Lieber Katana,
Deine Anmerkung
"Soll nicht heißen , daß das nicht mal passieren kann, aber als Demonstration eines 8. Dan zur Videoaufnahme ??? (beim damaligen Technikstand mußte man sich schon überlegen, was man da filmt) 
Für sowas bist du bei uns noch vor ein paar Jahren beim 1.Dan durchgefallen."
zeigt wieder einmal ein grundsätzliches Problem auf, das sich bei machen hier im Forum wie ein roter Faden durch die Mehrzahl ihrer Beiträge zieht:
Niedermachen um jeden Preis!
Hier wird nicht (wie Fritz es macht) auf einige (durchaus subjektiv) schöne Techniken hingewiesen, sondern das "Haar in der Suppe/Heuhaufen/Meer..." gesucht.
Es ist sicherlich schwer, sich vorzustellen, wie das bei Videoaufnahmen früher so war - ach so..., Video gab es ja gar nicht, also Filmaufnahmen waren es.
Mit riesigen Kameras von Experten für Aufnahmetechnik - nicht wie heute, wo sich jeder (vermeintliche oder echte) Judofachmann mit einer 300.- € Videokamera zu einem (vermeintlichen oder echten) Fachmann für Videoaufnahmen machen kann (möchte) und dann - wenn er mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist - am nächsten Tag, in der nächsten Woche oder dem nächsten Monat nacharbeiten kann und alles so lange korrigieren, bis es perfekt ist (warum sieht man dennoch so selten wirklich durchgängig perfekte Techniken auf Video? Außer von ehemaligen Weltmeistern, Olympiasiegern des Sportjudo?)
Vermutlich ist es einfach sehr schwer, sich vorzustellen, dass es damals ein paar Tage gedauert hat, bis (der spätere 10. Dan) Nagaoka sich die Filmaufnahmen anschauen konnte. Möglicherweise war er dann auch mit dem Ergebnis nicht so zufrieden, wie er es gerne gewesen wäre, aber: die Aufnahmen waren fertig und einen anderen Termin gab es möglicherweise nicht mehr - wer kann das heute schon noch wissen?
Sich anzumaßen, Nagaoka zu unterstellen, er habe bei einigen seiner Techniken nicht einmal das Niveau eines hiesigen 1. Dan gehabt, ist schon ziemlich heftig. (Wenn man sich jetzt noch überlegt, dass zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen allein Jigoro Kano die Graduierungen vornahm...).
Eine solche Kritik liegt auf demselben Niveau wie der Hinweis darauf, dass der von W.Hofmann in seinem Buch "Judo" (von 1969) gezeigte O-guruma so schwach sei, dass dadurch das Ansehen Hofmanns in den Augen des Kritikers gesunken sei.
Allein an einer kurzen Sequenz (sei es Film, Video, Foto oder Zeichnung) auf die technischen Fähigkeiten eines Judoka zu schließen ist nicht nur äußerst (sagen wir mal freundlich) "unseriös" sondern zeigt auch, dass man sich Urteile anmaßt, die einem auf Grund des eigenen Fachverständnisses offensichtlich noch überfordern.
Wer nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wie sich ein Judoka wirklich auf der Matte bewegt, sollte mit seinen Urteilen sorgsamer umgehen.
Zum eigentlichen Thema dieses Fadens, der "Zenpo-kaiten-no-ukemi" (Rolle vorwärts) bzw. "Mae-mawari-ukemi" möchte ich folgende Anmerkungen machen:
1. Die Judorolle vorwärts mit Aufstehen über die leicht gebeugte Beine und die Fußkanten ist bei allen Techniken sehr gut geeignet, bei den Uke
groß und weit nach vorne rollen soll.
2. Die Rolle vorwärts (mit oder ohne Abschlagen mit dem Arm) und aufstehen über ein "eingeschlagenes" (d.h. im Kniegelenk abgebeugtes) Bein/Unterschenkel ist
bei allen kleineren Rollen gut geeignet, wo es wenig Raum zum Bewegen gibt.
3. Judoka sollten meiner Auffassung
beide Bewegungen lernen und nutzen können, denn beide sind je nach Anwendungssituation sinnvoll.
4. Dies sollte von einem relativ frühen Stadium (Gelbgurt) an immer wieder mit unterschiedlichen Aufgaben geübt werden,
damit der Judoka in der Lage ist, seine Bewegungen situationsgerecht zu steuern und nicht einfach "blind" ablaufen zu lassen.
5. Das
gilt im Übrigen auf für das Abschlagen mit dem Arm, für das z.B. auf einer asphaltierten Straße (ohne federnden Untergrund) überhaupt keinen Anlass gibt.
6. Wer die Rolle vorwärts auf Hallenparkett oder Linoleum oder sogar auf der Straße ausprobiert, wird schnell feststellen, dass die im Judo gewünschte Ausführung dabei nicht unbedingt von Vorteil ist. Ich jedenfalls mache auf dem Hallenboden lieber eine kleine Rolle ohne Abschlagen und stehe über den eingeschlagenen Unterschenkel auf.
Tut einfach bei mir weniger weh!
Aber "schmerzfrei" sein, hilft hier im Forum ja auch bei manchen Beiträgen!
Jupp