Judo und Olympia

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Ronin
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Beitrag von Ronin »

naja ist wohl mehr ein gesellschaftliches Problem
Kattl
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Re: judo und olympia

Beitrag von Kattl »

tom herold hat geschrieben: [...] Weiterhin sollte man nicht vergessen, daß das Judo als Sportart unter die Kategorie "Randsportarten" fällt - und daran wird keine Werbekampagne etwas ändern. Die Regeln sind für Laien nicht zu durchschauen [...]
Dass die (Grund-)Regeln zu schwer sind, würde ich so nicht unterschreiben.
Kurz gefasst: Wer auf den Rücken fällt, verliert. Wer auf die Seite fällt, verliert nur halb. Wer x Sekunden auf dem Boden gehalten wird, verliert. Wer abklopft, weil erwas wehtut, verliert. Der jeweils aktive Part gewinnt halt.
Um Fußball zu schauen, muss ich auch nicht verstehen, was Abseits ist.


Dass Judo in die Kategorie "Randsportart" fällt, ist sicherlich richtig. Überlegen wir doch aber mal, was alle Randsportarten gemeinsam haben.

Was ist denn medienwirksam? Fußball, Basketball, Boxen, Fechten, Wintersport.
Alles Sportarten, mit denen sich der kleine Paul Müller relativ problemlos und ohne größeren Aufwand beschäftigen kann. Ein Ball - und ich kann als Kind Fußball, Handball und Basketball zocken. Boxen - ohne Worte. Fechten - zwei Stöcke und los geht's.
Im Winter fahre ich zum nächstgelegenen Hügel, schnall mir die Ski an und abwäääärts.

ImhO werden gerade die Sportarten, mit denen sich der Deutsche "identifizeren" kann, die er also nachmachen kann, publik. Folglich sind die Geschichten, die ich nicht mal eben einfach so ausüben kann, "Randsport". Reiten, Snooker, Judo.

Judo klappt nun mal nicht ohne Vorbereitung. Fallschule - muss gelernt sein. Fachgerechtes Werfen - muss man erstmal können. Tatami - bei einem von euch auf dem Hof oder im Garten ausgelegt?
tom herold
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judo und olympia

Beitrag von tom herold »

@Kattl: Dann frag mal einen absoluten Laien, der sich einen Judo-Wettkampf ansieht, wer da warum gerade gewonnen hat. Ich habe diese Frage oft gestellt, und ebenso oft wußte der Gefragte nicht, wer da warum welche Wertung erhalten hatte. Wer gewonnen hat, sieht man ja, wenn der Kari den Sieger kürt - aber WARUM derjenige zum Sieger erklärt wurde, ist Laien oft nicht klar, und vielen Judoka manchmal auch nicht, wenn man so manche Kari-Entscheidung betrachtet ...
Im Grunde aber erklärst du mir mit deinem Beitrag, was ich ohnehin gesagt habe ;)
Mein Kritikpunkt ist der: durch die Kategorisierung als "olympische Disziplin" wird Judo nicht unbedingt populärer. Auch haben die Judoka an der "Basis", wo sie sogenannten "Breitensport" betreiben, nix davon. Olympia ist heute - im Gegensatz zu dem, was Coubertin wollte - eine hochkommerzialisierte Veranstaltung, bei der bezahlte (!) Profis antreten (oder was sind Hochleistungssportler sonst?!)
Ob diese Bezahlung nun hoch oder niedrig ausfällt, spielt imho keine Rolle - der Amateurstatus wird dadurch aufgehoben, und das hat mit der ursprünglichen Idee von Olympia nix zu tun. (Kano trat übrigens aus Protest 1922 von seinem Posten als Chef der Japanese Amateur Athletic Association zurück, als der japanische Staat bzw. das Militär begannen, AThleten dafür zu bezahlen, daß sie Japan bei internationalen Wettkämpfen vertraten!)
Die Sache stellt sich mir so dar: die "Basis" (bspw. des DJB) bietet ein "Reservoir" für den (Hoch-)Leistungssport, der immense finanzielle Mittel verschlingt. Diese wären imho an der Basis nötiger ...
Gleichzeitig (und das kann keiner ernsthaft leugnen!) wird die "Basis", der "Breitensport" von den "richtigen" (=Hochleistungs-)Judoka milde belächelt. Rechne mal nach - wie viele Judoka sind im DJB organisiert? Wie viele davon sind "Hochleistungssportler"? Wie viele haben die Chance auf olympisches Edelmetall? Wie viele von denen, die mit dem Judo beginnen, tun dies in der Absicht, Olympioniken zu werden? Na eben!!
da könnte man doch ins Grübeln kommen und sich fragen, wieso so wenige (und deren Interessen) wichtiger sein sollen als der sehr, sehr große "Rest". Im Prinzip isses mir ja egal, ich hab ja mit dem Verein nix zu tun. Ich will auch nicht schon wieder 'ne Debatte pro und kontra DJB lostreten, das interessiert mich herzlich wenig. Ich bemerke nur, daß genau das - nämlich die Überbetonung des Hochleitungssports - nichts, aber auch gar nichts mit "Jita Kyoei" zu tun hat. Hochleistungssport hat eigene Gesetze - es ist fraglos die darwinistische "Auslese der Besten", und das bestreitet wohl niemand. Dafür aber muß man alles andere als solidarisch sein, nicht wahr? Und eben dies schwappt seit vielen Jahren auch bis an die "Basis". Hier wurde u.a. von Fritz gepostet, daß "wir schließlich nicht in Japan seien", als ich einige sehr traditionelle Standpunkte erläuterte. Genau das meine ich!
So, ab dieser Stelle würde ich vieles von dem, was ich bereits gesagt habe, wiederholen - und dazu habe ich keine Lust.
MfG
Tom
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

Gleichzeitig (und das kann keiner ernsthaft leugnen!) wird die "Basis", der "Breitensport" von den "richtigen" (=Hochleistungs-)Judoka milde belächelt.
Also die (ehemaligen) Hochleistungssportler, mit denen ich
auf Lehrgängen wie den Sommerschulen bisher zu tun hatte,
haben sich durch ne erstaunliche Bodenständigkeit und Bereitschaft,
ihr Wissen weiterzugeben, ausgezeichnet.

Das "milde Belächeln" kommt eigentlich immer nur aus
Leistungssport-Trainerkreisen, die von ihren eigenen zeitlichen, räumlichen
und geldlichen Gegebenheiten ausgehen u. denken, an der Basis wäre es genau so...
Zumindest deute ich den unterschwelligen bzw. gelegentlich geäußerten
Vorwurf an die Heimatvereine der gesichteten "Talente":
"Die Grundlagen-Ausbildung ist zu schlecht" mal so...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Ronin
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Beitrag von Ronin »

@ Fritz

die Erfahrung habe ich auch gemacht und halte die Schlussfolgerung für richtiger
tom herold
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judo und olympia

Beitrag von tom herold »

Ich hatte mich unpräzise ausgedrückt - Ronin und Fritz haben recht.

MfG
Tom
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Ronin
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Beitrag von Ronin »

:D na dann simma ja alle wieda gut mitanandert
bl2702
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Beitrag von bl2702 »

Hallo Zusammen,
ich war bislang nur passiver Besucher dieses Forums, möchte aber nun auch einmal meine Meinung (vor allem zum Thema) Medienpräsenz beisteuern.

Da ich glaube, mich mit Marketing ganz gut auszukennen, ist es auf der einen Seite wirklich ein herber Schlag für den Judosport, wenn er nicht mehr olympisch wäre (wobei ich mich frage, warum dann erst noch der Frauenbewerb ins Programm geholt wurde, um später den kompletten Bewerb aus dem Programm zu werfen??), da dann wohl die letzte, größere Medienpräsenz verloren geht. Aber andererseits geht angesichts der oft mässigen Übertragungen nicht viel an Qualität verloren, wenn Judo nicht mehr olympisch ist.

Ich finde es völlig falsch die Judoregeln an die Medien anzupassen, vielmehr sollten sich die Medien (wozu dienen eigentlich die reinen Sportsender???) innovative Lösungen ausdenken.
Wo in anderen Sportarten neue Übertragungstechniken (Kameraperspektiven etc.) eingesetzt werden, wäre bestimmt aus Judo-Übertragungen auch mehr herauszuholen. Es reicht nicht, wenn Ex-Judoka am Mikro sitzen, aber in der Bildregie ein Experte für Snooker sitzt:-).

Wie wär´s denn mal mit ner (halb-)kreisförmigen Schienenbahn (ähnlich wie beim Eisschnellaufen, der Wurfansätze, Würfe und Bodentechniken aus verschiedenen Perspektiven darstellen kann??
Kreativität ist gefragt. Das sich oft minutenlang nix tut, da sich ein gegenseitiges Belauern auf Fehler ermüdend darstellt ist sicher für das Fernsehen ein Minuspunkt, aber da muss man vielleicht kreativ ansetzen und nicht die Regeln zu seinen Gunsten anpassen.

Für den Start mit Judo ist die Medienpräsenz sicher nicht so bedeutend, da viel über Mundpropaganda und Reinschnuppern läuft.
Aber ich würde mich schon freuen, im Fernsehen Judo zu sehen.

Viele Grüße,
Björn
Air_Canada
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Beitrag von Air_Canada »

finde die darstellung von björn sehr schön getroffen.

was sind das eigentlich für sportsender?
snooker, poker und seit neuestem auch pferderennen werden live übertragen. da wirds wohl kaum daran liegen, dass judo zu lange "nichts" passiert, wenn ein kampf auf 5 min beschränkt ist. ich mein beim boxen geht das zum teil 10runden lang so und keinen störts!
:ironie3 ich glaub judo braucht erst nen wettskandal um in den medien genauer betrachtet zu werden

um nochmal auf das topic-thema, also olympia zu kommen:
ich sehe olympia weiterhin als das kräftemessen aller sportarten (bei dem der sport eigentlich im vordergrund stehen sollte, und nicht wie werbewirksam was ist, etc). dazu gehört nunmal auch judo und ich finde, dass das auch so bleiben sollte.
judokid4
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Beitrag von judokid4 »

Hallo warum denn, ohne die Olympiade wäre Judo nichts mehr :| Das ist die einzige Werbung für Judo!!! :welle
Judo is the best!!!
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Ronin
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Beitrag von Ronin »

das kommt ganz drauf an für wen
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