Übergewicht

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Freeman
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Übergewicht

Beitrag von Freeman »

Kann eine sportliche Leitung einer Gruppen-Meisterschaft einem Sportler der U15 den Schritt in die höhere Gewichtsklasse verweigern, wenn dieser auf der Waage Übergewicht hat, obwohl dies in der aktuellen Wettkampfordnung vorgesehen ist?

Zitat: "Bei Einzelwettbewerben der Jugend, bis einschließlich der AK U18 kann der/die qualifizierte Kämpfer/in bei Übergewicht in der nächst höheren Gewichtsklasse starten. Ein
Start in der niedrigeren Gewichtsklasse ist nicht möglich." (Auszug aus der Wettkampfordnung des JVS, Stand 08.01.13

Freeman
tutor!
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Re: Übergewicht

Beitrag von tutor! »

Du zitierst aus der WKO des Landesverbandes. Für Gruppen-Meisterschaften gilt die WKO des DJB. Dort habe ich im Moment keine Regelung gefunden (habe aber nicht wirklich gründlich geschaut).
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Hofi
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Re: Übergewicht

Beitrag von Hofi »

Hi!
Die WKO sagt, die Gruppen regeln den Beschickungsmodus selbst. Jetzt hab ich aber nichts gefunden, wo steht, wie es die einzelnen Gruppen regeln.
In Bayern wäre so ein Kämpfer ein privilegierter Nachrücker, würde also zuerst berücksichtigt, wenn ein Platz frei ist.
Ich weiß auch, dass in der Gruppe Süd immer wieder nicht qualifizierte Leute mitfahren und dann auf einen freien Startplatz hoffen, weil einer ausfällt. Klappt aber glaube ich nur, wenn einer aus dem eigenen LV ausfällt, sprich ein Bayer kann nicht den Platz eines kranken Badeners einnehmen.
Wenn nichts geregelt ist, könnte man daher argumentieren, er ist in dieser Klasse nicht qualifiziert und damit nicht startberechtigt.
Ich hab auch schon Trainer und Kämpfer gleich nach dem Wiegen heimfahren sehen, weil das Gewicht nicht gepasst hat und drüber kein Platz war.
Bis dann
Hofi
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Re: Übergewicht

Beitrag von Freeman »

tutor! hat geschrieben:Du zitierst aus der WKO des Landesverbandes. Für Gruppen-Meisterschaften gilt die WKO des DJB. Dort habe ich im Moment keine Regelung gefunden (habe aber nicht wirklich gründlich geschaut).
Leider sieht die WKO des DJB tatsächlich nichts vor. Wo sie doch sonst der JVS-Regelung sehr ähnelt (oder umgekehrt). Ich hab jetzt den Gruppenkoordinator angeschrieben. Eigentlich ist ja der Schutz der Gesundheit des jugendlichen Sportlers der Hintergrund. Letztes Jahr war die MDEM 4 Wochen nach der BEM. Dieses Jahr sind es 7 Wochen!
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Fettzi
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Re: Übergewicht

Beitrag von Fettzi »

Bisher wurde es folgendermaßen gehandhabt...
Wenn in der Gewichtsklasse ein Platz frei war, hat der sportlicher Leiter die Sportler meist aus Kulanz starten lassen, da eine Gewichtssteigerung in dem Alter ja völlig normal ist, und damit dem Gewichtmachen entgegengesteuert wird. Ist die Liste jedoch voll, wird wegen einem "zu schweren" keine größere Liste genutzt.
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Re: Übergewicht

Beitrag von Freeman »

Fettzi hat geschrieben:Bisher wurde es folgendermaßen gehandhabt...
Wenn in der Gewichtsklasse ein Platz frei war, hat der sportlicher Leiter die Sportler meist aus Kulanz starten lassen, da eine Gewichtssteigerung in dem Alter ja völlig normal ist, und damit dem Gewichtmachen entgegengesteuert wird. Ist die Liste jedoch voll, wird wegen einem "zu schweren" keine größere Liste genutzt.
Größere Liste?? Bei 3 Bundesländern kommen max. 12 Leute + eventuell einem gesetzten (hier nicht der Fall). Da ist noch Platz. Hier ist es sogar so, das in SA in der höheren Klasse (40Kg) laut Liste kein Starter war!!?? Aber Plätze anderer Länder werden nicht "länderübergreifend" vergeben.

Der Gruppenkoordinator hat mir bereits geantwortet: Ein Aufrücken ist nicht möglich.

Warum geht das vom Bezirk zum Land und dann nicht mehr??? Zum Schutz der Gesundheit...???

Ich nehme es halt so hin, wie vieles andere auch... Alternativ startet er eben nicht. Auch gut. Was bringt das alles schon...??
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Re: Übergewicht

Beitrag von Trini »

Ist bei uns auch so.
Von Bezirk zu Land darf man zu- aber AUCH abnehmen.
Von Land zu Gruppe (NDEM) nicht mehr.

Trini
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Hofi
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Re: Übergewicht

Beitrag von Hofi »

Hi!
In der Gruppe Süd ist es so, dass Baden und Württemberg fünf, Bayern sechs Starter stellt. Sind also alle da, ist die 16er-Liste voll.
Und dass man nicht LV-übergreifend vergibt, naja dazu braucht man glaube ich nichts sagen.
Bis dann
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Re: Übergewicht

Beitrag von Freeman »

Er hat das Gewicht gebracht... und alle Kämpfe vorzeitig gewonnen. Stolzer Papa.

:D
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nur_wazaari
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Essstörungen

Beitrag von nur_wazaari »

Auch ein unterbeleuchtetes Thema, obwohl es den Anschein hat (nicht nur bei mir ;) ), dass vor allem auch das zu viel Essen zum Problem werden könnte:

https://fink.hamburg/2019/11/wenn-jeder ... -viel-ist/
Eine Essstörung wird häufig als „Frauenkrankheit“ betrachtet — aber auch Männer können unter krankhaftem Essverhalten leiden. Die Fotografin Mafalda Rakoš hat in ihrem Fotoprojekt „A Story to Tell“ elf Männer mit Essstörungen porträtiert.

Florian Reimer war noch nie gut im Judo. Und so richtig Spaß gemacht hat ihm die japanische Kampfsportart auch nicht. Besonders schlimm waren jedoch die Wettkämpfe. Was passiert, wenn man so leicht ist, dass es keinen Gegner in der Gewichtsklasse gibt? Man muss nicht antreten. Ganz langsam und unbemerkt rutschte Florian so in eine Essstörung.

In der Schule hatte der heute 26-Jährige viele Probleme. Er wurde gemobbt, eckte an und war einfach anders als die anderen. „Egal, was ich gemacht habe, ich wurde von den anderen nicht gemocht. Die Essstörung war etwas, bei dem ich die Kontrolle hatte“, sagt Florian. „Sie war tröstend, während alles um mich herum aussichtslos erschien.“ Seinem Umfeld sei zwar aufgefallen, dass er deutlich abgenommen hatte, aber niemand sprach ihn darauf an. Erst als er mit einer Hirnhautentzündung im Krankenhaus lag, stellten Ärzte die Diagnose „Essstörung“.

Florian ist einer von elf Protagonisten der Fotoserie „A Story to Tell“, die vom Hamburger Therapiehilfe Verbund sMUTje unterstützt wird. Wir treffen ihn auf der Eröffnungsfeier der Ausstellung in der Kulturetage Altona. „Eigentlich wollte ich gar nicht an dem Projekt teilnehmen“, erzählt Florian. „Meine Essstörung ist ziemlich lange her und ich wusste nicht, was ich darüber erzählen soll.“ Der Ansatz, junge Männer und nicht Frauen mit Essstörungen zu porträtieren, überzeugte ihn dann aber doch.

Die Wiener Dokumentarfotografin Mafalda Rakoš hat für ihre zweite große Fotoreihe über Essstörungen Männer wie Florian begleitet, die unter Anorexie, Bulimie oder der Binge-Eating-Störung (Erklärung s. Kasten am Ende des Artikels) leiden, darunter auch einige Trans-Männer. Ihr war es wichtig zu zeigen, dass auch Männer unter Essstörungen leiden können. „Männer haben viel weniger Identifikationsmöglichkeiten damit. Auch vom Umfeld wird die Krankheit oft erst viel später erkannt“, sagt die Fotografin.

In ihrem ersten Projekt „I want to disappear“ begleitete Rakoš essgestörte Frauen. Bereits damals wollte sie eigentlich Männer mit Essstörungen fotografieren, fand aber niemanden, der mit ihr das Projekt umsetzen wollte. „Ich glaube, jede Person, die man auf der Straße anspricht und fragt, ob sie schon einmal was von Essstörungen bei Männern gehört hat, verneint diese Frage“, sagt Rakoš. „Viele denken, Essstörungen seien eine Mädchenkrankheit. Ich glaube schon, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft wächst, aber die Wahrnehmung ist viel weniger da als bei Frauen.“

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren Symptome von Essstörungen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Gründe für die Erkrankung sind laut BZgA vielfältig: Genetische Faktoren, ein instabiles Familienumfeld, das vorherrschende Schönheitsideal, ein geringes Selbstwertgefühl — all diese Faktoren können eine Essstörung fördern.

Während ihrer Fotoprojekte gewann Rakoš den Eindruck, dass es einige Gemeinsamkeiten bei Männern und Frauen in Hinblick auf die Gründe für ihre Essstörung gibt: „Viele leiden unter Depressionen, haben komplizierte Familienverhältnisse, sind sensibel und versuchen, ihre Gefühle zu unterdrücken, indem sie ihr Ess- und Sportverhalten kontrollieren.“ Für Männer sei zusätzlich belastend, nicht dem klassischen Männlichkeitsbild zu entsprechen: „Viele unserer Protagonisten haben erzählt, dass es ihnen schwerfällt, ihren Platz zu finden. Von außen wird oft sanktioniert, wenn man als Mann nicht stark, laut oder mutig ist.“

In ihren Aufnahmen hält die junge Fotografin intime Momente der Protagonisten fest — so zeigt sie die Männer beim Kochen in der Küche oder in den Räumen ihrer alten Schule. „Ich habe versucht, mich als Fotografin zurückzunehmen“, sagt sie. Die porträtierten Männer hätten selbst entschieden, wo und wie sie fotografiert würden. Auf diese Art sind feinfühlig umgesetzte, sehr private Aufnahmen entstanden.

„Die Magersucht ist eine typisch weibliche Erkrankung“, sagt Liane Hammer, therapeutische Leiterin des Versorgungszentrum Essstörung Anad e.V.. Nur eine von zehn essgestörten Personen sei bei diesem Krankheitsbild männlich. Essgestörte Männer würden oft eine Muskeldysmorphie, auch Muskelsucht genannt, entwickeln: „Betroffene empfinden ihren Körper nicht als muskulös, beziehungsweise männlich genug. Um das für sie ideale Körperbild zu erreichen, wird extrem viel Sport betrieben und diese Aktivität mit einer eiweißbetonte Ernährung und oft auch mit illegalen Substanzen wie beispielsweise Anabolika unterstützt.“ Eine Essstörung trete deshalb bei Männern oft in Kombination mit Sport auf.

Für alle Formen von Essstörungen gilt: Je früher eine professionelle Beratung und Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Florian bekam nach etwa zwei Jahren professionelle Hilfe. „Vom Krankenhaus ging es für mich direkt in eine Klinik für Essgestörte“, berichtet er. „Danach habe ich vier Jahre in einer WG für Essgestörte gewohnt, das hat mir sehr geholfen.“

Heute hilft Florian anderen. „Ich bin Ergotherapeut in einer psychiatrischen Klinik und arbeite mit Menschen zusammen, die sich aufgrund seelischer Störungen in einer Krise befinden.“ Auch Sport mache ihm inzwischen Spaß: „Was ich früher nur gemacht habe, um Gewicht zu reduzieren, mache ich heute einfach gerne.“
Artikel aus dem November 2019.

Zu den im Artikel erwähnten Daten der BZGA: https://www.bzga-essstoerungen.de/wie-h ... ntrast=528
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