Diskriminierung: IJF ist konsequent

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Anton_D1
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Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von Anton_D1 »

Hätt ich gar nicht erwartet, find ich aber wichtig weil diese Länder ja zuletzt israel diskriminiert haben
https://www.ijf.org/news/show/ijf-suspe ... sia-events
caesar
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von caesar »

Hier von konsequent zu sprechen ist schon ein Witz. Es fanden mehrere Events mit dieser Diskriminierung statt, das war kein einmaliges Vorkommen. Erst als öffentlicher Druck aufkam, ich glaube beim dritten Grand Slam in Abu Dhabi, als Tal Flicker gewann und die Hymne nicht gespielt wurde, kam die Idee für die kommenden Open Class World Championships auf, dass es in Marokko ja ähnlich aussieht und man da einmal drüber reden sollte. Warum dies in 2017 in Marokko mit einmal ein Problem war, weiß ich nicht. 2015 bei den Masters war es noch kein Problem für die Israelis ihre Flagge zu tragen.
Während des Events in Abu Dhabi wurde die israelische Delegation in der Liste unter der IJF Flagge geführt. Danach dann aber schön auf die israelische Flagge geändert.
Israel hat diese Herabsetzung, nicht unter der eigenen Nation starten zu dürfen, mehrmals über sich ergehen lassen, oder, wie in 2016, den Wettkampf gemieden und damit die Chance auf wichtige Weltranglistenpunkte ausgelassen.

Hier von Konsequenz Seitens der IJF zu sprechen ist aberwitzig. Auf öffentlichen Druck und die Gefahr Strafen vom IOC zu bekommen wurde reagiert. Zuvor wurden mindestens 2 Wettkämpfe abgehalten in denen die IJF gegen ihre eigenen Statuten verstoßen hat. Wie im Artikel erwähnt:
The IJF Statutes reflect this approach in article 1. 2: “IJF shall not discriminate on the ground of race, religion, gender or political opinion”.
Natürlich ist es der richtige Schritt, nur mindestens 3 Jahre zu spät.
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nur_wazaari
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von nur_wazaari »

Ja, es kommt spät. Und es ist anzunehmen, dass die Veranstaltungen ersetzt werden bzw. in andere Länder abwandern. Vielleicht die üblichen Staaten im östlichen Europa und Vorderasien? Auch dort sind durchaus Länder dabei, in denen das tägliche und politische Leben nicht unbedingt im Einklang mit den Werten im Judo und Sport allgemein abläuft. Ich glaube, dass hier schon viel diskutiert wurde über den ethischen und moralischen Anspruch der IJF und auch anderer Sportorganisationen. Und ich finde, man sollte nicht aufhören deren Vorgehensweise zu dokumentieren und das bloße Marketing hinter den oft wirklich inhaltsleeren Phrasen zu erkennen.

Man muss aber auch sagen, dass sich wirklich viel bewegt hat im internationalen Judo. Die Menschen und Kompetenzen werden zusammengebracht und nicht zuletzt durch umfangreiche Social Media Maßnahmen zur Verfügung gestellt; es wird multipliziert, wie es so schön heißt. Aber es wird auch vieles v.a. technisch-taktisch sowie organisatorisch sehr stark vorgegeben. Die Strippenzieher aka Funktionäre sind mir zumindest größtenteils alles andere als sympathisch, es ranken sich auch teilweise einige nicht sehr nette Gerüchte um diese. Aber wenn man zunächst das Sportliche betrachtet, schreitet die Professionalisierung voran. Über die Vor- und Nachteile könnte man sicher ziemlich viel schreiben.

Aus dem Artikel auf Judoinside:
...but we strongly believe that politics should not have any interference in sports and that sports should be a reflection of human respect, understanding and mutual cooperation and that sports, as one of the highest expressions of humanity, should have the power to overcome any other conflict of interest...
Solche und ähnliche Allgemeinplätze stehen in fast jeder Mitteilung der Führrungsriege, wenn Veranstaltungen beworben oder ausgewertet werden. Ansonsten dreht sich mir der "Zirkus M. Vizer" viel zu sehr um einzelne Personen. Es ist aber schwer nachzuvollziehen bzw. intransparent, wie dort Veranstaltungen vergeben werden und weshalb z.B. Russland als Austragungsort überdurchschnittlich oft im Terminkalender auftaucht. Selbstverständlich, wir ahnen weshalb und teilweise hat das auch einfach praktische Gründe. Da muss man nicht gleich den Aluhut aufsetzen. Aber weshalb z.B. China das Masters für vier Jahre in Folge austragen darf (oder muss?)...

https://www.judoinside.com/news/2727/Ju ... u_in_China

Schließlich noch zur Ergänzung:

https://www.judoinside.com/news/2695/IJ ... ality_judo

Niemand kann ernsthaft behaupten, der Sport sei entkoppelt von Politik oder dem Politischen. Ich finde, das was auf der Matte passiert kann nicht völlig getrennt von jenem außerhalb dieser betrachtet werden.
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Fritz
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von Fritz »

Ich denke, es ist richtig, daß die IJF jetzt eine Entscheidung gegen die Diskriminierer getroffen hat, auch wenn es laut caesar mittlerweile
3 Gelegenheiten waren, wo mit den Israelis brüskiert wurden.
Ich halte es jetzt auch nicht für ungewöhnlich ... Beim ersten Vorkommnis konnte man es ja noch für eine einmalige Verfehlung halten u. versuchen
es so zu klären, dann sind sicherlich auch Verträge geschlossen worden, wo dann nur Anwälte reich werden würden, wenn diese aufgekündigt werden.
Und wenn die IJF jetzt eine Frist gesetzt wurde, in der die jeweilige Ausrichter eine Garantie beibringen konnten, daß die Diskriminierung
nicht mehr praktiziert werden wird - muß ja diese auch erst abgewartet werden.

Wichtig ist, daß reagiert wird, ob es auf Druck vom IOC, wirtschaftlicher Interessen und eigener Einsicht geschieht, ist mir letztlich herzlich egal ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Diskriminierung ist völlig inakzeptabel

Beitrag von HBt. »

Fritz hat geschrieben:
21.07.2018, 11:21
Ich denke, es ist richtig, daß die IJF jetzt eine Entscheidung gegen die Diskriminierer getroffen hat, auch wenn es laut caesar mittlerweile
3 Gelegenheiten waren, wo mit den Israelis brüskiert wurden.

(...)

Wichtig ist, daß reagiert wird, ob es auf Druck vom IOC, wirtschaftlicher Interessen und eigener Einsicht geschieht, ist mir letztlich herzlich egal ...
Mir wäre eigene EINSICHT viel sympathischer als ein Einlenken nur aufgrund von wirtschaftlichem Druck ... vielleicht fehlen einfach nur die richtigen Seilschaften :( ... mittels TWITTER kann man bestimmt eine Menge GUTES bewegen,
die größten Menschen aller Zeiten demonstrieren uns armem Vieh (moderne Sklaven) dieses doch täglich :evil:.

;)


Einsicht ist ein Illusion,

HBt.
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von Cichorei Kano »

Es liegt noch ein weiter Weg vor uns ...
HBt.
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von HBt. »

Cichorei Kano hat geschrieben:
24.07.2018, 04:37
Es liegt noch ein weiter Weg vor uns ...
Vor vierzig Jahren hätte ich gesagt (gedacht) wir sind schon soweit, doch heute - naja, so ist das halt mit dem Zyklus der Menschwerdung :? .
tutor!
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von tutor! »

Judowettkämpfe zwischen Israelis und Judoka einiger arabischen Länder waren schon länger ein Problem, das nicht zu verschwinden schien. Manchmal weigerten sich die muslimischen Kämpfer gegen Israelis überhaupt anzutreten - ich habe das zweimal unmittelbar erlebt - und es gab auch die Verweigerung der Verbeugung durch den Ägypter in Rio.

Das Verhalten jener Kämpfer war für mich nie akzeptabel, jedoch muss man wohl derartige Realitäten zur Kenntnis nehmen.

Die jetzige Entscheidung der IJF kommt für mich auch etwas spät, jedoch darf man nicht vergessen, dass die muslimischen Länder, bzw. deren Verbände, eine nicht unerhebliche Macht innerhalb der IJF haben. Der Schatzmeister der IJF stammt z.B. aus den Arabischen Emiraten und ist mit seinem Land sozusagen der Gastgeber des Grand Slam in Abu Dhabi.

Ich freue mich vielmehr über Projekte wie das einer israelischen Trainerin, die eine gemeinsam Gruppe israelischer und palestinensischer Mädchen trainiert... Auch das gibt es nämlich - nur wird leider zu wenig über derartige Initiativen berichtet. Manchmal aber doch (https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... usch-1602/)
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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So lange der ...

Beitrag von HBt. »

GLAUBE (als Ausübung einer x-beliebigen Religion) einem normalen, friedlichen Miteinander im Wege steht ... wird es allerorts Mord & Todschlag geben (Instrumentalisierung).

Aufklärung,
ich setzte weiterhin auf die Aufklärung -> auf Wissen, Verständnis (von Verstand) und Vernunft - ergo (Wissenschaft & ) Bildung.

#
Auch die 1001ste Wiederholung der Phrase, beginnend mit "inakzeptabel ..." bringt keinen einzigen Menschen, keine Gruppe, kein Land, (keine Kultur,) keine Gemeinschaft weiter ...

Erziehung ohne Sanktion(en)
funktioniert leider nicht, wenigstens ein sanfter Druck ... der muss schon sein.

Inakzeptables Verhalten muss unverzüglich geahndet werden.
(...)
dass die muslimischen Länder, bzw. deren Verbände, eine nicht unerhebliche Macht innerhalb der IJF haben. Der Schatzmeister der IJF stammt z.B. aus den Arabischen Emiraten (...)
Interessant, sehr interessant ...

Ich möchte gerne ebenfalls superreich sein und machen können, was ich will, außerhalb des Gesetzes stehen (welches Gesetz! ??? ), eine Waschmaschine betreiben ;)
:evil:.

Ist die IJF sauber?
nur_wazaari hat geschrieben:Niemand kann ernsthaft behaupten, der Sport sei entkoppelt von Politik oder dem Politischen. Ich finde, das was auf der Matte passiert, kann nicht völlig getrennt von jenem außerhalb dieser betrachtet werden.
Das ist korrekt.

Was ist ein Sportler, wofür steht er, (wem gehört er?) ... u.s.w. Selbstverständlich wird auch die ganz große Bühne des Sportes politisch benutzt (genutzt!), das ist doch ganz klar.

##
Ist nun der Glaube (allgemein und speziell), die Religion (Gesetze und Verhaltensregeln, Bevormundung, Obertan & Untertan) oder das permanente (ewige) Bombardement ( == Terror, Unterdrückung, ein Ausdrucksmittel ...) verantwortlich für die geschilderten Einzelfälle von Diskriminierung (== Missachtung & Geringschätzung ==> Wut oder Angst, Kompensation) ?

HBt.
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Fritz
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von Fritz »

HBt. hat geschrieben:
24.07.2018, 13:49
Aufklärung,
ich setzte weiterhin auf die Aufklärung -> auf Wissen, Verständnis (von Verstand) und Vernunft - ergo (Wissenschaft & ) Bildung.
Ich befürchte, da setzt Du aufs falsche Pferd ...
Aufklärung setzt ein gewisses Mindestmaß an logischem Denken voraus, also die Aufzuklärenden sollten in der Lage zu sein, ein paar
Kausalitäten u. Zusammenhänge über mehrere Stufen hinweg zu erfassen ...
Und nach dem "Begreifen" kommt ja noch der andere, mühsame Teil mit
den Änderungen gewohnter u. liebgewonnener Verhaltensweisen entsprechend der neuen Erkenntnisse ...
Ebenso Bildung u. Wissen setzen eine gewisse Grundlage in eben diesen Dingen voraus, um deren Wert überhaupt erst
schätzen zu können.
Und da nützt es gar nichts, wenn es ein paar gibt, welche mit Aufklärung u. Wissen klarkommen - wenn die Masse dazu
intellektuell nicht in der Lage ist, wird die Masse die "Ausreißer" immer bekämpfen ...
:-/
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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Ich stimme Dir voll und ganz zu

Beitrag von HBt. »

und gerade deshalb darf es keinen Technologietransfer geben, so leid es mir tut.

Sorry für's Offtopic.
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Fritz
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von Fritz »

Scheint aber auch nicht direkt ein judotypisches Problem zu sein: https://www.krone.at/1744602
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von Cichorei Kano »

Fritz hat geschrieben:
26.07.2018, 15:38
Scheint aber auch nicht direkt ein judotypisches Problem zu sein: https://www.krone.at/1744602
That is true, but there is one important difference: most sports are just sports. sure they support things such as fair play and sportsmanship, but they have no extensive philosophical basis. Judo, on the other hand was never created as a 'sports', but as a pedagogy, with really the sports or competitive part being projected by Kanô as useful at a certain stage and age in you career as it might be helpful for everyone to aim for getting better. As you know, moral development was the third important goal of judo. Football, baseball, chess do not claim to be wanting to morally develop your character. For that reason it is particularly painful when discrimination happens in judo; it's somewhat comparable --in a sense-- to sexual abuse of a minor committed by a person of trust (a priest, a teacher, a coach).

Kanô made it clear that developing one's moral character through jûdô is probably the most challenging part, and he was right, no doubt. However, as jûdôka and responsible human beings we should put the bar higher for ourselves than simply saying "oh well" and continuing doing what we are doing. We ALL have responsibility in ACTIVELY contributing to eradicating discrimination. Things are changing, but slowly, too slowly.

I remember many years ago when as a kid I participated for the first time in the districts (provincial) championships. The referee who refereed the final, was the coach of my adversary, and he was the only referee on the tatami. In those days, only the nationals and international championships had 3 referees. My adversary was a good jûdôka, but I couldn't help noticing that each time I threw him, the referee turned his back to me pretending he hadn't seen the action. You could say, that he was prejudiced because my adversary was his student, and that no doubt might have contributed too, but the basis of his action was discrimination. The fact that such action could take place was not just his fault, but also that of other officials or senior people present. Such blatant action today would not be tolerated anymore, and I mean, not because those belonging to ethnic minorities would have to complain, but also because a sufficient number of people belonging to the majority would have sufficient ethics, I hope, to put a stop to such behaviors. We do not need to be women in order to not permit physical abuse of women, and we do not need to be gay ourselves, in order to step in and prevent discrimination or assault on someone just because he is gay. We ALL have a responsibility, as citizens to not be tolerant towards discrimination.

When Kanô-shihan formulated his Ji-ta kyô-ei principle it sounded nice, idealistic, but at the same time also very naive. This naïveté and lack of a serious framework is likely one of the reasons that Kanô is only worshiped by jûdôka and some budôka, but is not really considered or even mentioned by serious philosophers, moral philosophers or pedagogues.

When one considers that far more serious philosophers who crafted well-constructed ethical theories such as Kant, Hegel or Kierkegaard, are the subjects of serious criticisms by other philosophers, it is perhaps striking that no one has even bothered to critically evaluate Kanô's proposed views ... The reason that no one has, is partly because it is simply insufficiently solid, which likely is also the reason that not a single university ever awarded Kanô a honorary doctorate or other major academic award.

I am quite convinced that if Kanô would have lived through the horrors of World War II, barely 20 years after the Great war (World War I) had ended, he would have seriously re-evaluated some of his principles.

Discrimination in jûdô has been present for a long time. Initially embraced by Japanese nationalists with support of Kanô, at least later in life he distanced himself from their views, but was unable to prevent that Japanese fascists found in jûdô a useful tool (strong and healthy same-racial people, para-military group exercises) to spread their views.

Discrimination in jûdô exists and has existed on the basis of social origin, ethnicity, skin color, gender, sexual preference, etc. It did not start with the IJF, and existed within and outside the Kôdôkan and Dai Nippon Butokukai long before the IJF was invented.

The discrimination extended and extends today to judging contest results, selections for national teams, awarding dan rank promotions, referee promotions, selections of coaches, national team members, and many other aspects.

There are numerous examples of this, beyond those I already have given, and those that reach the news are just a small minority. Discrimination is generally only overcome when the group that is discriminated against becomes large and vocal enough to mount sufficient protest, so that the majority feels sufficiently uncomfortable and has to come up with measures to avoid losing their own positions or other forms of backlash.

It was easy to discriminate against Israël for a long time, because they were simply too insigifnicant on the international scene. In the early 1990's I was able to work with the talented Israëli female jûdôka Yaël Arad and new that she would change the Israeli jûdô scene and the way the world of jûdô would have t regard Israël. That same year (1992) she won the first Olympic medal ever (a silver) for an Israëli jûdôka, and a year later she won another silver at the Hamilton World Championships and a Gold at the Athents European Championships. Arik Ze'evi (Olympic bronze, 2004), Oren Smadja (1992, Olympic bronze), Yarden Gerbi (2016, Olympic bronze), Alice Schlesinger (World championship bronze), would later make it impossible to ignore Israël on the international jûdô scene, i.e. the group of discriminated athletes became to large for the majority to turn their back and ignore them and walk away.

In the US, in the 1970's many American jûdôka who had studied jûdô in Japan in the post-war era and had worked their way up, were fed up being discriminated against for promotions by the Japanese or by second generation Japanese Americans. The military Yûdânshakai (the group that joined American jûdôka who were in the military) brought in most of the money that was then divided among everyone, while those with Japanese kept handing out high dan promotions only to those with Japanese names. This was the origin of the schism that finally led to the formation of several jûdô federations, with one to this day still dominated by those with Japanese names (USJF) and one of them dominated by those with military roots (USJA). There still exists an attitude of superiority in jûdô among those who often have just a Japanese surname and who have rather poor jûdô skills but still think of themselves as authentic superior Japanese even though they have never set foot in Japan and do not even write the language ... Nevertheless, the boiling point here too was only reached when the group of people feeling discriminated against became vocal and powerful enough to put a stop to it.

Until 1972 the highest ranks among females at the Kôdôkan was 5th dan, some of whom had held this rank for decades. It was only after sufficient foreign (American) pressure was exerted that gender discrimination was at work, that Fukuda and Noritomi were promoted to 6th dan.

Just a couple of years, harsh treatment and abuse of Japanese female jûdôka led to the firing of the national women's coach, the resignation of the All japan Federation President and several measures to be implemented against women's abuse and discrimination. This was only because Japanese women had become vocal and international enough to make their voice heard.

To this day, there are no non-Japanese instructors at the Kôdôkan and many job advertisements in Japanese newspapers will say "Japanese only", which obviously does not mean "that you need to possess a Japanese passport", but that you need to LOOK like a Japanese.

When Ariana Miyamoto was elected a couple of years ago as Miss Japan, there was a shock in Japan, as she had dark skin ...

She speaks perfect Japanese without accent, she was born and bred and Japan and IS Japanese. Nevertheless, hateful comments on social media would suggest that she wasn't a real Japanese, and that she should go back to "her country" or even be deported. The comments are ignorant: "her country ?", Japan IS her country, she was born there, she has no other country.




The issue is now receiving less attention. Her problem is that she is "alone", in the sense that ... the group of similar people is still too small to really change this discrimiation, but on the other hand, the impact of her achievement is sufficient to become vocal through social media.

It is is no different in jûdô ...

I know of several female jûdôka who were lesbian and who 30 years ago were forced out of jûdô, ridiculed, or even molested by males. Today, in many sports we have openly gay jûdôka. The discrminination hasn't completely gone away, but the group is vocal enough that they cannot be ignored.

Jûdô with its main philosophical and ethic statemets rooted in the late 19th century could be a strong tool against such abuses, but it hasn't. It hasn't because of several reasons. The pedagogy should literally address and incorporate these issues and become more vocal in supporting human dignity and equality. Jûdô is fragmented over a variety of institutions (Kôdôkan, IJF, continental unions, national federations, clubs), with those institutions not communicating directly with each other. The leadership of jûdô is not diverse in the real sense of the word. The Kôdôkan has been exclusively dominated by Japanese males, and the IJF today is largely dominated by white males, in the past at times by Asia males, even though at some position they have a couple of "puppets" in place to do what in English is called "sugarcoating". In reality though the power is in the hands of the IJF president. Under Risei Kanô, as IJF president you pretty much had a situation similar to the Kôdôkan today, and there was no doubt in who considered themselves superior to whom. Under Charlie Palmer that situation was effectively ended, but with the balance now being tipped the other way, even though later presidents Matsumae and Park were Asian. The discrimination is also social. Since Palmer the IJF president has been a millionaire often with shady connections. Palmer started using the IJF to launder his casino money, Presidet Park only left after Korean judicial authorities officially charged him with corporate corruption involving the Doosan group and persistent rumors prevail about how the IJF was used and a useful vehicle to launder money once again, and we note today that the IJF presidential office in Budapest is just one street away from where you will find many casino's and related business. As is always the case, very rich people are able to sustain their realm partly because they are surrounded by loyals who hope that some crumbs will fall of the table, and they typically won't leave until the ground under their feet gets too warm. That is why discrimination irrespective of the sort can often long survive ...

Even though the pedagogical aspects of jûdô today are largely ignored, jûdô in its sport form is often propagated as a great tool for peace and other worthy causes, and the IJF website regularly proudly announces new initiatives. If one looks at those initiatives with a critical eye, one will notice the similarities with many of the initiatives taken by the church and countries with colonial pasts such as Great Britain, France, Spain and Portugal, with the superiority of the "visitors" never being forgotten, and the locals being nothing but poor, primitive underlings. Time will show to what extent these initiatives are genuine and geared towards real equality, and whether when these people become skilled and experienced, will actually be accepted within the leadership and decision-making process of the IJF. After all, these groups of people know better than anyone what it is to have nothing and how to survive and help and respect each other.

It is often smaller initiatives by ordinary people who do not get rich or who do not gain prestige from doing what they do, such as the example mentioned by Tutor, that are the most genuine efforts in this sense.

So, whilst today we can embrace the initiatives taken to address one sore aspect (the treatment of Israël by some countries), there is no doubt that we still have a long, long way to go before people will respect and accept each other in jûdô as equally valuable human beings irrespective of their gender, religion, ethniciy, skin color, sexual preference, or whether they are disabled or not. The fact that "other sports" have problems too should never be a reason for us as jûdôka to be complacent. As followers of a pedagogy with moral aspects and of which jûdô competition is but a minor aspect, we SHOULD put the bar higher for ourselves. As long as this isn't the case and we don't, Kanô's beautiful principle of ji-ta kyô-ei will remain vulnerable due to its naïveté, and the sportified jûdô with all its ideals we like to attach to the word sport, will remain only an empty ideal.
tutor!
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von tutor! »

Ja, die Dinge bewegen sich langsam, aber sie bewegen sich. Wenn wir das Thema etwas weiter fassen, kommen wir natürlich nicht um den Widerspruch herum, dass Judo auf der einen Seite mit Kanos gesellschaftlichen und moralischen Lehren/Prinzipien eine klare Leitlinie aufgestellt hat, die elementarer Bestanddteil des Judo und nicht nur schmückendes, nachträglich aufgesetztes Beiwerk ist, und der Realität, wie sie leider immer noch vielfach anzutreffen ist.

Dieses Jahr gab es ein bemerkenswertes Ereignis - die Graduierung von Umezu Katsuko zum 9. Dan. Damit ist sie nach Fukuda Keiko die zweite Frau mit diesem Rang. Und das ohne Druck aus dem Ausland!

Viel könnte man über sie schreiben, aber ich möchte auf eine kleine Besonderheit hinweisen. Sie trägt KEINEN weißen Streifen an ihrem Gürtel.

In den vergangenen Jahren habe ich sie - obwohl mit dem 8. Dan bereits (gemeinsam mit anderen) höchstgraduierte Frau - immer nur mit einem schwarzen Frauengürtel (also mit weißem Streifen) gesehen. Sie verzichtete darauf, wie die anderen hochgraduierten Frauen einen rot-weißen Gürtel zu tragen. Sie ist eine streitbare Kämpferin für die Gleichbehandlung von Frauen im Judo. Wir werden sehen, wie groß die Signalwirkung sein wird - auf jeden Fall ist es ein ganz starkes Statement.

Mehr dazu:
https://theolympians.co/2017/03/22/keik ... -to-black/
https://soranews24.com/2017/03/14/all-j ... te-stripe/

Hinweis: schon seit fast 20 Jahren müssen Frauen bei IJF-Veranstaltungen Gürtel ohne weißen Streifen tragen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Es wird scheinbar wieder Zeit für einen Rücksprung

Beitrag von HBt. »



Bei so viel Bewegung innerhalb des Weltgeschehens :? .

#
Diskriminierung überall, für perfektes Mobbing existieren sogar Seminare (schon seit Jahrzehnten) --> kaum zu glauben, nicht wahr? Schön das die IJF etwas unternimmt, an der Basis, im Mittelfeld - und an der Spitze (?).

'CK' hat eindrucksvoll geschildert, dass erst Veränderungen eintreten' wenn man nicht mehr ignoriert werden kann. Das heißt: man muss selbst tätig werden und aufstehen, eine kleine Macht darstellen. Stellt man sie allerdings nicht mehr dar, schwupps' ist alles wieder beim Alten. Wir kennen dieses Phänomen doch alle, doch niemand ist dazu verpflichtet Diskriminierungen /Unrecht wortlos zu schlucken ---> man muss nicht mitmachen, schon vergessen?

##
Wieviele Arbeitsplätze hängen weltweit am Tropf des Sportjudo, könnten wir diesen Schauplatz nicht einfach beerdigen? Momentan findet ja quasi jedes Wochenende irgendwo auf der Welt ein GAME, ein EVENT, ein Championat ... irgendetwas statt; Ippon-Girls, Mixed Team bla bla bla, Senioren bla bla bla ...
alles ist im Grunde nur mit bla bla bla betitelt; Ippon-Boys vermissen wir, mixed Boys and Girls, ... Religions-Judo, ... Weiß & Schwarz-Judo, ...

ach was könnte man noch erfinden (Rassiten-Judo-EM ?) ; Hauptsache ein permanenter Fluss, ein Youtube-Channel, eine Facebookseite, ein Interview, ...

Friede, Freude und Eierkuchen - vorne mit dabei: unsere Obermutti, natürlich der Naturbursche, der blonde Lord, ein 'paar Männer' aus den Emiraten, ein paar ChinesenInnen ... die Liste ist endlos (nimmt "der Führer aller Türken" auch schon eine tragende Position innerhalb des Weltjudo ein?) .

Gruß,
HBt.

Weitere Beispiele:
www.youtube.com/results?search_query=se ... ighborhood
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nur_wazaari
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Re: Diskriminierung: IJF ist konsequent

Beitrag von nur_wazaari »

Weiterhin zur Konsequenz der IJF:

https://judoinside.com/news/2959/World_ ... 0_to_Qatar

https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte_in_Katar

Ich will ja nicht immer nur meckern über die Tätigkeiten der IJF, aber...nö, keine Lust auf Relativierungen. Auf Ebene der Vergabe bedeutsamer Wettkämpfe bleibt der Verband für mich, ich sage mal opportunistisch.

Cheers.
.
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nur_wazaari
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Vom Menschsein und Freiheit

Beitrag von nur_wazaari »

Einige hier kennen Vahid Sarlak und wissen dass die Flucht von Saeid Mollaei kein Einzelfall ist. Habe ein Interview dazu gefunden:

Autor: Fritz Naumann, DerStandard" (Österreich), Sportmonolog, Artikel vom 03.11.2019:
Iranischer Judoka Sarlak: "Ich bin ein Mensch, und ich will frei sein."

Er setzte sich aus dem Iran ab, weil er verlieren musste, um Kämpfen gegen Israelis auszuweichen. Jetzt, Jahre später, wiederholt sich die Geschichte.

Seit gut zehn Jahren habe ich meine Familie nicht gesehen. Meinen Vater, meine Mutter, meine drei Schwestern, meine zwei Brüder. Auch viele Freunde gehen mir ab, und ich werde wahrscheinlich nie wieder in meine Heimatstadt kommen, nach Teheran. Manchmal bin ich sehr verzweifelt, immer noch. Dennoch würde ich sofort wieder so entscheiden wie damals. Ich würde mein Land, den Iran, hinter mir lassen. Schließlich bin ich ein Mensch und keine Marionette. Ich bin ein Mensch, und ich will frei sein.

Ich war einer der besten Judoka im Iran, einer der besten weltweit in der Klasse bis 60 Kilogramm. Da hab ich auch gegen euren Ludwig Paischer gekämpft, ich erinnere mich gut an ihn, er war 2005 WM-Zweiter und 2008 Olympiazweiter. Ich war zweimal knapp an einer WM-Medaille dran, 2009 in Rotterdam als Fünfter, vor allem aber 2005 bei der WM in Kairo, wo Paischer Silber holte. Da war ich sehr gut in Form, doch dann musste ich absichtlich gegen einen Aserbaidschaner verlieren, um einem Kampf gegen einen Israeli aus dem Weg zu gehen.

Ich begreife es nicht.

Ich habe geweint, ich bin auf der Matte gestanden und habe geweint. Viele haben gedacht, dass ich mich verletzt hätte. Aber das war es nicht. Ein iranischer Sportler darf nicht gegen einen Israeli antreten. Um ein solches Duell zu vermeiden, muss der Iraner den Kampf vorher verlieren. Oder so tun, als hätte er sich verletzt. Das ist so, seit es die Islamische Republik Iran gibt, seit 1979, seit der Islamischen Revolution. Ich bin 1981 geboren, das Gesetz ist also älter als ich. Der Iran verweigert Israel die Anerkennung und will um alles in der Welt verhindern, dass die israelische Flagge über der iranischen Fahne hängt. Das darf auf gar keinen Fall passieren. Deshalb darf ein Iraner, wenn ein Israeli im Finale steht, nicht einmal mehr um den dritten Platz kämpfen. Das gilt im Judo, im Ringen, im Schach, in allen Sportarten. Ich begreife dieses Gesetz nicht, ich habe es nie begriffen.

Wir sind Sportler. Wir wollen kämpfen, wir wollen gewinnen. Es ist uns egal, ob auf der anderen Seite ein Franzose, ein Belgier oder ein Israeli steht. Es hätte 2005 in Kairo ja auch sein können, dass ich den Aserbaidschaner und dann den Israeli besiege. Ich war mir sicher und bin mir immer noch sicher, dass ich sie geschlagen hätte. Der Aserbaidschaner hat damals Bronze geholt. Ich hab mir immer gedacht, das ist eigentlich meine WM-Medaille. Ich bin um diese Medaille gebracht worden. Aber nicht vom Aserbaidschaner, auch nicht vom Israeli. Die können nichts dafür. Schuld war die iranische Politik.

Ähnliches ist mir vorher auch schon einmal passiert, 1998 bei den World Youth Games in Moskau. Auch da wäre ich gegen einen Israeli drangekommen, auch da durfte ich nicht antreten. Ich war 17 Jahre alt, ich hab die Welt nicht verstanden. Vahid, warum? Diese Frage ist mir tagelang durch den Kopf gegangen. Aber wirklich aufbegehren konnte ich damals noch nicht. Ich hab weitergekämpft, Judo war mein Leben.

Sporterfolge sind dem Iran eher unangenehm. Wenn Sportler zu erfolgreich werden, werden sie populär, sie werden Helden und bekommen Einfluss, das wird nicht gerne gesehen. Viele Sportler im Iran stehen nach ihrer Karriere nicht gut da, die wenigsten haben gut verdient. Mein Vater war Maler und Anstreicher, meine Mutter Hausfrau. Meine Familie ist nicht reich. Ich hätte Taxifahrer werden können, wenn ich geblieben wäre.

Ich bin weggegangen. Ich hab zuerst in den Niederlanden, dann in der deutschen Liga für Mönchengladbach gekämpft. Beim European Cup 2010 in Hamburg bin ich gegen einen Israeli ausgelost worden. Ich wollte unbedingt kämpfen und bin angetreten. Ehrlich gesagt, ich hab mir gedacht, dass das niemand im Iran mitbekommen wird.

Das war ein Irrtum. Schon als ich nach dem Turnier mein Handy aufgedreht hab, waren da viele versäumte Anrufe. Ich wurde bedroht. An dem Punkt ist es mir zu viel geworden. Ich hab mir einen Anwalt genommen, einige Monate später hab ich in Deutschland um Asyl angesucht. Seit 2017 hab ich die deutsche Staatsbürgerschaft. Ich hab auch noch meinen iranischen Pass, er ist nicht mehr gültig. Ich behalte ihn für mein Herz und zur Erinnerung.

"Man hat riesigen Druck auf ihn ausgeübt, da waren Leute aus dem Konsulat in der Halle."

Als jetzt die Geschichte mit Saeid Mollaei passiert ist, hat mich das natürlich an meine Geschichte erinnert. In zehn Jahren hat sich gar nichts verändert. Saeid ist einer der besten Kämpfer in der Klasse bis 81 Kilogramm. 2018 in Baku war er Weltmeister, es war der erste iranische Judo-WM-Titel seit 15 Jahren. Der andere herausragende Kämpfer in seiner Klasse ist Sagi Muki aus Israel.

Bei der WM heuer in Tokio hat Saeid auf dem Weg ins Semifinale den russischen Olympiasieger geschlagen. Doch im Finale wäre er auf Sagi Muki gestoßen, das durfte aus iranischer Sicht nicht sein. Saeid musste sein Semifinale und nachher auch den Kampf um Bronze verlieren. Man hat riesigen Druck auf ihn und die Trainer ausgeübt, da waren Leute aus dem Konsulat in der Halle. Auch Saeids Familie im Iran ist bedroht worden. Er hat die ganze Zeit telefoniert, hat sich vor seinen Kämpfen überhaupt nicht aufgewärmt, war unkonzentriert.

Vor seinem WM-Semifinale hatte Saeid Tränen in den Augen. Sein Trainer ist ihm nicht mehr zur Seite gestanden. Ich hab ihm geholfen, sonst wäre er komplett alleine gewesen.

Was kann Saeid dafür?

Ich behaupte, dass wir Israel ein Geschenk gemacht haben. Ich behaupte, Saeid wäre in der Lage gewesen, seinen Titel zu verteidigen. Der Iran hat dazu beigetragen, dass die israelische Fahne ganz nach oben gezogen wurde. Politik sollte im Sport nichts verloren haben. Was kann Saeid dafür, was hat er angestellt? Er wollte nicht mehr zurück, er hat mich gefragt, ob ich ihm helfen kann. Wir kennen uns ja seit Jahren. Ich hab ihm gesagt: Das ist eine große Sache, die du da vorhast. Saeid, du musst jetzt mutig sein.

Er soll sich jetzt zurückzuhalten, das hab ich Saeid geraten. Er soll keine großen Interviews geben, das wäre für seine Familie nicht gut. Seine Geschichte ist im Iran sowieso groß in den Medien. Noch dazu, wo der Iran jetzt sogar vom Weltverband gesperrt wurde. Ich hoffe nicht, dass es bei dieser Sperre bleibt. Ich hoffe, dass sich die Lage im Iran ändern kann und dass diese absurden Gesetze abgeschafft werden.

Immerhin durften vor kurzem zum ersten Mal Frauen offiziell ins Fußballstadion, um ein Länderspiel zu sehen. Es tut sich etwas, es muss sich noch mehr tun. Internationale Organisationen, auch Sportverbände, müssen den Druck auf den Iran erhöhen, allen voran das IOC. Es geht nicht nur um Judo, es geht auch um Ringen, um Schach, um viele Sportarten. Iraner sind gute Menschen, der Iran ist ein gutes Land. Aber die Politik macht es kaputt.

"Der Verein ist meine zweite Familie geworden, dafür will ich mich revanchieren."

Ich bin seit 2015 verheiratet, vor einem Monat hat meine Frau ein Mädchen zur Welt gebracht. Wir führen ein glückliches Leben. Mir haben in Deutschland viele Menschen geholfen, vor allem Stefan Küppers vom Judoclub Mönchengladbach und Jörn Becker, der Chef des Gesundheitszentrums, in dem ich als Physiotherapeut arbeite. Außerdem bin ich jetzt selbst Trainer des JC Mönchengladbach, und ich betreue das Nationalteam von Tadschikistan. Der Verein ist meine zweite Familie geworden, dafür will ich mich revanchieren. Mein Ziel ist es, in Mönchengladbach einen Weltmeister herauszubringen.

Und ich kümmere mich um Saeid. Ich tu für ihn, was ich kann. Wir haben fast täglich Kontakt. Manchmal weint er am Telefon. Ich denke, dass auch er in Deutschland bleiben wird. Der Weltverband und das IOC stellen ihm in Aussicht, dass er bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio kämpft, wahrscheinlich als Teil eines Flüchtlingsteams. Saeid glaubt fest daran, dass er Olympiasieger werden kann. Das wäre eine große Geschichte.
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