PhaniGG hat geschrieben:Lohnt es sich eurer Meinung nach noch in meinem Alter mit Judo anzufangen oder ist der Zug bereits abgefahren?
Ja es lohnt sich. Selbst wenn Deine gewünschte Wettkampf-Karriere nicht so verläuft, wie Du Dir erhoffst,
hat Judotraining durchaus auch gerade für ältere Anfänger viel zu bieten:
- Du lernst zu fallen, ohne daß Dir die Knochen brechen,
- Dein Gleichgewichts-Sinn wird geschult,
- Dein allgemeiner körperlicher Zustand wird verbessert (Kondition, Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer)
- Dein Willen wird geschult
- Du lernst in der Regel sehr nette und umgängliche Leute kennen
und der gleichen mehr ...
PhaniGG hat geschrieben:Wie weit kann ich es noch "bringen"? Mein Langzeitziel ist es vielleicht irgendwann mal bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften (DHM) teilzunehmen und es auf das Podest zu schaffen
Das hängt davon ab, wie Deine Begabung ist und wie stark Du Dich ins Training reinhängst und ob Du eine Judogruppe
erwischt hast, wo drauf geachtet wird, daß sich möglichst niemand verletzt - sowohl beim Training allgemein und auch bei Übungskämpfe bzw. beim "Randori".
Die Frage ist wie lange Du noch Student bzw. berechtigt bist, an den Hochschul-Meisterschaften teilzunehmen. 2 - 3 Jahr intensiven Trainings sollten schon drin sein ...
Ansonsten kann neben dem Wettkampferfolg, auch ein "weit bringen" bedeuten, daß Du ein Übungsleiter/Trainer wirst, der andere weiterbringt oder so ....
PhaniGG hat geschrieben:Wie viele Tage Training pro Woche würdet ihr gerade am Anfang empfehlen, um schnell Fortschritte zu erzielen?
Na je mehr desto besser

Ein bissel Regenerationszeit mußt Du auch einplanen, also bei 4 bis 5 Trainingstagen/Wo. könntest Du sicher recht gut am Anfang
Fortschritte machen, dann wird recht schnell eine Phase kommen, wo Du das Gefühl hast, überhaupt nichts mehr auf die Reihe zu bekommen, manche empfehlen dann
eine kleine Trainingspause / kürzer treten, danach geht es in der Regel wieder bergauf bis zur nächsten Stagnation - das sind dann Phasen, wo sich Geist u. Körper immer irgendwie "umorganisieren" und plötzlich kannste danach Dinge, die vorher nicht gingen...
PhaniGG hat geschrieben:Wie lange braucht man etwa, um vom "Weiß-Gurt" zum 1. Kyu oder evtl. sogar zum 1. Dan zu gelangen?
Das ist individuell verschieden, hängt auch vom Verein ab, wie oft Prüfungen angeboten werden... Bei 4 bis 5 Trainingsterminen denke ich, wäre es sicherlich in drei, vier Jahren zu schaffen. Wobei immer noch die Frage der Nachhaltigkeit steht, mein persönlicher Eindruck ist oft, daß Leute die sich etwas Zeit mit den Gürteln lassen, mehr von dem behalten, was für ihre Gürtelstufe an Wissen gefordert ist, als die, welche da Ruck-zuck durch sind ...
PhaniGG hat geschrieben:Wie viel Geld sollte man mindestens in einen vernünftigen Gi investieren?
Geh mal (obiges Trainingspensum angenommen) davon aus, daß Du Geld in zwei oder drei Gis investierst. Wichtig ist erstmal, einen Judogi zu finden, in dem Du Dich wohlfühlst.
(am besten Im Verein mal rumprobieren) Und langfristig gesehen halten etwas teuere Judogis auch gern mal etwas länger, während die am unteren Ende der Preisspanne angesiedelten
meist recht schnell verschleißen bzw. zerreißen. Ich persönlich hab in der um die 100€-Preisklasse recht gute Erfahrungen gemacht, allerdings mag ich auch die etwas schwereren Kutten...
PhaniGG hat geschrieben:Wie sollte ich das Krafttraining im Verhältnis zum Techniktraining im Judokurs gewichten? 1:2?
Wenn Du Judo lernen willst, dann solltest Du auch Judo trainieren, willst Du Erfolge im Kraftsport, dann mußt Du Kraftsport trainieren.
Gerade im Anfängerbereich ist von zusätzlichem Krafttraining abzuraten, da der Anfänger gern dazu tendiert, gewisse judotechnische Schwächen - die bei Anfängern völlig
normal sind, deswegen nennt man sie ja auch 'Anfänger' - durch Einsatz von Kraft zu übertünchen.
Das hemmt den eigenen Lernfortschritt, ärgert in der Regel die Übungspartner u. Trainer und führt zu höherer Verletzungs-Gefahr.
Wenn Du eine Weile dabei bist, sagen wir so mit Braungurt/Schwarzgurt u. Du schon eine gewisses Gespür dafür hast, wie sich gutes Judo anfühlt und
in deiner Übungs- u. Wettkampfpraxis Kraft-Defizite erkennst, dann kannst Du über gezieltes Krafttraining nachdenken - bspw. wenn Du merkst, daß an Deiner Griffkraft
was fehlt, naja dann tust Du halt was zusätzlich dafür usw. usf. Aber solange die Chance besteht, an judotechnischer Seite noch ordentlich Fortschritte zu machen, solltest Du die Trainingszeit lieber dort investieren.