bereits verboten?

Beim „Sperren“ bin ich etwas verloren. Ein Trainingspartner hat sich neulich beschwert, als ich ihn mit ausgestreckten Armen bei einem Wurf gehindert habe. Unter dem Titel sperren finde ich im Netz nichts. Läuft das vielleicht unter einem anderen Begriff? Welcher Armwinkel ist erlaubt? Zudem erschließt sich mir der Sinn nicht. Ist es nicht Teil der Aufgabe, diesen Widerstand zu überwinden?

Würde mich über ein Feedback freuen.
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Fritz
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Re: Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Beitrag von Fritz »

Uschi Martha hat geschrieben:Geht es um das eine dauerhafte, kampfverhindernde Haltung? Ist eine einmaliges Abknicken bereits verboten?
Ja.
Nein - Ausnahme, wenn Du unter dem Deinen Rücken oder hohen Kragen greifenden Arm des anderen mit dem Kopf durchtauchst und nicht
gleich selbst angreifst...
Uschi Martha hat geschrieben:Beim „Sperren“ bin ich etwas verloren. Ein Trainingspartner hat sich neulich beschwert, als ich ihn mit ausgestreckten Armen bei einem Wurf gehindert habe. Unter dem Titel sperren finde ich im Netz nichts. Läuft das vielleicht unter einem anderen Begriff? Welcher Armwinkel ist erlaubt? Zudem erschließt sich mir der Sinn nicht. Ist es nicht Teil der Aufgabe, diesen Widerstand zu überwinden?
Bei permanent durchgedrückt steifen Armen wird der KaRi eine entsprechende
Geste mit seinen Armen machen und Dir einen Shido verpassen. Läuft als Passivitäts-Strafe, glaube ich, aber wir haben hier auch
ausgebildete KaRi, die werden es bestimmt noch ganz genau erklären können...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Fettzi
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Re: Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Beitrag von Fettzi »

Das läuft unter "defensiv".
Wahlweise auch Stemmen, Weghalten und im weiteren Sinne auch Griffvermeidung, da du ja verhinderst, das dein Partner anders greifen kann. Wie eigentlich alle "Defensivitätsstrafen" wird das nicht bei einmaligem kurzzeitigen Gebrauch bestraft.
Die entscheidende Interpretationshilfe lautet:
Wird damit der Partner daran gehindert zu kämpfen? Ja -> Shido
Nein -> beobachten, weiter laufen lassen
Holger König
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Re: Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Beitrag von Holger König »

Beim Sperren mit gestreckten Armen des Gegners sollte man (bei Erwachsenen) nicht bis zur Reaktion des Kampfrichters warten, sondern den Kampf durch Armhebel im Stand entscheiden.
Uschi Martha
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Re: Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Beitrag von Uschi Martha »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten. Es muss also ein längeres, passives, kampf- bzw. griffverhinderndes Verhalten sein. So macht es natürlich Sinn. Das ist auch etwas anderes als die Aussage „strecke niemals die Arme, sonst kann ich Dich nicht so leicht werfen“.

Wenn man sich diesen Kampf bspw. um Minute 1:37 ansieht, finden sich immer wieder längere Passagen in denen beide Kämpfer mit ausgestreckten Armen agieren. Es wird auch nicht unterbrochen

https://www.youtube.com/watch?v=IfdmbAXnouw
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Uwe 23
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Re: Sperren, abgebeugtes Kämpfen

Beitrag von Uwe 23 »

Ja, das ist alles richtig, das Sperren ist nur verboten, wenn man damit dauerhaft Angriffe das Gegners verhindert. Ziehen und Schieben mit den Armen, egal ob gestreckt oder angewinkelt, gehört zum Judo.

Da muss der Kampfrichter sehr genau hin gucken, wer in welcher Absicht was macht.

Der Kampf Sayidow - Peters ist etwas schwierig anzuwenden, weil sich die Regelinterpretation seid 2012 etwas geändert hat. Heute werden passive Handlungen deutlich schneller bestraft, gerade auf Weltniveau.

Das Sperren von Peters bei 1:37 (ca. 20 sec Kampfzeit) würde man auch heute so durchgehen lassen, auch weil es sich noch um das "Abtasten" zu Beginn des Kampfes handelt. Aber heute hätte Peters sicher nach 1:00 bis 1:20 Kampfzeit eine Passivitätsstrafe bekommen, weil bis dahin nur Sayidow angegriffen hat.

Beim stark abgebeugtem Kämpfen ist das nochmal anders, besonders in Deutschland wird da sehr schnell bestraft. Da ist es momentan fast wie beim einseitigen Griff, dass da wirklich sehr schnell zu erkennen sein muss, dass aus der Haltung eine Angriffsaktion erfolgt (oft Tomoe-nage, Abtaucher o.ä.), sonst wird bestraft.
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