Tsuri-goshi

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
tom herold
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Beitrag von tom herold »

Hallo Tutor, ich habe da einige Fragen.
:D

Du schreibst:
Wenn Du Dir einmal vorstellst, sowohl Du als auch Dein Partner tragen eine schwere Rüstung, wirst Du erkennen, dass Dein Körperschwerpunkt nach oben verlagert ist.
Hast du dafür eine Quelle? Oder beruht diese Aussage auf eigenen Erfahrungen? Hast du schon in (japanischen) Rüstungen gerungen?
Ich meine das gewiß nicht als Provokation, es interessiert mich einfach, weil ich mich sehr ausführlich mit Anhängern einiger Ryû der Koryû unterhalten habe, die regelmäßig in (nachgebauten, aber von Fachleuten als extrem akkurat bewerteten) Rüstungen der japanischen Feudalzeit trainieren (Rüstungen der Azuchi-Momoyama-Periode).
Diese Leute haben mir nun etwas anderes erzählt, den Körperschwerpunkt betreffend ...
Ich hatte einige Male die Gelegenheit, mit Praktizierenden bspw. des Kukishinden Ryu und anderer Ryû zu trainieren - und ich konnte dabei eine jener Rüstungen tragen.
Meine daraus resultierenden persönlichen Erfahrungen decken sich nicht mit deiner Anmerkung bezüglich des Körperschwerpunkts.
Daher meine Frage.

Eine weitere Frage ergibt sich aus dieser Anmerkung von dir:
Auch die japanischen Kämpfer der Vorkriegszeit haben diese Techniken kaum im Randori oder Shiai angewandt, sondern o-soto-gari, tai-otoshi, de-ashi-barai, seoi-nage, uchi-mata, tsuri-komi goshi usw. bevorzugt.
Aus welcher Quelle speist sich diese Erkenntnis?
Ich frage, weil mich das wirklich interessiert, nicht um zu provozieren.
Denn das würde ja bedeuten, daß die Te- waza und die Sutemi-Waza erst nach dem II. WK ... ;)
Oder?
Und genau das kann ich den mir zur Verfügung stehenden Quellen nicht entnehmen.

Auch darüber bin ich gestolpert:
Uki-otoshi und Sumi-otoshi basieren darauf, dass der im Oberkörper zu schwere Gegner in Bewegungsrichtung weitergeführt und aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Ohne Rüstung ist eine Reaktion und eine Verhinderung des Kuzushi leichter möglich, weshalb die Techniken im Randori mit einem gleichwertigen Partner kaum machbar sind.
Das sehe ich anders.
Erstens aus eigener Erfahrung (seit ich vor etwa zwei Jahren sowohl Uki-Otoshi als auch Sumi-Otoshi von meinem Lehrer Frank Thiele sehr detailliert erklärt bekam, kann ich beide Würfe im Randori problemlos anwenden), zweitens deshalb, weil die japanischen Ryû der Feudalzeit nicht nur aus den Ryû bestanden, die man dem Katchu Bujutsu zuordnet (= "Schlachtfeld-Stile", beinhalten Yoroi-Kumi-Uchi).
Wir finden neben den Ryû des Katchu Bujutsu auch die Ryû des Suhada Bujutsu (= "Leibwächter-Stile", auch wenn das keine korrekte Übersetzung ist!).
Und in eben diesen Ryû des Suhada Bujutsu (bspw. im Kukishinden Ryû) finden wir erstaunlicherweise auch Techniken wie Uki-Otoshi und Sumi-Otoshi. Diese weder dort auch und vor allem gegen Gegner eingesetzt, die Alltagskleidung tragen ...

Und: wir finden in den Ryû des Katchu Bujutsu auch Techniken wie Kata-Guruma (wenngleich unter anderem Namen).
Ich bezweifle, daß man einen gerüsteten Gegner so ausheben konnte, wie man das heute tut - und du selbst hast ja dargelegt, daß man, wenn man eine Rüstung trug, nur schlecht unter den Gegner "tauchen" konnte.
Folglich muß das, was Kano als Kata-Guruma bezeichnete und was er u.a. aus dem Tenshin Shinyo Ryû übernahm (und NICHT, wie eine alberne Legende behauptet, aus einem Buch über westliches Ringen!) doch wesentlich anders ausgeführt worden sein als das, was im Sportjudo heute unter Kata-Guruma verstanden wird.
Ich denke, daß da Konsens herrscht ...

Meiner Meinung nach (Achtung: Meinung!) wären Jûdôka insgesamt gut beraten, sich mit den Vertretern der noch immer existierenden Ryû des Koryû Bujutsu in Verbindung zu setzen und sich die Ausführung bestimmter Bewegungen erklären zu lassen.
Möglicherweise (ich bin davon überzeugt) kommt man so wieder hinter die tatsächliche Bedeutung der von Kano daraus abgeleiteten Prinzipien, von denen heute zwar viel gesprochen wird, die aber im Kampf (auch und vor allem im sportlichen Wettkampf) nicht mehr beachtet werden.

So weit mir bekannt, hat sich Okano ja vor etlichen Jahren ganz ähnlich geäußert (und nicht nur er).

Tom
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tutor! »

tom herold hat geschrieben:Hast du dafür eine Quelle? Oder beruht diese Aussage auf eigenen Erfahrungen? Hast du schon in (japanischen) Rüstungen gerungen?
Ich meine das gewiß nicht als Provokation, es interessiert mich einfach, weil ich mich sehr ausführlich mit Anhängern einiger Ryû der Koryû unterhalten habe, die regelmäßig in (nachgebauten, aber von Fachleuten als extrem akkurat bewerteten) Rüstungen der japanischen Feudalzeit trainieren (Rüstungen der Azuchi-Momoyama-Periode).
Diese Leute haben mir nun etwas anderes erzählt, den Körperschwerpunkt betreffend ...
Ich hatte einige Male die Gelegenheit, mit Praktizierenden bspw. des Kukishinden Ryu und anderer Ryû zu trainieren - und ich konnte dabei eine jener Rüstungen tragen.
Meine daraus resultierenden persönlichen Erfahrungen decken sich nicht mit deiner Anmerkung bezüglich des Körperschwerpunkts.
Daher meine Frage.
Es gab - je nach Finanzkraft - unterschiedlich schwere Rüstungen. Bei den leichten Lederrüstungen gibt es natürlich diesen Effekt nicht, bei den Rüstungen mit Metallhelm und Brustpanzer aus Metall schon eher. Wobei ich mich dahingehend ein wenig korrigieren muss, dass der KSP nur dann nach oben "rutscht", wenn Beine und Hüften nicht zusätzlich beschwert wurden. In jedem Fall aber bewirkt das zusätzliche Gewicht am Oberkörper die von mir beschriebenen Effekte.

Mit Yoroi habe ich das noch nicht ausprobiert, es jedoch mit Gewichtswesten simuliert. Derzeit ist Daigo-sensei dabei, umfangreiche Forschungen zur Koshiko-no-kata anzustellen. Im Zuge dieser Arbeiten hat er auch mit Rüstungen experimentiert. Wir können gespannt auf seine Ergebnisse sein.
tom herold hat geschrieben:Eine weitere Frage ergibt sich aus dieser Anmerkung von dir:
Auch die japanischen Kämpfer der Vorkriegszeit haben diese Techniken kaum im Randori oder Shiai angewandt, sondern o-soto-gari, tai-otoshi, de-ashi-barai, seoi-nage, uchi-mata, tsuri-komi goshi usw. bevorzugt.
Aus welcher Quelle speist sich diese Erkenntnis?
Ich frage, weil mich das wirklich interessiert, nicht um zu provozieren.
Denn das würde ja bedeuten, daß die Te- waza und die Sutemi-Waza erst nach dem II. WK ... ;)
Oder?
Und genau das kann ich den mir zur Verfügung stehenden Quellen nicht entnehmen.
Ich habe keine abschließende Liste erstellen wollen und mir ist auch keine Statistik bekannt. Wenn Du aber einmal die überlieferten Berichte der Wettkämpfe von Kimura, Hirano, Kenshiro Abe, Ozawa und anderen anschaust, wirst Du feststellen, dass immer wieder diese Techniken genannt werden.

Da Du Dich immer auf Hirano berufst (aus dem Gedächtnis): o-soto-gari, o-soto-otoshi, harai-goshi, o-uchi-gari, seoi-nage, uchi-mata, tai-otoshi. Das waren seine Angriffstechniken (vgl. Hirano-kata). Dazu kamen Kontertechniken, die dann schon eher in Deine Richtung gehen, aber er war nicht wirklich ein Konterkämpfer. Ich glaube, ich hatte noch nicht erwähnt, dass ich einmal Uke für ihn in seiner Kata sein durfte - ein unvergessliches Erlebnis!
tom herold hat geschrieben:Auch darüber bin ich gestolpert:
Uki-otoshi und Sumi-otoshi basieren darauf, dass der im Oberkörper zu schwere Gegner in Bewegungsrichtung weitergeführt und aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Ohne Rüstung ist eine Reaktion und eine Verhinderung des Kuzushi leichter möglich, weshalb die Techniken im Randori mit einem gleichwertigen Partner kaum machbar sind.
Das sehe ich anders.
Erstens aus eigener Erfahrung (seit ich vor etwa zwei Jahren sowohl Uki-Otoshi als auch Sumi-Otoshi von meinem Lehrer Frank Thiele sehr detailliert erklärt bekam, kann ich beide Würfe im Randori problemlos anwenden), zweitens deshalb, weil die japanischen Ryû der Feudalzeit nicht nur aus den Ryû bestanden, die man dem Katchu Bujutsu zuordnet (= "Schlachtfeld-Stile", beinhalten Yoroi-Kumi-Uchi).
Wir finden neben den Ryû des Katchu Bujutsu auch die Ryû des Suhada Bujutsu (= "Leibwächter-Stile", auch wenn das keine korrekte Übersetzung ist!).
Und in eben diesen Ryû des Suhada Bujutsu (bspw. im Kukishinden Ryû) finden wir erstaunlicherweise auch Techniken wie Uki-Otoshi und Sumi-Otoshi. Diese weder dort auch und vor allem gegen Gegner eingesetzt, die Alltagskleidung tragen ...
Nun, ich sprach von gleichwertigen Partnern und kaum machbar - nicht von unmöglich. Wenn Du die Techniken problemlos gegen gleichwertige Gegner/Partner anwenden kannst, kann ich Dir nur gratulieren. Ich tue mir da schwerer. Zu den von Dir erwähnten Ryu kann ich nichts sagen, außer eben, dass sie mutmaßlich kein Randori gemacht haben, bzw. ihre Techniken nicht für die Anwendung im Randori entwickelt haben.
tom herold hat geschrieben: Meiner Meinung nach (Achtung: Meinung!) wären Jûdôka insgesamt gut beraten, sich mit den Vertretern der noch immer existierenden Ryû des Koryû Bujutsu in Verbindung zu setzen und sich die Ausführung bestimmter Bewegungen erklären zu lassen.
Möglicherweise (ich bin davon überzeugt) kommt man so wieder hinter die tatsächliche Bedeutung der von Kano daraus abgeleiteten Prinzipien, von denen heute zwar viel gesprochen wird, die aber im Kampf (auch und vor allem im sportlichen Wettkampf) nicht mehr beachtet werden.

So weit mir bekannt, hat sich Okano ja vor etlichen Jahren ganz ähnlich geäußert (und nicht nur er).

Tom
Dazu lernen und den eigenen Horizont erweitern hat noch niemandem geschadet.
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tutor! »

st.gregor hat geschrieben:Was die von tutor! angesprochene Problematik noch befeuert ist die Tatsache, dass im Judo häufig der Begriff der "Technik" falsch verstanden wird, nämlich als konkrete Handlungsanweisung zur Lösung einer speziellen Problemstellung. Demnach muss eine Technik, die von einem Judoka vom Geesink-Typus ausgeführt wird anders gestaltet sein als eine von einem Judoka vom Hirano-Typus ausgeführt wird, dies ist dann keine Frage von "richtig" oder "falsch" sondern von der korrekten Anwendung eines Wurfprinzips auf spezielle biomechanische Gegebenheiten des Ausführenden.
Demnach wäre es sinnvoller, Würfe die wir als "Techniken" bezeichnen (Subtext: Eine spezielle Methode, in einer speziellen Situation unter besonderen Bedingungen zu einem Erfolg zu kommen) besser als "Prinzipien" zu sehen (eine allgemeine Methode die durch korrekte Anwendung auf (fast) jeden Gegner und (fast) jede Situation angewandt werden kann).
Verstehen wir die Würfe der Gokyo als Prinzipien, so müssen wir zugestehen, dass sich davon ebenso zahlreiche "Techniken" ableiten lassen wie es Judoka gibt die diesen Wurf ausführen - und das diese Techniken alle in dem Sinne "richtig" oder "falsch" sind in dem sie zum Erfolg führen - oder eben nicht.
Das klingt zunächst etwas beliebig (das berühmte Judoprinzip "irgendwie"), dass wäre aber eine Fehlinterpretation: Tatsächlich sind die Wurfprinzipien klar gegeneinander abgegrenzt und wir täten als Lehrer gut daran, sie auch in dieser klar abgegrenzten Form zu vermitteln (das Verwischen der Prinzipien in der Anwendung kommt ganz von alleine - und dann gehen O goshi und Tsuri goshi tatsächlich irgendwann ineinander über).

Also, vielleicht vereinfacht es ja die Debatte, wenn wir sie von der Technik weg auf das Prinzip richten: O goshi ist wenn ich Uke mit einer Rotation um meine Körperlängsachse über meine Hüfte kippe. Was ist dann Tsuri goshi? Gesucht wird das Prinzip, dass alle der oben genannten Technikbeschreibungen umfasst...

Mit freundlich fragenden Augen :dontknow

Stephan
Sehr guter Beitrag, denn er führt in eine interessante Debatte! Du beschreibst eine der wesentlichen Punkte, die Geesink in "Judo in Evolution" andeutet. Nicht jede Bewegung passt auf jede Situation und auf jeden Körper. Wir müssen differenzieren.

Daigo-Sensei äußert sich ähnlich über die Nage-waza (ich vermeide jetzt mal den deutschen Begriff "Technik").

Nun ist der Begriff "Prinzip" leider in Deutschland durch inflationäre und manchmal unreflektierte Verwendung leider unscharf geworden - nicht in Deinen Ausführungen, denn da ist sehr klar, was Du meinst. Ich würde hier lieber von einer Wurfidee sprechen wollen, aber dasselbe meinen wie Du. Es ist nur eine Frage der verwendeten Begrifflichkeit, nicht des Inhalts.

Den von Dir beschriebenen Weg ist man sehr weitgehend gegangen. "Prinzipien der Techniken" wurden definiert (Mir wäre lieber man würde sagen: die Wurfideen wurden herausgearbeitet) . BTW: für den Bereich der Ne-Waza ist dies durch Wolfgang Hofmann geschehen wurde in Deutschland und allgemein akzeptiert. Aus konkreten Techniken wurden "Gruppen", die sie es in diesem Verständnis nur in Deutschland gibt.

Durch das "Ringen nach dem Prinzip" wurde leider so mancher zum Prinzipienreiter. So wurden dann "Modellsituationen" konstruiert, in denen das "Prinzip" der Techniken besonders gut zum Vorschein kommen sollte. Leider waren diese "Modellsituationen" häufig nicht mehr anwendungsorientiert und man hat sich mehr damit befasst, wie eine Aktion zu benennen ist, und weniger damit, wie man die Technik - im Sinne einer konkreten Aktualisierung der ihr zu Grunde liegenden funktionalen Idee ("Prinzip") - einer in verschiedenen Situationen anwenden kann.

Eine Antwort in Bezug auf o-goshi und tsuri-goshi aus meiner Sicht, habe ich weiter vorne versucht zu geben.
http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 794#p38794
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tom herold »

Hallo Tutor, du schreibst:
Es gab - je nach Finanzkraft - unterschiedlich schwere Rüstungen. Bei den leichten Lederrüstungen gibt es natürlich diesen Effekt nicht, bei den Rüstungen mit Metallhelm und Brustpanzer aus Metall schon eher.
Auch die schwersten japanischen Rüstungen wogen insgesamt maximal etwa 30kg. Diese 30 kg (vollständige "Schlachtfeldausstattung") konzentrierten sich doch nicht auf den Brustpanzer!

(Quelle: S. Turnbull "Samurai Sourcebook" S. 107 ff, vgl. auch Diane Skoss, Ellis Amdur)

Die "gerüsteten" Samurai, - nicht nur die "Berittenen", sondern auch die "Ashigaru" - mußten bspw. in der Lage sein, zu rennen, wenn es nötig wurde - und das auch über längere Strecken. (ashigaru - soviel wie "flinke Füße" oder "schnelle Beine", vgl. dazu Westbrook / Ratti, 1973, S. 84)
So wie du dir diese Rüstungen vorzustellen scheinst, wäre das gar nicht möglich gewesen.
Die "volle Schlachtausrüstung" mit ihren knapp 30 kg war aber die Rüstung der berittenen Samurai, nicht der Ashigaru ...
Und das "Ringen in Rüstungen" war auch eher für die Infanterie konzipiert als für die Kavallerie (obwohl die Samurai es unabhängig von der Art ihrer Rüsttung beherrschen mußten, wenn sie überleben wollten).

Du schreibst:
In jedem Fall aber bewirkt das zusätzliche Gewicht am Oberkörper die von mir beschriebenen Effekte
Das sehe ich (u.a. aus eigener Erfahrung im Yoroi Kumi Uchi) ganz anders. ;)
Wenn man sich die japanischen Rüstungen unterschiedlicher Typen genauer ansieht, wird man feststellen, daß das postulierte "Höherrutschen" des KSP nicht stattfindet. Es wäre sehr ungewöhnlich gewesen, lediglich den Brustpanzer zu tragen, ohne Beinschienen, Hüftschutz usw. anzulegen.
Ich darf dazu Turnbull zitieren:

"The evolution from the foot-soldier's dô maru to the samurai's tôsei gusoku began with a redistribution of the weight from the shoulders alone to a more even spread across the waist and the hips, a trend that is visible from about the time of the Onin War onward."
(S. Turnbull: Samurai Sourcebook", 1998, S. 96)

Der "Onin-Krieg" (1467-1477) fand zu Beginn der Senkogu-Jidai-Periode statt (1470-1570).
Spätestens (!) seit dieser Zeit wurde das Gewicht der japanischen Rüstungen also von den Hüften (!) getragen. Das spricht gegen deine Annahme, der KSP verlagere sich beim Tragen einer japanischen Rüstung nach oben.
In dieser Zeit der hundert Jahre währenden Kriege in Japan wäre es mit Sicherheit sehr ungünstig gewesen, wenn sich der KSP beim Tragen einer Rüstung nach oben verlagert hätte.
Dazu kommt noch, daß die Kriege jener Periode von Kavallerie dominiert wurden - und ein sich nach oben verlagernder KSP eines Gerüsteten, der auf einem Pferd sitzt, wäre noch sehr viel ungünstiger als der eines Infanteristen.
;)

Du schreibst:
Mit Yoroi habe ich das noch nicht ausprobiert, es jedoch mit Gewichtswesten simuliert.
Glaub mir - das ist definitiv nicht dasselbe.

Du schreibst in Bezug auf den KSP eines Kämpfers, der eine japanische Rüstung trug:
Wobei ich mich dahingehend ein wenig korrigieren muss, dass der KSP nur dann nach oben "rutscht", wenn Beine und Hüften nicht zusätzlich beschwert wurden.
Normalerweise gehörte zum "Brustpanzer" (Do) auch eine "Verlängerung", die bis auf die Oberschenkel reichte und Hüfte und Unterleib schützte.
Ich konnte nur einen einzigen Typ von Rüstung ausfindig machen, bei dem es scheinbar keinen "Hüftschutz" gab - und das war das "Modell" Do-maru (vgl. dazu Westbrook / Ratti: "Secrets of the Samurai", S. 204).
Soweit ich das allerdings verstanden habe, "fehlt" dieser Hüftschutz (Mete-saki / Kin-Kakushi / Yunde-Saki) nicht etwa, sondern wurde sozusagen "extra" angelegt, war also nicht wie bei anderen Rüstungstypen Teil des "Harnisch" (Do).

Das erst einmal zum Yoroi Kumi Uchi.
All das führt aber ein wenig von der Frage weg, ob die korrekte Anwendung der Prinzipien des Werfens nicht unweigerlich dazu führt, "ungerüstete" Gegner, die bspw. einen Gi (keikogi) tragen, ebenso mit Sumi-Otoshi / Uki-Otoshi usw. werfen zu können, wie du das für gerüstete Gegner beschrieben hast ...

Tom
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tutor! »

tom herold hat geschrieben: Auch die schwersten japanischen Rüstungen wogen insgesamt maximal etwa 30kg. Diese 30 kg (vollständige "Schlachtfeldausstattung") konzentrierten sich doch nicht auf den Brustpanzer!
(...)
All das führt aber ein wenig von der Frage weg, ob die korrekte Anwendung der Prinzipien des Werfens nicht unweigerlich dazu führt, "ungerüstete" Gegner, die bspw. einen Gi (keikogi) tragen, ebenso mit Sumi-Otoshi / Uki-Otoshi usw. werfen zu können, wie du das für gerüstete Gegner beschrieben hast ...
Selbst 10 oder 20kg Zusatzgewicht machen schon einiges aus, 30kg umso mehr. Natürlich kann man auch jemanden mit Uki-otoshi oder Sumi-otoshi werfen, der keine Rüstung an hat - etwas anderes habe ich nie geschrieben und lasse ich auch nicht in meinen Betrag hineininterpretieren. Sumotori machen ja auch ähnliche Techniken. Nur je mehr Masse im Spiel ist, desto einfacher geht es eben (wenn man diese Masse erst einmal in Bewegung gebracht hat). Nichts anderes habe ich geschrieben und dem wirst Du sicher zustimmen.
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tom herold »

Damit meine Beiträge nicht allzu lang werden, habe ich diesen hier in zwei Teile aufgeteilt ... ;)

Du schreibst in Bezug auf die Ryû des Suhada Bujutsu:
Zu den von Dir erwähnten Ryu kann ich nichts sagen, außer eben, dass sie mutmaßlich kein Randori gemacht haben, bzw. ihre Techniken nicht für die Anwendung im Randori entwickelt haben.
Die Trainingsmethode des Nokai Ai war in den Ryu des Suhada Bujutsu allerdings bestens bekannt.

Ich darf Torsten Münch zitieren:
"... keines der Systeme basiert auf uneffektiven oder nicht brauchbaren Techniken. Nur Kampfstile, welche im Ernstfall auch real und brauchbar waren, konnten sich in mehreren hundert Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen behaupten und überleben."
(Torsten Münch: "Der bessere Weg ... Katchu und Suhada bujutsu" (http://www.page-five.de/Tenshu/weg.htm, 22.02.02)

Abgesehen davon mußten die dort verwendeten Techniken (also auch die Wurftechniken) extrem effektiv sein - es handelte sich ja schließlich um das, was man (ein wenig unkorrekt wiedergegeben) mit der Bezeichnung "Leibwächter-Stile" bedachte.
Wenn man Ran o toru (Randori) als Trainingsform für die sportliche Betätigung im Jûdô definiert, dann hast du gewiß recht, wenn du schreibst:
... ihre Techniken nicht für die Anwendung im Randori entwickelt haben
Sollte man nicht meinen, daß Wurftechniken, die (zusammen mit anderen Techniken) für den blutigen Ernstfall trainiert werden, besonders exakt und wirksam sein müssen?
Sollte man nicht annehmen, daß jemand, der Würfe auf diese Art und mit diesem Ziel trainiert, wesentlich mehr über Wurftechniken und deren Wirkung weiß als jemand, der solche Techniken für ein sportliches Kräftemessen einübt?
Sollte man daher nicht von selbst auf die Idee kommen, sich den Grundsatz des "Keiko Shokon" zu eigen zu machen?

Übrigens - dieser Nachsatz sei mir gestattet: mein Lehrer Frank Thiele war in den dreißig Jahren, die er direkter Schüler Tokio Hiranos war, sehr oft Uke in Hirano-no-Kata.
Ich denke, daß (zumindest hier in Deutschland) kaum jemand so dicht und über einen so langen Zeitraum an Hirano "dran" gewesen sein dürfte.
Und soweit mir Frank Thiele erklärt hat, wurde die "Ura-Seite" der Hirano-no-Kata von Hirano nur an sehr wenige Jûdôka weitergegeben.
Was den Uki-Otoshi betrifft: ein Konter auf O-Soto-Gari in Hirano-no-Kata ist der Uki-Otoshi.
Ich denke nicht, daß Hirano diese Technik in seine Kata aufgenommen hätte, wenn sie für ihn keine Kampfrelevanz gehabt hätte. Uki-Otoshi habe ich selbst übrigens erst wirklich verstanden, als ich den Tai-Otoshi (also den imho "korrekten" gemäß Koizumi, Kano, Hirano) verstanden hatte. Und ja, ich kann diese Würfe mittlerweile auch dann anwenden, wenn das Randori sich zu einem regelrechten Shiai auswächst. Was imho beweist, daß es wirklich nur darum geht, die Wurfprinzipien verstanden zu haben und anwenden zu können ...

Tom
HBt

Effektivität, Methodik, Wissen == Kompetenz

Beitrag von HBt »

Tom hat geschrieben: - Sollte man nicht meinen, daß Wurftechniken, die (zusammen mit anderen Techniken) für den blutigen Ernstfall trainiert werden, besonders exakt und wirksam sein müssen?
- Sollte man nicht annehmen, daß jemand, der Würfe auf diese Art und mit diesem Ziel trainiert, wesentlich mehr über Wurftechniken und deren Wirkung weiß als jemand, der solche Techniken für ein sportliches Kräftemessen einübt?
Wenn ich "unbedingt" quadriere heißt es dann "absolut"? 8)
Ich denke nicht, daß Hirano diese Technik in seine Kata aufgenommen hätte, wenn sie für ihn keine Kampfrelevanz gehabt hätte. Uki-Otoshi habe ich selbst übrigens erst wirklich verstanden, als ich den Tai-Otoshi (also den imho "korrekten" gemäß Koizumi, Kano, Hirano) verstanden hatte. Und ja, ich kann diese Würfe mittlerweile auch dann anwenden, ...
Jede Technik (aus dem zu grundeliegenden Prinzip) muß erfolgreich anwendbar sein, Ippon - mit dem kleinen Finger! Leider bin ich davon noch meilenweit entfernt.

Zum Tsurigoshi:
Es ist ein Trauerspiel, nachdem ich gesehen habe, welches Prinzip hinter O-goshi und dem Objekt dieser Debatte, dem Tsuri-goshi (O & Ko) steht, muß ich konstatieren, es will in unserem verbandsorientiertem Ländle keiner,... außer die dunklen Sith Sympathisanten, wissen. :crybaby

Leider findet sich auch im "p.104 Illustrated Kodokan Judo" nur: the Ko-tsuri-goshi is generally fitted for a short Judoka and the O-tsuri-goshi for a tall one. Buh, das mag ich gar nicht glauben.
Zuletzt geändert von HBt am 07.10.2008, 21:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tutor! »

Ich habe mich vor vielen Jahren einmal recht ausführlich mit Frank Thiele über Hirano und das Verhältnis der beiden zueinander unterhalten, was Du aber schlecht wissen konntest. Ich glaube mich auch daran zu erinnern, einmal die Kata mit ihm als Uke gesehen zu haben. Mir ist das, was Du schreibst, also seit Jahrzehnten bekannt.

Eine Sache scheint in der Debatte nicht so bei Dir angekommen zu sein, wie ich es gemeint habe: es gibt für jede Technik begünstigende Situationen und eher ungünstige Situationen. Die von Dir angesprochen - in diesem Faden eigentlich OT - Uki-otoshi, Sumi-otoshi und Yoko-wakare werden - ich denke das ist unzweifelhaft - durch die zusätzliche Gewichtsbelastung einer Rüstung eher begünstigt. Für andere Techniken wie z.B. solche mit schnellen Eindrehbewegungen sind Gewichtsbelastungen dagegen eher hinderlich.

Abgeleitet habe ich das nicht aus den Koryu allgemein (dafür kenne ich das Feld viel zu wenig), sondern einzig aus der Koshiki-no-Kata, die von Kano in das Judo-Curriculum übernommen wurde und Wurftechniken der Kito-ryu enthält, die gegen Gegner in schwerer Rüstung ausgeführt werden. Sie enthält eine Reihe von Techniken, die den genannten ähnlich sind, aber keine Techniken, die später (auch in der Zeit vor WW2) erfolgreiche Wettkampftechniken wurden.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Techniken nicht in anderen Situationen möglich sind.
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Nanami no Kata ??? Omote u. Ura - Hirano no Kata

Beitrag von HBt »

Tutor hat geschrieben:Ich habe mich vor vielen Jahren einmal recht ausführlich mit Frank Thiele über Hirano und das Verhältnis der beiden zueinander unterhalten, was Du aber schlecht wissen konntest. Ich glaube mich auch daran zu erinnern, einmal die Kata mit ihm als Uke gesehen zu haben. Mir ist das, was Du schreibst, also seit Jahrzehnten bekannt.
Lieber Tutor,
das ist doch einmal ein schönes Stichwort und ein Anlass diese Kata allen zugänglich zu machen und zu beschreiben. Neben dem Gonosen-no-Kata Lehrvideo, eine (prima) ergänzende Maßnahme.
Gruß
Helge
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von Reaktivator »

Nachdem "tutor!" ja dankenswerterweise kompetente Beschreibungen sowie einige sehr aufschlußreiche Links zur Technik-Ausführung geliefert hat, hier noch eine kleine Ergänzung zum Vorläufer des Tsuri-goshi:

Wie in diesem Faden weiter oben auch schon richtig erwähnt, taucht der Wurf u.a. in beiden Stilen, in denen Kanō das Menkyo-kaiden erhalten hatte, auf.
Und in beiden Stilen (Kitō-ryū und Tenjin-shin'yō-ryū) wurden diese Techniken mit dem Oberbegriff Koshi-nage (wörtl.: "Hüftwurf") bezeichnet.

Dies, sowie auch jeweils einige konkrete Beispiele dafür aus beiden Stilen, ist übrigens nachzulesen in der japanischen Ausgabe der "Nage-waza-Trilogie" von Toshirō Daigo (Bd. 1, S. 229-230) - und wurde leider in der englischen Ausgabe auf ganze 12 Zeilen und eine praktisch unkommentiert präsentierte Abbildung eingedampft....
Sollte die angekündigte deutsche Ausgabe tatsächlich eine 1:1-Übersetzung aller drei japanischen Bände sein, werden demnächst die Judo-Historiker auch in Deutschland wohl nicht nur zum Thema Tsuri-goshi auf ihre Kosten kommen:
http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =26&t=2979
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
tom herold
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tom herold »

Hallo Tutor, wie ich bereits mehrfach sagte, geht es mir nicht darum, irgendwen (bspw. dich) zu provozieren.
Selbstverständlich gibt es Situationen, die diese oder jene Wurftechnik begünstigen und Situationen, in denen sich diese oder jene Wurftechnik regelrecht verbietet.
Concedo.

Wir scheinen beinahe wieder aneinander vorbei geredet zu haben - du hast historische Fakten erwähnt, die mir seit Jahren bekannt sind und umgekehrt. ;)
Allerdings hat das der Debatte wohl nicht geschadet, denke ich - es war sicher hilfreich, bestimmte Dinge noch einmal zu erwähnen, so daß alle etwas davon haben.

Ich gebe dir insoweit recht, als es sicher ab einem bestimmten Punkt einfacher ist, jemanden zu werfen, der eine Rüstung trägt - nämlich dann, wenn er das Gleichgewicht bereits verloren hat.
Man darf jedoch (dies nur zu Erinnerung) nicht vergessen, daß der scheinbare "Nachteil" einer solchen Rüstung dadurch aufgewogen wurde, daß der Gegner ebenfalls eine Rüstung trug.

Ansonsten ging es (wie sehr einfach ersichtlich) beim Yoroi Kumi Uchi nicht darum, den Gegner schön, schwungvoll, ästhetisch oder mit hoher Amplitude zu werfen (in den Suhada Bujutsu Ryû übrigens auch nicht).
Es ging schlicht darum, ihn möglichst rasch zu Boden zu bringen und ihn dort mit dem sogenannten Kodachi (einem stabilen Dolch) zu töten.
Leider wird gern vergessen, daß dies die Wurzeln des Jûdô sind ...

Zur Frage der Anwendung: Kano hat diese Würfe kaum verändert. Er paßte sie jedoch (und das ist tatsächlich revolutionär) seinem Prinzip des Seiryoku Zen'yo an.
Soll heißen, er eliminierte alle überflüssigen Bewegungen bei der Vorbereitung und Ausführung dieser Techniken.
Angeblich ist das ja allgemein bekannt, bedauerlicherweise wird es aber oft nur dahergeplappert, ohne daß es irgend einen Einfluß auf die konkrete Ausführung der Würfe hätte ...
Und das finde ich einfach sehr schade.

Es wäre sehr hilfreich, wenn sich Jûdôka - unabhängig von der Gewichtung ihrer Interessen - dazu durchringen könnten, sich mit den Vertretern der Koryû auszutauschen.
Dem Verständnis der Wurftechniken kann das nur nützen.

Nachsatz: Frank hat mir durchaus davon erzählt, daß er sich mit dir (und einigen anderen) vor Jahren ausführlich unterhalten hat.
Aber darüber können wir uns ja austauschen, sobald (?) wir uns mal persönlich treffen ...

Tom
HBt

Koshi-Nage, aha!

Beitrag von HBt »

reaktivator hat geschrieben:Sollte die angekündigte deutsche Ausgabe tatsächlich eine 1:1-Übersetzung aller drei japanischen Bände sein, werden demnächst die Judo-Historiker auch in Deutschland wohl nicht nur zum Thema Tsuri-goshi auf ihre Kosten kommen
Die kaufe ich mir sofort, wenn sie vollständig ist und ohne Umwege direkt übersetzt.

Lieber Reaktivator,
ich will Dich jetzt mal ein bißchen provozieren :D beschreibst Du uns bitte was Du bei Daigo im Original finden konntest,ja.
Gruß
Helge
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Re: Koshi-Nage, aha!

Beitrag von Reaktivator »

HBt hat geschrieben:Lieber Reaktivator,
ich will Dich jetzt mal ein bißchen provozieren :D
@ "HBt": Du böser Bube! Das gehört sich aber doch nicht. :evil:
HBt hat geschrieben:beschreibst Du uns bitte was Du bei Daigo im Original finden konntest,ja.
Das wollte ich in der Tat zunächst sogar machen, als ich o.a. Posting angefangen habe.
Aber dann kam ich zu der Erkenntnis, daß es doch ziemlich schwachsinnig (= unnötige Arbeit) wäre, wenn ich jetzt diese Passagen hier extra fürs Forum übersetzen würde, da doch offensichtlich ohnehin schon ein kompetenter Mensch (und dazu vielleicht ja sogar ein wesentlich kompetenterer als ich...!?) dabei ist, das ganze Buch ins Deutsche zu übersetzen.
Warten wir also doch lieber gemeinsam auf die deutsche Ausgabe der drei Daigo-Bücher.... :D
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tutor!
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tutor! »

tom herold hat geschrieben:(...)
Wir scheinen beinahe wieder aneinander vorbei geredet zu haben
Stimmt, denn:
tom herold hat geschrieben:(...)
Man darf jedoch (dies nur zu Erinnerung) nicht vergessen, daß der scheinbare "Nachteil" einer solchen Rüstung dadurch aufgewogen wurde, daß der Gegner ebenfalls eine Rüstung trug.
... genau das habe ich doch versucht ausführlich zu erläutern. Wenn Du eine schwere Rüstung trägst, dann macht es Sinn, dieses zusätzliche Gewicht auch zum Werfen einzusetzen, indem man z.B. nicht versucht unter den Gegner zu "tauchen", sondern sich unter Einsatz seines und des zusätzlichen Gewichts von ihm "wegfallen" zu lassen (z.B. Yoko-wakare in seiner ursprünglicheren Form, aber auch Uki-waza oder Sumi-gaeshi wie in der Nage-no-Kata).

Will man keine Sutemi-waza machen, ist man gut beraten, eine Technik zu machen, die nur eine relativ geringe Bewegung aus dem Oberkörper (wenig Rotation und wenig Vor-/Seitneigung) erfordert. Von daher sind Uki-otoshi und Sumi-otoshi etwas günstiger als z.B. Tai-otoshi.
tom herold hat geschrieben: (..)Nachsatz: Frank hat mir durchaus davon erzählt, daß er sich mit dir (und einigen anderen) vor Jahren ausführlich unterhalten hat.
Was voraussetzen würde, dass Du a) weißt, wer ich bin und b) dass sich Frank Thiele nach ca. 30 Jahren an eine einzelne(!) Unterhaltung - wir haben uns in der Tat nur einmal unterhalten - erinnern kann. Ich muss ihn durchaus beeindruckt haben, wenn er sich daran heute noch erinnern kann. Da ich aber niemandem gegenüber irgendwelche Angaben zu meiner Identität gemacht habe, auch in PNs sämtliche Vermutungen weder dementiert, noch bestätigt habe, fasse ich es als Kompliment auf, wenn jemand aus meinen Beiträgen glaubt schließen zu können, wer ich bin. Scheinbar traut man nur einem sehr kleinen Kreis von Judoka (=1) derartige Beiträge zu.

Zu Hirano: über eines sollte man aber fairerweise hier alle Mitlesenden allerdings schon aufklären, damit in Bezug auf Hiranos Judo keine Missverständnisse auftauchen: nämlich seine unglaubliche Kraft und Athletik - er war nicht nur technisch in einer ganz anderen Liga als die damaligen Europäer, sondern auch physisch!
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von Reaktivator »

tutor! hat geschrieben:Da ich aber niemandem gegenüber irgendwelche Angaben zu meiner Identität gemacht habe, auch in PNs sämtliche Vermutungen weder dementiert, noch bestätigt habe, fasse ich es als Kompliment auf, wenn jemand aus meinen Beiträgen glaubt schließen zu können, wer ich bin. Scheinbar traut man nur einem sehr kleinen Kreis von Judoka (=1) derartige Beiträge zu.
Wirklich interessant....
....denn mich hatte erstens schon einmal jemand, der meine Foren-Identität nicht kennt, gefragt, ob ich der "tutor!" bin - und zweitens hatte mich auch schon einmal jemand, der (nur) meine Foren-Identität kennt, gefragt, ob ich mir eine zweite Identität zugelegt hätte...
(Ich schreibe dies nicht, weil ich mir anmaßen würde in Anspruch zu nehmen, daß meine Beiträge inhaltlich genau so substantiell seien wie die von "tutor!" - im Gegenteil: Ich fasse dies als großes Kompliment auf - sondern ich schreibe dies, um zu unterstreichen, wie müßig es doch ist, über die Identitäten zu spekulieren. Deshalb wiederhole ich noch einmal: Wichtiger als die Person ist der Inhalt - und deshalb sollten wir alle Beiträge ernst nehmen, zumal wir ja in vielen Fällen gar nicht wissen, von wem sie stammen...)
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HBt

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Beitrag von HBt »

...ist irgendwann ein doofes Spiel!
Reaktivator hat geschrieben:Wichtiger als die Person ist der Inhalt - und deshalb sollten wir alle Beiträge ernst nehmen, zumal wir ja in vielen Fällen gar nicht wissen, von wem sie stammen...)
tom herold
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tom herold »

... hallo Tutor, was deine Identität betrifft, so hast du sie durchaus bereits bestätigt, wenngleich nicht mir gegenüber.
Also, lieber tutor!, wir wollen doch jetzt bitte keine Spielchen spielen, oder?
Und sollte ich mich da nun irren, spielt es letztlich auch keine Rolle.
Es gibt hier bereits einen User, der mit seiner Anonymität kokettiert - das sollte doch reichen.
Ach wie gut, daß niemand weiß ...
(Vor einigen Jahren in einem anderen Forum hast du übrigens deine Meinungen noch unter deinem eigenen Namen vertreten ... aber wenn du das nun nicht mehr tust, ist das allein deine Entscheidung.)

Abgesehen davon hat Frank Thiele ein ganz hervorragendes Gedächtnis und kann sich an Dinge erinnern, die von den meisten Beteiligten bereits vergessen wurden.

Ich sehe jedoch nicht, inwieweit die Erörterung dieser Fragen / Themen dazu beitragen könnte, den Thread interessanter zu gestalten - ich bitte daher darum, zurück zum Thema zu kommen (auch wenn ich selbst für einige Abschweifungen verantwortlich bin, wie ich eingestehe).
HBt

Re: Tsuri-goshi

Beitrag von HBt »

Tokio Hirano demonstriert mit Mahito Ohgo bei ca 4:20min Tsuri-Goshi.
Langsam wird das Video zur Referenz ;)
Tutor! hat geschrieben:Zu Hirano: über eines sollte man aber fairerweise hier alle Mitlesenden allerdings schon aufklären, damit in Bezug auf Hiranos Judo keine Missverständnisse auftauchen: nämlich seine unglaubliche Kraft und Athletik - er war nicht nur technisch in einer ganz anderen Liga als die damaligen Europäer, sondern auch physisch!
Das sieht man sehr, sehr deutlich. Hirano soll sehr traurig über das Niveau der Nachkriegsgeneration gewesen sein, was würde er heute fühlen und äußern, an Kraft und Athletik mangelt es nicht mehr.
Zuletzt geändert von Fritz am 08.10.2008, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Minutenangabe eingefügt
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von Fritz »

Wie ihr sicherlich gemerkt habt, habe ich einige sehr themenfremde Beiträge aus diesem
Faden in die Plauderecke verschoben...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kastow
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von kastow »

Hallo Udo,

ich habe etwas Schwierigkeiten, folgende Beschreibung in Bewegung umzusetzen:
Beim TG lässt Du Uke unter Begleitung Deiner Zughand von der Seite her hinter dem Rücken auf Deine Hüfte auflaufen. Während des Auflaufens machst Du zunächst mit der eigenen Hüfte eine Ausweichbewegung (ohne zusätzliche Schritte) nach links, ziehst Uke von der Seite her hinter Dich und schiebst dann zum Blockieren / bzw. werfen Deine Hüfte wieder nach rechts vor Uke.
Bei meinen bisherigen Versuchen steht meine Schulter immer zu weit hinten, so dass ich keine Kraft mehr übertragen und Uke deshalb nicht mehr ziehen kann. Kannst du die Bewegung evtl. noch einmal mit anderen Worten beschreiben? Hat sie evtl. Ähnlichkeit mit Uchi-mata in der Nage-no-kata?
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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