Bewegt älter werden mit Judo

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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kastow
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von kastow »

Am letzten Wochenende fand in Witten ein Vereinsforum zum Thema "Bewegt ÄLTER werden mit JUDO" statt. Ziel war es, die Vereine des NWJV zu diesem Themenfeld von Beginn an mit ins Boot zu holen. Einen Bericht findet ihr unter http://www.nwjv.de/aktuelle-meldungen/a ... den-in-nrw/
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
Jupp
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Jupp »

Am kommenden Sonntag findet in der Sportschule Hennef/Sieg (nahe Siegburg) eine große Auftaktveranstaltung durch den NWJV und den LSB NRW zum Thema "Bewegt ÄLTER werden mit Judo" statt. Zwischen 10. 00 und 17-00 Uhr werden verschiedene Vorträge und Praxiseinheiten zum Thema durchgeführt sowie je zweimal Diskussionsforen vor Ort stattfinden.

Schon beim Judo-Festival in Köln war zu diesem Thema eine sehr gut besuchte Praxiseinheit durchgeführt worden. Nach Hennef haben sich nun mehr als 140 Aktive Judoka angemeldet, die übergroße Mehrzahl von ihnen in der Zielgruppe der über 40-jährigen (mehr als 90 TN).

Diese unerwartet große Resonanz macht deutlich, wie interessant dieses Thema offensichtlich für die älteren Judoka ist und für zahlreiche Vereine noch werden wird.

"Bewegt ÄLTER werden mit Judo" ist auch eine Aktivität, die derzeit sehr stark von den Landessportbünden (LSB) und dem Deutschen Olympischen Sport Bund (DOSB) gefördert wird - sowohl mit Informationen, Materialien, konkreten Hilfen vor Ort als auch mit finanzieller Unterstützung.

Der NWJV wird im kommenden Jahr zu diesem Thema sogar eine 60-stündige Trainer-B Ausbildung durchführen.

Auch im Fachorgan des DJB finden sich in den letzten Monaten immer wieder Artikel zu diesem Thema, die unterschiedliche Aspekte (Allgemeine Entwicklung, Berichte oder methodische Hilfen) beleuchten.

Im DJB (auch im NWJV) findet "Bewegt ÄLTER werden mit Judo" mittlerweile die Bedeutung, die ihm aus gesellschaftspolitischer Sicht in zunehmend größerem Maße gebührt.

In einigen der benachbarten Judonationen entwickeln sich derzeit ebenfalls Aktivitäten rund um dieses Thema, z.B. die Aktion "Judo 55plus" in Flamen (Belgien) oder "Fit, Veilig och Valbreken" in den Niederlanden, wo es um Fallen lernen für Nicht-Judoka über 65 Jahre geht.

Auch in Schweden gibt es Vereine, die sich erfolgreich um ältere Judoka bemühen und Konzepte entwickelt haben, die "älteren" (nicht alten) Judoka (wieder?) in die Judovereine zu holen und dort auch zu halten.

Die zunehmend größere Anzahl aktiver älterer Menschen in unserer Gesellschaft sollte auch von unseren Judovereinen nicht unberücksichtigt bleiben.

Bei meiner Japanreise im Jahre 2010 habe ich persönlich erfahren, das es dort Vereine gibt, in denen dutzende von teilweise sehr hoch graduierten Judoka auch im hohen Alter über 70 Jahren noch regelmäßig Randori betreiben - in Intensität, Umfang und Technikauswahl dem Alter angemessen. Wer Randori als "ernst zu nehmendes Spiel", als "freundschaftliche körperliche Auseinandersetzung" oder als "Ringen mit einem Partner um die Technik" erlebt hat, der bedauert oft, dass es vermutlich hier in Deutschland noch sehr lange dauern wird, bis sich eine solche "Randori-Kultur älterer Judoka" entwickeln wird.

Wir werden vermutlich noch viele Übungsformen finden und erproben müssen, bis auch wir Randori ernsthaft, aber dennoch als "Spiel zweier Partner" nachempfinden können.

Oder?

Jupp
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Makikomi Kid
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Makikomi Kid »

Jupp hat geschrieben: Vielleicht gibt es hier im Forum auch Leser, die "Bewegt älter werden mit Judo" - was ich übrigens für den bisher besten Titel für dieses Thema halte - in ihren Vereinen schon seit Jahren (eventuell unter einem anderen Titel) erfolgreich betreiben oder aber an der Einrichtung einer solchen Gruppe interessiert sind oder aber Erfahrungen mit solchen Gruppen und den dabei zu bewältigenden Problemen gemacht haben.
Ich habe das mal kurz verglichen. Alle Leute in der Judo-Gruppe haben sich bewegt und sind gealtert. Oft bis zu einem Jahr pro 365.25 Tage.
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
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Fritz
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Fritz »

Jupp hat geschrieben:Bei meiner Japanreise im Jahre 2010 habe ich persönlich erfahren, das es dort Vereine gibt, in denen dutzende von teilweise sehr hoch graduierten Judoka auch im hohen Alter über 70 Jahren noch regelmäßig Randori betreiben - in Intensität, Umfang und Technikauswahl dem Alter angemessen. Wer Randori als "ernst zu nehmendes Spiel", als "freundschaftliche körperliche Auseinandersetzung" oder als "Ringen mit einem Partner um die Technik" erlebt hat, der bedauert oft, dass es vermutlich hier in Deutschland noch sehr lange dauern wird, bis sich eine solche "Randori-Kultur älterer Judoka" entwickeln wird.
Das ist eine Sache, bei der mir völlig das Verständnis abgeht -
also warum angemessenes Randori bei uns in Deutschland immernoch ein Problem bzw. eine Herausforderung darstellt?

Ist tatsächlich die Einstellung "'Gewinnen' um jeden Preis, auch im Randori" so fest in den Köpfen
verankert, daß selbst Ältere untereinander davon nicht mehr loskommen?

Oder hängt es damit zusammen, daß der Ältere merkt, wenn die "Tugenden"
der Jugend - Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit - sich "zugunsten"
von Konditionsschwäche, Wohlbeleibtheit, Verletzungsanfälligkeit verabschieden, daß vom eigentlichen Judo her,
da eigentlich nicht viel übrigbleibt, also all die schönen athletischen Technik-Ausführungen allmählich nicht mehr
funktionieren und man deshalb lieber dankend auf Randori verzichtet, um nicht sein Gesicht völlig zu verlieren?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von tutor! »

Zu dieser Frage kann ich ein wenig sagen - meine letzte Randori-Einheit im Kodokan liegt gerade einmal gut zwei Wochen zurück.

Die körperlichen Voraussetzungen unterscheiden sich zwischen den älteren Japanern und den älteren Europäern schon einmal. Übergewicht ist dort weniger ein Thema als bei uns, was mit der etwas anderen Ernährung und möglicherweise auch mit den deutlich höheren Bierpreisen zusammenhängt. Das hört sich für´s erste vielleicht ein wenig lächerlich an, aber wer in Japan ist, dem fällt eigentlich sofort auf, dass die Menschen dort physisch einen deutlich fitteren Eindruck machen als hierzulande.

Desweiteren geben sich hierzulande die meisten Älteren damit zufrieden, dass sie vielleicht 20 min Randori machen und sich dann in der Zeit ziemlich verausgaben. In Japan habe ich niemanden gesehen, der sich mit so kurzen Randorieinheiten zufrieden geben würde. Das bedeutet natürlich auch, dass man seine Kraft besser einteilen muss.

Schließlich ist es absolut nicht so, dass in Europa die Technikausführungen mit mehr Krafteinsatz gemacht werden als in Japan. In Japan sind - pauschal gesagt - nur die Bewegungen zwischen den Techniken lockerer. Während in Europa oftmals eine Taktik verfolgt wird, über Griffdominanz zum Wurf zu kommen, versucht man es in Japan mehr darüber, den Partner in Bewegung zu versetzen, die man ausnutzen kann.

Körperhaltung und Körperbewegung wird in Japan viel eher geschult als hierzulande, wo diese Bereiche fast völlig vernachlässigt werden.

Das Problem in Deutschand ist eigentlich auch weniger das Randori der Älteren untereinander, sondern das Problem der Jüngeren, die oft einfach (noch) nicht in der Lage sind, entsprechend angepasstes Randori mit Älteren zu machen. Und leider ist auch mir keine Trainingsgruppe bekannt, in der wirklich viele Ältere intensiv Randori wie in Japan machen. Es ist aber nicht nur ein Generationenproblem, sondern auch des Leistungsstandes. Nach meinem letzten Training im Verein (mit aktiven Wettkämpfern meist U21) war ich körperlich deutlich ramponierter als nach einer Einheit im Leistungszentrum mit deutlich besseren und stärkeren Partnern.

BTW: Das Randori der Jungen in Japan sieht auch ganz anders aus, als das der Älteren.....
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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caesar
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von caesar »

tutor! hat geschrieben: Schließlich ist es absolut nicht so, dass in Europa die Technikausführungen mit mehr Krafteinsatz gemacht werden als in Japan. In Japan sind - pauschal gesagt - nur die Bewegungen zwischen den Techniken lockerer. Während in Europa oftmals eine Taktik verfolgt wird, über Griffdominanz zum Wurf zu kommen, versucht man es in Japan mehr darüber, den Partner in Bewegung zu versetzen, die man ausnutzen kann.
Du widersprichst dir direkt danach selber und möchtest das als Gegenbeweis anführen? :eusa_clap
Was ist denn da kaputt? :dontknow
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Fritz
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Fritz »

Das Problem in Deutschand ist eigentlich auch weniger das Randori der Älteren untereinander, sondern das Problem der Jüngeren, die oft einfach (noch) nicht in der Lage sind, entsprechend angepasstes Randori mit Älteren zu machen. Und leider ist auch mir keine Trainingsgruppe bekannt, in der wirklich viele Ältere intensiv Randori wie in Japan machen.
Es ist aber nicht nur ein Generationenproblem, sondern auch des Leistungsstandes. Nach meinem letzten Training im Verein (mit aktiven Wettkämpfern meist U21) war ich körperlich deutlich ramponierter als nach einer Einheit im Leistungszentrum mit deutlich besseren und stärkeren Partnern.
Vielleicht sollte man genau da ansetzen?
Wer bringt denn den Jüngeren eigentlich bei, wie man Randori mit wem zu machen hat?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Jupp »

Fritz fragt: "Vielleicht sollte man genau da ansetzen? Wer bringt denn den Jüngeren eigentlich bei, wie man Randori mit wem zu machen hat?"
Meine Antwort darauf ist: Wir natürlich, die wir unseren Nachwuchs unterrichten und ausbilden!

Und die Frage nach dem WIE möchte ich in einem längeren Beitrag auch zu beantworten versuchen, selbst wenn das im Zusammenhang mit unserem Thema "Bewegt ÄLTER werden.." vielleicht von machen als "Off Topic" angesehen werden mag (was es natürlich nicht ist!")

Also los:
Randori in der DJB Kyu-Prüfungsordnung - warum „freies Üben“ eben nicht immer ganz „frei“ sein darf…

1. Eine Einführung in ein „neues“ Prüfungsfach

Randori bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie „wild durcheinander greifen“ (ran = wild durcheinander, chaotisch, tori = greifen, in den Griff nehmen). Allgemein kann man es mit „freiem Üben“ oder „Sparring“ passend übersetzen.
„Randori ist kein Kampf auf Biegen und Brechen“, schreibt Deutschlands erster Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, Wolfgang Hofmann und fährt fort: „Wer sich darüber, dass er vorbildlich geworfen wurde und selber in der Lage war, eine gute Fallübung auszuführen, genauso freuen kann, wie über einen eigenen Wurf, der hat den Sinn des Randori verstanden“.
Beim Randori – vor allem in den ersten vier Prüfungen – ist das Üben nicht vollständig frei. Jedoch soll im Gegensatz zur Anwendungsaufgabe der Zeitpunkt der Durchführung der Techniken frei wählbar sein, die spezifische Art der Technik kann individuelle Ausprägungen haben und es soll mit verschiedenen, vorher nicht festgelegten Partnern geübt werden. Außerdem gibt es keine feste Rollenverteilung Tori/Uke und keine Festlegung auf bestimmte technisch/taktische Handlungen. Randori sollte eine nicht abgesprochene freie, lockere Demonstration der gestellten Aufgabe sein.
Mit zunehmender Gürtelstufe sollten sich auch im Randori deutliche Qualitätsverbesserungen zeigen. Diese können in einer größeren Sicherheit und Schnelligkeit der Technikausführung, einem präziseren Erfassen günstiger Situationen und einer vielfältigeren Technikauswahl auf Seiten von Tori bestehen und in einem zunehmend realistischeren, Wettkampfsituationen angepassten Verhalten von Uke. Im Gegensatz zum Standrandori kann beim Bodenrandori schon deutlich früher mit realistischen Widerständen gearbeitet werden.

Einen sich wehrenden Partner zu werfen bzw. zu kontrollieren ist schwierig
Das was beim Fußball das freie Spielen von zwei Mannschaften gegeneinander ist, das ist im Judo das Randori - das »freie Üben«. Und genau so, wie es beim Fußball schwierig ist, im freien Spielen sich gegen einen Gegner mit technischem Geschick durchzusetzen, genau so schwierig ist es im Judo, einen sich wehrenden, nicht kooperierenden »Gegner« im Randori technisch korrekt und sauber zu werfen oder am Boden zu kontrollieren. Allgemein unterscheidet man Randori im Stand (schwer zu erlernen) und Randori am Boden (geht von der ersten Stunde an).

Der Partner ist im Judo das „Übungsobjekt“
Anders als beim Fußball, wo der noch wenig geschickte Umgang eines Anfängers mit dem Ball nur zu einem Ballverlust oder einem missratenen Schuss führen kann, hat ein ungeschickter Umgang mit dem Judo-Partner ungleich schwerer wiegende Auswirkungen: man schießt keinen Ball, man wirft einen Partner, der sich verletzen kann! Im Judo ist der Partner das Übungsobjekt, mit und an dem man die Judotechniken erprobt.
Dieser Unterschied macht es notwendig, achtsam und vorsichtig miteinander umzugehen und sich möglicher Auswirkungen einer nachlässigen oder gefährlichen Technik besser schon vorher bewusst zu sein: Schlecht ausgeführte Techniken im Judo können zu Verletzungen führen oder aber zumindest dazu, dass der Partner sich über die wenig freundliche Behandlung beschwert.

Das „freie Üben“ beschränken
Wo man im Fußball also schon bald einfach mit dem Ball loslegen und »frei spielen« kann, ist dies im Judo mit einem Partner nur eingeschränkt möglich. Das »Judospiel« Randori muss langsam und systematisch erlernt werden.

2. Randori am Boden
Schon ab der ersten Stunde ist es möglich, am Boden »frei« zu üben, weil die Verletzungsgefahr durch nicht sachgerechtes Werfen und Fallen nicht gegeben ist.
Aber auch hier sollte man nicht völlig frei beginnen, sondern das Üben auf genau festgelegte Situationen, vorher geübte Techniken und einen relativ kurzen Zeitraum beschränken.

Drei Kriterien schränken das Randori ein
Damit sind drei Kriterien genannt, die das »freie Üben anfängergerecht einschränken helfen:
1. Beschränkung auf eine genau festgelegte Situation.
2. Beschränkung auf vorher genau festgelegte Techniken.
3. Beschränkung auf einen festgelegten (relativ kurzen) Zeitraum.
Diese Beschränkungen sind deswegen anfängergerecht, weil Anfänger
1. nur sehr wenige Judotechniken kennen und können,
2. noch keine Vorstellung davon haben, welche (Kampf-) Situationen im Judo zu lösen sind ( weil sie die Judoregeln noch nicht kennen, die diese Situationen bestimmen und begrenzen)
3. noch nicht über die judospezifische Kraft und Kraftausdauer (anaerobe und aerobe Ausdauer) verfügen, die zum Bewältigen von längeren Bodenkämpfen (z.B. länger als 2 Min. hart gegeneinander kämpfen!) nötig ist.

Ziel: langsam und systematisch ans Randori heranführen
Ziel des Technik- und Kampftrainings am Boden muss es also sein, die Anfänger langsam und systematisch mit dem technischen, taktischen und konditionellen Rüstzeug auszustatten, das es ihnen erlaubt, am Boden »freies Üben« (Randori) zu praktizieren, das »Judospiel« kompetent zu »spielen«. Klaus Kessler nennt diese Fähigkeit »kultiviertes kämpfen«, man kämpft mit- und nicht gegeneinander, man sucht seine Chancen und lässt Chancen für den Partner.

3. Randori im Stand
Während man beim Bodenrandori auch mit Anfängern relativ einfach sofort »loslegen« kann, erfordert Standrandori eine längere, manchmal mehrere Jahre dauernde Vorbereitung.

Voraussetzungen genau kontrollieren!
Lediglich in der Altersstufe der 9-16-jährige kann man in einer Anfängerausbildung relativ früh zum »freien Üben« kommen. Aber auch in dieser Altersstufe muss der Trainer die jeweils individuellen Voraussetzungen berücksichtigen:
1. Wie lange trainiert der Jugendliche schon? (Kann er korrekt in alle Richtungen fallen? Ist seine Wurftechnik sicher, kann er den Partner im Wurf kontrollieren?)
2. Wie sind seine körperlichen Voraussetzungen? (Hat er genug Kraft in Armen, Beinen und Rumpf um verantwortlich zu werfen?)
3. Wie sind seine sozialen Voraussetzungen? (Spürt er Verantwortung für seinen Partner oder will er nur siegen ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Partners?)
Können diese Fragen positiv beantwortet werden, bestehen gute Voraussetzungen für ein freudvolles Randori ohne große Verletzungsrisiken.
Jüngere Kinder zwischen 6 und 9 Jahren verfügen selten über die körperlichen, technischen, seelischen und sozialen Voraussetzungen um Randori als freies, nicht eingeschränktes/ abgesprochenes Üben zu gestalten.

Aufbau der notwendigen Voraussetzungen zunächst wichtiger
Die gilt auch für Judo-Anfänger über 16 Jahre, die manchmal jahrelang keinen Sport getrieben haben und sich nun für Judo als »neues Hobby« entschieden haben. Solche »Freizeitsportler« müssen genau wie die jüngeren Kinder über einen längeren Zeitraum langsam und allmählich an das »Judospiel« Randori herangeführt werden. Um zu zeigen, wie man Randori langfristig vorbereiten soll, hat der Deutsche Judo-Bund in seine neue Prüfungsordnung Randori aufgenommen.
Durch das bewusste, systematisch aufgebaute und immer wieder erklärte Verständnis eines vielfältigen, vielseitigen und mehrperspektivischen Randori erhoffen sich die Verantwortlichen im DJB, dass Randori als »Judospiel« in allen Judogruppen, in allen Altersstufen und auf jedem Ausbildungsstand seinen ihm angemessenen und für die Übenden machbaren Anspruch erhält. Randori soll sich entwickeln. So wie sich Können und Wissen der Judoka während der Ausbildung verbreitern und vertiefen, so soll auch die Fähigkeit mit einem Partner »kultiviert zu kämpfen« eine qualitative und quantitative Verbesserung erfahren (d.h. besser und länger kämpfen können), mit dem Ziel sich selber besser zu erkenn und einen Gegner besiegen zu können.

Vielfältige Voraussetzungen für Randori langfristig aufbauen
Um Randori als »freies Judospiel« ausüben zu können müssen die Judoka in folgenden Bereichen ausgebildet werden:
1. Technikverständnis
Sie müssen wissen, wie die Judotechniken im Stand und am Boden regelgerecht und sicher für den Partner ausgeführt werden können.

2. Situationsverständnis
Sie müssen wissen, welche Kampfsituationen im Judo im Stand und am Boden bzw. im Übergang zum Boden immer wieder auftreten.

3. Taktikverständnis
Sie müssen wissen und spüren welche Techniken ihnen besonders gut liegen (»Tokui-waza« = Lieblingstechnik), mit welchem Griff man sie gut ausführen kann, in welchen Situationen sie sinnvoll zu verwenden sind und wie man diese Situationen erkennt oder herbeiführt.

4. Judo-Kondition
Sie müssen die Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit erhalten, die Dinge zu tun, die sie tun wollen.
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Fritz
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Fritz »

@Jupp: Na dann verstehe ich das ganze Problem nicht.

Die Kyu-PO ist doch seit 2004 in dieser Form gültig, das sind fast 10 Jahre, d.h. fast alle
derjenigen U21, welche bspw. tutor! "ramponiert" hatten, haben zumindest große Teile
davon durchlaufen... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Ronin
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Ronin »

Danke Jupp für diese Ausführungen. (mich beschleicht das Gefühl als hätte ich so schon einmal gelesen ;) )
Das ist ja im wesentlichen veröffentlicht und gewollt, ABER oft nicht bekannt.

Das liegt AUCH (das heist nicht nur) an der Art und Weise wie Menschen Bücher lesen, z.B. die lustigen "Judo lernen" und "Judo anwenden" Büchlein. In meinem Verein, und da ertappe ich unsere Trainerlein oft dabei, bedeutet das Lesen dieser Bücher, dass im Moment, wo ein Frage ansteht, das Büchlein aufgemacht wird und diese (idiotischen) Bildchen von Jupp und Jutta angegafft werden und danach die Techniken gemacht werden. Der begleitende Text wird natürlich geflissentlich ignoriert. Damit beschränkt sich die Kenntnis der PO natürlich sofort auch nur auf die entsprechende Seite der Kyu-PO selbst (Rückseite lesen ist schon zuviel verlangt). Als Vereinsvorsitzender versuche ich mich da zwar mit Macht dagegen zu werfen aber es ist wie mit dem Windmühlen... Klar kann dann keiner Randori. :crybaby
Asterix
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Asterix »

@Ronin: Die momentanen Bücher finde ich zwar auch nicht so toll, aber die Geschichte mit den Bildern hatten wir auch schon früher, bei Horst Wolf. Viele Irrtümer im Judo beruhen wohl darauf. Aber da kann man nur versuchen den Trainern ordentlich auf die Füsse zu treten. Das Engagement zur Weiterbildung hält sich da auch zum großen Teil noch arg in Grenzen.
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Fritz
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Fritz »

Nur komisch, kam sind neue Wettkampfregeln am Horizont sichtbar,
wird sofort diskutiert u. probiert, wie man die am besten sofort umsetzen kann...
Schon merkwürdig...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Jupp »

Fritz schreibt: "Nur komisch, kam sind neue Wettkampfregeln am Horizont sichtbar, wird sofort diskutiert u. probiert, wie man die am besten sofort umsetzen kann...
Schon merkwürdig...
Diesen Kommentar hast Du vermutlich in einem anderen Faden unterbringen wollen, denn hier verstehe ich den Einwand nicht.

Du selbst hattest doch die Frage aufgeworfen "Wer bringt denn den Jüngeren eigentlich bei, wie man Randori mit wem zu machen hat?" und nun beschwerst Du Dich scheinbar, dass Du darauf eine Antwort erhalten hast.

Auch Dein Kommentar
@Jupp: Na dann verstehe ich das ganze Problem nicht. Die Kyu-PO ist doch seit 2004 in dieser Form gültig, das sind fast 10 Jahre, d.h. fast alle derjenigen U21, welche bspw. tutor! "ramponiert" hatten, haben zumindest große Teile davon durchlaufen... ;-)
bringt uns in Bezug auf die Problematik des "richtigen" Randori nicht weiter.

Ich hätte mir stattdessen von Dir gewünscht, dass Du Deine Erfahrungen im Umgang mit diesem Thema schilderst, also eher positive Hinweise als (mir) unverständliche Kritik.

Jupp
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Fritz
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Fritz »

@Jupp: Dann mal Klartext:
Du als einer der maßgeblichen Verfechter dafür, "Judo" immer "kindgerechter" zu gestalten,
kommst plötzlich auf das Problem, daß die Leute plötzlich älter werden und
plötzlich feststellen, daß sie nach der ganzen kindgerechten Ausbildung u. Prüfungen,
nicht mehr viel haben, was ihnen nützt. Insbesonders im Zusammenhang mit Randori.

Gleichzeitig sind aber die verbliebenen, älter gewordenen Leute ja genau die,
welche mit Feuereifer Kindern weiterhin den Stil des "kindgerechten", massiv am
Wettkampferfolg ausgerichteten Trainings vermitteln. Und sich am Ende dann
darüber wundern, daß die U21er recht unsanft den Älteren das Randori verleiden und sich dann halt auch selbst, wenn
sie älter werden...

Gleichzeitig wundert mich, daß eigentlich gute (u. in der PO verankerte)
Gedanken zum Randori, wie Du sie aufgeführt hast,
sich im Gegensatz zu jeder noch so unsinnigen Wettkampf-Regel-Änderung, offensichtlich kaum wahrgenommen
werden.
M.M.n. ist das ebenfalls sehr darin begründet, daß sich so ziemlich viel im
Normalverein um Wettkampferfolg dreht und weniger um Judo an sich. Und ja es gibt auch das andere
Extrem - Vereine die kaum Randori machen, weil sie ja nur Breitensport betreiben...

Als Lösung kann ich nur empfehlen, langfristig von dem
Wahn des "kindgerecht" wegzukommen, hey Judo ist eigentlich 'ne ernste Sachen, wir hantieren mit potentiell
tödlichen Sachen herum... Niemand kommt doch auf die Idee, den Umgang mit 'ner scharfen Waffe auf 'nem Schießstand
Kindern "spielerisch" zu vermitteln...

Und den Stellenwert von Kata u. Randori u. Lehrgesprächen wieder so zu vermitteln, wie er eigentlich gedacht ist,
nämlich als Trainingsmethode...
Evt. müßte man da vielleicht in der ÜL-Ausbildung da noch einiges verbessern...

Und natürlich muß man auch weg, im Nichthochleistungssport schon auf die wettkampfsportlich-athletische
Ausführungen der Judotechniken zu setzen, sondern eher auf solide gute alte Technik,
weniger Griffdominanz u. "Erzwingen", dafür mehr den
Gegner/Partner spüren und bewegen, wie tutor! es so schön beschreibt.

Bei uns haben wir komischerweise kein Problem damit, wenn Ältere u. Jüngere miteinander Randori üben.
Gut es gibt sicherlich Leute, die sich möglichst aus dem Weg gehen, aber im Großen und Ganzen paßt es schon gut.

Allerdings achten wir in den Kindergruppen auch penibel drauf, daß Stärkere mit Schwächeren u. Unerfahreneren
auch vernünftig umgehen... Also eigentlich Selbstverständlichkeiten...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Holger König
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Holger König »

Asterix hat geschrieben:@Ronin: Die momentanen Bücher finde ich zwar auch nicht so toll, aber die Geschichte mit den Bildern hatten wir auch schon früher, bei Horst Wolf. Viele Irrtümer im Judo beruhen wohl darauf. Aber da kann man nur versuchen den Trainern ordentlich auf die Füsse zu treten. Das Engagement zur Weiterbildung hält sich da auch zum großen Teil noch arg in Grenzen.
Es wäre schön, wenn jemand, der Horst Wolf gut gekannt hat (langjähriger Schüler von ihm und heutiger Trainer), und sich in seine Vorgehensweise hineinversetzen kann, versuchen würde, unter Berücksichtigung der aktuellen Prüfungsordnung die Horst-Wolf-Bücher zu überarbeiten und mit einem Buch für Dan-Prüfungen (zumindestens 1. Dan) zu ergänzen.
Eine aktuelle Judo-Lehrbuchreihe im Stile der Horst-Wolf-Bücher wäre von großem Nutzen.
tutor!
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:@Jupp: Dann mal Klartext:
Du als einer der maßgeblichen Verfechter dafür, "Judo" immer "kindgerechter" zu gestalten, kommst plötzlich auf das Problem, daß die Leute plötzlich älter werden
(...)
Gleichzeitig wundert mich, daß eigentlich gute (u. in der PO verankerte) Gedanken zum Randori, wie Du sie aufgeführt hast, sich im Gegensatz zu jeder noch so unsinnigen Wettkampf-Regel-Änderung, offensichtlich kaum wahrgenommen
werden.
M.M.n. ist das ebenfalls sehr darin begründet, daß sich so ziemlich viel im Normalverein um Wettkampferfolg dreht und weniger um Judo an sich. Und ja es gibt auch das andere Extrem - Vereine die kaum Randori machen, weil sie ja nur Breitensport betreiben...

Als Lösung kann ich nur empfehlen, langfristig von dem Wahn des "kindgerecht" wegzukommen,
(...)
Evt. müßte man da vielleicht in der ÜL-Ausbildung da noch einiges verbessern...

Und natürlich muß man auch weg, im Nichthochleistungssport schon auf die wettkampfsportlich-athletische Ausführungen der Judotechniken zu setzen, sondern eher auf solide gute alte Technik, weniger Griffdominanz u. "Erzwingen", dafür mehr den
Gegner/Partner spüren und bewegen, wie tutor! es so schön beschreibt.
Ich habe jetzt nur einige Kernsätze zitiert, beziehe mich aber auf den kompletten Beitrag von Fritz, der mich daran erinnert, dass der Pfarrer für die Sünden der Gemeinde verantwortlich gemacht werden soll.

Zum einen kenne ich Jupp und seine Arbeit in Theorie und Praxis seit rund 35 Jahren. Eine allgemeine Tendenz Judo "kindgerechter" zu gestalten, kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen. Wohl aber zieht sich der Gedanke durch Jupps Wirken, dass Trainingsangebote und Lehr-/Lernwege altersangemessen sein müssen. Dazu gehört natürlich, dass Kindertraining kindgemäß, aber auch dass Erwachsenentraining erwachsenengemäß sein muss.

Einer meiner liebsten Randoripartner ist ein langjähriger Schüler von Jupp, der heute hauptberuflicher Trainer im Hochleistungssport ist. Dieser ist aber bei weitem nicht der einzige gute Randoripartner aus Jupps Schülerschaft.

Schon vor vielen Jahrzehnten musste man feststellen, dass es in vielen Vereinen um das Thema Randori nicht besonders gut stand. Ich erinnere mich noch recht gut an die mahnenden Worte, die mir als Jugendlichen begegneten. Im Randori ginge es nicht um´s Gewinnen. sondern um´s Besserwerden usw. Im Judoboom der 1970er und der frühen 1980er Jahre ging aber (in Westdeutschland) eine qualitative Schere immer weiter auf, weil viele neu gegründete und übervolle Vereine ÜL/Trainer brauchten. (Die Situation im Osten war getragen durch einerseits eine Talentsichtungs- und -förderstruktur, die auf den Hochleitungssport abzielte, andererseits durch wenig gesteuerte/unterstützte Angebote vor Ort.)

In den 1990er Jahren zog man aus dieser Schere Konsequenzen, verankerte Randori stärker in der Kyu-PO, entwickelte viele methodische Gedanken zum Randori, entwickelte z.B. auch das Randori-Turnier, veröffentlichte eine Diplom-Arbeit in Buchform usw. Die Breitenwirkung ist aber viel geringer als man hoffte (und auch immer noch hofft).

Das Judo ist ein träger Tanker, und es ist ausgesprochen schwierig dem Gesamtsystem nachhaltige Impulse zu geben. Wenn es an der Umsetzung hapert, heißt dies aber nicht, dass die Impulse falsch gewesen sein müssen. Die Anregungen müssen ja aufgenommen und dann weiter verarbeitet werden. Und genau hier liegt m.E. das Problem - zumindest bei Fragen rund um das Randori.
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von ClassicJudo »

tutor! hat geschrieben:Körperhaltung und Körperbewegung wird in Japan viel eher geschult als hierzulande, wo diese Bereiche fast völlig vernachlässigt werden.
Gegen diese Defizite könnte man bereits bei den Kindern und Jugendlichen gegensteuern, indem man als Aufwärmtraining statt Fußball, Basketball oder Gürtelhockey Yoga machen würde...
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Jupp »

Ehe wir uns hier in Details verlieren, möchte ich gerne wieder auf das Thema des Fadens "Bewegt ÄLTER werden mit Judo" zurückkommen.

Heute war die Auftaktveranstaltung zu diesem Thema in der Sportschule Hennef. Die vom Landessportbund NRW und dem NWJV durchgeführte Veranstaltung übertraf bezüglich der Teilnehmerzahl alle Erwartungen: mehr als 150 Aktive hatten sich nach Hennef aufgemacht, um verschiedene Vorträge zum Thema und insgesamt 6 Praxiseinheiten zu erleben. Die Mehrzahl der Teilnehmer war zwischen 40 und 60 Jahre alt, die ältesten Teilnehmer 79 und 82 Jahre!

Besonders beeindruckend war für viele der Vortrag des mehrfachen Deutschen Meisters im Judo Dr. Ralph Akoto, der als Facharzt für Orthopädie und Chirugie zum Thema "Gesund und Älter werden mit Judo" einen Vortrag hielt, der die Chancen und Möglichkeiten eines gesunden Judo gerade für Ältere mehr als deutlich heraustellte.

DJB-Präsident Peter Frese hielt einen sehr persönlichen einleitenden Vortrag, in dem er auch verdeutlichte, warum ihm als mittlerweile 60-jährigen das Thema besonders am Herzen liegt.

Der ehemalige 2-fache Schwergewichts-Europameister Alexander von der Gröben war als Moderator eingeladen worden und brachte mit zahlreiche "Geschichten" aus einem Judoleben nicht nur Anekdoten zum Schmunzeln. sondern auch intelligente und kompetente Überleitungen zwischen den einzelnen Referenten.

Auch die 6 Praxiseinheiten fanden starken Zuspruch. Andreas Kleegräfe demonstrierte seine Überlegungen zur "Sturzprävention", Ulla Ließmann zeigte "Koordinationstraining für Ältere", Uli Klocke demonstrierte mit seiner "Fußtechnikkata", wie man auch werfen kann, ohne dabei hart zu fallen, Carsten Stiller entwickelte "Kreative Möglichkeiten des Katatraining", Elmar Schach referierte über "schöne Bewegungen auf der Judomatte" und der mehrfache Senioren-Weltmeister Walter Trapp verdeutlichte seine Vorstellungen von Bodenarbeit für ältere Wettkämpfer.

Die Stimmung war entspannt und ausgesprochen positiv, die Teilnehmer engagiert und interessiert, die Rückmeldung durchaus für die Arbeitsgruppe motivierend.

Danke an die NWJV-Breitensportreferentin Angela Andre für eine hervorragend organisierte und inhaltlich anspruchsvolle Veranstaltung - hoffentlich im kommenden Jahr wieder!

Vielleicht findet sich der eine oder andere Teilnehmer, der unter den 150 Teilnehmern von Hennef war sich bereit, hier im Forum über seine Eindrücke und Erlebnisse an diesem ereignisreichen Tag zu berichten.

Wäre schon...

Jupp
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Fritz
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von Fritz »

Auch die 6 Praxiseinheiten fanden starken Zuspruch. Andreas Kleegräfe demonstrierte seine Überlegungen zur "Sturzprävention", Ulla Ließmann zeigte "Koordinationstraining für Ältere", Uli Klocke demonstrierte mit seiner "Fußtechnikkata", wie man auch werfen kann, ohne dabei hart zu fallen, Carsten Stiller entwickelte "Kreative Möglichkeiten des Katatraining", Elmar Schach referierte über "schöne Bewegungen auf der Judomatte" und der mehrfache Senioren-Weltmeister Walter Trapp verdeutlichte seine Vorstellungen von Bodenarbeit für ältere Wettkämpfer.
Klingt ja recht interessant...
Habe Teilnehmer und Referenten auch über ihre Erfahrungen berichtet, wie die vorgestellten Trainingsanregungen
im Zusammenspiel mit jüngeren Teilnehmern funktionieren?
Z.B. Bodenarbeit für Ältere: Entweder die Bodenarbeit funktioniert so gut, daß die Älteren mit Jüngeren mithalten bzw. diese idealerweise sogar "dominieren" können,
oder nicht. Im ersten Fall drängt sich die Frage auf, wäre es dann nicht sogar sinnvoll, diese Art von Bodenarbeit, von vornherein generell
zu vermitteln, im zweiten Fall drängt sich oben angedeutete Problem auf, wie das Ganze in altersmäßig
heterogenen Gruppen funktionieren kann...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Bewegt älter werden mit Judo

Beitrag von tutor! »

Jupp hat geschrieben:Vielleicht findet sich der eine oder andere Teilnehmer, der unter den 150 Teilnehmern von Hennef war sich bereit, hier im Forum über seine Eindrücke und Erlebnisse an diesem ereignisreichen Tag zu berichten.
Ich war ebenfalls vor Ort - als neugieriger Teilnehmer und Beobachter.

Ich stimme Jupp vollkommen zu, dass der Vortrag von Dr. Ralph Akoto ein besonderes Highlight war. Er setzte sich kritisch mit Veröffentlichungen renommierter Sportmediziner auseinander, die Judo als Aktivität für Ältere eher als ungeeignet klassifizieren. Er machte darauf aufmerksam, dass derartige Einschätzungen nicht auf einer wissenschaftlichen Basis abgegeben worden seien, sondern vermutlich aus Unkenntnis über Judo.

Ältere Menschen müssen aufgrund des normalen Alterungsprozesses besonders Koordination (insbesondere durch intensive Wiederholungen komplexer Bewegungsabläufe), Kraft und Ausdauer trainieren. Judo - entsprechend dosiert eingesetzt und mit den passenden Inhalten dargeboten - kann diese Anforderungen in idealer Weise erfüllen. Hinzu kommt die Sturzprophylaxe, die für Judo zentral ist.

Jeder konnte nur an zwei Praxiseinheiten teilnehmen. Diese zeigten Beispiele für ein interessantes, forderndes - aber nicht überforderndes - Judotraining, in dem die oben genannten Anforderungen sehr gut umgesetzt wurden. Selbstverständlich geeignet für alt und jung. (BTW: was Walter Trapp am Boden macht, hat sowohl für Ältere als auch für Jüngere Hand und Fuß).

Insgesamt darf man die Veranstaltung mit Fug und Recht als besonders gelungen bezeichnen. Spaß, inhaltliches Niveau in Theorie und Praxis und die Atmosphäre bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren "premium".
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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