Was kann/sollte man (nicht) tun???

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Trini
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Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Trini »

Da ich überhaupt nicht weiß, wohin mit meiner Frage, überlasse ich Fritz oder Christian die Einordnung ins richtige Unterforum.

Sohnemann (11) hat momentan eine Pechsträhne bei Turnieren.
Er fährt immer noch gern und motiviert hin und ist dann jedes mal am Boden zerstört, wenn es nicht funktioniert. :crybaby
Und in der U 14 kämpfen halt nur noch die Guten.
Insbesondere, wenn zu den Turnieren Starter von "weiter südlich" dazu kommen, merkt man sehr schnell, dass wir in Sachen Judo in der Pampa wohnen.

Dabei sind wir schon in einem der turnieraktivsten Vereine der "erfahrbaren" Umgebung, die Kinder können im Moment aber nur zwei Mal pro Woche trainieren. Haben allerdings durchaus eine Zweite der NDEM hervorgebracht (die allerdings so "nebenbei" auch turnt).

Mich zerreißt es zwischen "Erspar dem Kind die Enttäuschung!" und "Ohne Turniere lernt man nichts!"

Was mach ich bloß???

Trini
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Shinbashi
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Shinbashi »

Hi Trini,

also dem Kind "die Enttäuschung ersparen" ist sicher der falsche Weg. Niederlagen und Enttäuschungen gehören dazu und man lernt damit umzugehen. Gibt es bei euch vor den Turnieren ein Wettkampftraining, wo speziell auf Kampfsituationen eingegangen wird? Habt ihr in der Nähe ein Judo-Leistungzentrum oder einen Verein, der an anderen Tagen trainiert?
Da kann es Sinn machen, als Gast mitzutrainieren und mit anderen zu üben. So hat er anstatt 2 Übungeseinheiten ein paar mehr.

Gruß
shinbashi
Gruß
Shinbashi

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Fritz
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Fritz »

Tja, so ist das, wenn sie aus der U11 in die U14 rutschen.
Plötzlich sind Armhebel erlaubt und die vom letzten Jahrgang sind in der Regel
kräftiger und auch oft technisch besser.
Aber das denke ich, kann man einem 11jährigen schon so erklären.
Man kann ihm dann auch erklären, daß es jetzt in seinem ersten Jahr in der neuen
Altersklasse nun deshalb nicht unbedingt ums "Gewinnen" geht, sondern daß er Erfahrungen
sammelt usw...
Ansonsten heißt es fleißig trainieren, die Technik verbessern, die Ausdauer verbessern, sich bei
den Randoris anstrengen usw...
Hat er im Verein Kameraden beim Training die älter / größer / stärker sind als er?
Wenn ja, dann soll er diese bevorzugt als Übungspartner wählen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Hofi
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Hofi »

Hi!
Wie Fritz schon sagt, das erste Jahr U14 ist gemein. Man kommt aus der U11, war da der älteste Jahrgang, hatte seine Erfolge.
Training mit älteren, größeren Partner hilft teilweise. Manchmal gibt es auch noch Turniere für Übergangsjahrgänge mit U12/U13, später dann U15.
Und ansonsten hilft nur aufbauen, loben und die starken Momente des Turniers herausstellen.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Trini
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Trini »

Ich danke Euch.
Nebenher noch woanders trainieren finde ich irgendwie unfair. Ich weiß auch gar nicht, ob das prinzipiell möglich wäre. Und wie gesagt ... wir sitzen in der Pampa.
Sein Trainer meinte am Freitag eine "schlechte Phase" hätte er auch schon gehabt. Das verginge von selbst wieder. :alright Völlig talentfrei ist er wohl nicht. ;)

Momentan fehlt (auf Grund gesperrter Sporthallen) den Kindern eine ganze Trainingseinheit in der Woche, und zwar i.d.R. das Technik-Training.
Gute Trainingspartner hat er schon im Verein, aber wenn man sich zu gut kennt, gelten andere Regeln. Das sieht man ganz deutlich, wenn sich unsere drei Mädels bis 40 kg im Turnier begegnen.

So lange er noch gern zum Training und zu Turnieren geht, ist ja auch alles in Ordnung.

Trini
kanou65m
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von kanou65m »

Hallo Trini,
Vielleicht sollten wir Judo nicht nur auf die aktive Wettkampfteilnahme reduzieren?
Leider ist das, was Du bei Deinem Sohn beobachtest keine Seltenheit, sondern schon fast die Regel.
Eine Ursache ist, dass viele Kids einfach "turniermüde" sind.
Warum wohl? Nun viele kämpfen da schon seit der U7, U9 und U11.
Es gibt Überlegungen, dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken, indem man die Turniere bei den Kleinen reduziert, bzw. "kinderfreundlicher" gestaltet.
Als Trainer/Funktionär wünsche ich mir natürlich viele aktive Kämpfer - als Vater, der erstmal den Wunsch hat, dass seine Kinder eine sinnvolle Sportart ausübt, rate ich Dir: erstmal (ein Jahr) keine Turnierteilnahme.
Altersmäßig ist er in einem Jahr sowieso besser gestellt in der U14. ;)
tutor!
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von tutor! »

In dem Alter kommt es vor allem darauf an, möglichst vielseitig Judo zu lernen und so langsam Judo zu verstehen. Techniken sollten beidseitig gemacht werden und vor allem Fußtechniken sollten immer wieder geübt werden.

Er muss lernen, aus der Bewegung heraus zu arbeiten und die Bewegung des Partners in Gleichgewichtsbruch umzusetzen. Der - kurzfristige - Wettkampferfolg als Ziel wird seine technische Entwicklung mehr behindern als fördern!

Es ist relativ einfach, einem Kind mit kämpferischen Anlagen (Kampfgeist, Wille, Kraft) das beizubringen, was nötig ist, um einen Wettkampf in der U11 / U14 zu gewinnen. Das geht ungleich schneller als demselben Kind technisch gutes Judo zu vermitteln. Allerdings kommt die Stagnation der einseitig Ausgebildeten von ganz alleine - so etwa mit 14-16 Jahren. Einige machen dann weiter - vornehmlich durch verstärktes Krafttraining und ausgedehnten Griffkampf. Dabei schleppen sie dann die Mängel der technischen Grundausbildung weiter mit sich herum.

Die meisten aber hören aber auf - leider ohne jemals wirklich Judo gelernt zu haben.

Das Wichtigste ist nicht der Wettkampf, nicht der Sieg oder die Niederlage - das Wichtigste ist, dass sich eine Passion für Judo entwickelt, die sich aber nur entwickeln kann, wenn man Judo um seiner selbst Willen betreibt und nicht um irgendwelche Urkunden, Medaillen oder Titel zu gewinnen.

Dein Sohn muss lernen, sich über einen neu gelernten Wurf, eine gelungene Technik im Techniktraining usw. genauso zu freuen, wie über einen gewonnen Kampf bei einer Meisterschaft.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Jupp
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Jupp »

Ich schließe mich tutor zunächst einmal in vollem Umfang an. Aber ich möchte noch etwas darüber hinaus gehen.
Meiner Erfahrung bleiben Kinder - selbst bei Wettkampferfolgen - nur dann lange beim Judo, wenn folgende Dinge stimmen:
1. Sie müssen den Trainer mögen.
2. Der Trainer muss sie mögen.
3. Der Trainer muss Judo mögen.
4. Die Kinder müssen Judo mögen.
5. Die Kinder müssen sich in einer Gruppe von ernsthaft trainierenden anderen Kindern wohl fühlen und dort Freunde haben.
6. Die Kinder müssen sehen, dass sich ihr Judo entwickelt, sie also
a) immer mehr vom Judo verstehen
b) ihre Techniken sicherer und schöner werden (und sich auch so anfühlen)
c) sie immer mehr von Judo als Wettkampfsport verstehen
d) sie Judo nicht ausschließlich als Wettkampfsport erleben, sondern sich auch auf Gürtelprüfungen vorbereiten, SV-Aspekte üben, mit den ersten Kata beginnen, Zeitlupendemos für Vereinsfeste vorbereiten usw.

Die angeführten Punkte sind durchaus nach der Wichtigkeit geordnet, die sie meiner Ansicht nach für Kids haben, je jünger umso so mehr!!

Alles in Allem: Wettkampfjudo ist eben nur ein Teil des Judo für Kinder und Jugendliche in unseren Vereinen und Kinder sollten schon sehr früh die vielseitigen Aspekte des Judo kennenlernen. Dann haben sie auch eine Chance, einmal für eine bestimmte Zeit ein "anderes" Judo zu machen, als den bisherigen Schwerpunkt ohne gleich ganz - aus Enttäuschung - mit dem Judo aufhören zu müssen.

Ulrich
tutor!
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von tutor! »

Ich glaube besser kann man es gar nicht mehr sagen! Als Vater oder Mutter - das noch als Ergänzung - muss man schauen, dass man immer die rechte Balance zwischen Distanz und Nähe zum Judo der Kinder hält. Viele Kinder hören mit dem Judo auf, weil sie einen vermeintlichen oder tatsächlichen Erwartungsdruck ihrer Eltern spüren und dem ausweichen wollen. Dies gilt insbesondere für die Zeit der Pubertät.
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Jupp
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Jupp »

Zum Thema "Elterndruck"
Meine beiden Kinder haben von Anfang an bei mir Judo gemacht. Da ich immer schon eine Gruppe vorher auf der Matte stand, riefen sie mich fast regelmäßig im Dojo an, um mir mitzuteilen, dass sie "heute keine Lust/zu viel Hausuafgaben/Magenschmerzen/....hätten und nicht kommen könnten. Meine (regelmäßige) Antwort war: "Kein Problem, wenn Ihr nicht kommen könnt, bleibt zu Hause!" Die nächste Frage meiner Kinder: "Was werden wir heute denn machen?" Meine Antwort: "Wir wiederholen dass und das, wir lernen neu das und das und wir spielen folgende Spiele......" "Wir spielen?" "Ja!" "Dann kommen wir wahrscheinlich doch!"
In der Anfangszeit zwischen 9 Jahren und 11 Jahren habe ich diesen Dialog mit meinen Kindern mehrfach pro Jahr durchgespielt - immer mit dem Ergebnis, dass es die Spiele waren, die sie zum Judotraining motiviert haben. Mich als Judolehrer hat das nicht sehr begeistert, ich war immer etwas enttäuscht, dass es die Spiele und nicht das "tolle Judo" war, das ihnen wichtig erschien.

Nachsatz: Meine Kinder wurden beide Deutsche Jugend- bzw. Juniorenmeister und waren lange in den entsprechenden Nationalmannschaften.
Heute mit fast 30 Jahren haben sie immer noch sehr viele Freunde im Judo und sind sehr am Judo interessiert. Mein Sohn ist ein prima Judolehrer.

Also: "Beschimpfe nicht das junge, schwache Kalb für seine Verspieltheit! Es könnte ein gewaltiger (Kampf-) Stier daraus werden!"

Jupp
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Trini »

:danke Oh, danke Jupp, diesen Spruch werde ich groß ausdrucken und meinen Jungs über's Bett hängen!!!! :eusa_clap

Dieses "Keine Lust" habe ich beim Großen in den 3 Jahren vor seinem Turniereinstieg allzu häufig gehört.
Seit er kämpft, geht er immer gerne zum Training.
Mein frischer Gelbgurt (8) ist jetzt schon sauer, dass er aus medizinischen Gründen voraussichtlich für 2 Wochen pausieren muss.

Es ist für Eltern schon eine Gratwanderung zwischen Desinteresse und Eislaufeltern.
Und insbesondere für Papa ist es auch schwer einzusehen, dass Sohn ihn nicht ärgern will, wenn er verliert.

Wir werden die Jungs weiter kämpfen lassen, wenn sie wollen.
Und wir werden hoffen, dass sich bei anhaltender Freude am Judo auch der Erfolg (wieder?) einstellt.

Trini
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von Trini »

Er kann wieder gewinnen :eusa_clap :eusa_clap !

Die ersten Turniere des Jahres sind super gelaufen.
Er hat wieder richtig Biss.

Mal sehen, wie es weiter geht.

Trini
jerry 69
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Re: Was kann/sollte man (nicht) tun???

Beitrag von jerry 69 »

Na also, Geduld ist nun mal auch eine dieser Tugenden, die einem beim Judo vermittelt werden, und ein paar neue Wettkampfwürfe (die am besten nicht gebraucht wurden) können manchen vermeintlich stärkeren Gegner aus dem Gleichgewicht bringen

Gruss
Philippe
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