HBt. hat geschrieben: ↑05.11.2019, 08:00
Der DJB (und möglicherweise noch andere 'Organe') müssen ein klaren Zeichen setzen. So geht es auf jeden Fall nicht weiter. Frank M. ist noch nicht einmal die Spitze des Eisberges.
Wir können (alle) täglich an uns selbst beobachten ob wir ausgeschlafen und zufrieden sind - ich bin es nicht. Das allgemeine Aggressionspotential ist extrem hoch, wir sind alle geladen.
Ich denke, sofern die Vorwürfe stimmen, wird er von seinen Aufgaben auch dauerhaft entbunden werden. Der DJB wird sich vielleicht gar nicht veranlasst sehen, dazu etwas zu verlautbaren, weil der Betreffende beim Landessportbund angestellt ist. Mal abwarten. Die Spitze des Eisbergs ist ja immerhin zu sehen; sie wächst gefühlt. Interessanter wäre, was unter Wasser liegt und nur selten oder zufällig mal zu Tage tritt. International muss man aber nicht weit schauen: Vizer...Seisenbacher...die anderen menschlichen Katastrophen...etc..Alles ganz schwierige Themen/Situationen. Grundsätzlich ist die Frage, welche Instrumente Verbänden zur Verfügung stehen, um bei Problemen und sogar Krisen egal ob sportlicher, menschlicher oder juristischer Natur a) Position zu beziehen, b) Prävention zu betreiben und c) trotzdem/genau deshalb weiterhin glaubwürdig und fachlich solide zu sein.
Alles Folgende ist nicht wertend zu verstehen:
Ausgeschlafen? Mein Eindruck: Wir "halten" uns wach, "sind" es aber in Wahrheit nicht - von Schlaffunktionsstörungen ganz zu schweigen...Ist es ein Fluch? Es wecke dich das Ungemach, solange bis zum ew'gen Schlaf; oder so ähnlich...
Zufrieden? Man gibt was man kann, man nimmt was man braucht; man würde gerne mehr tun, mehr werden, mehr sein. Vorsicht, Überleitung: Das abzulegen - und einfach mal nur anwesend zu sein - das versuche ich in der Tat auch auf der Matte mit Übenden gemeinsam umzusetzen, durch gezielte Belastungen, allein schon durch angrüßen und abgrüßen, Hinweise zur Atmung, nichts Esoterisches. Dem Wechselspiel zwischen alles abverlangender Belastung und der Ruhe mit Gelegenheit zur Rekapitulation. Es gelingt nicht immer, die Gelegenheiten werden ausgelassen, die Reflektionen treffen auf stumpfe Spiegel, aber einige Übungen für und im Judo sind so komplex, die Belastungen so hoch, dass man eigentlich an kaum was anderes denken kann - wenn man sich nur auf diese
konzentriert. Diese Fähigkeit geht allen, auch mir zuweilen, immer stärker verlustig, was wirklich nicht witzig ist.
Ich bin allerdings trotz dieser Umstände gelegentlich erstaunt, wie überaus wenig "bewusst" die Leute bei dem, was sie tun oder meinen zu tun, "sind" - Meiner Vermutung nach ist das ein Ursprung der Aggressivität, welche vielleicht auch zu
Unkonzentriertheit, dem
Entfernen vom eigenen Zentrum, führen könnte. Man schwirrt in allen Welten, alle anderen sirren mit; man fliegt ständig gegen glasklare, kalte Scheiben, durch die man meint, doch "easy" hindurchkommen zu können und auch zu müssen; der Raum wird gefühlt immer enger, die Sonne erhitzt den Raum, wir werden geblendet, alles wird bedrohlich - wir drehen durch und nur die sicher kommende Nacht rettet uns vor dem Totalverlust. Wie kann man sich befreien?
HBt. hat geschrieben: ↑05.11.2019, 08:00Warum packen wir unser Problem nicht einfach an der Wurzel und reißen es raus? Wir sind LED verschmutzt, permanent lärmbelästigt ... unsere Lungen sind mit Pattex verklebt (der Feinstaub),
unsere Körper sind mit Mikroplastik angereichert ... usw. gleichzeitig werden wir immer dämlicher (Mund auf und Löffel rein!).
Achtung Binsenweisheit: Weil es offensichtlich kein einfaches, sondern ein durchaus multidimensionales Problem ist. Jetzt kommen andere wieder und meinen vielleicht: "Was hat das (groß) mit Judo zu tun?" Daran kann man möglicherweise die Wahrnehmung erkennen, die reziprok zur Realität des komplizierten Problems zu verlaufen scheint: Es sei bzgl. eines Problems X doch alles so einfach, sichtbar, läge auf der Hand, also gäbe es auch keine Zusammenhänge, keine Interdependenzen - oder es sei sowieso zu kompliziert, um es jemals begreifen - d.h. aber vor allem es aktiv angehen - zu können. Von mir aus grob bezogen auf das Geschehen auf der Matte und zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen; das Ergebnis, ja schon die Konsequenz dieser These für Judo nach aktuellem Duktus: Auf der Matte hat all das nichts zu suchen, wir seien alle gleich, es sei egal, wer wie oder wie auch immer ausgeprägt, nunmehr "drauf" sei, solange man einfachste
Vereinbarungen (nicht etwa Werte) einhält; unabhängig davon ob man diese wertfundiert akzeptiert oder nicht. Es gehe nur um Sport, um Kata, um Wettkampf, um irgendwas damit. Um nichts Wesentliches, es hat eigentlich keine sonstige Bedeutung. Das ist ganz weit simplifiziert richtig und falsch - nicht aber unentschieden - zugleich. Es kommt eben auf die in die Betrachtung einbezogenen Faktoren an.
Mein Eindruck aktuell: Die "Matte", vor allem die große Bühne, sie existiert ja gerade und momentan nur in der aktuell immer weiter expandierenden Form, weil eben doch den postulierten Werten oder auch einfach nur der "Fairness" oder "Vernunft" widersprechende Dinge geschehen. Das hat noch nicht mal allein was mit dem kontinentalen- oder Weltverband zu tun. Nur ein Beispiel aus dem Sport, um nicht zu weit abzuschweifen: Man muss sich irgendwann, vielleicht noch nicht ad hoc, aber in nicht allzu ferner Zukunft auch wegweisend entscheiden, was man will - Ethisch vertretbaren Sport für alle, gerne auch leistungsmäßig, oder das was wir heute unter Leistungssport geboten bekommen sollen, der auf nur allzu leicht verwundbaren Werten gebaut wird. Der Profifußball ist für diese Überlegung wohl die Blaupause.
Nehmen wir noch das Gefühl der Unbesiegbarkeit, besser vielleicht der Unantastbarkeit hinzu: Es kann nur entstehen, wenn keine Zusammenhänge vermutet werden, kein Widerstand mehr das Aufgebaute gefährdet, alles gewonnen wurde, was leicht zu gewinnen war, wenn überhaupt "gewonnen" wurde, aber gleichzeitig nichts über den entweder individuellen-, von mir aus auch sportgesellschaftlichen Horizont hinaus passiert ist, als bloßen (sportlichen) Erfolg zu haben. Man bestätigt sich in der Folge selbst, man feiert sich, man gratuliert sich im kleinen Kreis gegenseitig, die Erde dreht sich weiter; die Welten verneigen sich vielleicht einen kurzen Moment. In einem solchen Zustand des egal wie erlangten Erfolges vor den Augen der nun nicht mehr zum Kreis Gehörenden, der wie erwähnt Individuen = Menschen als auch Kollektive erfassen kann und welcher sehr mächtig innerhalb eines gesellschaftlichen Systems zu wirken scheint - wie sollen in einem solchen Zustand echte, nachhaltig positive Veränderungen bewirkt werden können?
HBt. hat geschrieben: ↑05.11.2019, 08:00Frank. M. ist in meinen Augen nur ein Ausdruck des gegenwärtigen Zustandes unserer Gesellschaft, vielleicht ist er sogar ein Opfer -> und trotzdem ist das Verhalten inakzeptabel.
Quod erat demonstrandum.
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