"Abwanderung" im Judosport

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Christian
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"Abwanderung" im Judosport

Beitrag von Christian »

In einem Beitrag kam das Thema Abwanderung im Judosport auf. Warum verlassen soviele Jugendliche den (Judo)Verein?

In der aktuellen Ausgabe des Judo Magazins 02/04 gibt es einen Artikel mit dem Thema:
Dringend gesucht: Rezepte gegen das Kommen und Gehen

In vielen Vereinen gibt es große Kindergruppen, aber mit zunehmendem Alter der Kinder / Jugendlichen nimmt die Gruppenstärke stark ab.
Ein Patentrezept gegen dieses Problem wird es wohl nicht geben, aber man kann ja mal überlegen, warum gerade soviele Judoka in jungen Jahren den Verein verlassen.
DJB Präsident Peter Frese im Judo-Magazin hat geschrieben:In Deutschland liegt die größte Aussteigerquote bei zwölf bis 13 Jahren.
Was gibt es für Möglichkeiten, um Jugendliche stärker an den Verein zu binden?

Ein Möglichkeit wäre, wenn man Jugendlichen (die es wollen) mehr Verantwortung gibt, so dass sie eine Aufgabe haben. Zum Beispiel einen Ausflug organisieren, Internet Auftritt, Vorführung bei einem Sportfest organisieren etc.

Oder ist noch die Mentalität in Mode, das man alles anfängt, aber nichts richtig durchzieht. Wenn es nicht ganz so interessant ist, dann hört man einfach auf und sucht sich was Neues. Das kann doch auch nicht das wahre sein :|

Am Judosport an sich kann es (zum Glück) nicht liegen, denn das Probleme haben auch die anderen Sportarten. Bin mal auf Eure Meinung gespannt :D
schöne Grüße
Christian
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

Patentrezepte hab ich auch nicht, nur ein paar
grundsätzliche Überlegungen...

Den Artikel im Judo-Magazin hab ich auch gelesen, fand der
geht prinzipiell in die richtige Richtung...

Ich denke, daß man es nur schafft, Kinder/Jugendliche
über die Pupertätsphase hinweg im Judo-Verein zu halten, wenn sie
hier etwas erfahren, was ihnen anderswo fehlt...

Was kann das sein:
- Kameradschaft, Freundschaften im weitesten Sinne, Loyalität,
Zusammengehörigkeitsgefühl...
- das Gefühl zu haben, durchs Training Dinge zu erfahren/ zu tun,
die in anderen Sportarten/Vergnügungen nicht so zu erleben sind...

Weiterhin hat wohl jeder selbst schon die Erfahrung gemacht,
daß man Dinge, welche man sich hart erarbeiten mußte, eher weniger
losläßt, als sagen wir mal 'Geschenke'...

Aufs Judo bezogen, heißt das eben:
- Gürtelprüfungen sind als Herausforderung anzusehen und
nicht als Selbstverständlichkeit... entsprechend genau und umfangreich
sollte auch geprüft werden.
- Wettkampfteilnahme sollte auch nicht zur 'Fast-Pflicht' werden, sondern
als Belohnung für Trainingsfleiß eingesetzt werden,
- Das Training selbst sollte von der körperlichen
Belastung her sehr hoch sein... Dann gehen viele vielleicht gleich,
aber bei denen die bleiben ist die Chance höher das sie lange bleiben...

Warum nicht auch eine Einstiegshürde schaffen? Und wenn sie ganz
simpel ist: Anfänger kommt an, macht meinethalben Probetraining
mit, wird nem "LeistungsTest" unterzogen und
zum Training zugelassen, wenn er bestimmte Mindestnormen erfüllt...
Tut er dies nicht, wird er wieder weggeschickt,
mit der Aufforderung zu üben und seine Leistung individuell um soundsoviel Prozent/Stück/Sekunden zu verbessern
(Mindestnorm hin oder her) ... ist nur so ne Idee - hab ich noch nicht
ausprobiert... :twisted:

Vielleicht sollten auch nicht zu junge Kinder mit Judo anfangen können,
laßt sie doch den "Vorschulturngruppen" o.ä. ;-)
Denn geht man davon aus, daß fast jedes Kind
so oder so mindestens einmal die Sportart wechselt, dann ist es doch eigentlich total bescheuert, nun unbedingt die ganz kleinen ziehen zu wollen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Gagamel
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Beitrag von Gagamel »

also ich kann da auch ma was sagen. Bei uns im verein(ca. 200 leuete vivle kinder) werden die Judoka wenn sie den halbwegs dafür geeignet sind, als hilfstrainer eingesetzt. mit oder ohne bezahlung, wenn dann wien geringe.Jedenfalls ist das eine möglichkeit, angehende trainer haranzufürhren und ihnen mal das gefühl geb, gebraucht zu werden. Bei uns klappt das .Sind dadurch wein ziemlich guter vereingeworden.
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Tori
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Beitrag von Tori »

Das Problem gibt es auch bei uns. Jedoch kenne ich es nicht nur jetzt, sondern das gibt es schon über 20 Jahre.
Viele hören im Alter von 12 bis 15 auf. Das hat viele Ursachen:
- Freunde, Freundin
- Prüfungen und Schule
- Arbeitsbeginn
- Umzug der Eltern
- Andere Intressen (andere Möglichkeiten)

Auch hören viele junge Blau- und Braungurtträger auf weil sie sich in der nächsten Zeit (1. Dan mit 18 Jahre) nicht ausgelastet fühlen.

Wenige kommen im Erwachsenenalter wieder ins Judo.
Sehr oft habe ich jedoch beobachtet, das sie ihre Kinder ins Judo schicken.
MM
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Patrick
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Beitrag von Patrick »

@ Tori:

Das kann ich bestätigen.

Es gibt einfach ein paar typische Zeitpunkte, zu denen man mit Judo aufhört bzw. eine Pause einlegt:
- nach dem ersten Training (die, die da aufhören, hätten wohl auch nie den nötigen Ehrgeiz...)
- nach der ersten Prüfung ("Meine Eltern sagen, die Prüfung muss ich noch machen" :? )
- mit dem 1. Kyu (bis zur Dan-Prüfung noch zu lange hin oder die Dan-Prüfung als (scheinbar) unüberwindbares Hindernis)
- mit 14 bis 16 Jahren (Berufsausbildung, andere Interessen, veränderte körperliche Verhältnisse (andere Hebellängen durch Längenwachstum des Bewegungsapparates, und schon klappen die Techniken nicht mehr so, wie sie früher geklappt haben).

Die Aufgabe des Vereines und seiner Mitarbeiter/ -innen muss daher einfach sein, die Judoka so gut es geht, im Trainingsbetrieb zu unterstützen, zu fordern und zu fördern.

Alle wird man garantiert niemals halten können, aber bei denen, die man halten kann, wird es sich später auszahlen!
Judo - just for fun!
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Tori
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Beitrag von Tori »

Was mir auch noch aufgefallen ist. Viele Judokas verlassen den Verein, wenn ihr Lieblingstrainingspartner aus irgend einem Grund aufhört.
Leider ist es oft so, das Kinder ständig nur mit dem gleichen trainieren. Als Trainer versuche ich die Gruppe oftmals zu vermischen, doch man findet dann meist nach kurzer Zeit die einzelnen Paare wieder zusammen.
Vor Gürtelprüfungen finde ich sollte man einen festen Patner haben um spezielle Abläufe mit ihm einzutrainieren. Ansonsten sollte man so oft wie möglich mit anderen üben, um die Techniken auch mal an Größeren oder Kleineren, an Leichteren und Schwereren trainieren.

Ich versuche die Kinder durch Spaß am Sport im Judo zu halten, deshalb mache ich viele Spiele. Andererseits kommt dabei das Judo fast etwas zu kurz. Für Jugentliche wäre das sicherlich nicht fördernd genug.
MM
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Berni
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Beitrag von Berni »

Bei uns im Verein tritt das selbe Phänomen auf, :angry9
alle älteren Jugendlichen in unserem Verein haben seit ihrem Eintritt schon mehrmals die Gruppe wechseln müssen,
weil die ursprüngliche Gruppe aufgelößt wurde, da zuwenige da waren um ein Training zu machen.
Die jenigen, die noch da sind müssen sich dann erst wieder an eine neue Gruppe gewöhnen und dadurch gehen wieder ein paar.
Das einzig positive ist, das dadurch Platz für neue Anfängergruppen ist.
Aber es ist natürlich für den Trainer auch nicht sehr motivierend,
wenn sich nach 3 Jahren seine Gruppe "wieder mal" auflößt.
Aber zum Glück gibt es auch manchmal Gruppen mit einem festen Kern, der sehr lange dabei bleibt. :)
Gruß Bernd
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bushi7
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Beitrag von bushi7 »

Tori hat geschrieben: Auch hören viele junge Blau- und Braungurtträger auf weil sie sich in der nächsten Zeit (1. Dan mit 18 Jahre) nicht ausgelastet fühlen.
Den 1. DAN kann man aber schon mit 16 Jahren ablegen.
Sportgruss Joachim (bushi7)
http://www.scsig.de
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Tori
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Beitrag von Tori »

Das Mindestalter für den 1. Dan ist 18 Jahre, verkürzbar mit Kampfpunkten auf 16 Jahre.

Es gibt jedoch sehr wenig Danträger unter 18 Jahren.
MM
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El Cattivo
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Beitrag von El Cattivo »

ich hab auch erlebt das wenn welche zum judo kommen und dann erst falschule lernen und o-goshi, das ist für die meisten ziemlich langweillig
und hörhen wieder auf ohne das "wahre" Judo mitzubekommen.
oder z.B. gibt es auch Judo als wahl fach an manschen Schulen
und wenn ich da von manschen höre was die nach einem Jahr Schul-Judo übers Judo denken ist das sehr erschreckend.


Aber zum thema Gruppen wechsel
es kann auch von Vorteil sein wenn sich eine Gruppe auflöst, den man bekommt wieder neue Gegner.Ich hab auch Jahre lang immer im Tranning mit dem selben gekämpft und man kennt sich dann einfach zu gut.Wir haben dann so sachen eingeführt das wir ein oder zwei mal im Monat bei andren Vereinen mittrainieren oder die bei uns.
Das hat mir sehr geholfen


MFG
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Berni
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Beitrag von Berni »

Natürlich verbessert es die Technik, wenn man verschiedene Partner wirft, aber bei den Gruppenauflösungen die ich mitgemacht habe, war ich nacher manchmal in der Gruppe mit Kindern die teilweise 7 Jahre :shock: jünger waren als ich und die technisch natürlich noch nicht sehr viel konnten. Dann gab es eine Bandbreite von 9 bis 16 Jahren und dann kannn eben nicht jeder jeden werfen, zum Glück hatte ich schon einen Wurfpartner, der dann mit mir in die neue Gruppe gegangen ist.

Da finde ich es besser wenn man eine feste Gruppe hat und wie El Cattivo manchmal in einem anderen Verein mittrainiert. Bei mir in der Gegend gibt es eine Judo AG, dort treffen sich einmal im Monat die Judokas der U15 bis U20 von verschiedenen Vereinen und trainieren gemeinsam.

http://de.groups.yahoo.com/group/JudoAG/
Gruß Bernd
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