Atemi - wann und wie?

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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Fritz
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Re: Seiryoku Zen'yo Kokumin Taiiku

Beitrag von Fritz »

Jobi hat geschrieben:Als Anfänger werde ich Atemi eigentlich nie im Sinne des Erfinders in einem realen Kampf anwenden können, denn Atemi werden im Judo nicht so eingesetzt wie z.B. im westlichen Boxen oder Kickboxen, sondern sehr gezielt, der jeweiligen Situation entsprechend mit ganz klarem Hintergrund. Mir persönlich bringt vor allem der Zusammenhang der Atemi mit Kappo und Kyusho viel, da man hier tief in medizinische Bereiche vordringt. Für mich ist es schön, wenn ich durch mein Wissen z.B. jemandem sein Nasenbluten innerhalb kurzer Zeit stillen kann oder seinen Kopfschmerz beseitige. Ich denke, das ist auch eine Möglichkeit, das Prinzip Jita Kyoei mit Judo zu verwirklichen.
Und ich dachte immer, Atemi sind in erster Linie dafür da, daß die Nase blutet ;-)

Bzgl. der Druckpunkte: Erstmal muß die Schlagmechanik stimmen. Dann mußt Du unter Stress noch kräftig schlagen können.
Dann mußt Du unter Stress auch noch halbwegs erfolgreich das treffen, was Du treffen willst - und Dich dabei nicht verletzen...
Dann kannst Du Dir um die Kyoshu-Punkte Gedanken machen... ;-)
Und wahrscheinlich wirst Du im Ernstfall auch nicht mehr groß über medizinische Hintergründe nachdenken ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jobi
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Re: Seiryoku Zen'yo Kokumin Taiiku

Beitrag von Jobi »

Lin Chung hat geschrieben:Du solltest dich mal mit Kastow unterhalten. Wie ich ihn verstanden habe, setzt er einiges davon schon um, auch wenn es nicht gerade die Kata ist.
Ich selbst bin auch schon darum gebeten worden. Mal sehen, was daraus wird.
tom herold hat geschrieben:Jobi, du schreibst:
Wie kann ich Atemi erlernen?
- ich übe Kihon des Karate
hierzu muß ich meine Stellung dem Judo anpassen, dh. nicht wie z.B. im Shotokan tief stehen, eine sehr gute Alternative hierzu wäre Wado-ryu, da dort die Stände auch hoch sind
Kannst du machen.
Aber warum, wenn's das doch im Jûdô sowieso gibt?
Sogar im Randori nach Kanôs eigener Aussage:
Für den Kampf, in dem geschlagen und gestoßen wird, ziehen sich die Gegner Handschuhe an, so daß die Methoden des Randori-Kampfes kaum Einschränkungen unterliegen. Die Formen ahmen nur nach und sind damit ungeeignet für das Üben des realen Kampfes. Zur Ergänzung ist eine Art Übungskampf also sinnvoll.
(KANO 1889 in : Niehaus 2003, S. 285 ff, Hervorhebung von mir)

Ja, jetzt wird mir sicher wieder erklärt, Kanô habe das nicht so gemeint und es habe angeblich nie Randori unter Verwendung der Atemi-Waza gegeben.
Da haben Hirano und Kawaishi aber etwas anderes erzählt, und nicht nur einmal ...
Egal.

Wir setzen im Randori auch Atemi ein. (Nicht immer, und Kinder sowieso nicht!)
Klappt wunderbar.
Nichts dagegen einzuwenden, daß du beim Karate "über den Tellerrand" schauen möchtest, aber das, was du dort zu finden hoffst, hast du im Jûdô ohnehin.
Fritz hat geschrieben:
Jobi hat geschrieben:Als Anfänger werde ich Atemi eigentlich nie im Sinne des Erfinders in einem realen Kampf anwenden können, denn Atemi werden im Judo nicht so eingesetzt wie z.B. im westlichen Boxen oder Kickboxen, sondern sehr gezielt, der jeweiligen Situation entsprechend mit ganz klarem Hintergrund. Mir persönlich bringt vor allem der Zusammenhang der Atemi mit Kappo und Kyusho viel, da man hier tief in medizinische Bereiche vordringt. Für mich ist es schön, wenn ich durch mein Wissen z.B. jemandem sein Nasenbluten innerhalb kurzer Zeit stillen kann oder seinen Kopfschmerz beseitige. Ich denke, das ist auch eine Möglichkeit, das Prinzip Jita Kyoei mit Judo zu verwirklichen.
Und ich dachte immer, Atemi sind in erster Linie dafür da, daß die Nase blutet ;-)
Bzgl. der Druckpunkte: Erstmal muß die Schlagmechanik stimmen. Dann mußt Du unter Stress noch kräftig schlagen können.
Dann mußt Du unter Stress auch noch halbwegs erfolgreich das treffen, was Du treffen willst - und Dich dabei nicht verletzen...
Dann kannst Du Dir um die Kyoshu-Punkte Gedanken machen... ;-)
Und wahrscheinlich wirst Du im Ernstfall auch nicht mehr groß über medizinische Hintergründe nachdenken ;-)
Jetzt erst mal gaaaaaaanz langsam mit den Pferden, Ihr drei!!!!!!!!

Wahrscheinlich habt Ihr da was völlig falsch eingepackt, denn mein Text bezog sich nicht auf mich persönlich, sondern ganz allgemein auf Leute, die in Zukunft Atemi in ihr Judo einbeziehen wollen!

Ich persönlich übe schon von Anfang an Atemi, da mein Lehrer Atemi (auch berufsbedingt) anwenden und lehren kann. Mittlerweile darf ich sagen, daß ich auch selbst zu jenen gehöre, der Atemi-Kihon unseren Schülern im Anfängerbereich lehrt.

Für Tom hab ich noch eine Stelle, die ich gerne den "Ungläubigen" zitiere, und zwar aus dem Buch "Kodokan Judo" aus dem Verlag D. Born, Kapitel 2 Techniken, 10. Randori, Seite 142 zu 3."Man sollte sich immer bewußt sein, daß Randori ein Training von Angriff und Verteidigung ist. In den Kampfkünsten ist es fundamental, den Körper so zu trainieren, daß man sich frei bewegen kann, daß man flink mit Angriffen, wie z.B. Schlägen und Tritten, fertig werden kann und daß man die Fähigkeit ausbildet, schnell und geschickt zu reagieren. ..."

Eine Kodokanspezifische Lehrmethode oder Systematisierung scheint es hingegen nicht zu geben, diese gibt es nach Daigo nicht mal für Katame-Waza. Da Atemi im Rang nicht höher stehen als diese, ist IMHO davon auszugehen, das es eine solche für Atemi auch nie gegeben hat. Falls das zutrifft, gibt es auch keine "Ate-Waza des Kodokan-Judo".

Ich persönlich gehe bei der Vermittlung der Atemi an unsere "Neuen" immer streng nach dem Effektivitätsprinzip (Seir.Zen`yo), z.B. mit der Deckung immer die Mitte schützen, keine ausholenden, weiten Schlagbewegungen, immer natürliche und nahe liegende Bewegungen, u.s.w.
Aber das ist die "Schule", die mir mein Judolehrer beigebracht hat und keine Kodokan-Atemi, da mir die, bis auf die Tandoku Renshu der SZKTInK, noch niemand hat zeigen können.
Schläge sind Schläge, ich kann nur mehr oder weniger effektiv schlagen und treten, wenn ich es hoch effizient mache, ist es für mich Judo.
Zur Effizienz gehört auch, daß ich in der Lage bin, auch im Notfall zu wissen, wohin ich schlagen muß und ganz wichtig, was der getroffene Körper dann für eine Reaktion zeigt! Diese kann ich mir dann zu Nutze machen (fürn Fritze!)
Mit Kastow steh ich schon lange in Kontakt (fürn LC).

Also dann, haut mal schön drauf,
PS: Nage Waza sind spannender. ;)
;)
Zuletzt geändert von Fritz am 29.11.2010, 23:49, insgesamt 3-mal geändert.
Grund: Zitat-Auszeichnung korrigiert
Mit freundlichen Grüßen
Jobi


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Re: Seiryoku Zen'yo Kokumin Taiiku

Beitrag von Lin Chung »

Fürn Jobi
Und ich dachte immer, Atemi sind in erster Linie dafür da, daß die Nase blutet
...klar doch und noch viel mehr. :D
Mit Kastow steh ich schon lange in Kontakt
...dann brauche ich ja nichts weiter zu erklären.
Also dann, haut mal schön drauf
...werd ich machen.
Nage Waza sind spannender.
...jede Form hat ihren Sinn und Wert ;)
Grüße
Norbert Bosse
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Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Fritz »

Habe zwei Atemi-Fäden zusammengelegt. :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Lin Chung
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Lin Chung »

daß Randori ein Training von Angriff und Verteidigung ist. In den Kampfkünsten ist es fundamental, den Körper so zu trainieren, daß man sich frei bewegen kann, daß man flink mit Angriffen, wie z.B. Schlägen und Tritten, fertig werden kann und daß man die Fähigkeit ausbildet, schnell und geschickkt zu reagieren
...Tai Sabaki.
Nur denkt dran, Kampfkünstler der tretenden und schlagenen Kunst üben soetwas auch und reagieren entsprechend. ;)
Falls das zutrifft, gibt es auch keine "Ate-Waza des Kodokan-Judo"
...schaut in den neuen Daigo. Die Atemi stehen drin, von daher...überlegt mal, wenn es keine gäbe, dann ist das meiste an der Seiryoku Zen'yo Kokumin Taiiku falsch. ;)
Zuletzt geändert von Lin Chung am 27.12.2009, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Jobi »

Hallo Norbert!
Ach Mensch, es ist zum Verzweifeln!
Wieder alles komplett falsch verstanden!!!!!!!!!!
Ich habe Tom`s Zitat doch nur durch ein weiteres untermauert, und zwar aus einem Buch, das auch der letzte "Judosportler" als DIE Bibel des Judo anerkennen müßte!
Und ich streite doch überhaupt nie ab, daß es im Judo Atemi gibt, alle meine Schreiben haben immer darauf hingewiesen, ich denke, Du solltest meinen Kram erst mal richtig lesen, daß ich nicht immer alles noch mal, nur mit anderen Worten erklären muß.
Ich bin doch kein ERKLÄRBÄR!
Mit freundlichen Grüßen
Jobi


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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Lin Chung »

Hinweis: Habe das jetzt verallgemeinert.
Grüße
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Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Fritz »

Habe beim Stöbern im judoforum.com dieses Video über Kampf-Sambo gefunden:



Interessant im Sinne dieses Fadens ist der Teil ab 1:15,
wo Kampf-Situationen zusammengeschnitten sind.
Offensichtlich arbeiten sie da ganz ungerührt mit Atemi ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tom herold
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von tom herold »

Lieber Fritz,
so etwas wie auf diesem von dir verlinkten Video ist im Sportjudo einfach nicht möglich.
Warum?
Na weil's nicht möglich ist!
;)
Atemi?
Im WETTKAMPF?
Da sei Gott vor!
Viiieeeel zu gefährlich! Das uuuungeheure Verleeeetzungsrisikoooooo!
Sieht man ja auf dem Video ...
Im Sambo sind alle andauernd verletzt.

Und außerdem ...
Erstens ist SOWAS kein "kultiviertes Kämpfen" (= die Ausrede all derer, die einfach ANGST davor haben, kräftig was auf die Mütze zu kriegen).
Zweitens gab es SOWAS ja im Jûdô nie und nimmer und niemals.
Sagen jene, die es wissen müssen.
Und die lieber "kultiviert kämpfen".

Und drittens ... also drittens geht sowas einfach nicht.
Weil ... also weil's einfach nicht geht!
;)

Wo kämen wir denn da hin?
Wo kämen wir denn hin, wenn Jûdôka ganz selbstverständlich im Vollkontakt schlagen könnten - und wenn sie es gewöhnt wären, sich solcher Angriffe ganz selbstverständlich zu erwehren?
Wo kämen wir denn da hin, wenn Jûdôka ganz selbstverständlich so treten könnten, wie das im Video bei 2:17 zu sehen ist?
Oder wenn Beinhebel ganz selbstverständlich erlaubt wären?
Ja wo kämen wir denn da hin?
Viiieeeeeel zu gefäääääährlich.
Nein, nein, sowas geht einfach nicht.
Und wer sowas trotzdem machen will, soll doch zum Sambo gehen.
Das schöne, saubere, sanfte und kultivierte Jûdô jedenfalls darf nicht so aussehen wie diese unkultivierte Prügelei beim Sambo.
Und nun: Manege frei für jene, die mich für diesen meinen Beitrag "zur Ordnung rufen" zu müssen glauben.
Und die treuherzig verkünden werden: "Also wenn Jûdô SOOOO aussehen sollte, würde ICH das NICHT mehr trainieren wollen!"
*hierkämejetzteintodlachsmileyhin*
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Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Fritz »

Immerhin stammt Sambo ja auch (größtenteils?) vom Judo ab.

Und sie haben ja zwei Regelsätze für Wettkämpfe:
"Sport-Sambo" und "Combat-Sambo".

Wäre ja vielleicht auch mal 'ne Überlegung fürs Judo wert...

Damit eben die Leute nicht zum Sambo und dem "Gemischten Zeug" abwandern müssen...

Die Ringer bieten ja auch dieses "Grappling" an, wo im Gegensatz zum klassischen
Ringen sogar gewürgt und auf dem Rücken herumgelegen werden darf ;-)
(http://de.wikipedia.org/wiki/FILA)
Mit freundlichem Gruß

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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von tom herold »

Immerhin stammt Sambo ja auch (größtenteils?) vom Judo ab.
Richtig - über Oschepkov.

Ich glaube aber nicht, daß sich im organisierten Sportjudo demnächst irgend etwas ändern wird.
Schließlich möchte man sich ja gerade mit aller Gewalt "abgrenzen" von anderen KK/KS.
Ein Argument, eben KEINE Atemi zuzulassen, wäre dann (neben der uuuuungeheuren Verletzungsgefahr), daß es "sowas" ja schon im Sambo gibt und man nicht mit Sambo "verwechselt" werden will.
;)
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Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Fritz »

Tom Herold hat geschrieben:Schließlich möchte man sich ja gerade mit aller Gewalt "abgrenzen" von anderen KK/KS.
Interessanterweise scheint ja der Ringerverband genau den entgegengesetzten Weg zu gehen. Sie ziehen sich andere Entwicklungen
(einschließlich Sambo) mit heran...
Evt. müssen wir vielleicht auch in Zukunft von Judo-Turnieren unter deren Schirmherrschaft lesen? Irgendwelche Videos, wo Leute
im "Gi" umherspringen bei Turnieren unter Hoheit der FILA gibt es ja schon...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Makikomi Kid »

Echt? Hast da mal nen Beispiel? Bin ehrlich gesagt von der Idee begeistert, dass das BJJ evtl. bei den Ringern anstatt beim DJJV landen könnte :)
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von tom herold »

Gibt es schon längst.
Einige meiner Jungs nehmen regelmäßig und mit großem Erfolg an diversen Grappling-Turnieren teil. Sie starten dabei für relativ bekannte Teams (Namen nenne ich jetzt und hier nicht; einige wissen, wer gemeint ist).
Nicht nur in Deutschland, nebenbei ...
Dort geht es richtig zur Sache.
Trennkommandos hab ich nur gehört, wenn beide Kämpfer total außerhalb der (Ringer-)Matte landen ...
Und es ist dort völlig egal, ob du nun vom Freistilringen kommst oder vom Sambo oder vom BJJ, vom Luta Livre oder vom Jûdô.
Das interessiert keinen.
Es zählt nur, was du auf der Matte kannst. Gekämpft wird meist "no gi".
Und auch der allerschönste Wurf wird jeweils "nur" mit 2 Punkten bewertet und beendet den Kampf NICHT automatisch.
Finde ich gut.
Vorzeitig siegen kannst du nur, wenn du den Gegner zum Abklopfen bringst, es ist also immer eine ganz eindeutige Sache.

Und dann gibt's da noch eine schöne Steigerung - das "Aufgabe-Ringen".
Dort gibt es KEINE Zeitbegrenzung pro Kampf, sondern der Kampf endet, wenn einer der beiden abklopft, weil er gehebelt oder gewürgt wird ... oder weil er konditionell so am Ende ist, daß er nicht weiterkämpfen kann.
Feine Sache, dieses "Aufgabe-Ringen".
Lehrt durchzuhalten.
Ach ja ... bei den Grappling-Turnieren und "open mats" und Sparrings-Treffen gibt es keine "verbotenen Faßarten" (außer daß man natürlich nicht in die Augen und in die Genitalien grabscht) und natürlich sind Knie- und Fußgelenkshebel erlaubt.
Warum auch nicht?
Es gibt da genauso wenige Verletzungen wie bei Armhebeln.

Diese Turniere und "open mats" haben im Bereich der 16 - 40jährigen einen immensen Zulauf ...

Schön ist die freundschaftliche Atmosphäre, die ich bisher erleben durfte.
Schön finde ich auch, daß bspw. technisches Wissen dort ganz selbstverständlich geteilt wird.
"Sag mal ... wie genau geht dieser fiese Fußhebel, mit dem du mich grade erwischt hast?"
"Hier, sieh mal ... du mußt so greifen und dann ..."
SOWAS finde ich einfach großartig.

Ob das so bleibt, werden wir sehen ...
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Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Fritz »

@Makikomi Kid:




Hier siehst im Hintergrund welche mit Judo-Kutte rumstehen:


Und schau mal hier (insbesonders Artikel 12):

http://www.fila-official.com/images/FIL ... ations.pdf
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von tom herold »

@Fritz:

Ulkig, nicht wahr?
So einfach kann das sein ... wenn man will.
Übrigens gibt es sehr ernstgemeinte Überlegungen (wie ich aus sicherer Quelle weiß), die Sambo-Jungs SAMT ihren Tritt- und Schlagtechniken auch endgültig "an Bord" zu holen.
Offenbar hat man sich gesagt, daß das alles "Grappling" ist - und da hat man nun mal keine "Abgrenzungsbestrebungen".
Klare und knappe Regularien ... mit Gi, ohne Gi, mit Tritten und Schlägen, ohne Tritte und Schläge ...
Verblüffend, wie sowas ganz einfach unter einen Hut zu bringen ist, wenn man will.

Kein Wunder, daß die Zulauf haben ohne Ende.
Und soll ich euch was sagen?
DIESE Art von Wettkämpfen macht wesentlich mehr Spaß.
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kastow
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von kastow »

In Mitgliederzahlen schlägt sich dieser Versuch der Ringer aber auch nicht nieder. Die Ringer im DOSB (Deutscher Verband der FILA) haben 2010 einen Mitgliederverlust von 2,68% auf 66.605 Mitglieder zu verzeichnen.
Quelle: Bestandserhebung 2010 des DOSB
Die Ringer haben also nicht nur ähnliche Probleme wie der DJB, sie haben auch immens weniger Mitglieder (Ringen 66.605 zu DJB 177.145).

Ganz aktuelles Beispiel bei mir vor Ort: unsere Ringer haben laut eigener Aussage wohl erhebliche Probleme, regelmäßige Trainingsteilnehmende zu finden - von Wettkämpfenden ganz zu schweigen. Gestern stand in der Zeitung gar, dass sie ihr bisher relativ erfolgreiches Verbandsligateam abmelden mussten. Nun starten sie in der Bezirksliga, da sie dort nur vier statt neun Ringer je Mannschaft benötigen.

Die Idee, verschiedene Wettkampfsysteme zu nutzen, finde ich aber dennoch reizvoll. Einige Schritte in diese Richtung kann ich zumindestens im Jûdô des nördlichen Westfalen und südlichen Niedersachsen erkennen: es werden mittlerweile einige Bodenkampf-Turniere / -'Randori' angeboten.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von tom herold »

@Kastow:
Du bringst da ein paar Dinge durcheinander ... ;)
Klar, das klassische Ringen leidet (zumindest hierzulande) darunter, daß es am Nachwuchs fehlt.

Nur ... die Dinge, von denen ich sprach, haben mit dem Ringen, wie es die meisten kennen ("böhmisch-katholisch" und Freistil) nur noch wenig gemein.
Die Grappling-Turniere haben regen Zulauf - ich sehe das schließlich, wenn ich dort bin!
;)
Und das Schöne daran ist, daß all die Grappler, (seien sie nun Sambokämpfer, BBJ-Leute oder was auch immer) NICHT Mitglied in einer bestimmten Organisation sein MÜSSEN, um an diesen Turnieren teilnehmen zu können.
Daher findet formal sicher kein nennenswerter Zuwachs an Mitgliedern statt ... aber de facto hat Grappling einen enormen Zulauf.

Da das alles noch in der Anfangs- und Organisationsphase steckt, klemmt hier und da schon mal die Säge, aber ich denke, das sich das bald einpegeln wird.

Übrigens ist mir da ein Phänomen aufgefallen, von dem ich noch nicht weiß, wie ich es werten soll: alles, was "grappelt", ist älter als 16 Jahre.
Mir persönlich ist kein Gym bekannt, wo Kinder unter 16 Grappling trainieren.
Scheint auch (bisher) nicht nötig zu sein ...
Die "Grappler" rekrutieren sich bisher aus (erwachsenen) Ringern, Sambo-Kämpfern, Jungs vom Luta-Livre und BJJ ... und eben ein paar wenigen Jûdôka.
Interessant vielleicht auch, daß die MMA-Jungs großer und bekannter Teams diese Grappling-Turniere als Möglichkeit nutzen, ganz entspannt ihre Ringkampf-Fähigkeiten zu testen und zu verbessern.
Davon wiederum proftiert die Grappling-Liga ...

Und wenn ich sehe, wie unglaublich innovativ dort bspw. im Boden gekämpft wird, und was man da gerade im "no gi" für exzellente Techniken zu sehen bekommt ... und daß es nicht einen einzigen Kampf gibt, der durch "Festhaltegriff" entschieden wird, sondern daß alle Kämpfe, die im Boden entschieden werden, durch Hebel oder Würge beendet werden ... dann finde ich das einfach großartig. Dynamische Kämpfe, technisch sehr sauber, sehr innovativ ...

Tut mir leid, aber dagegen wirken Sportjudo-Wettkämpfe einfach altbacken und langweilig und regelüberladen.
Nein, mir geht es NICHT darum, Sportjudo-Wettkämpfe zu "bashen".
Aber es gibt eben auch eine sehr, sehr interessante "Grappling"-Welt außerhalb des klassischen Ringkampfs und außerhalb der Sportjudo-Wettkämpfe.
Im Grappling agieren die Kampfrichter sehr entspannt, sehr zurückhaltend, die Regeln sind extrem simpel, jeder kann sie sofort verstehen ... und die freundschaftliche Atmosphäre der Grappling-Turniere habe ich bei Sportjudo-Wettkämpfen nie erlebt.
Ja, man kämpft, daß die Fetzen fliegen, aber man kennt und schätzt sich und ich habe dort immer eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Es ist übrigens auch kein Problem, daß sich dort Teams mal eben von anderen Teams Kämpfer "ausleihen".

Besonders erfreulich finde ich, daß nun festzustehen scheint, daß es demnächst auch regelmäßig Turniere und "open mats" nach (stark vereinfachten) Sambo-Regeln geben wird und daß dann auch Tritte und Schläge ganz selbstverständlich und im Vollkontakt zugelassen sind.
(Zwei von meinen Jungs haben letztens übrigens ein solches Sambo-Turnier gewonnen ...)
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von Fritz »

Kastow hat geschrieben:Ganz aktuelles Beispiel bei mir vor Ort: unsere Ringer haben laut eigener Aussage wohl erhebliche Probleme, regelmäßige Trainingsteilnehmende zu finden - von Wettkämpfenden ganz zu schweigen.
Sieh es mal so: Der "Leidensdruck" schwindender Mitglieder
ist wohl im Ringerverband so hoch gewesen, daß sie also versuchen, möglichst viel jenseits der
"klassischen" Ringstile an sich zu binden...
Abgesehen davon ist nicht die Zahl
2,68% an sich aussagekräftig, sondern der Vergleich z.B. zum Mitgliederverlust im DJB...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Atemi - wann und wie?

Beitrag von kastow »

Fritz hat geschrieben:Abgesehen davon ist nicht die Zahl 2,68% an sich aussagekräftig, sondern der Vergleich z.B. zum Mitgliederverlust im DJB...
Findet sich ja auch dort: 3.454 = 1,91% >> Im DJB prozentual also sogar weniger Verlust als bei den Ringern.
tom herold hat geschrieben: ... und die freundschaftliche Atmosphäre der Grappling-Turniere habe ich bei Sportjudo-Wettkämpfen nie erlebt.
Ja, man kämpft, daß die Fetzen fliegen, aber man kennt und schätzt sich und ich habe dort immer eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Es ist übrigens auch kein Problem, daß sich dort Teams mal eben von anderen Teams Kämpfer "ausleihen".
Genau dieses habe ich im Jûdô immer wieder erlebt und schätze es deshalb so. Schade, dass du die gegenteilige Erfahrung machen musstest!
Herzliche Grüße,

kastow

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