Fazit Erfahrungen mit unendlich Waza Ari

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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kastow
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Re: Fazit Erfahrungen mit unendlich Waza Ari

Beitrag von kastow »

nur_wazaari hat geschrieben:
21.12.2017, 13:15
Auf Seite 8 und 9 des pdf-Skriptes, auf welches auch der DJB verweist, findet man die Positionen, welche mit Waza-ari bewertet werden.
Nur um sicher zu gehen:
Seite 8 Waza-ari
Seite 9 kein Waza-ari

Ansonsten bin ich aber voll bei dir: ich würde es auch klar bevorzugen, wenn unter diesen Bedingungen die Addtion zweier Waza-ari zu einem Ippon nicht wieder käme.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
caesar
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Re: Fazit Erfahrungen mit unendlich Waza Ari

Beitrag von caesar »

Das Problem ist Judo für das allgemeine Publikum attraktiv zu machen. Judo für Judoka attraktiv zu machen finde ich in Ordnung.
Wenn sich die "Fachleute" an den Kopf fassen und sagen "das kann man sich ja nicht mehr angucken" finde ich es in Ordnung, dass an der Regelschraube gedreht wird.
In der aktuellen Situation stellt es sich aber so dar, dass die IJF nach den letzten Änderungen in der IOC Kategorisierung eine Klasse aufgestiegen ist, selbst Zuschauerrekorde vermeldet und ihre Turnierserie immer weiter wächst. Trotzdem wird mit Druck weiter verändert, obwohl es nach eigenen Meldungen immer weiter bergauf geht.

Wohin es führt einen Sport für die Allgemeinheit attraktiv zu machen, kann man sehr gut am Catch Wrestling sehen. Das Submission Wrestling oder zu deutsch Aufgabe-Ringen wurde so verunstaltet, dass man dies heute für die breite Masse als Wrestling in Formaten wie WWE bewundern kann.
Eine ernstzunehmende Sportart wurde dem Fernseherfolg geopfert. Der Erfolg ist da, die Sportart nur noch in Ansätzen zu erkennen.

Letztendlich verliert man auch auf DJB-Ebene Kämpfer, vor allem Ligakämpfer, die sich die ständigen Änderungen nicht mehr geben wollen. Dieses Mal wirken die Änderungen nur kosmetisch, sind aber doch ein größerer Einschnitt in das Kampfverhalten. Die ersten wirklichen Auswirkungen wird man bei der deutschen Meisterschaften in Stuttgart sehen. Ich bin gespannt, die klare Tendenz der Regeln geht allerdings und das wurde schon mehrfach gesagt, dahin, dass schöne Kämpfe kürzer werden und die langweiligen, zähen noch länger. Das ist definitiv nicht zuschauerfreundlich.
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judo-60kgtvh
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Re: Fazit Erfahrungen mit unendlich Waza Ari

Beitrag von judo-60kgtvh »

✌🏽Also zum Thema Attraktivität war Judo nie ein Volkssport. Und selbst für Ur-Judokas war es oftmals extrem langweilig, die Kämpfe anzuschauen. Bei Olympia 2004 gab es damals auf den Spartenkanälen 1,5 Std live Judo. Das habe ich mir damals als Jugendlicher nicht entgehen lassen wollen und habe es aufgenommen. Am zweiten Tag bereits konnte ich das nicht mehr anschauen. Damals war Koka klauen und 4 Minuten mauern die Kampftaktik in 50% der Kämpfe. Naja was hat sich seither verändert... jetzt wars ne Zeit lang Shido reindrücken und mauern, dann Waza-ari reindrücken und mauern, mal mehr oder mal weniger.

Für mich als Breitensportkämpfer ist es einfach nur nervig jedes Jahr aufs Neue abzuwarten, welche neue Regel wieder alles durcheinander bringt. Und ich finde, dass wird kaum berücksichtigt. Viele Judokas haben in ihrer Umgebung ein bis zwei Mal Training. Wenn die sich eine Technik aneignen wollen, geht das halt einige Zeit.... tja und wenn du Pech hast, ist halt alle Arbeit am Te-guruma umsonst gewesen. Das ist halt leider nicht förderlich...
Tadahiro Nomura Olympic Champion
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nur_wazaari
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Re: Fazit Erfahrungen mit unendlich Waza Ari

Beitrag von nur_wazaari »

Man hat das Gefühl, dass im übertragenen Sinne die Regeländerungen nur unendlich viele Waza-ari sind, aber nie Ippon; d.h. nie überzeugen oder im Gegenteil sogar frustrieren.
Sie greifen nicht an der Ursache für unattraktive Kämpfe an. Es scheinen unattraktive Kämpfe dann zu entstehen, wenn Kämpfer sich trotzdem Taktiken aussuchen, die eben zum Sieg aber nicht zu
mitreißendem Ippon-Judo gereichen. Das wird unter jedem noch halbwegs offenem Regelwerk der Fall sein. Es ist eben auch eine gewisse Art der technischen Ausbildung und gehört eben zur Vielfalt des Sports.

Ich kann den Frust durchaus verstehen.
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