Angst vor Turnier !!!

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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kathrin130781
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Angst vor Turnier !!!

Beitrag von kathrin130781 »

Hallo..

Also mein Sohn ist 8 Jahre und macht seit zwei Jahren Judo.
Wir waren jetzt auf dem vierten Turnier.
Und er fängt immer an zu weinen und will nicht kämpfen sobald man die Halle betritt.
Beim letzten Mal war es ein Mannschaftsturnier und der Trainer hat dann gesagt er braucht nicht und schon war alles gut . Ich habe ihn jetzt schon mehrfach gefragt, ob er lieber was anderes machen möchte, aber er sagt nein, er möchte Judo weiter machen.
Wie kann ich ihm die Angst vor diesen Turnieren nehmen??

Gruß kathrin
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Ronin
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Ronin »

Hallo Kathrin,
wieso soll er denn gleich aufhören mit Judo, bloss weil er Angst vor Turnieren hat.
Wenn er nicht auf Turniere gehen möchte, dann ist das erst einmal OK. Lass ihn (also der Trainer und du).
Signalisiert ihm aber gleichzeitig, dass er jederzeit die Möglichkeit hat, auf ein Turnier mitzugehen, wenn er es will.
Vielleicht geht ihr ja auch mal nur so als Zuschauer mit, wenn seine Trainingskameraden kämpfen gehen und er bekommt Lust drauf.
Ich glaube, viele Kinder kommen einfach mit dem Druck auf Turnieren (der ist ja ganz automatisch da) nicht klar und da ist Druck rausnehmen immer erst mal gut.

Eine Schnapsidee war es natürlich ihn zu fragen, ob er was anderes machen möchte. Damit hast du gleich mal den Turnierzwang suggeriert.....

Gruss
Ronin
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Fritz
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Fritz »

@kathrin130781:
Hast Du ihn denn mal gefragt, warum er sich ängstigt? Diese Information fehlt in Deinem Beitrag.

Der Junge ist 8. Gewöhnlich haben 8jährige vom Judo noch nichts gelernt - außer
ein paar Bewegungen, die entfernt an Judotechniken erinnern. Manchen macht es nichts
aus, die gehen recht freudig zum Kämpfen, manche spüren wohl, daß sie einfach nicht so weit sind...
Manche fühlen sich beim Training wohl mit all den Kumpels und stehen dann auf der Wettkampfmatte vor
fremden, "bösen" Kindern... nicht jeder mag es...
Er hat es ja erstmal probiert, er mag es nicht, dann gebt ihm die Zeit, oft wollen sie dann irgendwann
doch mit zum Wettkampf, insbesonders dann, wenn die Freundschaften mit den Trainingskameraden fester
geworden sind...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kathrin130781
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von kathrin130781 »

Danke erstmal für die Antwort..

Der Trainer hat schon zu ihm gesagt, daß er es sich halt überlegen soll, ob er nur so Judo machen will oder auch mit zu den Wettkämpfen möchte..
Er sagt, daß er auch zu den Turnieren möchte, aber immer wenn wir da ankommen, ist er wie ausgetauscht.
Er ist sonst sehr selbstbewusst, nur nicht wenn er auf einem Turnier ist...
Ich glaube, er denkt daß er gewinnen muss, aber das verlangen wir nicht.
Er soll Spaß haben.
(er hat schon den gelben Gurt.)
Ich habe schon überlegt, ob ich einfach nicht mehr mitfahre, vielleicht ist es denn leichter für ihn.
Das ist ja nicht nur für ihn eine blöde Situation auch für mich.
Weil ich ihm gerne helfen würde, aber nicht weiß wie...
Wenn er kämpft, ist er ja gut, er hat beim letzten Turnier wo er gekämpft hat, zwei von drei Kämpfen gewonnen, aber beim dritten kommt wieder der Punkt, wo er nicht will.

Manchmal will er gar nicht und manchmal nur mit gut zureden der anderen...

Er sagt auch nicht was er hat...

Gruß kathrin
katana
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von katana »

Es könnte in der Tat helfen,
wenn die Mamma einige Male nicht dabei ist.
Allerdings sollte das freiwillig sein, vorher klar absprechen, nachher
das Ergebnis analysieren.
yag

Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von yag »

Er soll Spaß haben.
(er hat schon den gelben Gurt.)
Hat er Spaß gehabt, wenn er weint? Hätte er nicht viel mehr Spaß gehabt, wenn er mit seinen Freunden auf "Bäume geklettert" wäre?
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Fritz
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Fritz »

kathrin130781 hat geschrieben:Er sagt, daß er auch zu den Turnieren möchte, aber immer wenn wir da ankommen, ist er wie ausgetauscht.
yag hat geschrieben:Hat er Spaß gehabt, wenn er weint? Hätte er nicht viel mehr Spaß gehabt, wenn er mit seinen Freunden auf "Bäume geklettert" wäre?
@yag: Und was hat Deine Aussage jetzt zu bedeuten? Das Grundproblem wird nicht im mindesten
angerissen. Um bei Deinen Bäumen zu bleiben: Hätte er Spaß, wenn er oben im Baum sitzt und sich nicht
mehr runtertraut?

Die Frage ist doch, will er wirklich zu den Kämpfen - oder will er nur irgendjemand einen Gefallen tun?
Wenn _er_ wirklich mit hin will, dann muß er auch lernen, seine Angst zu überwinden.
Im anderen Fall sollte man ihn nicht mehr hinschicken, bis er wirklich einmal selbst will...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kathrin130781
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von kathrin130781 »

Mir ist schon klar, daß, wenn er weint, er in dem Moment keinen Spass hat.

Also ja er will zu den Turnieren und er möchte den Sport machen.
Er hat auch keine Angst vor den Kämpfen.
Er weint, weil er Angst hat zu versagen in den Turnieren.
(Das ist aber in der Schule auch so.)
Möchte auch noch klarstellen, daß er jeder Zeit aufhören kann, wenn er es möchte.
Und daß wir ihn in der Wahl der Sportart nicht reingeredet haben.
Er könnte auch Fußball spielen oder jeden anderen Sport oder keinen.

Gruß kathrin
yag

Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von yag »

Liebe Kathrin,
warum will Dein Sohn zu den Turnieren fahren und warum will er Judo lernen?
Er weint weil er Angst hat zuversagen in den Turnieren.
(Das ist aber in der Schule auch so.)
Wer oder was ist verantwortlich für diesen Erwartungsdruck? Oder handelt es sich um eine Vermeidungshaltung?
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Fritz
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Fritz »

@kathrin130781: Na dann kommen wir der Sache doch schon etwas auf die Schliche.
Er hat Versagensangst, ok - die Frage ist, wodurch kommt das: Denkt er, daß die Erwartungen an
ihn zu hoch sind, oder stellt er an sich zu hohe Erwartungen?

Auf jeden Fall sollte man mal mit ihm in Ruhe drüber reden, was von ihm erwartet wird,
wenn er kämpft und was nicht, was er selbst von sich erwarten soll und was nicht...

Manche Kinder kommen nämlich nach ein paar gewonnenen Kämpfen auf die
merkwürdige Idee, daß sie nun alle anderen Kämpfe auch noch gewinnen müssen...
was logischerweise nicht klappen kann.
Und anstelle dies als Herausforderung bzgl. der Judolernens zu sehen, wollen
sie dann nicht zum Kämpfen, weil sie sich ja "blamieren" könnten...

Hatten wir auch im Verein, das betreffende Kind scheint aber jetzt erstmal "die Kurve" gekriegt zu haben...
Wie gesagt, reden und ihm realistische Ziele aufzeigen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kathrin130781
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von kathrin130781 »

Also danke Fritz..

Den Tipp werde ich mir zu herzen nehmen.
Ich bin ja schon mal beruhigt, daß es nicht nur meinem Kind so geht.
Da ich keinen Druck ausübe auf ihn, war mein erster Verdacht auch, daß er sich
selbst unter Druck setzt..
Ich werde mich mal mit ihm zusammen setzen und in Ruhe reden...

Danke für die nette Hilfe...
Trini
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Trini »

Hallo Namensvetterin,

ich habe zwei Söhne, die beide Judo machen.
Der Große ist inzwischen 12 und hat den 4. Kyu, der Kleine wird in zwei Wochen 9 und hat wie Deiner den 7. Kyu.

Die beiden Jungs sind sowas von grundverschieden im Charakter.
Der Kleinere sieht Erfolg wie Misserfolg mit stoischer Ruhe.
Der Große ist ähnlich sensibel wie Dein Sohn, allerdings verweigert er nicht das Kämpfen.

Auf jeden Fall heißt Verzicht auf Turniere nicht zwangsläufig Verzicht auf Judo.
Bei uns im Verein gibt es einige Kinder, die nicht zu Turnieren gehen und trotzdem voran kommen.

Trini

PS: Das Einizge, was meines Erachtens geklärt werden muss ist, dass gekämpft wird, wenn man denn hingefahren ist zum Turnier.
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kathrin130781
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von kathrin130781 »

hallo..

danke schon mal für deine Antwort.

Er muss nicht zu den Turnieren, das verlangt keiner.
Aber ich finde auch, daß wenn man da hinfährt, daß er auch kämpfen sollte..
Ich hoffe, daß er es bald in den Griff bekommt.
Ich möcht ihm helfen, aber weiß nicht richtig wie.
Gestern nach dem Training meinte er, das er nur Angst hat, daß er verliert, ich kann ihm da immer nur sagen, daß es uns egal ist und das wir alles unterstützen, was er tut.
Ich hoffe es hilft.

gruß kathrin
yag

Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von yag »

dass gekämpft wird, wenn man denn hingefahren ist zum Turnier.
Es muß gekämpft werden, egal wie!?

Wer Judo als Entwicklungsförderung sieht, findet sich in dieser Aussage bestimmt nicht wieder. Konsequenzen hin, Konsequenzen her. Unsinnige Vereinbarungen führen nicht zum gewünschten Erfolg, oder? Wie definiert ein Kind (für sich) den Begriff Kampf?
Ich hoffe das er es bald in den griff bekommt.
Ich möcht ihm helfen aber weiß nicht richtig wie.
Mir ist als Leser völlig schleierhaft warum Dein Sohn Hilfe benötigt, vielleicht benötigt er Ruhe oder Aufmerksamkeit? U.U. bewertest Du die Situation über. Lass ihn eine Zeit in Ruhe: Er darf kämpfen, er muß aber nicht. Er darf also auch "nichtkämpfen".


Entschuldigung, ich habe leider mehr Fragen als Antworten.
katana
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von katana »

Vielleicht sollte man noch anfügen,
daß die "Druckbedingungen" nicht immer ausschließlich durch die eigenen
Eltern verursacht sind.
Die Kinder werden natürlich auch von ihrem Umfeld und den dort auftretenden Situationen beeinflusst.
.....wenn z.B. der SuperSiegerTyp vorher dran war und von seinen Eltern/betreuern etc.
nach einem grandiosen Sieg auf dem roten Kissen durch die die Halle getragen wird ( ;) ),
wird der Druck, der auf einen selbst wirkt, natürlich auch größer.
Und auch die lobende pädagogische Lüge "das hast du aber fein gemacht", glauben die Kinder nicht
wirklich.
Man sollte hier meiner Meinung nach den Fokus vom "Sieg" auf andere Teilziele lenken.

Kk
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kathrin130781
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von kathrin130781 »

Ich meine mit Hilfe, daß man ihm verständlich macht, daß er nicht immer gewinnen muss.
Und damit meine ich nicht nur im Judo, sondern in vielen anderen Situationen auch.

Was führt dann zum Erfolg.?
Das ist ja was ich wissen möchte, welche Möglichkeiten habe ich, um ihm die Angst / den Druck zu nehmen?
Was ist der richtige Weg?
Bin für jeden Tip dankbar..

Gruß kathrin
katana
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von katana »

Zum Erfolg führt was möglich ist.
wie gesagt , den Fokus vom ausschließlichen Turniersieg zu nehmen.
Und auf ein Ziel richten, das machbar ist.

Ein Turnier kann zwangsläufig nur von einem gewonnen werden. :alright

Also geeignete Ziele schaffen, die nicht vom Turniersieg abhängig sind.
beim Sumo gibt es z.B. eine "Positive Bilanz".
D.h. das Ziel mehr Kämpfe zu gewinnen als zu verlieren.
Das kann aber auch sein.. wenigstens einen Kampf zu gewinnen.
Oder z.B. das Turnier ohne zu heulen überstehen.
Oder eine bestimmte Technik oder Situation zu meistern (unabhängig von Sieg oder Niederlage).
Oder über die Zeit zu kommen ohne Ippon, Wazaari etc. als Gegenwertung.
Oder nur eine bestimmte Zeit gegen einen Angstgegner durchzuhalten.
Oder zu versuchen sich die Techniken zu merken (aufzuschreiben), mit denen man erfolgreich war (für den Erlebnisbericht).
Oder auch die Techniken, mit denen der andere erfolgreich war (für die Analyse).

Es hilft schon, sich erstmal mit etwas sinnvollerem auseinanderzusetzen/beschäftigen, als dem "Leid durch die Niederlage".

Und vor allem den Begriff "guter Kämpfer" nicht immer mit den Leuten gebrauchen, die immer gewinnen,
sondern mit denen, die immer weitermachen/kämpfen.
Oftmals entpuppen sich sogenannte "gute Kämpfer" nämlich als armselige Mimosen, wenn der Tag kommt,
an dem sie zum ersten Mal verlieren.
Ich habe schon etliche "gute Kämpfer" gesehen, die nach den ersten Niederlagen nicht mehr "gekämpft" haben.

KK
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Olaf
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Olaf »

Hallo Kathrin,

Deine Fragen sind pauschal, ohne Deinen Sohn und seine Persönlichkeit zu kennen, nicht zu beantworten. Offensichtlich steht er in einer Kampfsituation unter Druck. Woher dieser kommt, ist mit den hier zur Verfügung stehenden Informationen nicht festzustellen. Meiner Meinung nach bist Du schon auf dem richtigen Weg. Du hattest geschrieben, dich in einer ruhigen Situation mit ihm hinsetzen und reden zu wollen. Das ist, glaube ich, der richtige Weg. Am besten in einer Situation, die mit Judo gar nichts zu tun hat.. Verlange auch nicht von ihm, dass er Gründe beschreibt, sondern lass Dir seine Gefühle beschreiben, die er bei dem Gedanken an Wettkampf hat. Aus diesen Gefühlen wirst Du als seine Mutter sicherlich einiges interpretieren können, denn Du kennst Deinen Sohn am besten und weißt aus langer Erfahrung wie es in seiner Gefühlswelt aussieht. Wenn Du Dir in so einer Gesprächssituation ein Bild gemacht hast, ohne Druck aufzubauen, weißt Du eventuell mehr.

LG
Olaf
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
Trini
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Trini »

Noch mal aus meiner Sicht als "Nur"-Mutter.
Meinen sensiblen Großen haben die ersten Turniere (gewonnene wie verlorene) auch menschlich viel weiter gebracht.
Seine Empfindsamkeit hat er nicht verloren.
Er weint immer noch leicht, auch nach verlorenen Kämpfen und auch in der Schule.
Aber, er weiß, dass er verlieren darf ... und man ihm auch nach einer vergeigten Klassenarbeit nicht den Kopf abreißt.
Aber genausowenig, wie er vor einer Klassenarbeit davon laufen kann, läuft er beim Turnier davon. Allerdings kämpft er bei Angst so unkonzentriert, dass er auch gleich davon laufen könnte.

Trini
Jano
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Re: Angst vor Turnier !!!

Beitrag von Jano »

@ Katana
Ich finde grundsätzlich geht dein letzter Beitrag vollkommen in die richtige Richtung. --> Gebt den Kindern realistische bzw. erfüllbare Ziele oder Aufgaben.
Allerdings halte ich deine Tipps (bzw. Anleihen aus dem Sumo) zur Umsetzung dazu nur für bedingt geeignet. Deshalb wird es mal wieder Zeit mich "aufzublasen", wie du es mir an anderer Stelle so freundlich unterstellt hast. ;)
katana hat geschrieben:Zum Erfolg führt was möglich ist.
Darin stimme ich dir hundertprozentig zu, finde aber, dass du mit deinen Tipps zum Teil genau das Gegenteil - das Unmögliche - forderst.
Ich möchte erklären, warum:
katana hat geschrieben: D.h. das Ziel mehr Kämpfe zu gewinnen als zu verlieren.
katana hat geschrieben:Das kann aber auch sein.. wenigstens einen Kampf zu gewinnen.
Das liegt nicht vollständig in der Macht des Kindes, sondern ist neben der eigenen Leistung u.a. abhängig von Tagesform, Niveau der Gegner, Kampfrichter(fehl)entscheidungen usw. Es sind darum Ziele, die das Kind (unter Umständen) nicht aus eigener Kraft erreichen kann und die deshalb zu Überforderung führen können. Was heißt das für ein Kind, welches das Letzte aus sich herausgeholt hat, am Ende aber trotzdem keinen gewonnenen Kampf zu Buche stehen hat? Doch nur: Ziel nicht erreicht. Das Turnier war ein Misserfolg. Ich habe vor meinem Trainer / meinen Eltern versagt, weil ich deren Aufgabe nicht erfüllen konnte.
katana hat geschrieben:Oder z.B. das Turnier ohne zu heulen überstehen.
Mutter Natur hat sich schon was dabei gedacht, als sie das Weinen erfunden hat. Das große Übel hier ist ein gesellschaftliches Problem. Weinen ist verpönt, weil man damit Schwäche zeigt und das darf man sich in unserer Welt nicht leisten. "Richtige Männer weinen nicht" wird so den Kindern schon mit 8 Jahren eingetrichtert. Damit bringt man dem Kindern bei, ihre Emotionen zu unterdrücken, Dinge in sich "reinzufressen" und somit nicht normal zu verarbeiten. (Solche Verhaltensweisen können auf lange Sicht im dümmsten Fall zu psychischen Störungen, Depressionen etc führen.)
Weinen ist eine völlig normale emotionale Reaktion und weder etwas Schlimmes und schon gar nichts Verbotenes.
Es ist etwas anderes, wenn das Kind verstanden, bzw. verinnerlicht hat, dass ein verlorener Kampf eigentlich kein Grund zum Weinen ist. Das erreicht man aber sicher nicht, in dem man das Ziel "nicht Heulen" ausgibt, denn wenn dann doch die Tränen kommen, heißt das für das Kind nämlich wieder nur eines: Ich habe versagt. (Und das, obwohl es eine vollkommen normale und menschliche Reaktion gezeigt hat!)
katana hat geschrieben:Oder eine bestimmte Technik oder Situation zu meistern (unabhängig von Sieg oder Niederlage).
Dies geht etwas in die Richtung "So und so viele Kämpfe gewinnen" und ist wieder eine Sache, die nur zum Teil in den Händen des Kindes liegt. Wenn die Gegner nämlich einfach zu stark sind, sich wider erwartens völlig unpassend für die "bestimmte Technik" verhalten, wenn die angstrebte Technik auf Grund der gegnerischen Aktionen eben schlicht und einfach nicht klappt, dann ist das wieder eine Zielstellung die das Kind nicht erfüllen kann, ohne die "Schuld" daran zu tragen. Es ist nicht gerade aufbauend, mit dem Ziel O-goshi anzuwenden auf die Matte zu gehen und wieder von selbiger herunter zu kommen, ohne die Technik "gemeistert" zu haben.
katana hat geschrieben:Oder über die Zeit zu kommen ohne Ippon, Wazaari etc. als Gegenwertung.
katana hat geschrieben:Oder nur eine bestimmte Zeit gegen einen Angstgegner durchzuhalten.
Das führt schlicht und einfach zu einem schlechten, defensiven Kampfverhalten. "Anti-Judo." Hier würde ich es vorziehen, das Kind zu ermutigen, "frech" zu sein, sich etwas zu trauen und zu riskieren. Und wenn es dann halt nicht geklappt hat, kann das Kind trotzdem stolz sein, dass es gegen einen starken Gegner mutig war und den Kampf gesucht und sich nicht nur "versteckt und eingemauert" hat.

Die einzige Aufgabe, die ich meinen Kiddies für Wettkämpfe stelle:

Strengt euch an und gebt euer Bestes.

Mehr nicht.
Das ist eine einfache Sache, die jedes Kind vollständig in den eigenen Händen hat und die völlig unabhängig ist von Anzahl und Stärke der Gegner, Kampfrichterentscheidungen, Tagesform, Sieg und Niederlage ect. Ich versuche, das den Kindern immer wieder zu vermitteln und wenn ich merke, dass eines der Kinder Erwartungen oder Anforderungen an sich stellt, an denen es zwangsläufig scheitern muss, dann versuche ich diese ganz bewusst auf "Streng dich an, dann ist alles OK, egal welcher Platz dabei rauskommt" zu reduzieren. Und wenn ich feststelle, dass die falschen Erwartungen nicht vom Kind selber, sonder von den Eltern oder wem auch immer kommen, dann muss diesen genau das gleiche vermittelt werden.
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