European Games - die 5. werden die 1. sein(?)

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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nur_wazaari
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European Games - die 5. werden die 1. sein(?)

Beitrag von nur_wazaari »

Oder doch nicht? Jetzt macht dieser nur_wazaari wieder alles schlecht...kommt Leute, wenn alles tutti ist, wird's doch langweilig, oder?

Ich habe mich gefragt, was das eigentlich für eine Verantstaltung ist. Nun teile ich quellenbezogenes Wissen dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Europaspiele

Beworben hatten sich die üblichen Verdächtigen:
Schon länger hatten die Europäischen Olympischen Komitees (EOK) geplant, eigene kontinentale Spiele auszurichten, vergleichbar mit den Asienspielen oder den Panamerikanischen Spielen. Am 8. Dezember 2012 beschloss die Generalversammlung des EOKs, die Europaspiele erstmals im Jahr 2015 auszutragen. Als einziger Ausrichter bewarb sich Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans. Mit 38 zu 8 Stimmen wurde Baku als Ausrichter bestätigt. Die Europaspiele 2019 sollten eigentlich in den Niederlanden stattfinden, aber das Land zog seine Bewerbung zurück. Russland galt nach dem Rückzug der Niederlande mit der gemeinsamen Bewerbung von Kasan und Sotschi als Favorit für die Austragung. Die Spiele wurden jedoch letztlich an die weißrussische Hauptstadt Minsk vergeben.
Was Kritisches vom Tischtennis-Verband über den Deutschlandfunk (Tischtennis - übrigens ein tolles Trainingsmittel für "Hand-Augen-Fuß-Koordination" sowie Reaktionsfähigkeit, wenn kreativ und regelmäßig angewendet):

https://www.mytischtennis.de/public/bun ... davon-quot
Über die European Games sagt Weikert: „Wir sind darüber nicht glücklich. Für meine Begriffe hätten im Jahr 2019 jetzt entweder die European Games nicht als Quali für Olympia dienen sollen oder die Europameisterschaften ausfallen sollen. Das wäre für uns wirklich eine Alternative gewesen. Jetzt ist es der Quali-Wettbewerb geworden."

Vor Jahren habe die ITTF die Entscheidung über die Qualifikation für die Olympischen Spiele der ETTU selbst überlassen. Dass die Europaspiele demnächst noch für die Olympia-Qualifikation dienen werden – die Sieger der fünf Konkurrenzen im Tischtennis buchen ihr Ticket für Tokio 2020 –, das wolle man laut Weikert ändern, weil es ohnehin schon zu viele Wettbewerbe für die Tischtennisspieler gebe. Eine Arbeitsgruppe des Weltverbands beschäftige sich schon mit dem Thema, um in Zukunft eine andere Regelung zu finden.

"European Championships sehr prestigeträchtig"
Auf die Frage, ob sich die ITTF vorstellen könne, dass Tischtennis sich von den European Games löse und Teil der European Championships werden könne, antwortet der 57-jährige Limburger: "Gute Idee, das muss die ETTU jetzt in die Wege leiten. Die Veranstaltung ist gut angekommen im letzten Jahr. (...) Sehr prestigeträchtig, viel Fernsehen, viel Werbung und da muss Tischtennis versuchen, hineinzukommen." Die ersten Anstrengungen seien bereits unternommen worden. Man müsse schauen, dass das in den Tischtennis-Kalender passt, diesen gegebenenfalls anpassen, damit das der Fall sei. Bei der Premiere der Multisportveranstaltung European Championships im letzten Jahr in Berlin und Glasgow waren die Europameister in sieben Sportarten gekürt worden.

Den ganz großen Erfolg traut Weikert den European Games auch bei der zweiten Ausgabe nicht zu. Man habe hierfür nur mit Mühe und Not einen Ausrichter finden können. So prestigeträchtig wie die Asian Games in Asien seien die Europaspiele in jedem Fall noch nicht. Weder die ITTF noch die ETTU besäßen zudem irgendwelche Rechte an den European Games. "Das kann nicht Sinn und Zweck sein. Wir liefern dort vermutlich einen super Job ab, haben aber marketingmäßig und finanziell nichts davon."

Sportveranstaltungen in autokratische Länder wie Weißrussland vergeben?
Sportveranstaltungen, die in autokratischen Ländern wie Weißrussland ausgetragen werden, zu boykottieren, davon halte der ITTF-Präsident nichts. "Ich bin nicht dafür, dass man unbedingt in diesen Ländern Wettbewerbe austragen muss. (...) Was klar ist: Man muss die Probleme dort ansprechen." Er bemühe sich in dieser Hinsicht und würde auch nicht davor zurückschrecken, seine Meinung zu äußern, wenn er beispielsweise eine Einladung nach Nordkorea erhalte. "Das kann man sicherlich auch in Minsk tun", so Weikert weiter. Auch dort wolle er sich nicht den Mund verbieten lassen, wenn er etwas sehe, "das nicht gut und richtig ist".
"Man muss die Probleme dort ansprechen"...nun ja, kommt drauf an von wo, von wem und wie sehr man wohl an seinem aktuellen Status hängt.

Wie dem auch sei, das deutsche Abschneiden enttäuchte den DJB einerseits auf ganzer Linie und überraschte ihn andererseits in kleinem Maße. Joa, woran liegt dieses wiederholt laut DJB maximal mäßige Abschneiden unter höchsten Stressbedingungen? Immerhin, Punkte für die olympischen Spiele wurden ja durchaus gesammelt. Aber insgesamt zeigte die Formkurve offenbar im Vergleich zu den letzten Ergebnissen wieder nach unten, da muss man kein großer Statistiker sein. Ich muss an dieser Stelle ganz ehrlich sein: Mich enttäuschten die Ergebnisse nicht. Mich überraschte auch das eine, vom DJB offenbar immerhin als zufriedenstellend angesehene Einzelergebnis ebenso wenig. Was machen denn diese Ergebnisse des deutschen Teams bei einer solchen Veranstaltung mit mir, als judospezifischen Halbenthusiasten welcher auch einige der Athletinnen und Athleten persönlich kennt?

Jar nischt. Nüchtern, ernüchtert, aber nicht aufgrund der Ergebnisse. Und das ist eigentlich schade und hat seine Gründe, die nicht nur allein in mir selbst liegen...man, was würden mich valide, selbstverständlich anonymisierte Evaluationsergebnisse der Bediensteten inkl. Sportlerinnen und Sportlern sowie systematische und strukturelle Vergleiche mit anderen Ländern interessieren...dann noch in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen und den Stellenwert des Sports darin...

Abschließend:

https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... winn-3597/
Europaspiele in Minsk: Pauline Starke überrascht mit Bronze-Gewinn
https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... -tag-3598/
Europaspiele in Minsk: Nur fünfte Plätze am zweiten Tag
https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... hten-3600/
Europaspiele in Minsk: DJB-Judokas enttäuschten
Wer oder was überrascht oder enttäuscht hier eigentlich wen und weshalb?
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HBt.
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Europa Spiele

Beitrag von HBt. »

Jetzt macht dieser nur_wazaari wieder alles schlecht...kommt Leute, wenn alles tutti ist, wird's doch langweilig, oder?
Mir gefällt Dein Stil, wie Du den Finger in die Wunde legst, recht gut. Immer wieder diese 'nur_wazaari' :forbidden.
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nur_wazaari
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Re: European Games - die 5. werden die 1. sein(?)

Beitrag von nur_wazaari »

Nun ja, eigentlich nicht besonders gerne aber notwendigerweise...ich fühle mich in dieser Sache aber aufgrund des ebenfalls "enttäuschenden" Abschneidens (bzw. Abgeschnittenseins) im Teamwettberwerb leider bestätigt. In meiner Situation und Position bleibt mir nichts weiter, als mich ab und zu mal über Hintergründe der Missstände zu informieren und meine Einlassungen dazu zu teilen. Oftmals finde ich aber auch nur unzureichende Informationen.

Auf Vereinsebene habe ich mich mit dem Salzstreuer bei bestimmten Leuten auch schon unbeliebt gemacht. Es hat aber gewirkt, soweit kann ich das dann verschmerzen, solange ich argumentativ keinem völligen Irrtum aufsitze.

Dürfte einigen anderen hier auch so gehen...

Klar, es gibt Wichtigeres. Die Sportlerinnen und Sportler aber sind nunmal die Leistungs(Leid-)tragenden; deren Lebensinhalt ist aktuell der Sport. Der einiger Funktionäre(!) und Trainerinnen und Trainer auch. Mit Ihnen allen wird Geld verdient, nicht nur oder halt auch gerade nicht im Judo. Sie sollen, müssen, dürfen aber gnädigst leisten. Deshalb passt es ja z.B. auch so gut, die meisten Kader vornehmlich in Sportfördegruppen des Bundes zu verfrachten, da berufsmäßig dort eine gewisse Schonhaltung zu kritischen Themen ja auch zum Berufsethos gehört...man erkenne die Zusammenhänge...oder tue dies eben als Unterstellung ab. Sei es mir drum.

Im übrigen hat der DJB seine Wortwahl still und leise auf die Sachebene hin revidiert: https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... doka-3600/
Europaspiele in Minsk: Keine Medaillen für DJB-Judoka
Unter derzeitigen Bedingungen ist Leistungssport in Deutschland eine Dienstleistung (für wen eigentlich?) zu unvertretbaren Konditionen.
Kein Vorwurf an insbesondere die oftmals jungen und manchmal leider recht unmündig (gemacht) wirkenden Athletinnen und Athleten.

Ja, natürlich besteht im Grundsatz Freiwilligkeit aller Beteiligten. Aber wie diese von wem genutzt wird und wem sie wirklich auch nachhaltig nutzt, sollte für niemanden mehr unsichtbar sein. Wer also muss nun und aus welchem Interesse heraus unzufrieden mit den Ergebnissen sein?
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Re: European Games - die 5. werden die 1. sein(?)

Beitrag von tutor! »

nur_wazaari hat geschrieben:
25.06.2019, 15:35
solange ich argumentativ keinem völligen Irrtum aufsitze.
Oder einfach nur dummes Zeug hinschreibst.....sorry, aber man muss sich auch mal ein wenig mit der internationalen Szene und der nationalen Sportförderung auskennen, wenn man die Ergebnisse der deutschen Judoka kommentieren und einordnen möchte.

Es gibt wohl keine andere Sportart, in der so viele Nationen Weltspitzenathteten stellen, wie Judo. Dazu gehöhren neben den klassischen europäischen Sportnationen mittlerweile auch fast alle ehemaligen Sowjet-Republiken und die bei den European Games naturgemäß nicht vertretenen asiatischen Länder (auch Zentralasien) und Nord-/Südamerika. Deutschland steht am Ende 2018 auf Rang 6 der Medaillenanzahl bei IJF-Events und in 2019 auch in etwa dort. Mal läuft es besser, mal weniger gut. Das lässt sich beim Judo noch weniger steuern, als bei anderen Sportarten, weil das Ergebnis sehr stark von der Gegnerkonstellation abhängig ist und Kämpfe häufig in nur einem einzigen Moment entschieden werden.

In der internationalen Spitze kann nur mithalten, wer 100% Profi ist. In einigen kleinen Ländern - nehmen wir Kosovo - ist Judo DIE Sportart schlechthin. In anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Mit anderen Worten: in vielen kleinen Ländern sind die Ausgangsbedingungen für die Spitzenleute deutlich einfacher als in Deutschland.

Es gibt in Deutschland kaum eine Möglichkeit, professionell Judo (als Wettkämpfer) zu betreiben, wenn man nicht beim Staat angestellt und für den Sport freigestellt ist. Also: Bundeswehr, Bundespolizei... Das hat nichts mit Ideologie oder gar mit Mündigkeit zu tun. Es ist praktisch der einzige Weg in eine professionelle Karriere.

Der DJB ist mit seiner Leistungssportförderung vom Staat abhängig, wie viele andere Verbände auch. Auch wenn es in Deutschland doppelt so viele Judoka gäbe, wäre das immer noch so. Aber im Unterschied zu anderen Sportarten, ist Judo in einer viel brutaleren Konkurrenzsituation. Dem deutschen Staat zählen Ergebnisse, bzw. Prognosen auf Ergebnisse. Kein Verband darf sich öffentlich klein oder gar schwach reden.

Es ist kein Zufall, dass Deutschland besonders in solchen Sportarten international erfolgreich ist, die einen hohen technischen Aufwand an Ausrüstung oder äußeren Rahmenbedingungen bedeuten. Paradebeispiel sind Rodeln und Bob. Bahnen für Training und Wettkämpfe, sind teuer, auch im Betrieb, und stehen nur in wenigen Ländern zur Verfügung. Und die Dauersieger kommen dann erstaunlicherweise aus diesen Ländern. Mit dem Skispringen ist es doch ganz genauso. In wievielen Ländern stehen denn Sprungschanzen.... oder Bahnradfahren, Dressurreiten, ...
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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nur_wazaari
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Generalprobe und Probe der Generäle - Judo-WM

Beitrag von nur_wazaari »

Ok, meine Auslassungen zum wirtschaftlichen Unterhaltungssystem des Leistungssportes in D. mögen etwas verstiegen rübergekommen sein. Im Kern jedoch geht es mir v.a. um zwei Aspekte, die Athletinnen und Athleten betreffend: Zum einen die Nachhaltigkeit des Fördersystems die Zukunft der Geförderten betreffend und zum anderen die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Bereich. Wie nun schon erwähnt wurde und eben auch durchaus offensichtlich ist, wird es hierbei immer schwieriger, sich dem internationalen Niveau anzupassen. Einmal ganz abgesehen von weiteren (sport)politischen, ethischen Belangen...jetzt aber genug "blubb".

Es wird WM! Hierfür seien die Sportlerinnen und Sportler am Ende hoffentlich mit wirklich dringend notwendigen Erfolgen gesegnet. Man gibt sich optimistisch, 2-3 Medaillen holen zu können. Wobei ein einigermaßen souveränes Auftreten über das gesamte Team hinweg von den Verbandsoberen sicherlich auch schon goutiert werden würde...wer weiß schon ganz Genaues, aber der Zugzwang wurde durchaus auch öffentlich kommuniziert.

Eine kleine Auswahl an Artikeln zur WM, aufgrund der geringen Halbwertszeit m.A. nur als Links eingestellt:

https://www.waz.de/sport/judo-weltmeist ... 52283.html

https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... 2019-3686/

Auszug:
Ausführlich wurde der Stand der Entwicklung der Nationalmannschaften Männer und Frauen mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 diskutiert. Darin eingeschlossen war die Auswertung des Abschneidens zu den diesjährigen Europameisterschaften in Minsk. Aktuell fließen die Erkenntnisse aus dem Abschneiden aus Minsk in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung (UWV) für die anstehende Weltmeisterschaft in Tokyo 2019 ein, um dort ein erfolgreiches Abschneiden zu gewährleisten.
https://www.ran.de/judo/news/deutsche-j ... obe-132306

https://www.donaukurier.de/sport/Traini ... 95,4292980

https://www.sport.de/news/ne3750373/jud ... reiche-wm/

Im Übrigen m.E. sind kaum inhaltlich wertvolle Presseerwähnungen zu finden. Die Frauen fehlen meiner Recherche nach v.a. in Portraits der Presse außerhalb des Verbandes fast völlig in den Vorab-Mitteilungen. Ich lasse das mal so stehen zunächst...

In Erinnerung an Florian Wanners WM-Sieg 2003 in Japan möge es bei dieser recht speziellen WM 2019 ebenda mit dem einen oder anderen ähnlichen Erfolg klappen. Eine Prognose erspare ich an dieser Stelle, solange man den Satz auf dem Boden der Kaffeetasse noch nicht erkennen kann.

Glück auf im besten Sinne!
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Keine exklusiven Probleme

Beitrag von nur_wazaari »

https://www.sportbuzzer.de/artikel/simo ... tqAOf6qcc4

Die Leipziger Judo-Krise ärgert Simon Yacoub massiv. Kann er die Szene wachrütteln?
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Leipzig. Seit Monaten grübelt er, warum die Weltspitze immer weiter enteilt, das Leistungsniveau im Judoclub Leipzig, im Landesverband Sachsen sowie in Deutschland rückläufig ist, der unbedingte Wille der Athleten auf der Strecke geblieben ist. „Vieles funktioniert bei uns nicht, die Strukturen sind veraltet“, lauten zwei Antworten, die sich Simon Yacoub selbst auf seine Fragen gegeben hat. Vor drei Jahren kämpfte der Leipziger für Palästina auf der Olympia-Tatami, danach stand er drei Jahre lang als JCL-Bundesligatrainer am Mattenrand. Diese Funktion gibt der 30-Jährige nun ab. Doch ganz von seiner Sportart zurückziehen will er sich nicht. Vor allem hofft er, dass es endlich aufwärts geht im Judo.

Seine Kritik betrifft die Spitze des Deutschen Judo-Bundes ebenso wie den Bundesliga-Ausschuss. „Hier gibt es viele krasse Baustellen, wird Potenzial verschenkt, werden Protokolle verheimlicht. Das bremst die Sportler aus, ihr Leistungsvermögen zu zeigen. Die Talente können viel besser sein, wenn sie optimal gefördert werden.“

Nach Meinung von Yacoub müsste die Bundesliga von 8 auf bis rund 20 Kampftage ausgeweitet werden, damit sich junge Athleten mehr präsentieren, mit gestandenen Männern messen und Erfahrung sammeln können. „Die Talente würden Niederlagen einstecken. Aber das würde helfen, dass sie sich besser einschätzen lernen als es bei U21-Turnieren möglich ist. Zudem könnte die Sportart fürs Publikum und für die Sponsoren wirksamer präsentiert werden. Bei drei, vier Heimkämpfen pro Jahr hält Judo in Leipzig in der Vermarktung mit Fußball und Handball niemals Schritt.“

Statt einst 1000 Zuschauer kommen zum JCL noch um die 300, die Aufmachung in der Brüderstraße sei nicht mehr so gut wie in der Grube-Halle, „wo wir einen Hexenkessel hatten, aber laut Beschluss der Uni nicht mehr reinkommen“. Beim Catering sei man derzeit an die Stadt gebunden, die Zuschauer würden sich über schlechte und überteuerte Frikadellen ärgern. Ein Konflikt zwischen jungen und älteren Athleten sei sichtbar. „Beim Sommerfest mit DJ sind unsere Jungs um 22 Uhr verschwunden.“
"Wischiwaschi bringt keine Medaillen"

Mit Sorge blickt Yacoub auf die Landesebene: „Wir haben unseren Bundesstützpunkt eingebüßt, weil die vom Landesverband eingesetzten Trainer nicht das Format haben, junge Leute zu formen. Die Sportler tanzen den Trainern auf der Nase herum. Gute Trainer verlassen uns nach einem Jahr, weil sie merken, es stimmt nicht. Und gute Leute bewerben sich kaum noch hier.“ Dass nun Olympiasieger Udo Quellmalz als „Messias“ installiert wurde, sei ein Hoffnungsschimmer. „Eigentlich kommt die Entscheidung zehn Jahre zu spät. ,Quelle’ allein kann nicht die breite Masse formen, er braucht gute Trainer an seiner Seite.“

Nun kommt Mike Göpfert als Coach nach Leipzig zurück. „Er ist ein Mann von altem Holz, die Kombination Quellmalz/Göpfert kann etwas aufbauen. ,Göpfi‘ soll zu den alten Werten des Leistungssports stehen. Mit dem Wischiwaschi der letzten Jahre gewinnen wir keine Medaille.
Interessante Meinung, da sie die Strukturen im Zusammenhang sieht. Klar, die Leipziger sind für eine gewisse progresssive Auffassung bekannt. Ich denke mal grundsätzlich ist das gar nicht so falsch, wenn man denn WETTKAMPFERFOLGE haben möchte und in dem SYSTEM LEISTUNGSSPORT nach oben kommen will. Die konkreten Ideen wie z.B. Bundesliga-Ausweitung mal beiseite gelassen. Der letzte Satz ist in diesem Zusammenhang wie auch einige andere Aussagen im Artikel besonders kernig, wobei ich mich hier frage, welche die Werte des Leistungssports sind. Unterscheiden diese sich von den Werten des Judosports grundlegend? Ist die Aussage auch ein Infragestellen einiger Judowerte - Alles "Wischiwaschi"? Oder gibt es da lediglich Modifikationen? Könnte m.M.n. was dran sein, wenn auch ich die Werte auf andere Weise "wischiwaschi" finde, als es im Artikel (wahrscheinlich) gemeint ist.

Fakt ist: Trotz der leicht aufsteigenden Form, messbar anhand von WK-Ergebnissen, die vielleicht auf die zwar angekündigten aber ungenannt gebliebene Maßnahmen (Stichwort: vorenthaltene Protokolle, siehe Artikel) zurückzuführen ist: die Leipziger Krise ist auch eine "Krise" des Judoleistungssports in D., zumindest wenn man sich die Medaillenwünsche des DOSB und den Hoffnungen vglw. zu der internationalen Anforderungs- und Leistungsentwicklung anschaut. Gerade zur Beziehung DOSB und Athleten/Athletinnen gab es ja in den letzten Tagen ein bisschen was an Presse, muss ich mir aber erstmal anschauen.
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Nachtrag: Auswahl der aktuellen Unmöglichkeiten

Beitrag von nur_wazaari »

Rückzug des DOSB aus der Finanzierung der NADA:

https://www.morgenpost.de/berlin/articl ... entur.html

In der Situation des deutschen Sports dann aber eine, zumindest noch kleine, Spur Größenwahn:

https://www.morgenpost.de/berlin/articl ... reden.html

Der Armin sagt's nicht direkt, aber skeptiziert diesbezüglich durchaus:

https://www.sueddeutsche.de/politik/spo ... -99-390641

Aber die Zugpferdchen sollen zumindest 2020 nicht allzu sehr leiden:

https://www.faz.net/aktuell/sport/sport ... 47838.html

Ich denke und hoffe mal, dass zwischen all diesen Ansagen keine größeren Zusammenhänge bestehen. Und zudem kümmert all das im Trainingsbetrieb nicht, die Ziele setzen sich die Sportverbände sowie Sportlerinnen und Sportler ja auch durchaus selbst. Ich glaube auch nicht, dass nun plötzlich ausschließlich noch beim Saunieren geschwitzt werden wird. Nur: Wer niedrige Erwartungen hat, kann nicht enttäuscht werden, oder so ... :dancing
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Dream of Gold means not golden Dream

Beitrag von nur_wazaari »

https://judoinside.com/news/3768/Jobles ... c_champion
2016 Olympic Champion Emilie Andéol represented France for years and she won the most beautiful medals with obviously the 2016 Olympics as ultimate medal. But in this difficult period she admits: “Sometimes, I regret being an Olympic champion, the fall would have been less hard.”

Tears run down her face and Emilie Andeol wipes them off apologetically. "I'm sorry ... It's hot to say that, but I'm in trouble. In Tignes, in the middle of the sportsmen gathered under the Stars of the sport, the judokate who took the gold at the Olympics of Rio in 2016 feels like a fish in the water. And yet. "Yes, I'm Olympic champion and I'm unemployed," she says. At first, it was difficult ... "

She pauses. "It was hard to admit, to say that I charcoal for twelve years to get there. I fought, nobody believed in me, I was the right person in training that no one was watching. I won the Games, I thought: I'll enjoy it. And finally, nothing. She stops. "Sometimes, I regret being an Olympic champion, the fall would have been less hard. One idealizes too much an Olympic title. I thought so much that it would change my life ... "But no sponsor has arrived, no proposal has been made. "They said to me: You understand, there is Teddy Riner. So what ? I am a woman, I have my story ... "

Burnout

During her sporting career, the young woman, 32, has done everything to carry out the famous "double project", the one that wants high-level athletes to study. "Marketing techniques, a license management organizations, diplomas to be a teacher of judo," she says. I've always been aware that sport, it would only be ten years of my life, I ticked all the boxes. Since then, I send resumes, letters, I made a balance of competences, I refined, I took again studies ... "

Emilie evokes a burnout. "The year after the Games, I lost my bearings, my body ended up saying stop. I left to settle in Bordeaux and since then it's a hassle. The champion draws on her savings. "The Judo Federation has extended my scholarship for a year because I set up a tour, but in January, all that will stop," she warns. She smiles: "Fortunately, I have not been spending. Behind the smile, you feel a deep pain. "It makes me feel good to talk ... All of this has affected my morale, because it's hard. I took 10 kg, since I do a lot of work on myself to externalize, I started to write ... My parents are worried, I reassure them but I did not expect that. "

Tears are flowing again. "Twelve years of high level, it leaves traces, and after ... I heard about the little death after the career. I lost that adrenaline. Judo allowed me to bring out everything that I buried deep inside me ... It's not easy when you're a teenager to be not very big, round and black, the sport allowed me to gain confidence in me. I would like my career to help young people ... "She looks for what is wrong:" Maybe I should have been more present on social networks, maybe I should have stayed in Paris. People idealize the thing, but, no, I did not become the queen of oil in Rio! But I have lots of ideas, lots of cravings. She is also waiting for her phone to ring.
Ironie on: Wäre sie doch zu einer der staatlichen Einsatztruppen etc. gegangen...Ironie off.

Aber: Der größte Erfolg muss nicht das Erreichen des letzten Ziels bedeuten. Hoffentlich packt sie's und alle anderen die ähnliche Probleme haben und keine Meriten aus ihren sportlichen Erfolgen schlagen können, die Erfolge ohne größeren Schaden hinter sich zu lassen und sich in wohl wesentlich wichtigeren Lebensabschnitten danach zu behaupten.
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Fritz
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Re: European Games - die 5. werden die 1. sein(?)

Beitrag von Fritz »

nur_wazaari hat geschrieben:
04.12.2019, 05:55
Ironie on: Wäre sie doch zu einer der staatlichen Einsatztruppen etc. gegangen...Ironie off.

Aber: Der größte Erfolg muss nicht das Erreichen des letzten Ziels bedeuten. Hoffentlich packt sie's und alle anderen die ähnliche Probleme haben und keine Meriten aus ihren sportlichen Erfolgen schlagen können, die Erfolge ohne größeren Schaden hinter sich zu lassen und sich in wohl wesentlich wichtigeren Lebensabschnitten danach zu behaupten.
Ist schon bitter ...

Andererseits hat sie irgendwann mal die Entscheidung getroffen, ihrem Hobby mit entsprechender Intensität nachzugehen.
Und zynisch gesprochen: Wenn man so was macht, muss man es sich auch leisten können :-/

Letztlich sollte ihr Fall als warnendes Beispiel dienen, der Leistungssport-Industrie ist ja wohl am Ende offenbar ziemlich egal,
was mit den Leuten passiert, die durch sind. Wenn also selbst Olympiasiegerinnen, Probleme haben, sich hinterher "zu fangen",
wie sieht es dann mit der zweiten u. dritten Reihe aus?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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