"Adam Kraska - Die Geschichte des Jiu Jitsu"

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Yannick.Schultze
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"Adam Kraska - Die Geschichte des Jiu Jitsu"

Beitrag von Yannick.Schultze »

Vor kurzem ist folgendes Buch „Adam Kraska – Die Geschichte des Jiu Jitsu“ erschienen, leider hatte ich Anfang Februar nicht die nötige Zeit das Buch genauer durch zu lesen. Doch durch die aktuelle „Corona“-Lage habe ich ein wenig mehr Zeit gefunden, um hier an dieser Stelle ein zwei Sachen über das Buch zu schreiben.

Gratulieren möchte ich dem Autor zum Erscheinen des Buches… ich weiß wie viel Arbeit in so einem Buch stecken kann und ich weiß auch, wie schwer und teuer eine aufwändige Recherche ist, um so ein Buch fertig zu stellen. Man kann es nicht alleine vom Schreibtisch aus schaffen, in denen man in diversen Foren oder der gleichen nach Quellen sucht. Mich persönlich hat es in diverse Länder und unterschiedliche Bibliotheken verschlagen, um Antworten auf meine Fragen zu finden und ich suche zum Teil immer noch.

Der Autor hingegeben scheint viele seiner Antworten in unserem Forum gefunden zu haben… ohne jedoch eine Quelle auf dieses anzugeben. Er hatte erstaunlicher Weise sogar die Fehler übernommen.

Einen großen Schnitzer hat er sich jedoch bei einer japanischen Quelle erlaubt. Insgesamt nennt der Autor drei unterschiedliche japanische Quellen in seinem Buch. Zwei davon sind auch hier im Forum zu finden.

1. viewtopic.php?p=53875#p53875
2. viewtopic.php?p=62321#p62321

Der Autor des Buches gibt jedoch in keiner Stelle an, die besagten Quellen hier im Forum gefunden zu haben. Doch leider ist dem Autor ein grober Schnitzer unterlaufen. Kanô Jigorô hat nach seiner Weltreise 1928 einen Reisebericht geschrieben, der im jap. Magazin „Sakkô“ abgedruckt wurde. Er beschreibt darin, dass er unterschiedliche Länder besucht hat – wie z.B. auch Berlin in Deutschland.

Der Berlin Aufenthalt gliedert sich dabei in zwei Abschnitte:
1. Der erste Abschnitt dreht sich um das Buch „Das Kano Jiu-Jitsu“ von Hancock und Higashi (in deutscher Übersetzung in Bittmanns „Bälz-Buch“ zu finden.)
2. Der zweite Teil dreht sich um den Berliner Club, der den Lehrgang in der Polizeischule veranstaltete und um dessen Zukunftspläne.

Erstaunlicher Weise hat der Autor den zweiten Abschnitt komplett übersehen, obwohl er auf Seite 185 in seinem Buch angibt die Original Quelle zu Rate gezogen zu haben. Zwischen dem letzten Satz und dem neuen Abschnitt über Ungarn & Rumänien befinden sich viele weitere Schriftzeichen, die eigentlich nicht zu übersehen gewesen wären, hätte man die tatsächliche Original-Quelle zur Hand gehabt.
おそらくはこの本は講道館の柔道を本当に学ばないものの書いたものであろう。
[…]
ハンガリーおよびルーマニア
Dieser Schnitzer führte dazu, dass der Autor eine Lawine von Mythen erfunden hat, obwohl er genau diese versucht hatte auszumerzen.

Ich schließe mit einem Filmzitat ab „They’re digging in the wrong place“.



Der verwirrte Adept
https://youtu.be/4xgx4k83zzc
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Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean. (Sir Isaac Newton)
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Re: "Adam Kraska - Die Geschichte des Jiu Jitsu"

Beitrag von Cichorei Kano »

Einer der Hauptgründe, warum ich viel weniger an Online-Foren teilnehme, ist, dass es allzu oft Leute gibt, die sich einige unserer akribisch recherchierten Antworten zu eigen machen und sie dann in einem anderen Forum, Blog oder Papier unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen, während sie absichtlich den Namen des ursprünglichen Autors zurückhalten. Sie tun dies offensichtlich, um eine Art Online-Expertise aufzubauen, die sie in Wirklichkeit nicht besitzen. Manchmal sind diese Leute Neulinge im Judo, aber manchmal sind sie auch Schwarzgurtträger. Vielleicht sollte die Erstausbildung im Judo nicht nur Ukemi umfassen, sondern auch die Menschen lehren, dass es nichts Falsches daran ist, einfach zuzugeben, dass man die Antwort nicht kennt. Auf eine seltsame Art und Weise, ähnlich der Besessenheit vom Dan-Rang unabhängig von den wahren Fähigkeiten, scheinen einige Personen davon besessen zu sein, eine Art Online-Kompetenzprofil zu erstellen, das sie in Wirklichkeit nicht besitzen. Dies ist einer der Gründe dafür, dass Online-Judoforen in den letzten 5 bis 8 Jahren viel von ihrer Anziehungskraft verloren haben.

Kürzlich hat mich jemand auf einen Herrn aufmerksam gemacht, der jetzt Seminare unterrichtet und schlecht geschriebene Bücher für Geld über EBay und Amazon verkauft, die auf Materialien basieren, die ich selbst recherchiert und veröffentlicht habe und für die ich selbst bezahlt habe, so dass jeder von Ihnen sie kostenlos lesen kann. Durch das Herunterladen einiger gescannter Kopien alter Bücher aus der Japanese Diet Library und das anschließende Kopieren des Textes aus den pdf's in Google Translate versucht er die Meinung zu etablieren, dass er Japanisch beherrscht und all die seltenen Bücher "übersetzt" hat, die er angeblich in seiner Bibliothek besitzt. Andere Geschichten besagen, dass er angeblich ein enger Freund von mir ist und zusammen mit mir gô-no-kata im Dôjô von Ochiai Toshiyasu in Tôkyô studiert, während die Realität so aussieht, dass ich den Mann nach meinem besten Wissen noch nie in meinem Leben getroffen und schon gar nicht mit ihm gesprochen habe. Die Bücher sind schlecht geschrieben, schlecht übersetzt, enthalten keine originelle kritische Forschung oder Analyse, die über rein beschreibende und oft falsche Kommentare hinausgeht. Nichtsdestotrotz verkaufen sie sich, und zwar viel früher als meine eigenen, da er sich nicht um die Qualitätssicherung kümmern konnte und von Geld und einem offensichtlichen Wunsch nach Anerkennung getrieben wird, die er nicht verdient.

Die Kampfkünste holen oft das Schlimmste aus dem Charakter eines Menschen heraus, und wenn nicht, dann scheint sich in den Menschen oft genau das Gegenteil von dem zu etablieren, was Kanô-shihan verfolgte. Meine Empfehlung ist, dass Forscher sich zurückhalten, Originalergebnisse ihrer Forschung in Online-Judoforen zu veröffentlichen, bevor sie in nachvollziehbaren, urheberrechtlich geschützten Quellen veröffentlicht werden. Wenn Sie das nicht tun, seien Sie sich bewusst, dass Menschen ohne Skrupel Ihre Arbeit stehlen und ein lukratives Geschäft daraus machen werden.
Yannick.Schultze
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Re: "Adam Kraska - Die Geschichte des Jiu Jitsu"

Beitrag von Yannick.Schultze »

Hallo C.K.,

danke für deine aufschlussreichen Worte.

LG
Yannick

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Der Autor des Buches hat vor kurzem ein Online-Video bei einem deutschen Kampfsport-Handel hochgeladen, bei dem er sein Buch beschreibt:
„Nach viel Jahren der Recherche und mehreren Aufenthalten in Japan, trenne ich zwischen altbekannten Mythen und historischen Begebenheiten.“
Eine provozierende Aussage

Der Autor beschreibt in den ersten Kapiteln die Geschichte des jap. Jûjutsu, wobei seine Recherche hier vor allem auf der Arbeit von Serge Mol „Classical Fightings Arts of Japan – A Complete Guide to Koryû Jûjutsu“ beruht. Was an sich erstmals nicht verwerflich ist, immerhin findet sich Mol im Quellenverzeichnis wieder. Gefolgt von England als Startpunkt der japanischen Expansion in Europa und anschließend geht es weiter mit der englischen Frauenbewegung. Was wiederum OK ist.

Ab Seite 91 beschäftigt sich der Autor allerdings mit unserer deutschen Geschichte. Er versucht zu beschreiben, wie das Jiu-Jitsu/Jûjutsu hier in Deutschland Fuß fassen konnte. Doch leider reichen die hier im Forum veröffentlichen Beiträge von 2017/2018 nicht aus, um auch nur annähernd zu verstehen, wie sich die Sache in Deutschland entwickelt hat. Auch fehlt dem Autor hier Kenntnis einiger Personen, die neben Rahn, Higashi und auch Ôno bei der Verbreitung beigetragen haben. Der Autor erwähnt auf Seite 105 das Auftauchen von Sasaki Kichisaburô und beschreibt diesen Dank eines Vortrages (Aufsatzes), den der Enkel von Sasaki, Nagamiya Shôji, in Ungarn gehalten hat. Erwähnung findet hier auch das geplante Buch von Sasaki in deutscher Sprache, welches er einen Sohn von Kaiser Wilhelm II. gewidmet hat. Der Autor ist sich aber unsicher, um welchen der sechs Söhne von Kaiser Wilhelm II. es sich hier handeln könnte – obwohl die Antwort zu der Frage bei Japanisch Kenntnissen gleich zweimal im Aufsatz von Nagamiya zu finden ist. 皇太子殿下 – kôtaishi denka – Seine Hoheit der Kronprinz.

Noch spannender treibt es der Autor jedoch auf Seite 122-123, in dem er auf die bereits von tutor! beschriebene Widmung von Glasenapp an Kanô eingeht. Anstatt dem Datum 28. September 1929, wie es richtig sein müsste, datiert der Autor das Datum einfach auf den 29. September 1928 zurück… da Kanô ja schließlich 1928 in Berlin war und nicht 1929… und der olle Glasenapp hat sich hier bestimmt verschrieben, wie sollte es sonst anders sein !!!… wobei 1929 das richtige Datum ist.

Zusätzlich sind die vom Autor beschriebenen Daten, wie lange Japaner „XYZ“ in Deutschland war, alle falsch. Ôno Akitarô z.B. fuhr erst im Januar 1912 von London nach Havanna (Kuba) und nicht wie vom Autor angegeben 1908. Auch dessen tatsächlicher Berlin-Aufenthalt stimmt nicht mit dem Daten im Buch überein.

Aber vielleicht kann der Autor des Buches selbst ein wenig Licht ins Dunkel bringen, er hat sich ja schließlich am 29. Februar um 15:29 Uhr hier im Forum registriert und könnte evtl. zur Diskussion um sein Buch beitragen. Außerdem könnte er uns interessierten Lesern erklären, wie seine Forschungsaufenthalte in Japan aussahen und was er dort alles in den vielen Jahren recherchiert hat.

Der verwirrte Adept
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