Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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kastow
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von kastow »

eho, Thema: Dan-Prüfungen im Alter hat geschrieben: gerade den 1. Dan muss man sich erarbeiten!

Was ich aber meine ist die "zielgruppenorientierte" Vorbereitung wie sie der NJV veröffentlicht hat.
Darauf gehe ich lieber in diesem Thema ein. Wie könnte eine altersgerechte Danvorbereitung aussehen? Ich stelle mal ein paar m.E. wichtige Punkte in den Raum:
- primär aerobe Trainingsbelastung (im Randori kann der Puls bei Gesunden natürlich auch höher steigen)
- funktionelle und damit gesunde Technik-Ausführung: Für Jûdô-Techniken werden die Prinzipien z.B. der Funktionsgymnastik berücksichtigt
- Randori primär zur Technikanwendung und als Kraftausdauertraining, nicht mit der Intensität einer Wettkampfvorbereitung (siehe auch das Randori-Thema)
- Uke legt fest, wie oft Nage-komi durch Uchi-komi ersetzt wird. Dennoch gibt die Übungsleitung eine sinnvolle Mindestabwurfzahl vor (Soll-Ist-Abgleich, wir sind in der Danvorbereitung!).
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
HBt

Hervorragend

Beitrag von HBt »

Hi Carsten,
ich glaube Du vermengst (unzulänglicher Weise) mit Deinem Ansatz 'Oldietraining mit ernsthafter Prüfungsvorbereitung'.

Grundsätzlich ist die Idee prima, ...
doch einen (neuen) Dangrad erzielt man so (derart) nicht. Du beleuchtest hier zwei Teile - die eine allgemeine Voraussetzung darstellen, um überhaubt Judo (Leistungskegeln oder einen x-beliebigen 'Sport'), mit der Intensität, die bei einer mehrstündigen Prüfung auftritt, adäquat durchstehen zu können. Die Demonstration/Überprüfung darf verständlicherweise nicht durch konditionelle Einbußen (Defizite) gestört sein - wer will sich schon weit unter seiner Leistungsfähigkeit verkaufen?

Die hier (obiges Posting) versteckten konditionellen Fähigkeiten (die selbstverständlich durch Judotraining verbessert und geschult werden können) zähle ich bewußt nicht auf, Hausaufgabe für alle jungen ÜL.
Im 'Oldietraining' sollte der Leitgedanke "Koordination vor Kondition" ebenso stehen wie vor dem Kindertraining, oder?

- Der erste Punkt, die 'aerobe Geschichte', nennt sich Grundlagenausdauer, über diese Basis sollte jeder verfügen. Diese trainiert man aber am sinnvollsten durch a) Laufen, b) Schwimmen, c) Radfahren, d) Inlineskaten ... Seilspringen. Das Randori benötigt man erst im Anschluß, um diese Fähigkeit auch (für unsere Disziplin) verfügbar zu machen.
- Der Zweite ist die Geschichte mit der 'Kraftausdauer über/durch Randori'; baust Du die entsprechenden Belastungen ins Randori ein, mit dem Ziel der Technikanwendung* (*Festigung des Erwerbes, Variabilität ...), schleifst Du so nebenbei 'das kraftbetonte Judo ohne Technik' wieder ein und zerstörst Deinen auf der Funktionsgymnastik basierten Technikerwerbstrainings-Ansatz wieder.

Was willst Du mit der Uchikomi-Form Nagekomi bei unser Zielgruppe, z.B. der 40 bis 70 jährigen Späteinsteigertruppe, erreichen?

Gruß
Helge
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kastow
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von kastow »

Hi Helge,

vielleicht habe ich mich zu missverständlich ausgedrückt, dass du meinen Beitrag so fehlinterpretierst. Mag daran liegen, dass du aus dem Leistungsbereich kommst und ich zu lange bei einem Trainer gelernt habe, bei dem Uke zu 80% für das Wurfgelingen zuständig ist (Originalaussage :( ). Diese Info hilft dir vielleicht, meine Aussagen in einem anderen Lichte zu sehen.
HBt, Verfasst: 21.02.2009, 12:15 hat geschrieben: Die Demonstration/Überprüfung darf verständlicherweise nicht durch konditionelle Einbußen (Defizite) gestört sein - wer will sich schon weit unter seiner Leistungsfähigkeit verkaufen?
[...]- Der erste Punkt, die 'aerobe Geschichte', nennt sich Grundlagenausdauer, über diese Basis sollte jeder verfügen. Diese trainiert man aber am sinnvollsten durch a) Laufen, b) Schwimmen, c) Radfahren, d) Inlineskaten ... Seilspringen. Das Randori benötigt man erst im Anschluß, um diese Fähigkeit auch (für unsere Disziplin) verfügbar zu machen.
Genau das sehe ich anders. Ich gehe davon aus, dass wir hier von Freizeitsportlern und nicht von Leistungssportlern reden. Werden diese wirklich zusätzlich zum Jûdô, Beruf und Familie noch zwei bis dreimal wöchentlich die von dir aufgeführten Ausdauersportarten durchführen? Ich bezweifel das und halte es auch für überflüssig. Ein ordentliches Aufwärmen vorausgesetzt, findet selbst einfaches Nage-komi schon im aeroben Bereich statt. Bei einer Trainingseinheit von 90 Minuten sind also ca. 60 - 70 Minuten im aeroben Bereich. Jûdô ist also ganz klar ein Ausdauertraining. Und bei allen Danprüfungen, die ich bisher aktiv oder passiv erlebt habe, waren zwischen den einzelnen Fächern Pausen. Der aktive, pausenlose Teil dauerte selten länger als 45 Minuten.
HBt, Verfasst: 21.02.2009, 12:15 hat geschrieben: - Der Zweite ist die Geschichte mit der 'Kraftausdauer über/durch Randori'; baust Du die entsprechenden Belastungen ins Randori ein, mit dem Ziel der Technikanwendung* (*Festigung des Erwerbes, Variabilität ...), schleifst Du so nebenbei 'das kraftbetonte Judo ohne Technik' wieder ein und zerstörst Deinen auf der Funktionsgymnastik basierten Technikerwerbstrainings-Ansatz wieder.
Hier verfälltst du m.E. einem Denkfehler. Das 'kraftbetonte Jûdô ohne Technik' entsteht nur bei einer schlechten Übungsleitung, die in solchen Fällen nicht rechtzeitig eingreift und das Randori-Training nicht entsprechend aufbaut (darum mein Verweis auf das Randori-Thema). Eine solche ÜL wird aber höchstwahrscheinlich auch schon den Technikerwerb unsauber gestalten. Wie immer ist hier die Kompetenz der ÜL gefragt.
HBt, Verfasst: 21.02.2009, 12:15 hat geschrieben: ich glaube Du vermengst (unzulänglicher Weise) mit Deinem Ansatz 'Oldietraining mit ernsthafter Prüfungsvorbereitung'.
Diese Aussage verstehe ich nicht? Sollen wir Ü30er keine Danprüfungen mehr machen?
Herzliche Grüße,

kastow

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Zeitmanagement und andere Tierchen

Beitrag von HBt »

kastow hat geschrieben:Der aktive, pausenlose Teil dauerte selten länger als 45 Minuten.
Das kann* nicht sein, dann wurde für den 1. und 2. Dan nicht vollständig geprüft, bei allen weiteren ist das natürlich möglich ;).
Sollen wir Ü30er keine Danprüfungen mehr machen?
Nö, natürlich nicht! Ich bin der Ansicht und festen Überzeugung, das eine Danvorbereitung a) individuell sehr verschieden und unterschiedlich ist, b) sehr zeitaufwendig, c) nicht der ÜL per se verantwortlich ist, sondern Eigenverantwortung u. die notwendige Initiative vorhanden sein muß, d) e) f) ...
D.h., ein 'Oldietraining' alleine kann dieses nicht leisten. In meinen Augen sollte man hier deutlich differenzieren. Die notwendige Progression für eine 'neue Stufe', auf der man sich anschließend auch bewegen muß, setzt viel Zeit u. Fleiß voraus. Die opfert heute kaum jemand, bzw. richtet sein persönliches Zeitmanagement (und Partner sowie Lehrer) und Leben darauf aus.
Im Rahmen des 'Oldietrainings' (so wie wir es gerne und auch sinnvollerweise etablieren wollen) ist eine Danvorbereitung schlicht nicht möglich, außer man ist mit 'ausreichend' zufrieden. Eine Frage des Anspruchs oder eine Frage zusätzlichem Trainingsfleißes, bzw. der Frage ob man die Begrifflichkeit(en) im Zusammenhang mit der Wortschöpfung 'Oldietraining' verwenden sollte.
Ein gestandener Oldie definiert sich doch nicht über die Anzahl der Pommes, oder?
In Abrede möchte ich die Optionen u. Ziele aber nicht stellen (und verstanden wissen).


*ist aber gängige Praxis, ich weiß
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Shinbashi
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von Shinbashi »

Ich habe schon mehrere Erwachsenentrainings besucht.
Was mich massiv stört ist, dass das Aufwärmen manchmal zu exzessiv betrieben wird und Leute schon mit Kreislaufproblemen pausieren mussten.
Nach dem Motto: "wer schafft die 1000 Liegestütze?"
Danach ist man zu kaputt, um noch Technik zu machen oder Randori. Eher ein gezieltes Aufwärmen und Dehnen und dann kann`s losgehen.
Gerade bei den Ü40 steigt das Verletzungsrisiko und da ist falsches Aufwärmen tödlich.
(ich muß gerade ein Auszeit wegen Innenbandteilabriß nehmen... )
Sonst gehe ich regelmäßig in eine Erwachsenen-Gruppe, die das so betreibt. Der Sensei zeigt oft Varianten verschiedener Techniken und es ist jedesmal interessant und lehrreich.
Nach dem Training ist man zwar "geschafft" aber nicht halbtot und freut sich auf das nächste Mal.

shinbashi
Gruß
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kastow
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von kastow »

HBt, Verfasst: 21.02.2009, 13:58 hat geschrieben: Im Rahmen des 'Oldietrainings' (so wie wir es gerne und auch sinnvollerweise etablieren wollen) ist eine Danvorbereitung schlicht nicht möglich, außer man ist mit 'ausreichend' zufrieden. Eine Frage des Anspruchs oder eine Frage zusätzlichem Trainingsfleißes, bzw. der Frage ob man die Begrifflichkeit(en) im Zusammenhang mit der Wortschöpfung 'Oldietraining' verwenden sollte.
Naja, Jupp hat im Eröffnungsbeitrag das Oldietraining als Grupe von Jugendlichen und Erwachsenen, die nicht an Wettkämpfen teilnehmen, definiert. Lese ich deine Aussage in diesem Zusammenhang, hieße das, nur Wettkämpfende wären in der Lage, Danprüfungen zu absolvieren. Das widerspräche aber dem, was du sonst vertrittst. :dontknow Vielleicht kannst du ja deine Definition einer Oldiegruppe geben, damit mir deine Aussagen verständlicher werden.

HBt, Verfasst: 21.02.2009, 13:58 hat geschrieben: D.h., ein 'Oldietraining' alleine kann dieses nicht leisten. In meinen Augen sollte man hier deutlich differenzieren. Die notwendige Progression für eine 'neue Stufe', auf der man sich anschließend auch bewegen muß, setzt viel Zeit u. Fleiß voraus. Die opfert heute kaum jemand, bzw. richtet sein persönliches Zeitmanagement (und Partner sowie Lehrer) und Leben darauf aus.
Wenn ich von Jupps Definition eines Oldietrainings ausgehe, kann ein Oldietraining sogar eine bessere Danvorbereitung ermöglichen. Schließlich entfällt hier eine exessive Wettkampfvorbereitung. Wenn das Training die notwendige Progression verhindert, ist natürlich kein Fortschritt möglich. Da ist letztendlich wieder die kompetente ÜL gefragt, ein effizientes Training anzubieten - gerade aufgrund der Zeitprobleme, die durch Schichtdienst u.ä. entstehen. Sonst könnten sich ja nur noch Erwerbslose dem Zeitaufwand einer Danvorbereitung stellen.
Damit wir nicht aneinander vorbeireden: ich erwarte, dass ein Dananwärter im langfristigen Vorfeld regelmäßig zweimal wöchenlich trainiert und im letzten Jahr noch mindestens eine dritte Einheit hinzukommt. Eine solche Vorbereitung dauert nach Bestehen des ersten Kyus unter diesen Vorraussetzungen dann zwei bis fünf Jahre.

Natürlich haben Dananwärter mehr Handlungsspielraum als Kyuanwärter. Bsp.: angehenden Orangegurten zeige ich einige Kombinationen, von denen sie sich eine aussuchen können. Dananwärter habe im Laufe meines Trainings genügend Kombinationen erlernt. Da sage ich nur, dass sie in dieser Reihe fünf / zehn Kombinationen (erster / zweiter Dan) üben sollen.
Herzliche Grüße,

kastow

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Dies und das ...

Beitrag von HBt »

Hallo Carsten,
kastow hat geschrieben:(..)Jupp hat im Eröffnungsbeitrag das Oldietraining als Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen, die nicht an Wettkämpfen teilnehmen, definiert.
Nennt sich allgemein Breitensport ;).
Das widerspräche aber dem, was du sonst vertrittst. Vielleicht kannst du ja deine Definition einer Oldiegruppe geben, damit mir deine Aussagen verständlicher werden.
Kein Widerspruch in Sichtweite! Oder möchtest Du gerne das ich mich wiederhole: "Jeder mit jedem, zu jeder Zeit". Nach dieser Definition ist der Begriff Oldie (mit Anhängsel) absurd. Was steckt hinter dem Begriff? Assoziiert was bitte?
Wenn ich von Jupps Definition eines Oldietrainings ausgehe, kann ein Oldietraining sogar eine bessere Danvorbereitung ermöglichen. Schließlich entfällt hier eine exessive Wettkampfvorbereitung.
Nein, hier treffen unterschiedliche Sichtweisen - was ist Judo, was beinhaltet Judo ..., aufeinander. Alle bisherigen Aussagen (im Kontext Prüfungsvorbereitung & Training) implizieren eine Grundeinstellung* vieler Üblinge und ÜL, die ich nicht teile. :BangHead
kastow hat geschrieben:(..)ich erwarte, dass ein Dananwärter im langfristigen Vorfeld regelmäßig zweimal wöchenlich trainiert und im letzten Jahr noch mindestens eine dritte Einheit hinzukommt. Eine solche Vorbereitung dauert nach Bestehen des ersten Kyus unter diesen Voraussetzungen dann zwei bis fünf Jahre.
Ja ...ups, machst Du hier die Äuglein nicht ein bißchen zu?
(..)Dananwärter haben im Laufe meines Trainings genügend Kombinationen erlernt. Da sage ich nur, dass sie in dieser Reihe fünf / zehn Kombinationen (erster / zweiter Dan) üben sollen.
Prima, sie machen nach oder entnehmen sich aus einem Pool bekannter Abfolgen Entsprechendes. :dontknow wieder ein Link zu den unterschiedlichen Sichtweisen.
Vorsicht, jetzt kommt eine bitterböse, gemeine Bemerkung:
1. bis 2. Dan -> Quantität (fehlende Qualität), 3. bis 5. Dan -> nichts Neues, 6. bis 10. Dan -> treue Verdienste **

Oldietraining und Danvorbereitung in einem Atemzug schließt sich in meinen Augen einfach aus; meine Definition (Inhalte, Anforderungen ... ) siehe früheres Posting, die Wunschliste.
Thats all. Als weiteren Diskussionsast gerne, "wie könnte eine Prüfungsvorbereitung im Oldietraining sinnvoll integriert werden", global für mich nicht.

Kyuzo Mifune, p38, The Canon of Judo hat geschrieben: In Judo, a dan (rank) is awarded to the practitioner by other people. True power, however, comes from within.
Do not seek the acquirement of dan alone; rather pursue your true power. Your progression through the dan grades will follow.
Gruß Helge


*diesbzgl. äußere ich mich hier nicht weiter, es bringt den Faden nicht weiter.
**nur zur Verdeutlichung der Tatsachen, Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
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kastow
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von kastow »

Hi Helge,
HBt, Verfasst: 22.02.2009, 13:35 hat geschrieben:
(..)Dananwärter haben im Laufe meines Trainings genügend Kombinationen erlernt. Da sage ich nur, dass sie in dieser Reihe fünf / zehn Kombinationen (erster / zweiter Dan) üben sollen.
Prima, sie machen nach oder entnehmen sich aus einem Pool bekannter Abfolgen Entsprechendes.
Danke für diese wichtige Anmerkung. Ich weiß, was du meinst und stelle fest, dass ich mich zu wortkarg ausgedrückt habe, sorry. Natürlich sollten die Üblinge auch den Blick über den Tellerrand werfen und mindestens Lehrgänge und ggf. auch ein vereinsfremdes Training besuchen. Immer wieder den gleichen Sud aufzukochen wäre sicherlich der falsche Weg. An dieser Stelle sollte die ÜL beratend zur Seite stehen: welche Lehrgänge und Trainings lohnen sich, welche sind aus welchen Gründen ggf. weniger empfehlenswert. M.E. sollten diese Maßnahmen im nichtwettkämpferischen Bereich spätestens ab drittem Kyu vorsichtig eingeführt werden.
Herzliche Grüße,

kastow

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Offtopic

Beitrag von HBt »

kastow hat geschrieben:M.E. sollten diese Maßnahmen im nichtwettkämpferischen Bereich spätestens ab drittem Kyu vorsichtig eingeführt werden.
Ich würde sogar noch etwas weitergehen und verallgemeinern: ein Grüngurtträger sollte/muß diese Fähigkeiten schon mitbringen. D.h. die Grundausbildung* ist zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen; der Judoka ist idealerweise zwischen 12J. und 16J. alt, zeigt Eigeninitiative, ist weitestgehend "abgenabelt", verfügt über gute (für ihn passende, "jetzt kommen die drei klassischen Begrifflichkeiten") Methodenkompetenzen, Fach- u. Sozialkompetenzen ...

*in diesem Begriff steckt viel mehr als ein durchschnittlicher Mehrspartenverein alleine leisten kann, er beinhaltet das Komplettpaket aus Schule (Bildung allgemein), Familie (Freunde), Sport u. Spiel (Muse), Judo, usw. Wenn jetzt die Fäden noch beim Judo zusammenliefen, wären wir J. Kano schon sehr nahe.

Vielleicht ist ein 'Oldietraining' (nur) eine Rückbesinnung.
HBt

Eine tolle Bewegungskunst

Beitrag von HBt »

Liebe Leser,
im aktuellen Judo Magazin 4/09 findet Ihr einen Artikel zum Thema 'Judo für Junggebliebene', den ich an dieser Stelle einfach nur loben und Euch zur Lektüre sowie zur Reflektion empfehlen möchte.

S. 43, von M. Schwartz (Israel) - TOLL.
Jupp
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von Jupp »

Ich möchte gerne - als Initiator dieses Fadens - zu den letzten Beiträgen Stellung nehmen.

1. Natürlich ist das, was ich als "Oldietraining" bezeichne "Breitensport" im Sine des DOSB. Ich mag diesen Begriff jedoch nicht, weil er nicht das "transportiert", was ich unter einem Judotraining für Oldies verstehe.

2. Auch mit meinem "Oldietraining" möchte ich die drei Zwecke, die Kano für sein Judo formuliert hat, anstreben, nämlich Traninig des Körpers, Vorbereitung für das Bestehen eines Kampfes (wo und wie auch immer...) und einen Beitrag liefern zur Entwicklung der Persönlichkeit und dem Wohlergehen in der Welt.

3. Zum Training des Körpers gehört, dass ich als Judolehrer/-trainer/ÜL mich dafür verantwortlich fühle, dass meine "Schüler" das Training gut durchstehen können, also auf mein Training körperlich, geistig und seelisch vorbereitet werden. Sie benötigen Kondition, Koordination und Technik, sowie das Wissen, wie sie mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten verantwortlich für sich und andere umgehen - ein weites Feld für einen Judolehrer, der seine Schüler vielleicht nur einmal pro Woche sieht.

4. Konditionstraining (bei mir am Trainingsende) beinhaltet vor allem Kraftausdauertraining, weil
- die Kraft bei männlichen Erwachsenen ab einem Alter von ca. 50 Jahren rapide nachlässt (verglichen mit einem 25-30-jährigen!
- Krafttraining vor Verletzungen bei komplexen Bewegungen schützt und die Teilnehmer auf die Belastungen eines Judotrainings vorbereiten hilft. Mängel im Kraftbereich lassen sich durch Judotraining allein nicht beheben!
- Krafttraining hilft, die Judotechniken besser auszuführen (natürlich müssen Techniktraining und Krafttrainig in einem angemessenen Verhältnis stehen, denn durch Krafttraining verbessert man seine Judotechnik nicht! Aber KT kann helfen, die Voraussetzungen für ein gelingendes Techniktraining gerade bei wenig trainierten, älteren Anfängern zu verbessern.
- Judo eben vor allem Kraftausdauertraining ist, wobei die Komponente Kraft (am Boden sehr häufig Haltekraft/statische Kraft!) die Komponente Ausdauer überwiegt und daher ein zusätzliches Ausdauertraining allen Judoka zu empfehlen wäre.

5. Techniktraining sollte bei älteren Judoka (so ab 50 Jahren) nicht mit zu viel Fallen verbunden sein. Daher kann Uchi-komi eine gute Hilfe sein. Allerdings: "man wird immer nur besser in dem, was man macht!" Von daher benötigt man für das Erlernen der Judowürfe vor allem eines: werfen! Nage-komi ist also gerade für "Oldies" ein wichtiges Trainingsmittel. Allerdings: intensive Wurfserien d.h. 3-4 mal 4-5 Würfe mit jeweils einer Minute Pause, (d.h. also ca. 12-20 hochkonzentriert, voll durchgezogene Würfe) sollte man (als älterer, relativ untrainierter Judoka) nur machen, wenn eine Weichbodenmatte zur Verfügung steht oder das Dojo über einen sehr guten Schwingboden verfügt.

6. Judotraining mit "Oldies" sollte abwechslungsreich und vielseitig belastend sein. Daher ist eine Vorbereitung auf eine Danprüfung sicherlich sehr speziell, aber ein gutes "Oldietraining" sollte dies ermöglichen, d.h. Zeitkapazitäten zum "freien Üben" (diesmal ist damit nicht Randori gemeint) bereitstellen. In meinem Verein kommen teilweise die aktiven Kämpfer
zu unserem Training, um sich bei diesem "freien Training" von mir Tipps für ihre anstehende Danrüfung zu holen.
Andererseits gehen auch meine "Oldies" in der Zeit der Dan-Vorbereitung in andere Gruppen, zu anderen Vereinen oder zu speziellen Lehrgängen, um sich vorzubereiten. Wer einen Dan anstrebt, muss auch selbst aktiv werden. Diese eigenständige Aktivität ist geradezu ein Kennzeichen für die Reife, die ein Danträger haben sollte.

7. Zu einer Danvorbereitug kann eine Oldiegruppe immer sehr gut beitragen, weil in ihr häufig Judoka sind, die die angestrebten Dangrade schon haben, also mehrere "Lehrer" zur Verfügung stehen bzw. die "Schüler" sich untereinander austauschen und helfen können. Gerade dieses wechselseitige Helfen möchte ich fördern. Es soll nicht alles von einem Lehrer abhängen!

8. Der Lehrer einer "Oldiegruppe" sollte seine Schüler auf viele verschiedene Arten ansprechen"/unterrichten. Zum einen durch Vormachen der zu erlernenden Techniken, dann durch miteinander Üben, auch im Randori. Aber auch kurze (5-10 min.) Vorträge zu bestimmten Themen, wie z.B. "gesundheitsbewußtes Verhalten", "die Judoprinzipien in der Judopraxis", "Probleme beim Lernen von Bewegungen" usw. helfen, die Judoschüler auszubilden. Kano praktizierte oft Mondo, eine Frage-Antwort Zeit, in der er den Schülern auf deren Fragen Antworten gab. Judoka, die über viele Jahre einen oder mehrere Lehrer erlebt haben, die auf diese Weise unterrichten, erhalten Beispiele für Methoden-, Fach- und Sozialkompetenz. Wie weit sie dann davon profitieren, hängt von ihrem ganz persönlichen Intereresse, ihrer Motivation ab. Denn wir wissen: was von dem, was unterrichtet wurde, bei einem Schüler ankommt, hängt eben nicht nur vom Lehrer, sondern in ganz besonderem Maße vom Schüler ab.

9. Wer hören will, der höre. Wer schauen will, der schaue. Und wer verstehen will, wird auch verstehen. So ist das mit der Lernen von Bewegungen, aber auch dem Zuhören bei Vorträgen oder dem Verstehen von schriftlichen Beiträgen bei Kindern, bei Jugendlichen, bei Erwachsenen und eben auch bei "Oldies"! Und auch in diesem Forum.

Jupp
st.gregor

Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von st.gregor »

Da hab ich dann doch noch ein paar Fragen:
Vorbereitung für das Bestehen eines Kampfes (wo und wie auch immer...)
Wie lehrst Du diesen Bereich, der für viele Üblinge wohl hochinteressant ist, von dem Du aber, wie Du selber ja im Forum schon mehrfach einräumen musstest, keine Ahnung hast? Es geht hier um realen Kampf, vulgo "Selbstverteidigung". Welchen Stellenwert hat dieser Bereich des Judo in deiner Oldiegruppe?
Zum Training des Körpers gehört, dass ich als Judolehrer/-trainer/ÜL mich dafür verantwortlich fühle, dass meine "Schüler" das Training gut durchstehen können, also auf mein Training körperlich, geistig und seelisch vorbereitet werden. Sie benötigen Kondition, Koordination und Technik, sowie das Wissen, wie sie mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten verantwortlich für sich und andere umgehen - ein weites Feld für einen Judolehrer, der seine Schüler vielleicht nur einmal pro Woche sieht.
Ich glaube eigentlich nicht, dass jemand, der nur einmal in der Woche auf einer Matte steht überhaupt nennenswerte Fortschritte im Judo machen kann (ganz unabhängig vom Alter). Einem solchen Übling sollte man vielleicht deutlich machen, dass mit einem so geringen Aufwand im Judo kein irgendwiegearteter Blumentopf zu gewinnen ist, weder in Pokal-, Gürtel- noch in Selbstverteidigungsform.
Konditionstraining (bei mir am Trainingsende)
Aua...
Hat man uns damals in der Judo C-Übungsleiterausbildung dringend vor gewarnt. Ist aber schon ein paar Jahre her. Vielleicht hat es ja diesbezüglich neue Erkenntnisse gegeben...?
Krafttraining vor Verletzungen bei komplexen Bewegungen schützt
Am besten schützen richtig ausgeführte komplexe Bewegungen vor Verletzungen und die lernt man - Überraschung - durch richtige Ausführung dieser Bewegungen im Training. Eine falsche Bewegung wird durch erhöhten Krafteinsatz nicht richtig, dafür aber steigt die Gefahr für alle Beteiligten beträchtlich.
Krafttraining hilft, die Judotechniken besser auszuführen (natürlich müssen Techniktraining und Krafttrainig in einem angemessenen Verhältnis stehen, denn durch Krafttraining verbessert man seine Judotechnik nicht! Aber KT kann helfen, die Voraussetzungen für ein gelingendes Techniktraining gerade bei wenig trainierten, älteren Anfängern zu verbessern.
Dafür gibt es Kata (speziell Ju no / Go no kata / Seiryoko zenyo kokumin taiiku), die judospezifische Kraftelemente schulen. Ein spezielles Krafttraining halte ich für eher kontraproduktiv, da korrekte Techniken keinen großen Krafteinsatz (im Sinne von Maximalkraft) erfordern und falsche Techniken mit höherem Krafteinsatz keine richtigen Techniken werden.
am Boden sehr häufig Haltekraft/statische Kraft
Au ja, und dann kommt jemand vom BJJ und dreht alle diese Leute mit ihrer tollen Haltekraft und statischen Kraft durch den Wolf, weil der sich nämlich am Boden bewegen kann und nicht versucht, einen Gegner mit Körperkraft zu zerquetschen. Und wiederum: Sich am Boden nicht bewegen können, kann durch kein Krafttraining der Welt kompensiert werden.
und daher ein zusätzliches Ausdauertraining allen Judoka zu empfehlen wäre.
Reicht Randori nicht? Ich kenne kein fordernderes Ausdauertraining. Kano übrigens auch nicht...
Wer hören will, der höre. Wer schauen will, der schaue. Und wer verstehen will, wird auch verstehen. So ist das mit der Lernen von Bewegungen, aber auch dem Zuhören bei Vorträgen oder dem Verstehen von schriftlichen Beiträgen bei Kindern, bei Jugendlichen, bei Erwachsenen und eben auch bei "Oldies"! Und auch in diesem Forum.
Eben...

Stephan
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kastow
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von kastow »

st.gregor , 06.05.2009, 11:40 hat geschrieben:
Jupp, 03.05.2009, 20:57 hat geschrieben: Konditionstraining (bei mir am Trainingsende)
Aua...
Hat man uns damals in der Judo C-Übungsleiterausbildung dringend vor gewarnt. Ist aber schon ein paar Jahre her. Vielleicht hat es ja diesbezüglich neue Erkenntnisse gegeben...?
Also sowohl 2006 bei meiner Jûdô-ÜL-C-Ausbildung (Fachschein) des NWJV als auch 1998 bei meiner ÜL-C-Ausbildung des LSB (Breitensportschein) habe ich folgende Reihenfolge erlernt:
- Aufwärmen
- Koordination (z.B. Techniktraining)
- (ggf.) Maximalkraft
- Kraftausdauer (z.B. Randori, aber auch allgemeines Konditionstraining im aeroben Bereich ist möglich)
- Abwärmen

Somit wäre ein Konditionstraining im aeroben Bereich zum Trainingsende vor dem Abwärmen durchaus sinnvoll.

@Stefan: Welche Reihenfolge hast du denn bei deiner C-Ausbildung gelernt? Und wann hat sie stattgefunden?
Herzliche Grüße,

kastow

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Ronin
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von Ronin »

ich muss mich da kastow anschliessen, wobei ich glaube, daß st.gregor und Jupp evt. verschiedene Definitionen von Ausdauertraining zu Grunde gelegt haben und deswegen einfach aneinander vorbei geredet haben.

Ansonsten bin ich erstaunlich einig mit St. Gregor in den Punkten Krafttraining. Ich bin auch schon seit Jahren dran, dies unseren Judoka auszureden (beim klassischen Sportjudoka ist ein ganz schöner Akt). Ich glaube das ist lohnenswert, weil der falsch verstandene Einsatz von zuviel Kraft in den Randori das Training zwischen jung und alt (immerhin ist das ja das Thema hier) bei uns zeitweise fast kaputt gemacht hat.
Wirkt man dagegen wieder auf eine mehr - nennen wir es mal - spielerische Art Randori zu betreiben hin, klappt das sehr gut, alle haben Spass und verbessern in den Randori wieder ihre Technik. Das geht dann auch altersunabhängig.

Aber zugegebenermassen muss man dazu den Begriff Randori erst mal in den Köpfen richtig platzieren (also die richtige Bedeutung davon)
tutor!
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Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von tutor! »

Ronin hat geschrieben:Aber zugegebenermassen muss man dazu den Begriff Randori erst mal in den Köpfen richtig platzieren (also die richtige Bedeutung davon)
Und auch die Begriffe "Kraft" und "Krafttraining"! Hier wird nämlich "kräftig" aneinander vorbei geredet.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
yag

Re: Judo für Oldies und andere Junggebliebene

Beitrag von yag »

Ich finde mich in dieser Diskussion nicht richtig vertreten.


Für ein angemessenes Konditionstraining halte ich die Kombination Krafttraining bei Kieser, Nordicwalking, Wandern, und Ultraleichtlauf nach Strunz für besser.

Wer Anlaufschwierigkeiten verspürt und den Fitnessclub nicht besuchen möchte, dem empfehle ich einfach mal in den Gemeidebrief zu schauen. Wir bieten nicht nur Gesprächsrunden an, sondern auch Walking, es muß ja nicht gleich Powerspinnig oder so sein.

Aktiv sein, fühl dich wohl. Das ist mein Motto.

Dieter
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