Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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Olaf
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von Olaf »

Ich sehe das ähnlich wie Tutor! und wer unsere Homepage kennt, ist möglicherweise auch mal auf den sehr differenzierten Trainingsplan gestoßen, der tatsächlich für jede Gürtelstufe ein eigenes Programm vorsieht. Das erfordert aber ein entsprechend großes, kompetentes und motiviertes Trainerteam. Dazu brauche ich noch eine gewisse Gruppengröße, denn für 2 Kinder pro Gürtelstufe würden wir uns diese Mühe sicher nicht machen und somit muss man neben den Fähigkeiten auch eine enorme Motivation als Übungsleiter aufbringen um eine solche Struktur, wie wir sie jetzt zum Glück haben, erst einmal zu schaffen.

Ich glaube in diesem Bereich besteht bei den Verbänden auch enormer Nachholbedarf. Sie machen zwar eine Menge technischer Lehrgänge, aber zum Thema Vereins- und Trainingsmanagement gibt es nur wenig. Wenn überhaupt sind hier die Sportbünde aktiv und die können nach meiner Erfahrung mit der speziellen Zweigleisigkeit von Wettkampf- und Prüfungsstruktur keine befriedigenden Antworten liefern.

LG
Olaf
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
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Jupp
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von Jupp »

Weil es gerade passt!
Am Sonntag, dem 24. Januar machen Wolfgang Biedron und Ulrich Klocke genau zu diesem Thema ("Vereinsentwicklung/Vereinsmanagement") einen Lehrgang in Frankfurt. Es ist der sechste LG im sechsten Jahr zu diesem Themenbereich.
Mehr Informationen über den DJB-Breitensportreferenten Hermann Schladt.

Jupp
tutor!
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von tutor! »

Olaf hat geschrieben:Ich sehe das ähnlich wie Tutor! und wer unsere Homepage kennt, ist möglicherweise auch mal auf den sehr differenzierten Trainingsplan gestoßen
Hier der Link: http://www.judo-mtv-obernkirchen.de/node/104
Genau von einer solchen Professionalität sprach ich. Wobei jetzt natürlich noch hinzukommen muss, dass der Plan auch umgesetzt wird. Dazu gehört permanente Auswertung und Neujustierung des Plans usw. Das Thema "Planen" ist zwar Teil der Trainer-Ausbildung, aber zu einem Trainingsplan eines Vereins gehört schon etwas mehr als dort vermittelt werden kann.

Deshalb hast Du völlig recht mit:
Olaf hat geschrieben:Ich glaube in diesem Bereich besteht bei den Verbänden auch enormer Nachholbedarf. Sie machen zwar eine Menge technischer Lehrgänge, aber zum Thema Vereins- und Trainingsmanagement gibt es nur wenig.
Alle erfolgreichen Konzepte, die ich kenne, beruhen entweder darauf, dass ein oder mehrere nahezu hauptberufliche "Verrückte" am Werk sind oder aber dass es ein Konzept gibt, dass auch Personalentwicklung und Organisationsentwicklung mit einschließt (was nicht heißen muss, dass es kein "Verrückter" erstellt hat und durchzieht).

Weil das auch ein Schlüssel zum Sundsval-Modell ist, kann ich nur den Tipp geben:
Jupp hat geschrieben:Am Sonntag, dem 24. Januar machen Wolfgang Biedron und Ulrich Klocke genau zu diesem Thema ("Vereinsentwicklung/Vereinsmanagement") einen Lehrgang in Frankfurt.
Hinfahren!
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Fritz
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Nehmen wir also z.B. an, man hat eine Gruppe von Gelbgurt bis Blaugurt und man möchte Hane-goshi (ist im Programm für grün) vermitteln. Was also tun? Die Gelbgurte bis Orangegurte etwas anderes üben lassen (wenn ja was?), für die Orange-Grüngurte eine Einführung in Hane-goshi machen und für die Grün- und Blaugurte Übungen zur Verbesserung der Technik?
Zynisch gesagt, kann man davon ausgehen, daß für die Grünen und Blauen der Hane-Goshi auch eine genauso neue Technik
sein wird, wie für die Gelben, wenn man ihn nicht gerade ein, zwei Trainingstage schonmal in der Mache hatte ;-)

Wenn dem nicht so ist (aber eigentlich auch wenn obig gesagtes zutrifft), liegt der Schlüssel darin,
eine methodische Reihe zu finden, die Hane-Goshi enthält. Dann üben die Gelben eben Harai-Goshi, Uchi-Mata oder Tsuri-Goshi
bzw. irgendwas, was man "methodisch" vor dem Hane-Goshi angeordnet sieht und die, welche die jeweilige Vortechnik halbwegs beherrschen, gehen halt weiter... Sollte es so sein, daß die Grüngurt/Blaugurt doch etwas besser Hane-Goshi können, dann kann man
einige von ihnen als Trainingspartner für die Halbgrüngurte "verwenden" oder man führt die "Reihe" mit dem Hane-Makikomi weiter
und da wären sie dann auch ausreichend beschäftigt... ;-)
Letztlich ist der eigene (Lern-)Fortschritt die wichtigste Quelle der langfristigen Motivation. Wer aber nur einmal in der Woche zum Training kommt - also vielleicht über das ganze Jahr 30-35 Trainingseinheiten mitmacht - wie soll da der Übungsleiter neben der Neuvermittlung von Stand- und Bodentechniken auch noch die regelmäßige Wiederholung und Festigung sicherstellen - geschweige denn eine Anwendbarkeit im Randori? Und wie soll dann sichergestellt werden, dass am Ende eines Jahres, das Programm für den neuen Gürtel gelernt wurde und gleichzeitig die Vorkenntnisse aufpoliert wurden?
Tja, daß ist tatsächlich ein Problem, hier sollte der ÜL nicht in die Falle tappen, aus gut gemeinter Nächstenliebe sich
allzu intensiv um die 1mal-Kommer zu bemühen. Wenn man es schafft, sein Training in einen Wiederhol-Teil und eine Neuüb-Teil
aufzuteilen, also daß man am jeweiligen Trainingstag kurz den Stoff des vorangegangen Tages wiederholt und
danach etwas Neues zeigt, was am nächsten Trainingstag seinerseits wiederholt wird, dann ist es schon ein faires Angebot an
die Gruppe, falls einer wirklich mal einen Tag nicht konnte. Für die 1mal-Kommer ist es natürlich hart, aber sie haben so die
theoretische Chance, wenigstens halbwegs mitzubekommen, was im Training so gemacht wird...

Bzgl. der Prüfungen bin ich seit Jahren dazu übergegangen, alle in der Gruppe nahezu alles üben zu lassen. Für die höheren
Gürtel ist es dann bereits Üben des Vorwissen, für die blutigen Anfänger halt ein Ausblick auf das, was später für sie aktuell wird;
ich bilde mir ein, daß sie im darauffolgenden Jahr dann den Stoff etwas leichter erfassen...
Kurz vor der Prüfung dürfen sie dann ca. zwei Wochen individuell üben.
Hat bisher eigentlich immer recht gut geklappt in einer Bandbreite von halb-gelb bis grün-orange als Zielgürtel.
Für alles, was darüber hinausgeht, erwarten wir
von den Betreffenden etwas zusätzlichen Einsatz, sprich zusätzliche Zeit auf der Matte... Gottseidank gibt es da bei uns
einen gewissen Spielraum...

Bzgl. dieser Trainingspläne bin ich ehrlich gesagt etwas neidisch, hab damit immer recht frustrierende Erfahrungen gemacht,
zu oft macht die Gruppe fehlzeitenbedingt einen schönen Strich durch die Rechnung...
Was sich für als recht brauchbar erweist, ist ein Trainingstagebuch: Wir tragen in einem Kalender immer am Ende
des Trainings ein, was wir geübt haben und vor dem Training kann kurz reingeschaut (u. die aktuelle Gruppenzusammensetzung angeschaut) werden,
und dann wird entschieden, was geübt wird (Wiederholung und neu)...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kastow
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von kastow »

Einen ähnlichen Trainingsplan hatten wir auch lange. Allerdings habe ich im Erwachsenenbereich das Problem, dass der Fortschritt derjenigen, die berufs- oder familienbedingt nur unregelmäßig trainieren können, häufig dabei auf der Strecke bleibt. Ich experimentiere zur Zeit damit, den Trainingsplan jeder Gürtelstufe datumslos beim Training auszuhängen. Somit kann jeder im entsprechenden individuellen technischen Teil dort weiterüben, wo er das letzte Mal aufgehört hat. Dabei gibt es Teile, die die Üblinge selbständig erarbeiten und solche, bei denen ich eine Lernkontrolle durchführe, bevor sie weiter voranschreiten. Zusätzlich gibt es natürlich gemeinsame Teile bzw. Einheiten für Vorkenntnisse, Uchi-komi, Randori usw.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Olaf
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von Olaf »

tutor! hat geschrieben:Dazu gehört permanente Auswertung und Neujustierung des Plans
Alle 6 Monate gibt es eine Trainersitzung mit Fortschreibung des Planes unter Berücksichtigung des Ist-Zustandes der entsprechenden Gruppe und Reflexion des letzten halben Jahres. Dort wird dann auch die Wettkampfbetreuung, Fortbildungsteilnahmen, Gruppeneinteilung etc. festgelegt.

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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von tutor! »

Olaf hat geschrieben:Alle 6 Monate gibt es eine Trainersitzung mit Fortschreibung des Planes unter Berücksichtigung des Ist-Zustandes der entsprechenden Gruppe und Reflexion des letzten halben Jahres. Dort wird dann auch die Wettkampfbetreuung, Fortbildungsteilnahmen, Gruppeneinteilung etc. festgelegt.f
Organisationsentwicklung: Strukturen, in denen gearbeitet wird festlegen und einhalten...
Personalentwicklung: Fortbildungsteilnahmen....
Das ganze in einem Leitbild (Vereinskonzept http://www.judo-mtv-obernkirchen.de/node/125) festgehalten. Hattet Ihr eigentlich externe Berater oder Fachleute, die Euch beim Aufbau der Strukturen unterstützt haben? (Zur Info: Bildungseinrichtungen genau bei diesen Entwicklungen zu unterstützen ist eine meiner derzeitigen beruflichen Hauptaufgaben, deshalb vielleicht auch meine vielleicht etwas abgehobene Begriffswahl bei diesen Fragen.)

Zu Plänen schreibe ich später mehr....
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Re: Gokyo als Richtschnur für langfristigen Unterrichtsaufbau?

Beitrag von Olaf »

tutor! hat geschrieben:Hattet Ihr eigentlich externe Berater oder Fachleute, die Euch beim Aufbau der Strukturen unterstützt haben?
:danke für die Blumen.

Nein, diese Vorgehensweise ist auf meinem und dem Mist meiner leider vor fast 7 Jahren verstorbenen Frau gewachsen. Es hat auch über 20 Jahre kontinuierlicher Weiterentwicklung gekostet, um den jetzigen Zustand zu erreichen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht weiterfeilen. ;)

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