Grundsätzlich sagt shila ja viel Richtiges. Natürlich sollte die Gesundheit des Gegenübers immer an erster Stelle stehen.
Auch über die "nicht abklopfen wollenden Sportler" muss man sich, denke ich, nicht streiten. Wobei man Hofis Einwände sicherlich berücksichtigen muss. Manchmal geht es wirklich schneller, als man denkt. Wenn man dann noch ungünstig auf den eigenen Armen liegt, hat man halt unter Umständen nicht mehr die Zeit, noch so weit umzudenken, dass man alternativ auch mit den Beinen abschlagen könnte.
Manches geht (für meine Begriffe) aber etwas an der Wettkampfrealität vorbei. Zum Beispiel diese Aussage:
shila hat geschrieben:Auch wenn es ein Wettkampf ist, wo es ums Gewinnen geht, so kann man meiner Meinung nach "in aller Ruhe" und ohne Hektik an den Würger rangehen, wenn der andere beispielsweise unten liegt, kann ich mich erst mal schwer machen, ihn belasten, dann läuft er vorerst nicht mehr weg, dann hab ich Zeit mir den Würger korrekt zu erarbeiten, wenn der Kampfrichter sieht, dass ich arbeite, wird er den Kampf nicht unterbrechen...
Natürlich ist das Einsetzen des eigenen Gewichts bzw. das Belasten des Gegners ein wichtiger Grundsatz im Bodenkampf. Es muss aber in den richtigen Situationen geschehen. Wenn ich dadurch Angriffsmöglichkeiten verplempere, ist das etwas suboptimal.
Im modernen Bodenkampf (Wettkampf, nicht Randori) kommt es darauf an, Chancen sofort zu erkennen und konsequent zu nutzen. Man kann (in den allermeisten Fällen) nicht mal eben in Ruhe eine Würge ansetzen.
Wenn ich es mir, anstatt sofort den ungeschützten Hals anzugreifen, erstmal in alle Ruhe auf dem Gegner bequem mache, biete ich ihm doch erst unnötig die Möglichkeit zu erkennen, was ich vorhabe und sich dagegen zu verteidigen. Bzw. könnte er, selbst wenn er mein Vorhaben noch nicht durchschaut hat, in dieser Zeit die eigene Schwachstelle erkennen und "alles dicht machen".
Damit schaffe ich mir vermeidbare zusätzliche Probleme. Nämlich, dass ich
A) zusätzlich Kraft und Zeit verbrauche, die ich mir hätte sparen können,
B) einen "angreifbaren unverteidigten Hals" nicht genutzt habe und mich nun mühselig durch die vorher nicht vorhandene Verteidigung kämpfen muss,
C) in den meisten Fällen gar nicht in der gegebenen Zeit an dieser Verteidigung vorbei komme und somit
D) schlicht und einfach eine gute Chance durch inkonsequentes Handeln vertan habe.
Einfach gesagt: Wenn ich am Hals eine Lücke sehe, dann sollte ich die idealerweise nutzen, bevor alles dicht ist. Wo Lin Chung von Prinzipien sprach: Wie war das nochmal mit dem möglichst effizienten Gebrauch der vorhandenen Kräfte?
Natürlich kann es dabei passieren, dass der Ansatz nicht präzise gelingt. Unsportlich wird es für mich an der Stelle, an der ein Kämpfer merkt, dass er die Würgetechnik z.B. über das Kinn des Gegners zieht und trotzdem mit aller Kraft weiter macht. Das entspräche shila´s Typ von Wettkämpfer, der um jeden Preis - auch um den der Gesundheit - gewinnen will.
(Andererseits ist es im "Gewühl" oft schwierig zu erkennen, ob man den Hals, oder doch den Kiefer erwischt hat, so dass auch hier Pauschalurteile wenig Wert haben.)