Ronin hat geschrieben:Bin ja gespannt, was man zum Outcome des Treffens noch so alles erfährt (oder eben auch nicht)
Nun ja, jetzt möchte ich einmal ein wenig spekulieren.
Wenn Klaus Glahn zu einem Treffen der Dan-Träger, das der DJB veranstaltet, als Gast erscheint, der DJB ihm Gelegenheit gibt, ein paar Worte zu sagen und der DJB diese dann auch noch ausdrücklich positiv kommentiert (ohne etwas über Glahns Inhalte zu sagen), dann ist das ein sicheres Zeichen für einen Dialog und nicht für ein zerschnittenes Tischtuch.
Nun ist Klaus Glahn aber nicht das DDK - allerdings sein sportliches Aushängeschild und als fünffacher Medaillengewinner bei WM/OS und ehemaliger DJB-Präsident eine der deutschen Judo-Persönlichkeiten mit internationaler Reputation.
Wir dürfen also gespannt sein, ob sich eine Annäherung zwischen dem DDK und dem DJB oder nur zwischen Klaus Glahn und dem DJB ergibt.
Ein Verband wie der DJB oder die Landesverbände sind im Alltag mit dem "operativen Geschäft" voll und ganz ausgelastet. Es bleibt zwangsläufig wenig Zeit für Besinnung und für die Entwicklung von Konzepten, die in Zeiten sich ändernder Rahmenbedingungen erforderlich sind. Diese Zeiten erleben wir momentan, z.B. durch vermehrte Ganztagsschulen und die Komprimierung der Schulzeit auf das verkürzte Gymnasium. Hinzu kommt die größere Mobilität der Studenten (und damit ein Wohnortwechsel) und auch die Judoangebote für die ältere Generation müssen überdacht werden.
Diese eher dem so genannten "Breitensport" zuzuordnenden Aufgaben können in den bestehenden Verbandsstrukturen leider nicht adäquat vorangetrieben werden. Die Verbände brauchen hierzu nicht nur mehr Mitarbeiter, sondern sind auch auf die Erfahrung derjenigen angewiesen, die seit Jahrzehnten Judo betreiben. Wichtig wäre ein bundesweit operierendes Dach, das diese Erfahrungen bündelt und so der Arbeit vor Ort Impulse geben kann.
Das DDK war einmal dieses Dach, war aber in weiten Teilen fachlich in den 70er und 80er Jahren überfordert. Ich habe dies verschiedentlich angedeutet. Die Kata wurden vollkommen uneinheitlich vermittelt und geprüft, man debattierte endlos über Namen von Techniken, kreierte "Stoffsammlungen" am Boden wie im Stand und vergaß darüber, dass die Techniken auch funktionieren müssen. Hinzu kam, dass eine der originären Aufgaben, nämlich die Weiterentwicklung der Lehre und Entwicklung moderner Lehrformen so gut wie gar nicht erfüllt wurden. Ich meine damit jetzt natürlich nicht die einzelnen Judoka, sondern die Arbeit der Gremien, denn damals waren schließlich (fast) alle guten Judoka wie selbstverständlich Mitglied im DDK.
Die vielleicht dümmste und den Zustand des DDK am besten beschreibende Entscheidung war aus meiner Sicht, dass es keinem geringeren als Wolfgang Hofmann, Silbermedaillengewinner von 1964 und mehrfachen Europameister, der als Bundestrainer für das Lehrwesen (quasi der Vorgänger von Ralf Lippmann) die systematische Ausbildung der ÜL/Trainer in Westdeutschland überhaupt erst aufgebaut hat, die Graduierung zum 7. Dan mit der Begründung abgelehnt hat, er hätte das Mindestalter (!) noch nicht erreicht. (Nach meiner Erinnerung fehlten ein oder zwei Jahre). Nicht nur mir fehlten damals die Worte. Dies trug sich übrigens einige Jahre vor dem großen Knall zu und hatte keinerlei weitere Konsequenzen oder Bedeutung. Ich erwähne es nur um deutlich zumachen, dass es ziemlich viele atmosphärische Störungen bereits vorher gegeben hatte.
Was also kann ein möglicher Outcome eines solchen Treffens sein? Die Wiedereingliederung des DDK in den DJB? Die Etablierung einer neuen Struktur innerhalb des DJB als eine "Erfahrungsressource"?
Vieles spricht gegen eine formale Wiedereingliederung. Das DDK hat Vereine als Mitglieder. Damit kann es nach der Satzung des DOSB nicht wieder in den DJB aufgenommen werden - jedenfalls nicht in seiner jetzigen Form. Dazu kommen noch die anderen Disziplinen, die das DDK betreut. Diese können noch viel weniger in den DJB übernommen werden. Als ehemaliger DJB-Präsident weiß auch Klaus Glahn ganz genau, dass das nicht gehen kann.
Einiges spricht also für neue Strukturen innerhalb des DJB. Wäre das so unvernünftig?